Compare with  
Legend:
inserted text deleted text

Barotrauma und Dekompressionskrankheit

Zusammenfassung

  • Definition:VerletzungenPotenziell gesundheitsschädigendes Ereignis, diehervorgerufen durch VeränderungenAbfall des UmgebungsdrucksUmgebungsdruckes verursacht sind. In diesem Artikel stehen sie im Zusammenhang mit dembeim Tauchen oder aus sonstiger hyperbarer Atmosphäre in der Dekompressionsphase.
  • Häufigkeit: Zwischen 1 (Sporttaucher*in) und 10 Unfällen (Berufstaucher*in) pro 10.000 Tauchgängen.
  • Symptome:Dekompressionskrankheit: Nachund 1arterielle bisGasembolie 6 Stunden Schmerzen meistreichen in denihrer GelenkenSymptombandbreite von Gelenkschmerzen, Juckreiz, evtl. Ausschlag bis inhin zu schweren Fällen neurologischeneurologischen Ausfällellen, pulmonalepulmonalen SymptomeSymptomen und/oder Schock Gasembolie: Tritt 10–20 Minuten nach dem Tauchgang auf, Symptome wie bei der Dekompressionskrankheit. Evtl. Symptome in den Ohren oder Nebenhöhlen
  • Befunde:DeutlicheSehr Spannweitegroße beiBandbreite: denTachypnoe, klinischenHautemphysem, BefundenAzidose, Schwindel, Schock, neurologische Symptome.
  • DiagnoseDiagnostik:BluttestsBlutgasanalyse, Säureuren-BaseBasen-Status, Sauerstoffsättigung, EKG, zerebrale CT?CCT.
  • BehandlungTherapie:Anfänglich: SauerstoffSauerstoffgabe, InfusionenFlüssigkeitsgabe, evtl. Intubation und Überdruckbeatmung, symptomatischeoder Behandlung Hyperbarehyperbare Sauerstofftherapie ist die schlussendliche Behandlung.

Allgemeine Informationen

  • Der Abschnitt beruht, sofern nicht anders gekennzeichnet, auf diesen Referenzen.1-2

Definition

  • Dysbarismus
    • Ist ein Oberbegriff für Krankheiten, die durch Druckveränderungen in der Umgebung verursacht sind, die so schnell auftreten, dass sie die Fähigkeit des Körpers zur Anpassung übersteigen.1
    • Dies gilt für die Dekompressionskrankheit, arterielle Gasembolien und das Barotrauma.
  • Barotrauma
    • Bezeichnet Verletzungen, die durch Veränderungen im Umgebungsdruck entstehen.
    • Dieser Artikel befasst sich mit Verletzungen, die durch einen erhöhten Umgebungsdruck verursacht sind, der während des Tauchens auftritt.
  • Dekompressionskrankheit (Taucherkrankheit)
    • Ist eine schwereSchwere Komplikation beim Tauchen, bei der Gasblasen in den Organen und im Blut entstehen.
  • Es besteht ein wichtiger grundlegender Unterschied zwischen dem Freitauchen und dem SCUBA-Tauchen (Self-Contained Underwater Breathing Apparatus), bei dem der Taucher während des Tauchgangs unter Druck Atemluft einatmet (Druckluft oder Gasgemisch).
  • Als für professionelle Taucher geeignete Information wird auch folgender Leitfaden empfohlen: Taucher

Häufigkeit

  • Risiko für das Auftreten eines Dekompressions-Unfalls bei Tauchern oder Druckluftarbeitern abhängig von den „Tauchgangs-„ bedingungen und -aufgaben. Die Häufigkeit wird zwischen 1 (Sporttaucher*in) und 9,510 (Berufstaucher*in) pro 10.000 Tauchgängen angegeben.
  • Beruflich bedingte Drucklufterkrankungen in Deutschland:
    • inIn den Jahren 1993 bis 2012 wurden 126 Fälle als Berufskrankheit anerkannt.2

Ertrinken

Ätiologie und Beinaheertrinken

Pathogenese

Dekompressionskrankheit (DCS – Decompression Sickness)

  • Hintergrund
    • Der Druck steigt um 1 Atmosphäre pro 10 Tiefenmeter im Wasser.
    • Beim Ansteigen des Drucks um dendie Taucher*innen herum erhöht sich der Druck in der Atemluft entsprechend.
    • Die Löslichkeit von Gas nimmt mit dem Umgebungsdruck zu.
    • Beim Sporttauchen wird Druckluft mit der gleichen Zusammensetzung von Sauerstoff, Stickstoff und Helium wie in der atmosphärischen Luft an der Oberfläche verwendet.
    • Während des Tauchgangs wird der Sauerstoff verbraucht, während der Stickstoff im Blut und Gewebe gelöst wird.
    • Bei längeren und/oder tiefen Tauchgängen werden große Mengen von Stickstoff im Körper gelöst.
    • Beim Aufstieg zur Oberfläche geschieht eine verzögerte Ausdünstung von Stickstoff.
    • Bei einem zu schnellen Aufstieg geht der physikalisch gelöste Stickstoff in den gasförmigerrmigen Zustand über und bildet Blasen im Blut und Gewebe.
    • Diese Gasblasen können die Zellfunktion beeinflussen, das Gerinnungssystem aktivieren und Luftembolien u.  a. in der Lunge und im zentralen Nervensystem verursachen.
  • Die Symptome treten beim Aufstieg von einem Tauchgang oder innerhalb einiger Tage nach dem Tauchgang auf.
  • Die Dekompressionskrankheit wird in zwei3 Kategorien unterteilt:
    • Typ I
      • Mildemilde Dekompressionskrankheit ohne neurologische Auswirkungen
    • Typ II
      • Dekompressionskrankheit mit neurologischen und/oder kardiopulmonalen Auswirkungen
    • Typ III
      • Langzeitschäden: Als Berufskrankheit anerkannt sind bisher die aseptische Knochennekrose (AON), Hörschädigungen, Netzhautschäden sowie neurologische Folgeschäden.

Arterielle Gasembolie

  • Eine arterielle Gasembolie ist einpotenziell sehr ernster Zustandlebensbedrohlich.
  • Kann bei allen Tauchgängen mit Druckluft auftreten.
  • Der Überdruck in den Lungenbläschen führt dazu, dass die Lungenbläschen reißen und Gas in die Lungenvenen austritt.
  • Die Gasblasen werden mit dem Blutstrom transportiert und können die Blutgefäße u. a. im Gehirn und Herzen blockieren und Hirninfarkte bzw. einen Herzinfarkt verursachen.
  • Die Größe der Blasen nimmt während des Aufstiegs zu.
  • Das Risiko einer arteriellen Gasembolie ist besonders groß bei einem schnellen, unkontrollierten Aufstieg.

Andere Barotraumata

  • Alle luftgefüllten Räume im Körper können grundsätzlich von Barotraumata betroffen sein.
  • Tuba auditiva
    • Ist am stärksten gefährdet, und ein Barotrauma des Mittelohrs ist eine ausgesprochen häufige Komplikation beim Sporttauchen.
    • Sekundär können sowohl die Vestibular- als auch die Cochlea-Funktion betroffen sein.
  • Barotrauma der Nebenhöhlen (Aerosinusitis)
  • Barotrauma der Zähne
    • Kann auftreten, wenn ein Luftraum zwischen der Füllung und dem Zahn vorliegt.
  • Maskenbarotrauma
    • Tritt auf, wenn der Unterdruck in der Tauchermaske nicht angeglichen wird und zu einer periorbitalen Schwellung führt.

Osteonekrose

  • Nekrotische Läsionen, die im Knochenmark der langen Röhrenknochen und im Schulter- und Hüftgelenk auftreten können.
  • Der Verletzungsmechanismus ist teilweise unbekannt, aber der Vorgang wird vermutlich durch intramedulläre Venostase initiiert.3

Stickstoffnarkose (Tiefenrausch)

  • Bei tieferen Tauchgängen werden große Mengen an Stickstoff im Organismus gelöst.
  • Tritt vor allem bei tieferen Tauchgängen als 20–30 m auf und kehrt sich nach dem Aufstieg rasch um.
  • Stickstoff entwickelt unter erhöhtem Druck betäubende Eigenschaften.
  • Ein Tiefenrausch schwächt das Urteils- und Reaktionsvermögen des Tauchers unter Wasser.
  • Der Rausch verschwindet beim Aufstieg rasch und ist daher kein differenzialdiagnostisches Problem.
  • Tiefentaucher verwenden spezielle Gaszusammensetzungen, u. a. zur Vermeidung von Tiefenrausch.

Prädisponierende Faktoren

  • Risikofaktoren für die Dekompressionskrankheit
    • Das Überschreiten der gültigen Tauchtabelle (Synonym „Dekompressionstabelle“: anhand maximaler Tauchtiefe, Grundzeit und Restsättigung werden die Nullzeit und ggf. einzuhaltende Dekompressionsstopps errechnet)
    • Langelange und/oder tiefe Tauchgänge
    • Wiederholtewiederholte Tauchgänge
    • Kalteskaltes Wasser
    • Anstrengung
    • KaterDehydrierung
  • Individuelle Risikofaktoren43
    • Alter
    • Gewicht
    • Maximalemaximale SauerstoffaufnahmeSauerstoffaufnahmekapazität der Lunge
  • AndereWeitere Faktoren, die das Risiko erhöhen
    • Fliegen kurz nach dem Tauchgang
      • Nach kurzen flachen Tauchgängen gelten häufig 12 Stunden als ausreichend.
      • Bei tieferen, längeren oder wiederholten Tauchgängen wird eine Pause von mindestens 1–2 Tagen vor dem Fliegen empfohlen.
    • Fehlenderfehlender Sicherheitsstopp
    • Offenesoffenes Foramen ovale
    • Adipositas (Stickstoff ist fettlöslich)
    • Dehydrierung
    • Erkrankungen der Lunge, u.  a. Asthma und Emphysem
    • Pneumothorax
    • Einigeeinige Medikamente (u.  a. Antihistaminika und narkotische Medikamente)
  • Bedingungen, die in Verbindung mit tödlichen Unfällen auftreten.
    • Fehlenderfehlender Kontakt zwischen den MittauchernMittaucher*innen
    • Tieftauchen und Wracktauchen
    • Unzureichenderunzureichender Auftrieb an der Oberfläche
    • Fehlendefehlende Oberflächenbereitschaft

ICPC-2

  • A88 Schädliche Folge physikalischer Einwirkung

ICD-10

  • T70.0 Barotrauma des Ohres
  • T70.1 Barotrauma der Nasennebenhöhlen
  • T70.3 Caissonkrankheit (Dekompressionskrankheit)
  • T70.9 Schaden durch Luft- und Wasserdruck, nicht näher bezeichnet
  • T79.0 Luftembolie (traumatisch)

Diagnostik

  • Der Abschnitt beruht, sofern nicht anders gekennzeichnet, auf diesen Referenzen.1-2

Diagnostische Kriterien

  • DieKlinische Diagnose Barotrauma oder Dekompressionskrankheit wird bei Personen gestellt, die kurz nach dem Tauchen Symptome entwickeln, die diesen Erkrankungen entsprechen.
  • In den meisten Fällen tritt während der hyperbaren Sauerstoffbehandlung eine Verbesserung ein, wenn diese rasch genug initiiert wird.

Differenzialdiagnosen

  • KomplikationenZahlreiche beim Tauchen können sehr unterschiedliche Symptome hervorrufen,neurologische und es gibt eine große Anzahl vonkardiovaskuläre Differenzialdiagnosen.
    • Jedoch gilt: Für alle Symptome, die während desoder Tauchenskurz nach einem Tauchgang auftreten, muss angenommen werden, dass sie durch das Tauchen verursacht wurden, bis das Gegenteil bewiesen ist.

Anamnese

Wichtige anamnestische Fragen bei Verdacht auf Dekompressionskrankheit

  • Wie viel Zeit ist seit dem Tauchgang vergangen?
  • Wo fand der Tauchgang statt?
    • Salzwasser, Frischwasser, Fluss etc.
    • Evtlevtl. Höhe über dem Meeresspiegel
  • Verwendung von Tauchtabelle oder Tauchcomputer?
  • Grundzeit, Tiefe und Tauchprofil (inkl. Aufstiegsgeschwindigkeit und Sicherheitsstopp)
  • Prädisponierende BedingungenFaktoren? (siehe obige Diskussion)
  • Technische Probleme während des Tauchgangs?
  • Welche Symptome sind aufgetreten und in welcher Reihenfolge?
  • Welche Behandlung wurde durchgeführt?

Dekompressionskrankheit

  • Die Symptome treten bei 50  % der Betroffenen innerhalb von 1 Stunde und bei 95  % innerhalb von 6 Stunden auf.
  • Typ I (mild), gekennzeichnet durch:
    • Schmerzen
      • Meistmeist in den Gelenken lokalisiert, am häufigsten in der Schulter und den Ellbogen oder dem Rücken.
      • Hhäufig beschrieben als tief, pulsierend undoder wie Zahnschmerzen ähnlich.
      • Die Erkrankung verläuft in der Regel langsam progredient.
      • Verschlimmert sichVerschlechterung bei Bewegung.
    • Pruritus und/oder Hautausschlag.
  • Typ II (schwer) gekennzeichnet ist durch:
    • Neurologischeneurologische AffektionSymptome
      • Das Rückenmark ist häufig beteiligt.
      • Symptome wie bei Rückenmarksverletzung
      • Symptome und Befunde können dynamisch sein und folgen nicht immer den Nervenbahnen.
      • Andereweitere neurologische Symptome und Ergebnisse bei Dekompressionskrankheit
        • Initialinitial Parästhesien/Hypästhesie
        • Reflexanomalien
        • Schwindel, Müdigkeit, Kopfschmerzen und motorische Ausfälle
        • Sehstörungen
        • Übelkeit, Erbrechen, Hörverlust
    • Pulmonalepulmonale Symptome (pulmonale Dekompressionskrankheit)
      • Brennendebrennende, substernale inspirationsabhängige Schmerzen
      • Nichtnicht-produktiver Husten
      • Dyspnoe
    • Hypovolhypovolämischer Schock
      • Wird durch Flüssigkeitsverschiebung aus dem intravaskulären in den extravaskulären Raum verursacht.
    • Schmerzen treten bei ca. 30  % der Betroffenen auf.

Arterielle Gasembolie

  • Die klinische Präsentation kann der Dekompressionskrankheit vom Typ II ähneln, und die praktischemedizinische HandhabungVersorgung ist die gleiche.
  • Symptome treten fast immer innerhalb von 10–20 Minuten nach dem Tauchgang auf.
  • Häufig sind mehrere Organsysteme betroffen.
  • Frühe Symptome sind oft Schwindel, Kopfschmerz und ausgeprägte Unruhe/Angst.
  • Der Zustand kann schnell progredierenprogredient sein und zumzu Schock, zu schweren neurologischen Symptomen und zum TodTode führen.

Andere Barotraumata

  • Affektion der Tuba auditiva
    • Ein Barotrauma des Mittelohrs kann bei der Otoskopie einer Mittelohrentzündung ähneln.
    • Eine akute vestibuläre Verletzung kann einen gyratorischen Schwindel, komplette Desorientierung, Panik, irrationale Handlungen, Übelkeit, Erbrechen, Aspiration und evtl. Ertrinken verursachen.
    • Eine Ruptur des Trommelfells kann zu einer übermäßigen kalorischen Stimulation mit ähnlichen Symptomen wie bei einer vestibulären Verletzung führen.
    • Eine Cochlea-Verletzung kann zu Gehörverlust und Tinnitus führen, die sich ggf. zu chronischen Beschwerden entwickeln können.
  • Affektion des Sinus
    • Kann Schmerzen im Gesicht oder Mund, Übelkeit, Schwindel und Kopfschmerzen verursachen.

Klinische Untersuchung

  • Es gibt eine große Spannweite von möglichen klinischen Befunden.
  • Zerebrale Beeinträchtigung, Verwirrung, Agitation, Müdigkeit, Schläfrigkeit, Erbrechen, Krämpfe
  • Parästhesien/Hypästhesie, Reflexanomalien, motorische Ausfälle
  • Ausfall des Gesichtsfeldes, Verlust des Visus, Nystagmus, Schwerhörigkeit
  • Tachypnoe, Dyspnoe, Atemstillstand, Hämoptyse, Fremdgerpulmonale Nebengeräusche oder vermindertes Atemgeräusch
  • Tachykardie, Hypotonie, Arrhythmien
  • Halsvenenstauung
  • Distension der Harnblase, Oligo-/Anurie
  • Hautemphysem, Hautausschlag, Hyperämie, Zyanose oder Blässe, evtl. Exkoriationen
  • Gelenk- und Muskelschmerzen werden häufig durch eine Kompression auf dem Bereich verringert.
  • Lymphödem
  • Hypovolämischer Schock

Ergänzende Untersuchungen, ggf. in der Hausarztpraxis

  • Selten indiziertSauerstoffsättigung
  • EKG

WeitereDiagnostik Untersuchungenbei Spezialist*innen

  • Diagnostische Dekompression
  • Die Diurese wird mithilfe eines Katheters überwacht.
  • Sauerstoffmessung
  • ntgenthoraxntgen-Thorax
  • Arterielle Säure-Base,Blutgasanalyse einschließlich HbCO
  • Blutuntersuchung
    • Hat einennur von begrenztem Nutzen (Blutbild, Elektrolyte, Glukose und darfevtl. die Behandlung nicht verzögernBlutgerinnung).
    • OrientierendeCT- Hoder MRT-Schämatologie
    • Elektrolyte
    • Glukose
    • Gerinnungstests haben nur begrenzten Wert.
  • EKG
  • CT des Gehirns?del
    • Wenn keine rasche Verbesserung der neurologischen Symptome durch eine hyperbare Sauerstofftherapie eintritt.
    • Evtl. auch MRT des Gehirns
      • Eine MRT kann die meisten Fälle von arteriellen Gasembolien nachweisen, hat jedoch eine geringe Sensitivität für die Erfassung von Dekompressionskrankheit.5
    • Die häufigsten Befunde bei neurologischer Dekompressionskrankheit und arteriellen Gasembolien sind interstitielle Blutungen und ein Infarkt des Großhirns und des Rückenmarks, in der Regel die weiße Substanz betreffend.

WannIndikationen überweisenzur Überweisung

  • Alle auffälligen Symptome, die im Zusammenhang mit dem Sporttauchen auftreten, müssensollten als potenziell durch die Dekompressionskrankheit verursacht angenommen werden, und der Betroffene sollteim anZweifelsfall sofort in ein Krankenhaus überwieseneingewiesen werden.

Therapie

  • Der Abschnitt beruht, sofern nicht anders gekennzeichnet, auf diesen Referenzen.1-2,4-5

TherapiezielTherapieziele

  • ReduzierungKomplikationen derverhindern.
  • Symptome Komplikationsratelindern.

Allgemeines zur Therapie

 

Einleitende BehandlungInitialtherapie

  • EineWenn kontinuierlichenötig initial BLS/ALS/Reanimation.
    • evtl. Intubation und/oder Überdruckbeatmung6
  • Kontinuierliche Verabreichung von 100  % O2, unabhängig davon, ob Atembeschwerden vorliegen.1
  • Legen Sie einen intravenIntravenösenser Zugang zu einer großen Vene und verabreichenGabe Sievon Flüssigkeit (z. B. Vollelektrolytlösung)67
  • Verabreichen bzw. Sieorale reichlichreichliche zu trinkenFlüssigkeitsgabe, wenn der Patient*in bei Bewusstsein ist (keinen Kaffee oder Tee).
  • Evtl. Intubation und/oder Überdruckbeatmung7
  • Evtl. HLW/ALS bei Bedarf

Transport

  • Schnellstmöglicher Transport zu einem Zentrum mit verfügbarer Ausrüstung für eine hyperbarmedizinische Behandlung.
    • Das Landeszentrum für hyperbarmedizinische Behandlung befindet sich im Haukeland Sykehus.
      • Es gibt auch Druckkammern mit Notfallbereitschaft in Oslo, Kristiansand, Ramsund und Tromsø.
      • Darüber hinaus gibt es eine Anzahl von Druckkammern ohne organisierte Behandlungsfunktion.
    • Eine Behandlung sollte auch bei Personen, die mehrere Wochen nach dem Tauchgang aufgrund von Dekompressionskrankheit einen Arzt aufsuchen, und bei Patienten, denen es nach der initialen Behandlung besser geht, erfolgen, da häufig eine weitere Verschlechterung auftreten kann.
  • Transport von Personen nach Tauchunfällen
    • Beim Einsatz eines Hubschraubers/einer Luft-Ambulanz wird eine maximale Kabinendruckhöhe von 300 m ü. NHN angestrebt.
    • Bei weniger schweren Symptomen werden das Transportmittel und die Priorität in Absprache mit dem Tauchmediziner entschieden.
  • Die Mittaucher*innen sollten immer untersucht werden.

Hyperbare Sauerstofftherapie (HBO)

  • Der Abschnitt beruht auf dieser Referenz.4
  • Die HBO ist bei der arteriellen Gasembolie und müssender beimDekompressionskrankheit ÜberschreitenGoldstandard ohne therapeutische Alternative.
  • Die hyperbare O2-Therapie (HBO) wird definiert als Atmung von 100 % O2 unter einem erhöhten Umgebungsdruck.
  • Nur wenige Druckkammern gewährleisten eine 24-h-Bereitschaft und intensivmedizinische Versorgung.
  • Eine bundesweite Abfrage der TauchtabelleVerfügbarkeit und Zuweisung der Notfallbehandlungen wurde durch die Leitstelle der Berufsfeuerwehr Wiesbaden etabliert.
  • Die Undersea and Hyperbaric Medical Society veröffentlicht in 3-jährigem Abstand eine aktualisierte Liste von Indikationen zur HBO.
  • Dekompression im Meer wird aufgrund der Gefahr des Ertrinkens nicht empfohlen.
  • Die HBO-Behandlung folgt unterschiedlichen Tabellen.
  • Eine Behandlung dauert in der Regel mit2–5 in die Druckkammer folgenStunden, auchhäufig wennsind siemehrere keineBehandlungen Symptome habennotwendig.

Medikamentöse Therapie

  • MedikamenteKeine sindkausale beimedikamentöse der Behandlung von Barotraumata und Dekompressionskrankheit von begrenztem Wert.Therapie
  • Bei Barotrauma des Mittelohrs und der Nebenhöhlen
    • Kann kann ein schleimhautabschwellendes Spray neben Paracetamol oder NSAR nützlich sein.
      • Bei schweren Symptomen kann eine kurzzeitige Prednisolon-Therapie hilfreich sein.
    • Symptomatische Behandlung
      •  ggf. mit Paracetamol oder NSAR bei Schmerzen
      • Stesolid i. v. bei Krämpfen
      • Evtl. Decadron oder Prednison
    • Es ist üblich gewesen, Acetylsalicylsäure zu verabreichen, um die Aktivität der Blutplättchen zu dämpfen, wenn keine aktiven Blutungen vorliegen.
      • Dies wird nicht mehr empfohlen.

    Andere Behandlung

    Hyperbare Sauerstofftherapie (HBO)

    • Ist bei weitem die beste Behandlung von Dekompressionskrankheit und arterieller Gasembolie.8
    • Das Prinzip der Behandlung ist, den Umgebungsdruck unter gesteuerten Bedingungen so zu erhöhen, dass die Gasblasen komprimiert werden.
    • Dann wird der Druck langsam verringert, sodass eine Bildung von Gasblasen vermieden wird.
    • Dekompression im Meer wird aufgrund der Gefahr des Ertrinkens nicht empfohlen.
    • Durch die Atmung von 100 % O2 wird die Eliminationsrate des Stickstoffs aus den Blasen erhöht.
    • Die HBO-Behandlung folgt unterschiedlichen Tabellen, Tabelle 6 wird bei Dekompressionskrankheit am häufigsten verwendet.
    • Eine Behandlung dauert zwei bis fünf Stunden, und häufig sind mehrere Behandlungen notwendig.
    • Es ist üblich, bei der Druckkammerbehandlung 100 % O2  als Atemluft zu verwenden.
      • Verschiedenen Kombinationen von O2 und Helium sind auch versucht worden, teilweise mit vielversprechenden Ergebnissen.9

    Prävention

    • Tauchen Sie nichtNicht allein tauchen.
    • Halten Sie die Tauchtabelle eineinhalten und Tauchcomputer verwenden Sie vorzugsweise einen Tauchcomputer.
    • VermeidenVermeidung Sie wiederholtewiederholter Tauchgänge oder korrigierenKorrektur Sieder anschließend die TabelleTauchtabelle in Hinsicht aufBezug Wiederholungstauchgänge.
    • SeienBesondere Sie besonders vorsichtigVorsicht in kaltem Wasser.
    • VermeidenVermeidung Sievon Anstrengung.Überanstrengung
    • TauchenBesondere Sie nichtVorsicht bei Krankheithohem oder Kater.
    • Beachten Sie, dass ein hohes AlterLebensalter, Übergewicht und eineniedriger niedrige maximalemaximaler Sauerstoffaufnahme das Risiko erhöhen.
    • VermeidenKeine Sie,Flugreisen während der ersten 1–2 Tage nach dem Tauchen zu fliegen.
    • VermeidenVermeidung Sie einevon Dehydrierung.
    • Menschen mit Lungenerkrankungen, wie Asthma bronchiale oder Emphysem,Lungenemphysem sollten nicht tauchen.

    Tauchtauglichkeitsuntersuchung

    • Keine Leistung der gesetzlichen Krankenversicherung
    • Untersuchungsintervall abhängig vom Lebensalter
    • GTÜM e. V. (Gesellschaft für Tauch- und Überdruckmedizin) und die Gesellschaft für pädiatrische Sportmedizin (GPS) empfehlen die Untersuchung:
      • bis 15 Jahre: jährlich
      • 16–39 Jahre: alle 3 Jahre
      • ab 40 Jahren: jährlich.
    • Diese Empfehlung beinhaltet die maximale Zeitspanne zwischen den Untersuchungen.
    • Untersuchungsbogen
    • Untersuchende Ärzt*innen sollten über tauchmedizinische Kenntnisse verfügen, wie sie z. B. in den von GTÜM e. V. anerkannten Tauchmedizin-Kursen vermittelt werden.
    • Obligat
      • Anamnese
      • körperliche Untersuchung
      • Ruhe-EKG
      • Lungenfunktion
    • Fakultativ
      • Belastungs-EKG ab 40. Lebensjahr
      • weitere Untersuchungen wie Labor oder Röntgen-Thorax nach individueller Indikation
    • Abrechnung: nach GOÄ (Beratung, Untersuchung, Ruhe-EKG, Lungenfunktion) als Privatrechnung nach vorheriger Aufklärung

    Verlauf, Komplikationen und Prognose

    • Der Abschnitt beruht, sofern nicht anders gekennzeichnet, auf diesen Referenzen.1-2

    Verlauf

    • HAbhängtngig vom Ausmaß und Schweregrad der Verletzung ab.

    Anerkennung als Berufskrankheit

    • Treten Barotrauma und Dekompressionskrankheit immer wiederrezidivierend während der beruflichen Tätigkeit auf, können diese Erkrankungen als Berufskrankheiten anerkannt werden.108
      • Zuständig hierfür sind die gesetzlichen Unfallversicherungsträger.
    • Der Verdacht auf eine Berufskrankheit muss dort gemeldet werden (Meldebogen119).
    • Es wird eine ausführliche Arbeits- und Gefährdungsanamnese erhoben und ein Gutachten entscheidet über die Anerkennung als Berufskrankheit.
    • Dann können bestimmte Maßnahmen aufzu KostenLasten der GUV durchgeführt werden:
      • spezielle therapeutische Maßnahmen
      • Einstellung der gefährdenden Tätigkeit
      • Minderung der Erwerbsfähigkeit bis zur Zahlung einer Rente.1210
    • Manchmal muss die Tätigkeit erst vollständig aufgegeben werden, damit die Anerkennung als Berufskrankheit erfolgen kann.

    Komplikationen

    • Die häufigste Todesursache ist Ertrinken.
    • Schwere Verletzungen und Todesfälle kommen ansonsten besonders bei arteriellen Gasembolien und der Dekompressionskrankheit vonvom Typ 2II vor.
    • Anhaltende Symptome nach der Dekompressionskrankheit sind üblich, auch nach einer Dekompressionsbehandlung.
      • Schmerzen, Müdigkeit, kognitive Beeinträchtigung, Stimmungsschwankungen und Parästhesien1311
      • Sensibilitätsausfälle, Hypästhesie und Reflexasymmetrie sind häufige Restbefunde.
    • Die langfristigen Auswirkungen beibeim professionellemprofessionellen Tauchen sind noch immer Gegenstand der Forschung und Debatte.
      • Reduziertes Hörvermögen tritt häufiger unter Tauchern (zu 60 % unter australischen Tauchern) als bei andere Berufsgruppen auf und kann durch Barotraumata, Dekompressionskrankheit oder Lärm verursacht sein.
      • Die neurologischenNeurologische Langzeitwirkungen sind gefürchtet, und Untersuchungen zeigen, dass Konzentrationsstörungen, Parästhesien in den Händen und Füßen, Veränderungen im EEG und neurologische Befunde, die auf Verletzungen der Nervenwurzeln und der Medulla oblongata hinweisen, häufiger als in Kontrollgruppen auftreten.
      • Als Inzidenz von Osteonekrose unter professionellen Tauchern in der Nordsee wurden 4,2 % ermittelt.
    • Die Nebenwirkungen einer hyperbaren Sauerstofftherapie können u.  a. sein:
      • Reversiblereversible Myopie
      • Epileptischeepileptische Anfälle
        • Inin der Regel selbstlimitierend und harmlos
      • Kurzzeitigekurzzeitige tracheobronchiale Symptome wie Engegefühl in der Brust, substernaler Druck und Husten.

    Prognose

    • Die hyperbarmedizinische Behandlung führt in den meisten Fällen von Dekompressionskrankheit und arterieller Gasembolie zu einem Rückgang der Symptome.
    • Ausgeprägte initiale Symptome und eine Verzögerung des Behandlungsbeginns um mehr als zwei2 Wochen werdenführen mitzu einem schlechtenschlechteren Ergebnis assoziiertOutcome. ,
    • AndereWeitere negative prognostische Faktoren
      • Tauchgänge tiefer als 35  m
      • Asymmetrischerasymmetrischer Plantarreflex bei der ersten Untersuchung
      • Tauchen an mehreren aufeinander folgendenaufeinanderfolgenden Tagen

    PatienteninformationPatienteninformationen

    Worüber sollten Sie den Patienten informieren

    • Alle Taucher sollten gründlich über die Symptome, Behandlung und vorbeugende Maßnahmen gegen Barotraumata und Dekompressionskrankheit informiert werden.

    Welche schriftlichen Patienteninformationen gibtin es dazuDeximed

    Quellen

    LeitlinienWeitere Informationen

    Quellen

    Literatur

    1. Firth OM. Dysbarism. BMJ BestPractice, last updated OctAug 23, 20122020. bestpractice.bmj.com
    2. Gesellschaft für Tauch- und Überdruckmedizin. Tauchunfall. AWMF-Leitlinie Nr. 072-001, Stand 2014. www.awmf.org
    3. Hutter CD. Dysbaric osteonecrosis: a reassessment and hypothesis. Med Hypothesis 2000; 54: 589-90. PubMed
    4. Carturan D, Boussuges A, Burnet H, Fondarai J, Vanuxem P et al. Circulating venous bubbles in recreational diving: relationships with age, weight, maximal oxygen uptake and body fat percentage. Int J Sports Med 1999; 20: 410-14. PubMed
    5. ReuterJüttner MB, Tetzlaff K, Hutzelmann A, Fritsch G, Steffens JC et al. MRHyperbare imagingTherapie ofund theTauchmedizin central- nervousHyperbare systemTherapie inTeil diving-related1: decompressionevidenzbasierte illnessAkutversorgung. ActaAnasthesiol RadiolIntensivmed 1997Notfallmed Schmerzther. 2015 Oct;50(10):618-25; 38quiz 626. German. doi: 94010.1055/s-40041-102628. Epub 2015 Nov 2. PMID: 26523604. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov. PubMedwww.thieme-connect.com
    6. MuthTetzlaff CMK, ShankJüttner ESB. GasHyperbare embolismTherapie und Tauchmedizin - Hyperbare Therapie Teil 2: adjuvante Therapieoptionen. NAnasthesiol EnglIntensivmed JNotfallmed MedSchmerzther. 20002015 Oct;34250(10):476628-48235; quiz 636. German. doi: 10.1055/s-0041-107111. Epub 2015 Oct 28. PMID: 26510108. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/. New England Journal of Medicinewww.thieme-connect.com
    7. MacDonald RD, O'Donnell C, Allan GM, et al. Interfacility transport of patients with decompression illness: literature review and consensus statement. Prehosp Emerg Care 2006;10:482-487. PubMed
    8. TibblesMuth PMCM, EdelsbergShank JSES. Hyperbaric-oxygenGas therapyembolism. N Engl J Med 19962000; 334342: 1642476-7482. PubMed
    9. ShupakNew A,England Melamed Y, Ramon Y, Bentur Y, Abramovich A. Helium and oxygen treatmentJournal of severe air-diving-induced neurologic decompression sickness. Arch Neurol 1997; 54: 305-11. PubMedMedicine
    10. Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA). Dortmund. Merkblätter und wissenschaftliche Begründungen zu den Berufskrankheiten der Anlage 1 zur Berufskrankheiten-Verordnung (BKV), zuletzt aktualisiert durch die Dritte Verordnung zur Änderung der Berufskrankheiten-Verordnung vom 22. Dezember 2014. Zugriff 24.1.2017. www.baua.de
    11. DGVU Formtexte für Ärzte: Ärztliche Anzeige bei Verdacht auf eine Berufskrankheit. www.dguv.de
    12. Mehrtens, G. Valentin, H. Schönberger, A. Arbeitsunfall und Berufskrankheit : rechtliche und medizinische Grundlagen für Gutachter, Sozialverwaltung S.878ff. Berlin: Erich Schmidt Verlag 9: Auflage, 2017.
    13. Whyte P. Decompression nillnessillness in the tuna farm divers of South Australia. South Pacific Underwater Society Journal 2001; 31: 2-15. PubMedwww.researchgate.net

    AutorenAutor*innen

    • BjørnarMoritz GrennePaar, PhDDr. med., konst.Facharzt overlegefür Allgemeinmedizin, Klinikk for hjertemedisin, St. Olavs Hospital, TrondheimMünster
    • PerDie Hellmanursprüngliche ProfessorVersion ochdieses överlArtikels basiert auf einem entsprechenden Artikel im norwegischen hausäkare,rztlichen Kirurgkliniken,Online-Handbuch AkademiskaNorsk sjukhuset,Elektronisk UppsalaLegehåndbok (MedibasNEL, https://legehandboka.no/)
    • Johannes Bjørnstad, lege, kirurgisk avdeling, Sykehuset Levanger.
    T700; T701; T703; T709; T790
    barotraumer og trykkfallssyke; barotraume; trykkfallssyke; dykking; gassemboli; Barotrauma och tryckfallssjuka
    A88
    barotraumer og trykkfallssyke; barotraume; trykkfallssyke; dykking; gassemboliTauchunfall; Barotrauma; ochDekompressionskrankheit; tryckfallssjukaGasembolie; Decompression Illness; Decompression Incident; Decompression Injury“; DCI; Hyperbare Sauerstofftherapie
    Barotrauma und Dekompressionskrankheit
    11/22
    chckBBB goMK 619.510.2022 umfassend revidiert, neuer Abschnitt zur Tauchtauglichkeitsuntersuchung.
    document-disease document-nav document-tools document-theme
    Definition:VerletzungenPotenziell gesundheitsschädigendes Ereignis, diehervorgerufen durch VeränderungenAbfall des UmgebungsdrucksUmgebungsdruckes verursachtbeim sindTauchen oder aus sonstiger hyperbarer Atmosphäre in der Dekompressionsphase. In diesem Artikel stehen sie im Zusammenhang mit dem Tauchen. Häufigkeit: Zwischen 1 (Sporttaucher) und 10 Unfällen (Berufstaucher) pro 10.000 Tauchgängen.
    Erste Hilfe/Notfallmedizin
    Barotrauma und Dekompressionskrankheit
    /link/67022bee7de440feaaca817798ba5d0a.aspx
    /link/67022bee7de440feaaca817798ba5d0a.aspx
    barotrauma-und-dekompressionskrankheit
    SiteDisease
    Barotrauma und Dekompressionskrankheit
    anders.skjeggestad@nhi.no
    uanders@nhi.boos@gesinform.de (patched by system)no
    de
    de
    de