Akute Sinusitis (Nasennebenhöhlenentzündung)

Was ist eine Sinusitis?

Bitte beachten Sie: Während der Corona-Pandemie sollten Personen mit Atemwegserkrankungen jeglicher Art zu Hause bleiben und sich telefonisch beraten lassen (Hausarztpraxen, Fieberambulanzen, bundesweite Rufnummer des Kassenärztlichen Notdienstes in Deutschland 116117).

Definition

Die Gesichtsknochen weisen mehrere Hohlräume auf, die über Öffnungen mit der Nase verbunden sind. Diese Hohlräume werden als Nasennebenhöhlen oder Nebenhöhlen bezeichnet und sind wie die Nase mit einer Schleimhaut ausgekleidet.

Bei einer Sinusitis ist die Schleimhaut in diesen Hohlräumen entzündet; sie schwillt an und kann Eiter bilden. Eine solche Entzündung der Schleimhäute in Nase und Nasennebenhöhlen liegt häufig auch unbemerkt bei einer normalen Erkältung vor. Wenn die Entzündung schließlich dazu führt, dass die Verbindung zwischen Nebenhöhle und Nase nicht mehr durchgängig ist und daher Flüssigkeit und ggf. Eiter nicht mehr abfließen können, steigt der Druck im Inneren der Nebenhöhle und Schmerzen treten auf.

Viele Patient*innen mit Schmerzen im Bereich der Nebenhöhlen nehmen Antibiotika ein. Dies ist jedoch meist unnötig. Laut Studien tritt eine bakterielle Sinusitis nur bei 0,5–2 % aller Personen mit einer Erkältung auf. In den meisten Fällen sind Viren die Auslöser, die sich durch Antibiotika nicht bekämpfen lassen.

Da bei sehr kleinen Kindern noch nicht alle Nebenhöhlen vollständig entwickelt sind, kann die Erkrankung hier etwas anders als bei Erwachsenen verlaufen.

Symptome

In der Regel tritt eine akute Sinusitis in Verbindung mit einer normalen oder besonders langwierigen Erkältung auf. Typische Symptome sind Schmerzen oder ein Druckgefühl oberhalb der Augen oder neben der Nase. Viele Patient*innen berichten auch von Zahnschmerzen im Bereich des Oberkiefers. Typischerweise verstärken sich die Schmerzen bzw. das Druckgefühl beim Beugen nach vorne. Vor allem auf der schmerzenden Seite kann ein dickflüssiges, verfärbtes Sekret aus der Nase fließen. Häufig ist der Geruchssinn eingeschränkt. Viele Patient*innen klagen auch über Kopf- und Halsschmerzen sowie Husten.

Neben Erkältungen kann eine Sinusitis auch durch Komplikationen einer Zahnbehandlung oder Infektionen in Zähnen des Oberkiefers verursacht sein. Typisch für diese Form der Erkrankung sind starke einseitige Schmerzen und Mundgeruch.

Für eine bakterielle Infektion sprechen hohes Fieber und ein schlechter Allgemeinzustand, eine Dauer der Erkältungssymptome von mehr als 7 Tagen ohne Besserung oder eine erneute Verschlechterung nach einer vorübergehenden Besserung.

Ursachen

Wenn infolge einer Infektion der Atemwege die Schleimhaut in den Nasennebenhöhlen anschwillt, wird die ansonsten gute Luftzufuhr zwischen Nase und Nebenhöhlen beeinträchtigt. Im Verlauf können die Verbindungsgänge zwischen Nase und Nebenhöhlen ganz verschlossen sein. Dies führt dazu, dass Schleim, Viren und Bakterien nicht mehr aus den Nebenhöhlen abtransportiert werden und der Druck darin steigt. Dann werden die knöchernen Strukturen, die die Nebenhöhlen umgeben, schmerzhaft und druckempfindlich.

Wenn die Schleimhäute aufgrund einer allergischen Rhinitis geschwollen sind, kann dies eine besondere Anfälligkeit für Nebenhöhlenentzündungen mit sich bringen. Dies gilt auch für Personen, bei denen die Verbindungskanäle zwischen Nebenhöhlen und Nase besonders eng sind (z. B. wegen einer schiefen Nasenscheidewand oder Nasenpolypen).

Häufigkeit

Nasennebenhöhlenentzündungen treten meist im Winter auf. Schätzungen zufolge leiden jedes Jahr rund 14,5 Millionen Menschen in Deutschland daran.

Untersuchungen

  • In der Regel wird die Diagnose aufgrund des typischen Krankheitsverlaufs und der Symptome gestellt.
  • Die ärztliche Untersuchung umfasst meist die Nasennebenhöhlen, bei der auch geprüft wird, ob aus der Nase Eiter austritt. Durch vorsichtiges Beklopfen oder Drücken der Nebenhöhlen wird festgestellt, ob eine Druckempfindlichkeit vorliegt.
  • In einzelnen Fällen können zur Abklärung Blutuntersuchungen erforderlich sein. Dabei wird kontrolliert, ob Entzündungsparameter erhöht sind, die auf eine bakterielle Sinusitis deuten.
  • Bildgebende Verfahren (Röntgen, Ultraschall, CT) sind in aller Regel nicht notwendig.

Behandlung

  • Eine Nasennebenhöhlenentzündung verursacht häufig Schmerzen. Diese lassen sich mit Paracetamol und Ibuprofen wirksam lindern.
  • Abschwellende Nasensprays oder -tropfen erhalten Sie rezeptfrei in der Apotheke. Diese Medikamente führen dazu, dass die Schwellung der Schleimhäute abklingt und der Verbindungskanal zwischen Nebenhöhle und Nase wieder durchgängiger wird. Abschwellende Nasensprays oder -tropfen sollen nicht länger als 7–10 Tage hintereinander angewendet werden.
  • Bei einer leichten Nebenhöhlenentzündung empfiehlt es sich, den Kopf beim Schlafen etwas erhöht zu lagern.
  • Außerdem können Sie die Beschwerden lindern, indem Sie Ihre Nase mit Kochsalzlösung spülen.
  • Antibiotika sind bei einer Nebenhöhlenentzündung meist überflüssig. Oft heilt die Sinusitis ohne Medikamente aus.

Was können Sie selbst tun?

  • Kopf im Bett hoch lagern (besserer Abfluss des Sekrets).
  • Nasentropfen/-spray können die Beschwerden lindern. Sie sollten jedoch nicht länger als 7 Tage angewendet werden.
  • Rauchen Sie nicht.
  • In den meisten Fällen ist keine weitere Behandlung erforderlich.

Prognose

  • Bei den meisten Patient*innen heilt eine Nasennebenhöhlenentzündung innerhalb von 2 Wochen aus.
  • In den meisten Fällen sind Antibiotika nicht erforderlich bzw. überflüssig; sie sind in der Regel nur bei schweren bzw. sehr langwierigen bakteriellen Infektionen mit hohem Fieber sinnvoll oder wenn z. B. andere beeinträchtigende Krankheiten vorliegen.

Weitere Informationen

Autor

  • Markus Plank, MSc BSc, Medizin- und Wissenschaftsjournalist, Wien

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Literatur

Dieser Artikel basiert auf dem Fachartikel Rhinosinusitis, akute. Nachfolgend finden Sie die Literaturliste aus diesem Dokument.

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