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Blutdruckmessung bei orthostatischer Hypotonie

Prüfungsrelevant für die Facharztprüfung Allgemeinmedizin1

Definition

  • Orthostatische Hypotonie ist grundsätzlich als unnatürlicher Abfall des systolischen Blutdrucks nach dem Aufstehen definiert.2 Kommt es zu Symptomen wie Schwäche, Schwindel oder Synkope, spricht man von orthostatischer Intoleranz.
  • In der deutschen Synkopen-Leitlinie wird die orthostatische Hypotonie als ein anhaltender Abfall des systolischen Blutdrucks um mindestens 20 mmHg (bzw. über 30 mmHg bei Vorliegen eines Liegendhypertonus) und/oder ein Abfall des diastolischen Blutdrucks um mindestens 10 mmHg innerhalb von 3 Minuten nach dem Aufstehen definiert.3

Indikationen

  • Abklärung von Synkopen und orthostatischer Hypotonie

Vorgehen

  • Üblicherweise wird bei V. a. orthostatische Hypotonie (OH) zunächst der sog. Schellong-Test durchgeführt (benannt nach dem deutschen Internisten Fritz Schellong, 1891–1953).
  • Zur Untersuchung ist eine noninvasive, automatische Erfassung von Blutdruck und Herzfrequenz empfehlenswert.
    • Alternativ kann die Blutdruckmessung durch manuelle Messung von Puls und Blutdruck einmal in der Minute durchgeführt werden.
  • Der Schellong-Test umfasst Blutdruckmessungen im Liegen und im Stehen (über mindestens 3 Minuten; ggf. länger bei besonderen Fragestellungen) und kann bereits für das Vorliegen einer orthostatischen Hypotension (Blutdruckabfall ≥ 20 mmHg systolisch und/oder ≥ 10 mmHg diastolisch nach 3 Minuten) bei Reproduktion der passenden Symptomatik beweisend sein.3
    • Laut einer Studie besteht das größte Risiko für spätere Stürze, Frakturen oder Synkopen, wenn die OH bereits nach 1 bis 2 Minuten auftritt.4 
  • Auch wenn der Blutdruckabfall geringer ausfällt, als die o. g. Kriterien angeben, kann ein Verdacht auf orthostatische Hypotonie bestehen.
  • Ein fehlender Anstieg der Herzfrequenz weist ggf. auf eine autonome Dysfunktion hin.5
  • Siehe auch TrainAMed Blutdruckmessung (Uni Freiburg).

Interpretation

  • Unter der „klassischen orthostatischen Hypotonie“ wird ein systolischer Blutdruckabfall von mindestens 20 mmHg und ein diastolischer Blutdruckabfall von mindestens 10 mmHg verstanden, der innerhalb von 3 Minuten beim Wechsel in die aufrechte Körperhaltung auftritt, unabhängig davon, ob es zu Symptomen kommt oder nicht.2-3,6-7
  • Die „initiale orthostatische Hypotonie“ zeichnet sich durch einen schnellen Blutdruckabfall > 40 mmHg aus, die Phase der Hypotonie und etwaiger Symptome ist aber nur kurz (< 30 Sekunden).2
  • Die „verzögerte orthostatische Hypotonie“ wird vor allem bei älteren Patienten beobachtet und ist charakterisiert durch einen langsam zunehmenden Blutdruckabfall. Etwaige Symptome treten nach 3–30 Minuten auf.2

Validität

  • Die zugrunde liegende Physiologie ist komplex. Die Ergebnisse, die sich ggf. nur schwer reproduzieren lassen, sollten mit Vorsicht interpretiert werden.
  • Die autonome Dysfunktion muss ausgeprägt sein, damit sie im Test erfasst werden kann.
  • Eine Reihe von Faktoren kann das Messergebnis beeinflussen. Hierzu zählen z. B. die Nahrungsaufnahme vor der Studie, die Tageszeit, der Flüssigkeitsstatus der Patienten, die Umgebungstemperatur, arterielle Hypertonie, Medikamente, Geschlecht und Alter.

Weitere Diagnostik

  • Besteht trotz negativem Schellong-Test der Verdacht auf eine orthostatische Hypotension, kann eine Kipptischuntersuchung durchgeführt werden.3

Beurteilung der anomalen Messung

  • Ein signifikanter Blutdruckabfall hat nur dann therapeutische Konsequenzen, wenn bei den Patienten im Alltag Symptome auftreten.

Video

Quellen

Leitlinien

  • Deutsche Gesellschaft für Neurologie. Synkopen. AWMF-Leitlinie 030-072, Stand 2012. www.awmf.org
  • European Federation of Neurological Societies. Guidelines on the diagnosis and management of orthostatic hypotension 2006. PubMed
  • European Society of Cardiology. Guidelines for the diagnosis and management of syncope (version 2009). oxfordjournals.org

Literatur

  1. Lohnstein M, Eras J, Hammerbacher C. Der Prüfungsguide Allgemeinmedizin - Aktualisierte und erweiterte 3. Auflage. Augsburg: Wißner-Verlag, 2018.
  2. European Society of Cardiology. Guidelines for the diagnosis and management of syncope (version 2009). www.escardio.org
  3. Deutsche Gesellschaft für Neurologie. Synkopen. AWMF-Leitlinie 030-072, Stand 2012. www.awmf.org
  4. Juraschek SP, Daya N, Rawlings AM, et al. Association of History of Dizziness and Long-term Adverse Outcomes With Early vs Later Orthostatic Hypotension Assessment Times in Middle-aged Adults. JAMA Intern Med 2017. doi:10.1001/jamainternmed.2017.2937 DOI
  5. Hollister AS. Orthostatic hypotension: causes, evaluation, and management. West J Med 1992; 157: 652-7.
  6. Lahrmann H, Cortelli P, Hilz M et al. EFNS guidelines on the diagnosis and management of orthostatic hypotension. Eur J Neurol 2006; 13: 930-6. PubMed
  7. Consensus statement on the definition of orthostatic hypotension, pure autonomic failure, and multiple system atrophy. The Consensus Committee of the American Autonomic Society ad the American Academy of Neurology. Neurology 1996; 46: 1470. Neurology

Autoren

  • Michael Handke, Prof. Dr. med., Facharzt für Innere Medizin, Freiburg
  • Terje Johannessen, professor i allmennmedisin, Institutt for samfunnsmedisinske fag, Norges teknisk-naturvitenskapelige universitet, Trondheim
Orthostatisch; Orthostatische Hypotonie; Niedriger Blutdruck; Blutdruckmessung; Schellong-Test; Blutdruckabfall; Abfall des Blutdrucks; Orthostatische Intoleranz; Kipptischuntersuchung
Blutdruckmessung bei orthostatischer Hypotonie
U-NH 01.09.17 TrainAMed-Video eingefügt 27.5.19 UB
Revision at 4/11/2014 1:49:58 PM: Revidert. Små endringer. MK 19.9.16
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Schellong-Test Orthostatische Hypotonie ist grundsätzlich als unnatürlicher Abfall des systolischen Blutdrucks nach dem Aufstehen definiert.2 Kommt es zu Symptomen wie Schwäche, Schwindel oder Synkope, spricht man von orthostatischer Intoleranz.
Klinische Untersuchungen
Blutdruckmessung bei orthostatischer Hypotonie
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