Allgemeine Informationen
Definition
- Komplizierte Harnwegsinfektion
- Eine Harnwegsinfektion (HWI) wird als komplizierte Harnwegsinfektion eingestuft, wenn im Harntrakt relevante funktionelle oder anatomische Anomalien, relevante Nierenfunktionsstörungen oder relevante Begleiterkrankungen vorliegen, die eine Harnwegsinfektion bzw. gravierende Komplikationen begünstigen.1 Ältere oder immunsupprimierte Patient*innen sind hiervon häufig betroffen.2
- Als komplizierte Harnwegsinfekte gelten laut DEGAM u.
- Auch bei Patient*innen mit einer instabilen Stoffwechselsituation oder mit fortgeschrittenem Diabetes mellitus sind Harnwegsinfektionen als kompliziert einzustufen.1
- Die Relevanz der einzelnen komplizierenden Faktoren ist oftmals nicht erforscht.2
- Die Unterscheidung in komplizierte und unkomplizierte Harnwegsinfektionen ist
einklinischklinisches Kriteriumrelevant, da sich beide Infektionsformen im Umfang von Diagnostik und Therapie, Schwere der Erkrankung und Prognose unterscheiden.
- Unkomplizierte Harnwegsinfektion
- Eine Harnwegsinfektion (HWI) wird als unkomplizierte Harnwegsinfektion eingestuft, wenn im Harntrakt keine relevanten funktionellen oder anatomischen Anomalien, keine relevanten Nierenfunktionsstörungen und keine relevanten Begleiterkrankungen vorliegen, die eine Harnwegsinfektion bzw. gravierende Komplikationen begünstigen.1
- Asymptomatische Bakteriurie
- Eine klinisch symptomatische Harnwegsinfektion wird von einer asymptomatischen Bakteriurie unterschieden. Letztere soll
beibisnichtaufschwangerenwenigeFrauenAusnahmen (z. B. vor urologischen Eingriffen, Schwangere mit Komplikationsrisiko) nicht behandelt werden.1-2
- Eine klinisch symptomatische Harnwegsinfektion wird von einer asymptomatischen Bakteriurie unterschieden. Letztere soll
- Rezidivierende Zystitis
- Eine rezidivierende Harnwegsinfektion wird angenommen, wenn eine Rezidivrate von ≥
symptomatischesymptomatischen Episoden pro Jahr vorliegen.1
- Eine rezidivierende Harnwegsinfektion wird angenommen, wenn eine Rezidivrate von ≥
- Klassifizierung
- Infektionen der Harnwege werden gewöhnlich in obere und untere HWI eingeteilt:
- Eine obere Harnwegsinfektion (Pyelonephritis) wird dann angenommen, wenn unter den akuten Symptomen z.
- Eine untere Harnwegsinfektion (Zystitis) wird angenommen, wenn sich die akuten Symptome nur auf den unteren Harntrakt begrenzen, z.
- Eine obere Harnwegsinfektion (Pyelonephritis) wird dann angenommen, wenn unter den akuten Symptomen z.
- Infektionen der Harnwege werden gewöhnlich in obere und untere HWI eingeteilt:
Häufigkeit
- Über die relative Häufigkeit der verschiedenen Harnwegsinfekte gibt es keine belastbaren Zahlen.
- Die unkomplizierte Zystitis bei Frauen macht vermutlich den Großteil aller Harnwegsinfekte aus.1
Ätiologie und Pathogenese
- Anatomische, pathologische oder funktionelle Umstände der Harnwege können für den Verlauf eines Harnwegsinfekts prädisponieren oder Komplikationen verursachen.
- Patient*innen mit Harnwegsinfekten im Krankenhaus haben fast immer komplizierende Faktoren.
- Eschericia coli ist der häufigste Erreger (70–90
- Grampositive Erreger wie Enterokokken und Staphylokokken sowie Candida spp. kommen ebenso häufiger vor.3
- Komplizierende Umstände können manchmal atypische Bakterien begünstigen, die ein anderes Resistenzmuster als die üblichen uropathogenen Bakterien haben.
- Systematische Untersuchungen zum Erregerspektrum bei komplizierten Harnwegsinfekten in der Primärversorgung fehlen weitgehend.2
- Erregerspektrum bei Männern mit HWI laut einer Studie in der hausärztlichen Versorgung:2
-3- 75 % E. coli
- 21 % Enterokokken
- 13 % Proteus sp.
- bei Männern mit HWI in der fachärztlichen Versorgung:2
,4- 59 % E. coli
- 13 % Proteus
- 9 % Enterokokken
- 6 % Klebsiella
- 4 % Proteus mirabilis.
- bei Kindern laut einer US-amerikanischen Studie in der ambulanten Versorgung:2,
54- 83,5 % E.coli
- 6,9 % Enterokokkus saprophyticus
- 4,7 % Klebsiella
- 3,6 % Proteus mirabilis
- Besonders bei Säuglingen und bei komplizierten oder rezidivierenden Infekten liegen häufig andere Erreger als E. coli vor.
- Erregerspektrum bei Männern mit HWI laut einer Studie in der hausärztlichen Versorgung:2
Disponierende Faktoren
- Obstruktionen im Harntrakt (Urolithiasis, Tumoren, Fehlbildungen, BPH)
- Katheter (Blasenkatheter, Ureterschienen, Nephrostoma)
- Neurologische Erkrankungen (z.
- Restharn (Blasendivertikel, Zystozele)
- Vesikoureteraler Reflux
- Schwangerschaft
- Systemische Erkrankungen oder immunsuppressive Behandlungen
ICPC-2
- U71 Zystitis/Harnwegsinfekt, anderer
ICD-10
- N30 Zystitis
- N30.0 Akute Zystitis
- N30.1 Interstitielle Zystitis (chronisch)
- N30.2 Sonstige chronische Zystitis
- N30.3 Trigonumzystitis
- N30.4 Strahlenzystitis
- N30.8 Sonstige Zystitis
- N30.9 Zystitis, nicht näher bezeichnet
Diagnostik
Diagnostische Kriterien
- Klinik: Voraussetzung für eine Diagnose. Laut Definition gibt es keine asymptomatische Harnwegsinfektion.1
- Auch die Differenzierung zwischen unterer und oberer Harnwegsinfektion erfolgt ausschließlich über die Klinik.1
- Urindiagnostik: Es sollte eine Urindiagnostik mit Teststreifen und Anlage einer Urinkultur zur Erregerbestimmung und Resistenztestung erfolgen.1
- Sonografie: Sollte ggf. zum Ausschluss komplizierender Faktoren erfolgen.1
Leitlinie: Häufige komplizierende Faktoren und Risikofaktoren2
- Alle HWI bei Kindern, Männern, Schwangeren
- Funktionelle oder anatomische Besonderheiten
- Z.
- Immunsupprimierte Patient*innen
- Fieber, Flankenschmerz
- Urologische/renale Erkrankung
- Nierensteine
- Innerhalb der letzten 2 Wochen
- Anlage eines Urinkatheters
- Entlassung aus einem Krankenhaus oder einer Pflegeeinrichtung
- Antibiotikatherapie in den letzten 2 Wochen
Anamnese
- Die Anamnese gibt Hinweise auf komplizierende Faktoren, so sprechen Fieber und Flankenschmerz eher für einen komplizierten HWI
. In der Hausarztpraxis ist ein fieberhafter Harnwegsinfekt häufig durch einePyelonephritisoder eineProstatitisverursacht.- Starke Schmerzen im perianalen Bereich, Fieber und Schüttelfrost, zusammen mit Dysurie und Pollakisurie sprechen für das Vorliegen einer Prostatitis, die zu einem Harnverhalt führen kann.
65 - Fieber, Schüttelfrost, Flankenschmerz, evtl. mit Übelkeit und Erbrechen können Hinweis für eine Pyelonephritis sein.
76 - Bei Fieber, Dys- und Pollakisurie sowie skrotalen Schmerzen kann eine Epididymitis vorliegen.
Körperliche Untersuchung
- Eine körperliche Untersuchung sollte bei Verdacht auf einen komplizierten HWI immer erfolgen: Nierenlager, Abdomen, Genitalien.
Ergänzende Untersuchungen in der Hausarztpraxis
Urin
- Urinstreifentest – für einen Harnwegsinfekt sprechen der Nachweis von:1
- Blut
- Leukozyten
- Nitrit
- Bei Verdacht auf eine komplizierte Harnwegsinfektion ist ein Urinstix nicht ausreichend zum Ausschluss der Erkrankung.
- Mögliche Störfaktoren beachten (siehe nachfolgende Tabelle).
- Zusätzlich eine Urinuntersuchung einschließlich Kultur durchführen.1-2
- Die Kultur erlaubt eine gezielte Therapie oder Anpassung der Therapie bei Vorliegen des Resistogramms.
Sonografie
- Zum Ausschluss von komplizierenden Faktoren2
Labor
- Blutuntersuchungen können bei Verdacht auf Pyelonephritis hilfreich sein.1
- Leukozyten, CRP und Procalcitonin können erhöht sein.
- Eine Cochrane-Metaanalyse fand, dass bei Kindern CRP und Procalcitonin nicht sicher zur Unterscheidung zwischen oberer und unterer Harnwegsinfektion empfohlen werden können. Es scheint jedoch eine Korrelation des Procalcitonins mit einer Pyelonephritis zu geben.
87 So könnte einCutoffCut-off-Wert des Serum-Procalcitonins in Höhe von über 1,098])die Wahrscheinlichkeit einer Pyelonephritis gering (<87
- Eine Cochrane-Metaanalyse fand, dass bei Kindern CRP und Procalcitonin nicht sicher zur Unterscheidung zwischen oberer und unterer Harnwegsinfektion empfohlen werden können. Es scheint jedoch eine Korrelation des Procalcitonins mit einer Pyelonephritis zu geben.
- Blutkulturen sind bei 12
Diagnostik bei Spezialist*innen
- Ultraschall kann bei Verdacht auf komplizierende Umstände und bei ausbleibendem Therapieerfolg indiziert sein.
Urografie, um evtl. Konkremente und Epithelveränderungen nachzuweisen.Zystoskopie
Zystoskopie istIst erforderlich, wenn man Veränderungen der Blasenschleimhaut erkennen will.- Eine routinemäßige Anwendung bei einem komplizierten HWI ist nicht sinnvoll.
- Computertomografie, ohne Kontrastmittel
kann- Kann aufgrund der hohen Sensitivität und Spezifität nach dem Ultraschall zur weiterführenden Diagnostik bei Verdacht auf Uretersteinen eingesetzt werden.
Sie dient - Dient der Einschätzung der Steindichte und anderen Eigenschaften des Steines.
Die
- Kann aufgrund der hohen Sensitivität und Spezifität nach dem Ultraschall zur weiterführenden Diagnostik bei Verdacht auf Uretersteinen eingesetzt werden.
- CT mit Kontrastmittel
gibt- Gibt Hinweise auf die Anatomie und Funktion des Harntraktes.
109 - Zu berücksichtigen ist die im Vergleich zu anderen Untersuchungsmethoden erhebliche Strahlenbelastung bei der CT.
- Gibt Hinweise auf die Anatomie und Funktion des Harntraktes.
- Urografie
- Zur Steinsuche ist die Urografie durch die native CT weitgehend verdrängt worden aufgrund der höheren Sensitivität und Spezifität.9
Indikationen zur Überweisung/Klinikeinweisung
- Überweisung in die urologische Praxis
- bei Verdacht auf bisher nicht bekannte komplizierende Faktoren zur weiteren Diagnostik
- Klinikeinweisung
- Pyelonephritis mit schwerem Verlauf, Verdacht auf Urosepsis
- Übelkeit, Erbrechen
- Kreislaufinstabilität
- Pyelonephritis und/oder Faktoren, die das Auftreten von Komplikationen wahrscheinlich machen, z.
- Schwangerschaft
- Diabetes mellitus mit instabiler Stoffwechselsituation
ImmunsupressionImmunsuppression- Kinder, insbesondere in den ersten Lebensmonaten.
Beibei Pyelonephritis und fehlender klinischen Besserung 72 Stunden nach Behandlungsbeginn1- Obstruktion der Harnwege mit Harnstauungsniere, z.
- V.
- V.
- Pyelonephritis mit schwerem Verlauf, Verdacht auf Urosepsis
Therapie
Therapieziele
- Die Infektion sanieren.
- Komplizierende Umstände behandeln.
Allgemeines zur Therapie
- Patient*innen mit komplizierten HWI sollen eingehend über ihre Erkrankung, ggf. Diagnostik und Notwendigkeit der Wiedervorstellung bei erneuten Symptomen aufgeklärt werden.2
- Antibiotische Behandlung
Medikamentöse Therapie
- Siehe auch die Artikel:
- Bedingt durch die Häufigkeit der Erkrankung richten sich die Therapieempfehlungen für die unkomplizierte Zystitis auch danach, einer Resistenzentwicklung vorzubeugen. Dies rückt bei der komplizierten Harnwegsinfektion in den Hintergrund, da diese seltener ist und potenzielle Komplikationen schwerwiegender.
- Die Urinkultur mit Antibiogramm ist Grundlage der gezielten antibiotischen Behandlung.1,
1110 - Im Zweifel sollte die Überweisung zu Spezialist*innen erfolgen.
- Für Fluorchinolone wurden von der Europäischen Arzneimittel-Agentur Anwendungsbeschränkungen empfohlen: Besondere Vorsicht bei Älteren und bei Patient*innen mit Nierenfunktionseinschränkung. Keine Kombination mit Kortikosteroiden. Nicht empfohlen als Mittel der 1. Wahl zur Behandlung leichter und mittelschwerer Infektionen.
1211- Laut Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) besteht bei komplizierten Harnwegsinfektionen keine Änderung des Anwendungsgebietes für Chinolone.
Antibiotikatherapie der komplizierten Harnwegsinfekte
- Siehe auch Artikel Antibiotikatherapie.
Leichte bis mittelschwere Pyelonephritis bei gesunden Erwachsenen (keine Risikofaktoren, keine Schwangerschaft)1
- Orale Therapie: Ciprofloxacin 500–750
;ggf. - Cefpodoxim-Proxetil 200
- War einer Zehn-Tages-Therapie mit Ciprofloxacin klinisch (nicht mikrobiologisch) bei der unkomplizierten Pyelonephritis ebenbürtig.
- Kann als Alternative in der Behandlung erwogen werden, wenn andere Antibiotika nicht infrage kommen.
- Bei klinischer Besserung nach 72 Stunden Fortsetzung der Behandlung; bei fehlender Besserung Umstellung auf parenterale Therapie mit anderen Antibiotika, möglichst nach Resistogramm (s.
- Urinkultur am 4. Therapietag und ca. 10 Tage nach Therapieende
Schwere Pyelonephritis bei gesunden Erwachsenen (keine Risikofaktoren, keine Schwangerschaft)1
- Stationäre Behandlung
- Initial parenterale Gabe, bei Besserung nach 72 Stunden Umstellung auf orale Therapie nach Antibiogramm
- Mittel der 1. Wahl zur Initialtherapie
- Cefotaxim 2
- Ceftriaxon (1–)2
- Ciprofloxacin 400
- Levofloxacin 750
- Cefotaxim 2
- Urinkultur am 4. Therapietag und ca. 10 Tage nach Therapieende
Akute Zystitis bei Schwangeren ohne sonstige relevante Begleiterkrankungen1-2
- Es sollten primär Penicillinderivate, Cephalosporine
,oder Fosfomycin-Trometamol eingesetzt werden.- Pivmecillinam: z.
- Ein Betalaktam-Antibiotikum, das ausschließlich zur Behandlung einer Zystitis zugelassen ist.
- seit 2016 in Deutschland zugelassen
- Cefuroxim: z.
×x/d über 3–7 Tage- ein Cephalosporin der 2. Generation
- Gehört laut embryotox.org zu den Antibiotika der Wahl in der Schwangerschaft.
1312
- Fosfomycin-Trometamol, Einmaldosis 3
- laut embryotox.org nur 2. Wahl bei Schwangeren aufgrund der begrenzten Erfahrung
1312
- laut embryotox.org nur 2. Wahl bei Schwangeren aufgrund der begrenzten Erfahrung
- Pivmecillinam: z.
Komplizierte Harnwegsinfektion (sonstige)76
- Empfohlene Medikamente
- Amoxicillin + Aminoglykosid
- Cephalosporin der 2. Generation + Aminoglykosid
- Cephalosporin der 3. Generation i.
- Ciprofloxacin (z.
×x tgl. über 7–10 Tage) nur, falls- lokale Resistenzraten <
- keine Hospitalisierung erforderlich ist – oder –
- eine Betalaktam-Allergie vorliegt.
- lokale Resistenzraten <
- Nicht verwendet werden sollten aufgrund der Resistenzlage:
- Amoxicillin +/– Clavulansäure
- Trimethoprim +/– Sulfamethoxazol.
Katheterassoziierte Harnwegsinfekte76
- Keine Therapie bei asymptomatischen Patient*innen, unabhängig vom Nachweis einer Bakteriurie
- Keine prophylaktische
Antibiotika-GabeAntibiotikagabe - Entfernung oder Wechsel des Katheters vor Beginn der antibiotischen Behandlung
- Abnahme einer Urinkultur vor Therapiebeginn aus neu gelegtem Katheter
- Keine Verwendung von topischen Antibiotika
- Strenge Indikationsstellung für Anlage eines Dauerkatheters.
- Dauer der Behandlung: i. d. R. 7 Tage2
Harnwegsinfekte bei Kindern
- Medikamentöse Maßnahmen
Zystitis:Die DEGAM empfiehlt zur Behandlung einer nicht fieberhaften Harnwegsinfektion in erster Linie Nitrofurantoin oder Trimethoprim, in der Leitlinie der deutschen Gesellschaft füberr5–7pädiatrischeTageNephrologie werden eine Reihe möglicher Antibiotika genannt (siehe Harnwegsinfekte bei Kindern).Abhängig2,13
- Die Auswahl sollte vor allem vom lokalen Resistenzspektrum
sindabhängigmöglicherweisegemachtauch andereAntibiotika(Cephalosporine, Penicillinderivate) geeignetwerden.2 Pyelonephritis: großzügig stationäre Einweisung zur intravenösen Therapie im 1. Lebensjahr mit Ceftazidim + Ampicillin oder Ampicillin + Aminoglycosid mindestens bis 2 Tage nach Entfieberung, danach oral. Therapiedauer 10(–14) Tage; jenseits des frühen Säuglingsalters Cephalosporin der Gruppe 3 (Cefixim, Ceftibuten, Cefetamet, Cefpodoxim) oder Ampicillin + Aminoglykosid als orale Therapie, ggf. initial parenteral. Therapiedauer 7(–10) Tage1113
- Die Auswahl sollte vor allem vom lokalen Resistenzspektrum
Nichtmedikamentöse Maßnahmen2Miktion nicht hinauszögern.Auf ausreichende Flüssigkeitszufuhr achten.Zugang zu einer sauberen Toilette gewährleisten.Eine prophylaktische Wirksamkeit von Probiotika ist nicht belegt.14CranberrysaftRegelmäßige Einnahme kann vermutlich die Zahl erneuter HWI reduzieren (Ib/B).Der Anteil der Kinder, die innerhalb 1 Jahres mindestens ein Rezidiv erlitten, unterschied sich allerdings nicht von der Placebogruppe.15
Akute Prostatitis
- Die
empfolenenempfohlenen Antibiotika entsprechen denen des komplizierten Harnwegsinfektes.26 - Amoxicillin + Aminoglykosid
- Cephalosporin der 2. Generation + Aminoglykosid
- Cephalosporin der 3. Generation i. v. bei systemischen Symptomen
- orale Therapie
- Ciprofloxacin (z.
Ciprofloxacin500–750 z.lokaleB.ResistenzratenLevofloxacin< 10 %750–mgoder1 x tgl.–EmpirischekeineTherapieHospitalisierungmiterforderlichFluorchinolonenistnur–fallsoderlokale–- eine
ResistenzrateBetalaktam-Allergie<10% empfehlenswertvorliegt.7 - Empirische Behandlung mit Fluorchinolonen nicht empfohlen, falls solche bereits in den zurückliegenden 6 Monaten angewendet wurden.
76
- Ciprofloxacin (z.
- Anpassung der antibiotischen Therapie nach Urinkultur
76 - Therapiedauer 2–4 Wochen (Rezidivrate
circaca. 13.65 Keinkein Einsatz vonNitrofuratoinNitrofurantoin bei Verdacht auf Prostatitis.2- Bei Restharn kommen
alphaAlpha-Rezeptorenblocker zum Einsatz.65 - Bei Harnverhalt muss ein Einmal- oder Dauerkatheter (suprapubisch) gelegt werden.
65 - An die Gefahr eines
ProstataabszessProstataabszesses denken. Dieser wird ab einer Größe von 1behandelnbehandelt (Punktion, Drainage). - Bei systemischen Krankheitszeichen stationäre Behandlung und
initialeinitial parenterale Antibiotikatherapie.76
Prävention – Langzeitprophylaxe
- Zugrunde liegende komplizierende Umstände sollten nach Möglichkeit korrigiert werden.
- Obstruierende Konkremente sollten entfernt werden, siehe hierzu auch den Artikel Urolithiasis.
- strenge Prüfung der Indikation zur Kathetertherapie
- Katheterwechsel bei katheterassoziierten HWI
- Eine asymptomatische Bakteriurie muss nicht behandelt werden.
- Ausnahmen
stellen Kindern unter 4 Jahren mit wiederholten Harnwegsinfekten und bekanntemvesikoureteralem Reflux:dar sowiePatient*innen vor Schleimhaut-invasiveneinerInterventionenurologischenimOperationBereich der Harnwege, Schwangere mit Komplikationsrisiko1,13
- Ausnahmen
- Zu nichtmedikamentösen Maßnahmen zur Rezidivprophylaxe siehe Artikel Unkomplizierter Harnwegsinfekt bei Frauen.
Antibiotika
- Eine Langzeitantibiose kann das Risiko für eine erneute Infektion senken.2
- Die Zahl der Infekte geht jedoch nur wenig zurück.
- Die Förderung von Resistenzen sollte bedacht werden.
- Behandlungszeit 3–6 Monate oder länger
1614 - Infrage kommende Wirkstoffe
- Cephalosporine der Gruppe 3, z.
1110 - Nitrofurantoin2
- nicht länger als 6 Monate
- 100 mg/d
- Trimethoprim:
Von der DEGAM empfohlen2, rRückt als Mittel der 1. Wahl aber aufgrund von zunehmenden Resistenzen in den Hintergrund.11 Oralcephalosporin oder Amoxicillin + Betalaktamaseinhibitor sind in Regionen mit hohen diesbezüglichen Resistenzquoten zu bevorzugen.11
- Cephalosporine der Gruppe 3, z.
WirksamkeitsbelegeDie Frequenz symptomatischer HWI kann durch Langzeitprophylaxe reduziert werden, der Nutzen ist jedoch gering und die Qualität der verfügbaren Studien ist schlecht (Ia).15Cotrimoxazol reduziert symptomatische Rezidive um 50 % im Vergleich zum Placebo bei Kindern, die eine HWI durchlaufen haben und bei denen Reflux nachgewiesen wurde.17Der Anteil, bei dem innerhalb von 2 Jahren Vernarbungen der Nieren gefunden wurden, war in beiden Gruppen gleich.Eine Metaanalyse (2017) konnte keine präventive Wirkung nach Erst- oder Zweitinfektion der Harnwege bei ansonsten gesunden Kindern aufzeigen.1810
Verlauf, Komplikationen und Prognose
Komplikationen
- Urosepsis
- Abszedierung
- Epididymitis
- Renale Narben
- Prostatitis
- Bei Schwangeren möglicherweise Frühgeburt, vorzeitiger Blasensprung, Chorioamnionitis und neonatale Infektionen
- Urolithiasis (Entstehung von Struvit/Infektsteinen)
109
Prognose
- Hängt von der zugrunde liegenden Ursache ab.
Verlaufskontrolle
- Wichtig ist eine gute klinische Verlaufskontrolle der Patient*innen:
Patienteninformationen
Patienteninformationen in Deximed
Illustrationen
Quellen
Leitlinien
- Deutsche Gesellschaft für Urologie e. V. (DGU): Epidemiologie, Diagnostik, Therapie, Prävention und Management unkomplizierter, bakterieller, ambulant erworbener Harnwegsinfektionen bei erwachsenen Patienten. AWMF-Leitlinie Nr. 043-044. S3, Stand 2017. www.awmf.org
- European Association of Urology (EAU): EAU Guidelines on Urological Infections. Update 03/2017. www.uroweb.org
- Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM). Brennen beim Wasserlassen.
S3-Leitlinie und Anwenderversion der S3-Leitlinie Harnwegsinfektionen.AWMF-Leitlinie Nr. 053-001. S3, Stand 2018. www.awmf.org - Deutsche Gesellschaft für Urologie e. V. (DGU). Diagnostik, Therapie und Metaphylaxe der Urolithiasis. AWMF- Registernummer 043-025. S2k, Stand 2019. www.awmf.org
- Gesellschaft für Pädiatrische Nephrologie und Arbeitskreis Kinder- und Jugendurologie der Deutschen Gesellschaft für Urologie. Harnwegsinfektionen im Kindesalter: Diagnostik, Therapie und Prophylaxe. AWMF-Leitlinie Nr. 166-004. Sk2, Stand 2021. www.awmf.org
Literatur
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Autor*innen
- Franziska Jorda, Dr.med., Fachärztin für Viszeralchirurgie, Ärztin in Weiterbildung Allgemeinmedizin, Kaufbeuren
- Kristine Scheibel, Dr. med., Fachärztin für Allgemeinmedizin, Norderney
- Thomas M. Heim, Dr. med., Wissenschaftsjournalist, Freiburg
Dietrich August, Arzt, Freiburg im Breisgau- Klaus Gebhardt, Arzt für Allgemeinmedizin, Bremen (Review)
- Die ursprüngliche Version dieses
ArtikelArtikels basiert auf einem entsprechenden Artikel im norwegischen hausärztlichen Online-Handbuch Norsk Elektronisk Legehåndbok (NEL, https://legehandboka.no/).