Die Mammografie ist ein Verfahren der Radiologie zur Diagnostik der weiblichen, ggf. auch der männlichen Brust.
Ziele
Abklärung von Symptomen oder Brustveränderungen (kurative Mammografie)
Krebsfrüherkennung bei asymptomatischen Patientinnen (Mammografie-Screening)
Qualitätssicherung
Es existieren bundesweite Qualitätssicherungsprogramme für die kurative1und die Screening-Mammografie.2
Gerätetechnik der Mammografie
Spezielle Röntgenröhre, die Bilder mit hohem Gewebekontrast herstellen.
Weichstrahltechnik: niederenergetische Röntgenstrahlung zur Darstellung von geringen Absoptionsunterschieden zwischen Drüsen-, Fett-, Bindegewebe und Haut
kurze Expositionszeit
In Deutschland wird der Betrieb von medizinischen Röntgengeräten durch die Röntgenverordnung geregelt.
Darf nur von einem fachkundigen Arzt angeordnet und befundet werden.3
Klassifikation
Zur Einstufung der Mammografie-Befunde hat sich das sog. BI-RADS-System international durchgesetzt (Breast Imaging Reporting and Data System).4
BI-RADS 0: keine Aussage möglich – weitere Untersuchungen nötig
In Deutschland haben alle gesetzlich versicherten Frauen im Alter zwischen 50 und 69 Jahren alle 2 Jahre Anspruch auf eine kostenlose Mammografie-Untersuchung zur Früherkennung von Brustkrebs.
In den letzten Jahren (2017) sind jedoch Unsicherheiten bezüglich der Effektivität eines Mammografie-Screenings aufgetreten.10
Eine dänische Kohortenstudie kam zu dem Schluss, dass 1 von 3 Tumoren, die zwischen 1980 und 2010 nachgewiesen wurden, eine Überdiagnostik repräsentierten, und dass das Screening die Ursache des Inzidenzanstieges von 48,3 % bei den Mammakarzinomen ist.11
Eine Cochrane-Analyse zum Brustkrebsscreening (2013) kam zu dem Ergebnis, dass 10 Frauen unnötigerweise eine Krebstherapie erhielten, um das Leben einer Frau zu retten.12
Chancen: 1–2 Frauen von 1.000 über 10 Jahre untersuchten können vor einem Tod durch Brustkrebs bewahrt werden. Möglicherweise ist die erforderliche Behandlung weniger aggressiv als bei symptomatischer Erkrankung.
Risiken: 5–7 Frauen von 1.000 über 10 Jahren untersuchten erhalten eine Überdiagnose mit Behandlung, die nicht erforderlich gewesen wäre (das ist aber individuell nicht zuzuordnen).
Beim deutschen Mammografie-Screeningprogramm erhalten die Patientinnen ein standardisiertes Informationsschreiben und haben das Recht auf eine persönliche ärztliche Beratung vor der Untersuchung.
Die Patientinnen sollten vor der Untersuchung auf Cremes/Deos im Brust- und Achselbereich verzichten, da diese Körperpflegemittel je nach Zusammensetzung einen in der Röntgenaufnahme sichtbaren Film auf der Haut hinterlassen.
Durchführung der Mammografie
In der Regel wird die Aufnahme im Stehen gemacht.
Die Brust wird zwischen zwei strahlendurchlässigen Plexiglasscheiben möglichst flach zusammengedrückt. Je flacher die Brust zusammengedrückt wird, desto aussagekräftiger ist allerdings das Röntgenbild.
Jeweils zwei Aufnahmen werden angefertigt: einmal von oben nach unten und einmal schräg von der Mitte her zur Seite. Dadurch entstehen zweidimensionale Schwarzweißbilder vom Brustgewebe. Der Arzt kann sich durch den Abgleich der beiden Bilder einen räumlichen Eindruck von der Lage einzelner Strukturen, auch möglicher Veränderungen, in der Brust verschaffen.
Kassenärztliche Bundesvereinigung. Qualitätssicherung der kurativen Mammograpie. Berlin 2016. www.kbv.de
Kassenärztliche Bundesvereinigung. Qualitätssicherung des Mammografie-Screenings. Berlin 2016. www.kbv.de
Bundesministerium der Justiz (Deutschland). Verordnung über den Schutz vor Schäden durch Röntgenstrahlen (Röntgenverordnung). www.gesetze-im-internet.de
American College of Radiology. ACR BI-RADS Atlas, Mammography, Reporting System 2013. www.acr.org
Strahlenschutzkommission SSK. Orientierungshilfe für bildgebende Untersuchungen, Bonn 2011. www.ssk.de
Zentrale Erfahrungsaustausch der Ärztlichen Stellen Röntgenverordnung (ZÄS). Mammografie Indikationen. Version 3.0, 2014 Äztekammer Westfalen-Lippe. www.aekwl.de
Arbeitsgruppe „Orientierungshilfe Radiologie“ der Bundesfachgruppe Radiologie der Österreichischen Ärztekammer und der Österreichischen Röntgengesellschaft. Orientierungshilfe Radiologie, 4. Auflage. Wien 2011. orientierungshilfe.vbdo.at
Österreichische Krebshilfe. Indikationen für die diagnostische Mammografie (Frauen). Wien 2014. www.krebshilfe.net
Gemeinsamer Bundesausschuss. Informationen zum Mammografie-Screening. Berlin, 2015. www.g-ba.de
Welch HG, Prorok PC, O'Malley AJ, Kramer BS. Breast-Cancer Tumor Size, Overdiagnosis, and Mammography Screening Effectiveness. N Engl J Med 2016; 375: 1343-47. pmid:27732805 PubMed
Jørgensen KJ, Gøtzsche PC, Kalager M, Zahl PH. Breast Cancer Screening in Denmark: A Cohort Study of Tumor Size and Overdiagnosis. Ann Intern Med 2017; 166: 313-23. pmid:28114661 PubMed
Gøtzsche PC, Jørgensen KJ. Screening for breast cancer with mammography. Cochrane Database of Systematic Reviews. Cochrane Database of Systematic Reviews 2013; Issue 6: Art. No.: CD001877. doi:10.1002/14651858.CD001877 DOI
Autoren
Erika Baum, Prof. Dr. med., Professorin für Allgemeinmedizin, Philipps-Universität Marburg (Review)
Julia Trifyllis, Dr. med. Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe, Münster/W.
Günter Ollenschläger, Prof. Dr. Dr. med., Professor für Innere Medizin, Uniklinikum Köln
Die Mammografie ist ein Verfahren der Radiologie zur Diagnostik der weiblichen, ggf. auch der männlichen Brust. Ziele
Abklärung von Symptomen oder Brustveränderungen (kurative Mammografie)
Krebsfrüherkennung bei asymptomatischen Patientinnen (Mammografie-Screening)