Compare with  
Legend:
inserted text deleted text

Abdominaltrauma

Allgemeine Informationen

Definition

  • Abdominaltraumata werden je nach Verletzungsmechanismus in penetrierende1 und stumpfe Traumata2 eingeteilt.
  • Nach dem Verletzungsmechanismus richtet sich die Diagnostik.3
  • Die Beurteilung von Abdominalverletzungen ist oft schwierig, weil meist andere Schädigungen damit einhergehen, wie z. B. ein veränderter Mentalstatus, extraabdominelle Verletzungen oder eine unbekannte Krankengeschichte.

Häufigkeit

  • Stumpfe Abdominalverletzungen werden meist durch Verkehrsunfälle, Stürze, umfangreiche Sportverletzungen und Gewalt verursacht.
    • 75 % aller Abdominalverletzungen entstehen im Rahmen von Verkehrsunfällen.
  • Penetrierende Verletzungen kommen meist von Stich- oder Schusswunden.
  • Ein Leberschaden ist die häufigste intraabdominale Organschädigung.

Diagnostische Überlegungen

  • Oberste Priorität hat die Abklärung von Anzeichen schwerer Blutungen und die Feststellung, ob eine sofortige Laparotomie notwendig ist.4
  • Bei einem stumpfen Trauma
    • Treten Schädigungen infolge von Quetschungen, Scherkräften oder stark erhöhtem intraabdominalen Druck auf.
    • Diese Schädigungen betreffen meist Leber, Milz, Mesenterium, Nieren und Darm.
    • Die Brandbreite an Verletzungen an soliden Organen geht von kleineren Lazerationen bis hin zu lebensbedrohlichen Schäden.
    • Bei Darmverletzungen ist ein chirurgischer Eingriff notwendig, um eine Peritonitis und einen septischen Schock zu verhindern.
    • Komplikationen sind Peritonitis, hämorrhagischer Schock und Tod.
  • Penetrierende Verletzungen
    • Betreffen meist Dünndarm, Leber, Magen, Kolon, Pankreas und Gefäßstrukturen.
    • Die Letalität hängt davon ab, welche intraabdominalen Organe verletzt sind. Ein refraktärer hämorrhagischer Schock ist die häufigste Todesursache.5

Abwendbar gefährliche Verläufe

  • Schwere Blutungen und Ruptur intraabdominaler Organe mit Entwicklung eines septischen oder hypovolämischen Schocks

ICPC-2

  • D80 Verletzung des Verdauungssystems
  • A81 Polytrauma/Verletzungen
  • B76 Milzruptur, traumatische

ICD-10

  • S30.0‒S30.9 Oberflächliche Verletzung des Abdomens, der Lumbosakralgegend und des Beckens
  • S31.0‒S31.8 Offene Wunde des Abdomens, der Lumbosakralgegend und des Beckens
  • S35.0‒S35.9 Verletzung von Blutgefäßen in Höhe des Abdomens, der Lumbosakralgegend und des Beckens
  • S36.0‒S36.9 Verletzung von intraabdominalen Organen
  • S37.0-S37.9 Verletzung der Harnorgane und der Beckenorgane
  • S38.0‒S38.3 Zerquetschung und traumatische Amputation von Teilen des Abdomens, der Lumbosakralgegend und des Beckens
  • S39.0‒S39.9 Sonstige und nicht näher bezeichnete Verletzungen des Abdomens, der Lumbosakralgegend und des Beckens

Differenzialdiagnosen

Hämorrhagischer Schock, Gefäßverletzungen im Abdomen

  • Die Mehrzahl der vaskulären Abdominalverletzungen entsteht durch penetrierende Verletzungen.
  • Die Blutungen können retroperitoneal, im Mesenterium oder in der freien Bauchhöhle auftreten.
  • Der Patient kann normotensiv oder hypotensiv sein oder sich im Schockzustand befinden. Bei starken Blutungen kann der Tod sehr schnell eintreten.
  • Eine grundlegende unterstützende Behandlung von Atmung und Kreislauf ist notwendig, bis der Patient ins Krankenhaus eingeliefert wird.
  • In der Regel muss eine schnelle chirurgische Behandlung erfolgen.

Zwerchfellverletzungen

  • Umfassen 1‒8 % der stumpfen Traumata, 90 % entstehen durch Autounfälle.
  • Bei stumpfen Traumata sind Zwerchfellverletzungen häufig groß und posterolateral lokalisiert, die meisten auf der linken Seite.
  • Bei penetrierenden Verletzungen ist der Defekt meist kleiner, neigt aber dazu, sich mit der Zeit zu vergrößern.
  • 60‒80 % der Fälle sind mit intraabdominalen oder intrathorakalen Schäden verbunden.2
  • Zwerchfellverletzungen können zu einer Herniation der abdominalen Organe und mechanischen Kompression intrathorakaler Organe führen.
  • Der Patient hat möglicherweise Atembeschwerden, Schmerzen in der Brust und im Bauch.
  • Die Diagnose ist schwierig und wird oft übersehen.
    • Auf der betroffenen Seite sind häufig reduzierte Atemgeräusche zu hören, evtl. auch Darmgeräusche im Thorax.
    • Bei allen Patienten mit möglicher Zwerchfellverletzung sollte ein Thoraxröntgen erfolgen (dennoch werden 50‒75 % der Fälle übersehen).6
    • Auch CT und diagnostische Peritoneallavage weisen eine niedrige Sensitivität auf.
    • Goldstandard sind: Laparotomie, Laparaskopie oder Thorakoskopie.
  • Die Behandlung erfolgt üblicherweise chirurgisch.

Pankreasverletzungen

  • Pankreasverletzungen kommen recht selten vor, meist bei penetrierenden Verletzungen oder starken Quetschungen.
  • Ernste damit zusammenhängende Verletzungen treten in > 90 % der Fälle auf, u. a. Gefäßverletzungen und Verletzungen von Leber, Milz, Duodenum und Dünndarm.
  • Die Diagnose ist aufgrund der retroperitonealen Lage schwierig und wird häufig erst während einer Operation gestellt.
    • Weder Ultraschall, CT noch eine diagnostische Peritoneallavage sind geeignet für den Nachweis einer Pankreasverletzung.7
    • Vage Bauchschmerzen mit Ausstrahlung in den Rücken sowie abdominale Empfindlichkeit treten häufig erst Stunden nach dem Unfall auf.
    • S-Amylase und S-Lipase sind oft zunächst normal und später erhöht.
  • Kleinere Verletzungen können mit Debridement und Drainage behandelt werden, während Schäden, die auch den Ductus pancreaticus einschließen, eine größere Operation erfordern, u. a. um Blutungen zu stoppen, abgestorbenes Gewebe zu entfernen und die RHS-Funktion zu retten.8

Magenverletzungen

  • Magenverletzungen kommen bei 10‒15 % der penetrierenden und 1‒2 % der stumpfen Traumata vor.
  • Befunde bei der klinischen Untersuchung sind Magenschmerzen (brennender epigastrischer Schmerz), Peritonitis und Hämatemesis.
  • Im Röntgenthorax kann subdiaphragmatische Luft nachgewiesen werden. Evtl. wird eine CT vom Abdomen gemacht.
  • Die Behandlung erfolgt normalerweise chirurgisch in Kombination mit Antibiotika.
  • Die Prognose ist im Allgemeinen ‒ abhängig von der Größe der Verletzung und evtl. Begleitschäden ‒ gut.

Verletzungen des Duodenums

  • Kommen relativ selten vor, meist bei Schussverletzungen oder heftigen Quetschungen.
  • In 98 % kommt es auch zu anderen Verletzungen, meist in Leber, Pankreas, Dünndarm, Kolon, der Vena cava inferior, der Vena portae und der Aorta.
  • Die Patienten haben oft Schmerzen im rechten oberen Quadranten und Symptome einer Peritonitis.
  • Eine Abdomenübersichtsaufnahme und ein Röntgenthorax können retroperitoneale Luft nachweisen. In der CT können paraduodenale Blutungen zu sehen sein. Ein Ultraschall des Abdomen eignet sich nicht für die Diagnostik.
  • Die Diagnose wird häufig übersehen und erst bei einer Operation gestellt.
  • Bei Kindern kommt es häufig zu intramuralen duodenalen Hämatomen, die ohne Operation mit einer nasogastrischen Sonde und intravenöser Ernährung in Erwartung einer Spontanheilung behandelt werden können.
  • Bei Erwachsenen ist eine duodenale Perforation häufiger, die Behandlung erfolgt operativ.
  • Bei frühzeitiger Diagnose ist die Prognose recht gut, doch eine Diagnose nach mehr als 24 Stunden lässt die Letalität auf ca. 40 % steigen.

Dünndarmverletzungen

  • Der Dünndarm ist das Organ, das am häufigsten durch penetrierende Traumata verletzt wird. Das passiert seltener bei einem stumpfen Trauma.
  • Die Verletzungen reichen von kleinen Perforationen bis hin zu schweren Blutungen und Rissen.
  • Eine frühzeitige Diagnose kann schwierig sein und wird oft übersehen.
    • Häufig fehlen Anzeigen einer Peritonitis (der Dünndarm weist einen neutralen pH-Wert und relativ wenige Bakterien auf).
  • Durch eine CT kann die Erkrankung nachgewiesen werden, aber es kommt auch zu vielen falsch-negativen Ergebnissen. Evtl. kann eine diagnostische Peritoneallavage sinnvoll sein.
  • Bei stabilen Patienten ist eine Laparoskopie geeignet, um nach einem stumpfem Trauma Dünndarmverletzungen nachzuweisen.9
  • Die Behandlung erfolgt in der Regel chirurgisch in Kombination mit Antibiotika; bei einer frühzeitigen Diagnose ist die Prognose gut.

Verletzungen von Dickdarm und Rektum

  • Zu Verletzungen des Kolon kommt es bei 25 % der Schusswunden, 5 % der Schnittverletzungen und 2‒5 % der stumpfen Traumata.
  • Die Symptome sind Bauchschmerzen und rektale Blutungen.
  • Befunde bei einer Kolonverletzung sind eine Peritonitis und freie Luft in der Bauchhöhle.
  • Koloskopie oder Sigmoidoskopie weisen die meisten Verletzungen nach.
  • Die Behandlung erfolgt in der Regel chirurgisch.
  • Die Komplikationsrate, vor allem im Hinblick auf Infektionen, steigt mit der Schwere der Verletzung und der hämodynamischen Instabilität des Patienten.10

Leberverletzungen

  • Die Leber ist das Organ, das am häufigsten bei Abdominaltraumata verletzt wird.
  • Die klinische Diagnose ist schwierig.
  • Eine CT weist eine hohe Sensitivität und Spezifität für Leberverletzungen auf und ist erste Wahl bei Patienten mit stabilem Kreislauf.
  • Leberverletzungen können bei Patienten mit stabilem Kreislauf ohne Anzeichen einer Peritonitis in der Regel konservativ behandelt werden.
  • Bei instabilen Patienten oder bei Anzeichen für verkomplizierende Schädigungen ist eine Laparotomie erforderlich.
  • Die Gesamtletalität für alle Leberverletzungen beträgt etwa 10 %, sie ist signifikant höher bei schweren Verletzungen.

Milzverletzungen

  • Milzverletzungen treten in der Regel bei heftigen stumpfen Traumata in der Milzregion auf.
  • Häufig weisen die Patienten Schmerzen im linken oberen Quadranten auf, evtl. mit Ausstrahlung in die linke Schulter (Kehr-Zeichen).
  • Die Befunde sind vereinbar mit einer Peritonitis und Hypovolämie.
  • Instabile Patienten werden mit Abdomen-Ultraschall untersucht (zum Nachweis eines Hämoperitoneum).
  • Die CT ist die beste Untersuchung bei einem stabilen Patienten.
    • evtl. Angiografie mit therapeutischer Embolisierung
  • Bei den meisten Kindern11 und bei etwa 65 % der Erwachsenen ist keine chirurgische Therapie notwendig, aber eine intensive Überwachung.
  • Bei instabilen Patienten und Patienten mit schweren Milzverletzungen ist eine Laparotomie erforderlich.
    • Aufgrund des hohen Risikos einer Postsplenektomie-Sepsis bei Traumata wird angestrebt, die Milz zu erhalten. 
  • Die Prognose bei Patienten, die konservativ behandelt werden, ist relativ gut.

Nierenverletzungen

  • Meist durch ein stumpfes Trauma verursacht, doch ein penetrierendes Trauma kann schwerere Folgen haben.
  • Eine Hämaturie nach einem Trauma gegen Abdomen/Rücken sollte den Verdacht auf eine Nierenverletzung begründen.
  • Eine CT ist am besten geeignet, um Nierenschädigungen einzuschätzen.
    • Ultraschall kann als Zusatzuntersuchung sinnvoll sein.
  • Hämodynamisch stabile Patienten mit leichten bis mäßigen Nierenschädigungen werden in der Regel konservativ behandelt.4
  • Instabile Patienten und Patienten mit schweren Nierenverletzungen müssen chirurgisch behandelt werden.4

Harnblasenruptur

  • Wird in der Regel durch ein stumpfes Trauma verursacht und ist häufig zu sehen bei Beckenfrakturen und Verletzungen durch Sicherheitsgurte.
  • Bei Hämaturie bei einer Beckenverletzung besteht der Verdacht auf eine Blasenschädigung.
  • Dies wird am besten durch eine Zystografie untersucht.
    • Bei einer penetrierenden Verletzung ist es meist sinnvoll, eine Pyelografie oder CT vor einer Zystografie durchzuführen, um distale Schädigungen im Ureter auszuschließen.
  • Es ist wichtig, zwischen einer extraperitonealen (meist verursacht durch eine Beckenfraktur) und intraperitonealen Ruptur (meist verursacht durch den Sicherheitsgurt) zu unterscheiden.
  • Extraperitoneale Rupturen lassen sich oft mit transurethralen oder suprapubischen Kathetern behandeln.4
  • Bei intraperitonealen Rupturen sollte eine chirurgische Exploration stattfinden.4

Anamnese

Bewertung des Schweregrades

  • Schadensmechanismus: Sturz, Schlag, Schnitt, Schuss usw.
  • Ausmaß des Traumas, hoch- oder niedrigenergetisch?
  • Sind andere Körperteile verletzt?
  • Der Zeitpunkt des Traumas?
  • Möglicherweise schwere Vergiftung oder selbstinduzierter Rausch, der hinzukommt und die Diagnose und Behandlung erschwert?
  • Möglicherweise akute Erkrankung/Verletzung, die zu dem Unfall führten?

In Bezug auf den Patienten

  • Symptomentwicklung nach dem Trauma? Hat sich der Zustand verändert?
  • Ist der Patient bei Bewusstsein?
  • Hat der Patient starke Schmerzen? Wo?
  • Sichtbare Wunden oder Blutungen?
  • Hat der Patient eine bekannte Krankheit?
  • Konsum von Alkohol/Medikamenten?

Präklinische Versorgung

Allgemeines

  • Eine genaue Untersuchung ist sehr wichtig. Bei stumpfen Traumata wird die Hälfte der inneren Abdominalverletzungen bei der ersten Untersuchung übersehen.
  • Suchen Sie nach schweren Verletzungen an anderen Organen; Thorax, ZNS, Becken, Extremitäten?4
    • Schwere Thoraxverletzungen haben immer Vorrang!

Beurteilung von BAAZ

  • Bewusstseinszustand
    • Reagiert der Patient auf Schmerzen oder Ansprache?
  • Atemwege
    • Sind die Atemwege infolge von Erbrechen, Rückfall der Zunge oder Fremdkörper verschlossen?
  • Atmung: Überwachen und unterstützen Sie bei Bedarf.
    • Sehen, fühlen und hören Sie, ob der Patient atmet.
    • Dyspnoe, Stridor, Heiserkeit
  • Zirkulation
    • Untersuchen Sie Puls und Blutdruck (in beiden oberen Gliedmaßen).
    • Zyanose
    • Beachten Sie, dass junge, gesunde Menschen starke Kompensationsmechanismen haben, erheblichen Blutverlust tolerieren und lange recht asymptomatisch sein können ohne Anzeichen einer Hypotonie oder eines veränderten Mentalstatus.3

Weitere Untersuchungen

  • Untersuchen Sie den Bauch:4Sind Schnitte oder penetrierende Fremdkörper zu sehen?
  • Anzeichen einer Peritonitis?
    • Bauchfellentzündung, die die Bauchatmung verhindert.
    • Der Patient liegt ruhig da, ist nicht in der Lage, in den Bauch zu atmen. Er weist Druck- und Loslassschmerz auf und hat keine Darmgeräusche.
  • Suchen Sie nach abdominalen Raumforderungen, Pulsationen etc.
  • Rektale Blutung? Denken Sie an eine Kolonverletzung.
  • Die Untersuchung kann aufgrund neurologischer Schäden, evtl. anderer schmerzhafter Verletzungen unzuverlässig sein.12-13

Maßnahmen

  • Herz-Lungen-Reanimation, falls notwendig
  • Ventilation
    • Geben Sie Sauerstoff über eine Maske mit Sauerstoffreservoir.
    • Patienten ohne Eigenatmung oder sehr angestrengter Atmung müssen evtl. beatmet werden.
  • Zirkulation
    • Verabreichen Sie Flüssigkeit intravenös.
    • Bei anhaltender Hypotonie trotz der Flüssigkeitstherapie suchen Sie nach anhaltenden Blutungen.
    • bei Verdacht auf eine Schockentwicklung ggf. flache Lagerung
  • Bei Verdacht auf eine Verletzung der Halswirbelsäule: Den Patienten nicht bewegen, wenn nicht unbedingt erforderlich.
  • Geben Sie dem Patienten nichts zu essen oder zu trinken.
  • Decken Sie äußere Abdominaldefekte steril ab.
  • Schmerztherapie
  • Überwachen Sie Blutdruck und Sauerstoffsättigung.
  • Schneller Transport ins Krankenhaus bei Verdacht auf schwere Verletzungen

Im Krankenhaus

Diagnostik

Bei Verdacht auf Abdominalverletzungen

  • Untersuchen Sie, ob andere Organe, Thorax, ZNS, Becken oder Extremitäten schwer verletzt sind?4
  • Wiederholen Sie die grundlegenden Untersuchungen von Atmung und Kreislauf.
    • Prüfen Sie Puls und Blutdruck, periphere Zirkulation, Haut und Bewusstseinsbeeinträchtigung.
    • Bei Anzeichen für einen Schock oder eine Hypotonie, die sich nicht korrigieren lässt, nach anhaltenden Blutungen suchen.
  • Anzeichen einer peritonealen Reizung oder eines aufgetriebenen Abdomen?
  • Blutuntersuchungen
  • Harnanalyse: Hämaturie?

Bei einem stumpfen Trauma

  • Bei stabiler sowie instabiler Zirkulation ist sofort ein Ultraschall des Abdomens durchzuführen, bei Kreislaufinstabilität direkt eine Laparoskopie, eine diagnostische Peritoneallavage wird nur noch in Ausnahmefällen eingesetzt.4
  • Bei instabiler Zirkulation und gleichzeitig aufgetriebenem Abdomen wird direkt eine Laparotomie durchgeführt, ohne weitere Untersuchungen.4
  • Bei stabilen Patienten mit stumpfen Abdominalverletzungen ist eine Bauch- und Becken-CT erste Wahl.
    • Die CT kann Organverletzungen, intraabdominelle Flüssigkeit, Blut und Luft im Bauchraum und retroperitoneale Verletzungen erkennen.4
  • Immer häufiger wird eine diagnostische Laparoskopie eingesetzt, um einzuschätzen, ob eine Laparotomie notwendig ist.14
  • Ein Ultraschall des Abdomens wird inital in Form von FAST (Focused Assessment with Sonography for Trauma) durchgeführt; ist kein CT vorhanden oder nicht zeitnah durchführbar und der Patient kreislaufstabil, sollten sonografische Wiederholungsuntersuchungen stattfinden und zusätzlich gezielt nach Parenchymverletzungen gesucht werden.4
  • Evtl. wird ein Röntgenthorax und eine Abdomenübersichtsaufnahme/Traumaserie Abdomen gemacht.
  • Bei Verdacht auf eine Nieren- oder Blasenverletzung wird eine CT durchgeführt, evtl. eine Zystografie oder Pyelografie.

Bei einem penetrierenden Trauma

  • Bei instabilen Patienten mit Schussverletzungen ist in der Regel zeitnah eine Laparotomie notwendig.
    • Die Anzahl an Eintritts- und Austrittswunden wird gezählt und untersucht: Sind Kugeln im Körper verblieben?
    • Ein Röntgenthorax kann verbliebene Fremdkörper, ein Pneumoperitoneum, spinale Frakturen und einen Pneumo-/Hämothorax nachweisen.
  • Die Untersuchung von stabilen Patienten mit penetrierendem Trauma erfolgt per Ultraschall, Abdomen-CT und ggf. Röntgen. 4
    • Besteht immer noch keine Sicherheit, bleibt eine Laparoskopie als diagnostisches Mittel.
  • Bei Stichverletzungen ist eine Laparotomie seltener notwendig.
    • Häufige klinische Untersuchungen sind bei stabilen Patienten ausreichend.
    • evtl. Exploration von Wunden
    • möglicherweise Übersichtsaufnahme Abdomen/Röntgen Traumaserie Abdomen
    • CT und Ultraschall des Abdomen sind oft nur begrenzt sinnvoll.
  • Retroperitoneale Hämatome, verursacht durch penetrierende Traumata, erfordern immer eine Exploration.

Therapie

  • Die Behandlung richtet sich nach der jeweiligen Erkrankung (s. Abschnitt Differenzialdiagnosen).
  • Notwendigkeit einer Atemunterstützung wird geprüft, evtl. Intubation.
  • Intravenöse Flüssigkeit bei Hypovolämie/Schock, ggf. Transfusion.
  • Häufig ist eine Laparotomie notwendig.
  • Antibiotika sind meist indiziert.15
  • Evtl. Tetanusprophylaxe
  • Unfallverhütungsmaßnahmen
    • Kampagnen gegen Fahren bei eingeschränkter Fahrtüchtigkeit
    • Nutzung des Sicherheitsgurtes
    • Reduziert die Häufigkeit von stumpfen Abdominaltraumata.16

Reaktion auf die intravenöse Flüssigkeitstherapie bei hämorrhagischem Schock 3

  • Die Vitalfunktionen normalisieren sich.
    • Die meisten dieser Patienten wiesen eine Blutung auf, die mittels wirksamer Koagulation oder Tamponade gestoppt wurde.
  • Die Vitalzeichen verbessern sich nur vorübergehend.
    • Diese Patienten haben wahrscheinlich eine anhaltende intraabdominale Blutung und benötigen eine Operation, damit die Blutung unter Kontrolle gebracht werden kann.
  • Die Vitalzeichen verbessern sich nicht.
    • Der klinische Status dieser Patienten verschlechtert sich trotz fortgesetzter aggressiver Reanimation.
    • Diese Patienten haben höchstwahrscheinlich eine schwere intraabdominale Arterienverletzung oder eine schwere Verletzung eines soliden Organs.
    • Sie benötigen eine sofortige Operation, um die Blutung zu kontrollieren und den Tod zu verhindern.

Illustrationen


Übersicht Abdominalorgane

Abdomen – oberer Teil

Abdomen– ohne Magen und Dünndarm

Quellen

Leitlinien

  • Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie. Polytrauma / Schwerverletzten-Behandlung. AWMF-Leitlinie Nr. 012-019, Stand 2016. www.awmf.org

Literatur

  1. Offner P. Penetrating abdominal trauma. Medscape, last updated Apr 27, 2014. emedicine.medscape.com
  2. Legome EL. Blunt abdominal trauma. Medscape, last updated Jun 25, 2015. emedicine.medscape.com
  3. Nishijima D. Assessment of abdominal trauma. BestPractice, last updated Jan 13, 2014.
  4. Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie. Polytrauma / Schwerverletzten-Behandlung. AWMF-Leitlinie Nr. 012-019, Stand 2016. www.awmf.org
  5. Nicholas JM, Rix EP, Easley KA, et al. Changing patterns in the management of penetrating abdominal trauma: the more things change, the more they stay the same. J Trauma 2003;55:1095-1108. PubMed
  6. Adegboye VO, Ladipo JK, Adebo OA, Brimmo AI. Diaphragmatic injuries. Afr J Med Med Sci 2002; 31: 149-53. www.ncbi.nlm.nih.gov
  7. Chrysos E, Athanasakis E, Xynos E. Pancreatic trauma in the adult: current knowledge in diagnosis and management. Pancreatology 2002; 2: 365-78. PubMed
  8. Mayer JM, Tomczak R, Rau B, Gebhard F, Beger HG. Pancreatic injury in severe trauma: early diagnosis and therapy improve the outcome. Dig Surg 2002; 19: 297-9. www.ncbi.nlm.nih.gov
  9. Mathonnet M, Peyrou P, Gainant A, Bouvier S, Cubertafond P. Role of laparoscopy in blunt perforations of the small bowel. Surg Endosc 2003, Jan 28. www.ncbi.nlm.nih.gov
  10. Bulger EM, McMahon K, Jurkovich GJ. The morbidity of penetrating colon injury. Injury 2003; 34: 41-46. PubMed
  11. Zabolotny B, Hancock BJ, Postuma R, Wiseman N. Blunt splenic injuries in a Canadian pediatric population: the need for a management guideline. Can J Surg 2002; 45: 358-62. PubMed
  12. Soyuncu S, Cete Y, Bozan H, et al. Accuracy of physical and ultrasonographic examinations by emergency physicians for the early diagnosis of intraabdominal hemorrhage in blunt abdominal trauma. Injury 2007;38:564-569. PubMed
  13. Deunk J, Brink M, Dekker HM, et al. Routine versus selective computed tomography of the abdomen, pelvis, and lumbar spine in blunt trauma: a prospective evaluation. J Trauma 2009;66:1108-1117. PubMed
  14. Riemann JF. Diagnostic laparoscopy. Endoscopy 2003; 35: 43-47. PubMed
  15. Fabian TC. Infection in penetrating abdominal trauma: risk factors and preventive antibiotics. Am Surg 2002; 68: 29-35. PubMed
  16. American College of Emergency Physicians. Motor vehicle safety. Ann Emerg Med 2009;53:698. PubMed

Autoren

  • Johannes Kühn, Arzt, Doktorand in der Inneren Medizin, Freiburg
  • Terje Johannessen, professor i allmennmedisin, Institutt for samfunnsmedisinske fag, Norges teknisk-naturvitenskapelige universitet, Trondheim
  • Bjørnar Grenne, PhD, konst. overlege, Klinikk for hjertemedisin, St. Olavs Hospital, Trondheim
S300‒S309; S310‒S318; S350‒S359; S360‒S369; S370-S379; S380‒S383; S390‒S399
A81; B76; D80
Adominaltraumata; PenitrierendesPenetrierendes Abdominaltrauma; Stumpfes Abdominaltrauma; Abdominalverletzung; Verkehrsunfälle; Verkehrsunfall; Autounfall; Gefäßverletzung im Abdomen; Hämorrhagischer Schock; Zwerchfellverletzung; Magenverletzung; Dünndarmverletzung; Dickdarmverletzung; Leberverletzung; Milzverletzung; Nierenverletzung; Harnblasenruptur; Milzruptur; Aortenruptur; Leberruptur; Bauchtrauma; FAST Sono; ABCDE Regel
Abdominaltrauma
U-NH 20.02.18
CCC MK 04.04.2023 neue LL Polytrauma. BBB MK 14.11.2022 revidiert (Viszeralchirurgin). Revision at 12.09.2014 09:28:27: Revidert i henhold til BestPractice. Gjort en del justeringer. Nytt avsnitt om respons på væskebehandling. chck go 15.8., MK völlig überarbeitet, LL in Text 19.04.17
document-symptom document-nav document-tools document-theme
Abdominaltraumata werden je nach Verletzungsmechanismus in penetrierende1 und stumpfe Traumata2 eingeteilt. Nach dem Verletzungsmechanismus richtet sich die Diagnostik.3
Chirurgie
Abdominaltrauma
/link/04f5ce41ec3642cd82c3c68f70aefab3.aspx
/link/04f5ce41ec3642cd82c3c68f70aefab3.aspx
abdominaltrauma
SiteProfessional
Abdominaltrauma
anders.skjeggestad@nhi.no
uK.boos@gesinformReinhardt@gesinform.de (patched by system)
de
de
de