Was ist eine Pneumokokken-Infektion?
Pneumokokken gelten als die häufigste Ursache einer Lungenentzündung bei Erwachsenen und sind bei ca. 50 % der Fälle beteiligt. Diese Bakterien sind auch eine häufige Ursache für Nasennebenhöhlenentzündungen und Mittelohrentzündungen bei Kindern.
Vor allem bei kleinen Kindern unter 2 Jahren und Immungeschwächten können die Bakterien zu einer schweren Erkrankung mit Sepsis (umgangssprachlich „Blutvergiftung“) oder Meningitis (Hirnhautentzündung) führen. Der schwere Verlauf wird invasive Pneumokokken-Infektion genannt. Diese Erkrankung kann tödlich ausgehen.
Aufgrund der Schwere der Erkrankung, der häufigen Komplikationen und der hohen Sterblichkeit, empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) seit Juli 2006 die Impfung gegen Pneumokokken für alle Kinder ab dem vollendeten 2. Lebensmonat. Die Impfung wird auch Personen ab 60 Jahren und Menschen mit Immunschwäche oder bestimmten Vorerkrankungen empfohlen.
Symptome
Bei einer Pneumokokken-Infektion wird das Kind plötzlich krank und erschöpft, bekommt in der Regel schnell hohes Fieber, wird kraftlos und apathisch. Bei Ausbreitung auf die Hirnhaut kommt es auch zu einer typischen Steifigkeit im Nacken. Diese Entwicklung zu einer schweren Krankheit kann in weniger als 24 Stunden erfolgen.
Ursachen
Pneumokokken (Streptococcus pneumoniae) besiedeln die Schleimhäute bei ca. 50 % aller Kinder, aber nur bei 2,5 % aller Erwachsenen. Die Bakterien werden wie bei einem grippalen Infekt durch Tröpfcheninfektion, d. h. meist durch Husten oder Niesen, übertragen. Sie sind vor allem dann gefährlich, wenn das Immunsystem ohnehin geschwächt ist – z. B. nach einer Viruserkrankung oder durch chronische Erkrankungen. Für Säuglinge und Kleinkinder besteht ein erhöhtes Risiko, weil deren Immunsystem allein noch nicht in der Lage ist, eine Pneumokokken-Infektion abzuwehren.
Häufigkeit
- Im Jahr 2020 wurden in Deutschland 8.697 Fälle von invasiven Pneumokokken-Infektionen gemeldet.
- Weltweit werden ca. 10 % aller Todesfälle bei Kindern im Alter von 1 Monat bis zu 5 Jahren von Bakterien der Art Streptococcus pneumoniae verursacht.
Untersuchungen
Die Diagnose wird mit einer Untersuchung von Blut oder Gehirn-Rückenmark-Flüssigkeit (Liquor) bestätigt.
Behandlung
Pneumokokken-Infektionen werden mit Antibiotika (meist Penicillin) behandelt. Bei dieser schweren Krankheitsvariante werden Antibiotika intravenös direkt ins Blut injiziert, um eine schnelle und maximale Wirkung zu erreichen. Kinder müssen hierfür ins Krankenhaus gebracht werden, wo sie ggf. intensivmedizinisch überwacht werden.
Vorbeugung
Impfung gegen Pneumokokken
Die Impfung gegen Pneumokokken wird allen Säuglingen ab einem Alter von 2 Monaten empfohlen. Die 3 Impfungen sollen möglichst zu folgenden Zeiten erfolgen:
- 1. Impfung im Alter von 2 Monaten
- 2. Impfung im Alter von 4 Monaten
- letzte Impfung mindestens 6 Monate später im Alter von 11 Monaten.
Frühgeborenen (Geburt vor der vollendeten 37. Schwangerschaftswoche) wird ein 3+1-Impfschema empfohlen: je eine Impfung im Alter von 2, 3, 4 und eine weitere Impfung im Alter von 11 Monaten.
Alle Impftermine der Pneumokokken-Impfung können zeitgleich mit anderen empfohlenen Impfungen wahrgenommen werden. Die Impfung muss nur dann verschoben werden, wenn das Kind eine schwere, behandlungsbedürftige Erkrankung hat.1
Prognose
Invasive Pneumokokken-Infektionen sind akute, lebensbedrohliche Erkrankungen. Die Prognose ist abhängig von Alter, Vorerkrankungen und Stärke des Immunsystems.
Nach einer Hirnhautentzündung durch Pneumokokken kann es zu Folgeerkrankungen wie Hydrozephalus (Wasserkopf), Hörverlusten und Epilepsie kommen.
Weitere Informationen
- Lungenentzündung
- Akute Sinusitis (Nasennebenhöhlenentzündung)
- Mittelohrentzündung
- Sepsis (Blutvergiftung)
- Meningitis und Enzephalitis
- Antibiotikatherapie
- Invasive Pneumokokken-Infektion – Informationen für ärztliches Personal
- Ständige Impfkommission (STIKO): Impfempfehlungen
Quellen
Literatur
- Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Pneumokokkenimpfung bei Kindern. Köln 2016. www.impfen-info.de
Autor*innenAutorinnen
- Martina Bujard, Wissenschaftsjournalistin, Wiesbaden
- Natalie Anasiewicz, Ärztin, Freiburg i. Br.