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Perioperative Thromboseprophylaxe

Allgemeine Informationen

Klinisches Problem

  • Venöse Thrombembolien (VTE) sind klinisch bedeutsame Komplikationen der postoperativen Phase durch erhöhte Morbidität und Mortalität.
  • Große chirurgische Eingriffe sind unter den zahlreichen prädisponierenden Faktoren der wichtigste unabhängige Prädiktor für VTE.1
    • Hospitalisation und Trauma/Fraktur sind weitere unabhängige Prädiktoren, die ein chirurgisches Kollektiv betreffen.1
  • Lungenembolie (LE) ist die häufigste Ursache eines vermeidbaren Todes in der Klinik.2
    • Ca. 5–10 % der Todesfälle im Krankenhaus sind durch LE verursacht.3
  • Die Vorhersage einer sich anbahnenden VTE ist im Einzelfall nicht möglich.4
    • Daher ist eine generelle, risikoadaptierte Thromboseprophylaxe in Risikosituationen notwendig.4
  • Eine perioperative Thromboseprophylaxe verringert die Häufigkeit von tiefen VenenthrombosenLungenembolien und Tod.5
  • Allerdings gibt es Diskrepanzen zwischen den Richtlinien und der alltäglichen praktischen Anwendung.6
    • Dadurch besteht die Gefahr der:
      • Unterprophylaxe mit erhöhtem Risiko für VTE
      • Überprophylaxe mit erhöhtem Risiko für Blutungen.
  • Wahrscheinlich gab es keinen substanziellen Rückgang der Morbidität durch postoperative VTE in den vergangenen beiden Dekaden.5,7

Häufigkeit

  • Vermutlich venöse Thrombembolien bei bis zu 25 % der chirurgischen Patient*innen7
  • Höchstes Risiko nach:7
    • Hüft-OP
    • Knie-OP
    • Tumorchirurgie.
  • Häufigkeit von VTE in allgemeinchirurgischen Patientenkollektiven ohne Prophylaxe8
    • TVT: 25 %
    • proximale TVT: 7 %
    • LE 1,6 %
    • tödliche LE 0,9 %
  • Große Variabilität der Inzidenz bei Patient*innen ohne Prophylaxe9
    • sehr geringes Risiko bei kleinen chirurgischen Eingriffen bei Patient*innen < 40 J ohne Risikofaktoren
      • 2 % distale TVT, 0,4 % proximale TVT und 0,2 % LE
    • extrem hohes Risiko bei Hochrisikoeingriffen (Hüfte, Knie) oder bei Patient*innen mit multiplen zusätzlichen Risikofaktoren (> 60 J, Tumorerkrankung, St. n. VTE)
      • 40–80 % distale TVT, 10–20 % proximale TVT, 4–10 % LE

Leitlinie: Notwendigkeit der Thromboseprophylaxe4

  • Bei allen Patient*innen mit operativen Eingriffen, Verletzungen oder akuten Erkrankungen soll das Risiko venöser Thromboembolien bedacht werden.
  • Die Indikationsstellung zur VTE-Prophylaxe soll individuell und risikoadaptiert erfolgen.

ICPC-2

  • K93 Lungenembolie
  • K94 Phlebitis/Thrombose

ICD-10

  • I80.2 Thrombose, Phlebitis und Thrombophlebitis sonstiger tiefer Gefäße der unteren Extremitäten
  • I26.9 Lungenembolie ohne Angabe eines akuten Cor pulmonale
  • O08.2 Embolie nach Abort, Extrauteringravidität und Molenschwangerschaft

Allgemeine Prinzipien der perioperativen Thromboseprophylaxe

  • Die Primärprophylaxe von VTE umfasst 3 grundsätzlich mögliche Maßnahmenbereiche:4
    1. Basismaßnahmen
      • Frühmobilisation
      • Bewegungsübungen 
      • Anleitung zu Eigenübungen
    2. physikalische Maßnahmen
      • medizinische Thromboseprophylaxestrümpfe
      • intermittierende pneumatische Kompression
    3. medikamentöse Blutgerinnungshemmung.
  • Die Basismaßnahmen sollten bei allen Patient*innen angewendet werden.
  • Im Übrigen hängt die Prophylaxe von einer Stratifizierung des Risikos für eine VTE ab.

Risikobeurteilung und abgeleitete Maßnahmen

  • Eine risikodaptierte Primärprophylaxe kann venöse Thrombembolien signifikant reduzieren.3
  • Einschätzung des individuellen Risikos durch Berücksichtigung von:4
    • expositionellen Faktoren (z. B. Art des Eingriffs)
    • personenbezogenen Faktoren (z. B. schwere COPD).
  • Risikostratifizierung anhand expositioneller und personenbezogener Faktoren
  • Häufigkeit von VTE in Abhängigkeit von der Risikogruppe4
    • niedriges Risiko
      • distale Beinvenenthrombose: < 10 %
      • proximale Beinvenenthrombose: < 1 %
      • Lungenembolie: < 0,1 %
    • mittleres Risiko
      • distale Beinvenenthrombose: 10–40 %
      • proximale Beinvenenthrombose: 1–10 %
      • Lungenembolie: 0,1–1 %
    • hohes Risiko
      • distale Beinvenenthrombose: 40–80 %
      • proximale Beinvenenthrombose: 10–30 %
      • Lungenembolie: > 1 %

Leitlinie: Risikogruppen und risikoadaptierte Maßnahmen4

  • Zur Einschätzung des VTE-Risikos auf der Basis von expositionellen und dispositionellen Risikofaktoren sollte eine Einteilung in 3 Risikogruppen (niedrig, mittel, hoch) erfolgen.
  • Art und Umfang der VTE-Prophylaxe sollen sich nach der Einteilung in diese Risikogruppen und nach Kontraindikationen richten:
    • niedriges Risiko
      • Basismaßnahmen (Frühmobilisation, Bewegungsübungen, Anleitung zu Eigenübungen)
      • Können durch physikalische Maßnahmen ergänzt werden (z. B. Thromboseprophylaxestrümpfe).
    • mittleres Risiko
      • medikamentöse Prophylaxe (zusätzlich Basis- und evtl. physikalische Maßnahmen)
    • hohes Risiko
      • medikamentöse Prophylaxe (zusätzlich Basis- und evtl. physikalische Maßnahmen).

Physikalische Maßnahmen zur Thromboseprophylaxe

  • Als physikalische Maßnahme stehen in Deutschland vor allem Kompressionsstrümpfe10 zur Verfügung.
    • Kompressionsstrümpfe reduzieren wirksam das Risiko einer TVT (Evidenz hoher Qualität):10
      • bei hospitalisierten Patient*innen nach Allgemein- oder Orthopädie-Operationen
      • mit oder ohne andere Methoden der Thromboseprophylaxe
      • Bezüglich der Reduktion einer proximalen TVT oder Lungenembolie ist die Evidenz schwach.
    • kein signifikanter Unterschied zwischen kurzen (Wade) und langen (Oberschenkel) Strümpfen11
  • Intermittierende pneumatische Kompression12 als physikalische Maßnahme spielt in Deutschland nur eine untergeordnete Rolle.
  • Physikalische Maßnahmen allein sind im Allgemeinen nicht indiziert, da sie weniger effektiv sind als eine medikamentöse Prophylaxe.4
    • Möglicherweise ist die Kombination aus Medikation und physikalischer Therapie effektiver als Medikation allein, die Evidenz ist aber nur schwach.13
  • Bei den meisten Indikationen ist daher sowohl ein Verzicht auf Kompression als auch die Kombination mit Medikation möglich.4
  • Wenn eine medikamentöse Behandlung aufgrund von Kontraindikationen nicht möglich ist, sollte eine Kompressionstherapie durchgeführt werden.4

Leitlinie: Physikalische Maßnahmen zur Thromboseprophylaxe4

  • Zu den physikalischen Maßnahmen gehören vor allem medizinische Thromboseprophylaxestrümpfe (MTPS) und intermittierende pneumatische Kompression (IPK).
  • Basismaßnahmen sowie physikalische Maßnahmen sollen eine indizierte medikamentöse VTE-Prophylaxe nicht ersetzen.
  • Umgekehrt sollte bei einer medikamentösen VTE-Prophylaxe nicht auf Basismaßnahmen verzichtet werden, und physikalische Maßnahmen sollten indikationsgerecht eingesetzt werden.
  • Bei Kontraindikationen gegen eine medikamentöse VTE-Prophylaxe sollen physikalische Maßnahmen zur Anwendung kommen.

Medikamentöse Maßnahmen zur Thromboseprophylaxe

  • Zugelassene Substanzen zur Thromboseprophylaxe sind:4
    • unfraktioniertes Heparin (UFH)
    • niedermolekulare Heparine (NMH)
    • Fondparinux
    • Danaparoid
    • neue orale Antikoagulanzien (Thrombininhibitoren, Faktor-Xa-Inhibitoren)
    • Vit-K-Antagonisten.

Unfraktioniertes Heparin

  • Heterogene Mischung aus Glykosaminoglykanen mit Molekulargewichten von 3.000–30.000 Dalton mit einem durchschnittlichen Molekulargewicht von 15.000 Dalton14
  • Gewinnung aus Schweinedarmmukosa
  • Beschleunigende Wirkung auf AT III15
    • AT-vermittelt erfolgt die Hemmung von Faktor Xa und Faktor IIa (Thrombin).
  • 2- bis 3-mal tgl. Gabe s. c. (2 x 7.500 IU bzw. 3 x 5.000 IU) zur Thromboseprophylaxe wirksam ohne Notwendigkeit zum Monitoring der Gerinnungsaktivität4
  • Cave: Immunologisch vermittelte heparininduzierte Thrombozytopenie (HIT II) bei 1–3 % der Patient*innen!
    • HIT II gekennzeichnet durch:16
      • Abfall der Thrombozytenzahlen > 50 %
      • hohes Thromboserisiko (50–75 %) durch vermehrte Thrombinbildung
      • Blutungen möglich, aber eher selten.
    • ausgelöst durch Antikörper gegen Komplex aus Plättchenfaktor 4 der Thrombozyten und Heparin17
    • Auftreten typischerweise 5–14 Tage nach Heparingabe16
    • abrupter Abfall der Thrombozytenzahlen um > 50 %16
    • zur Erhärtung der Diagnose Nachweis von HIT-AK möglich16
    • Therapie16
      • sofortiges Absetzen von UFH
      • alternative Antikoagulation mit: Danaparoid; Argatroban (2. Wahl)18
      • Lepidurin in Deutschland außer Handel

Niedermolekulare Heparine (NMH)

  • Bei allen NMH beträgt das mittlere Molekulargewicht weniger als die Hälfte von UFH.17
    • Anteil von 60 % oder mehr mit Molekulargewicht < 8.000 Dalton
  • Wirkung durch anti-Xa- und anti-IIa-Aktivität (wie UFH)
    • im Vergleich zu UFH aber niedrigere anti-IIa-Aktivität15
  • Entscheidender Unterschied ist das Nichtvorhandensein von großen Molekülen > 10.000 Dalton mit unspezifischer Bindung an andere Strukturen als Antithrombin, dadurch günstigere pharmakokinetische Eigenschaften.15
    • gute s. c. Verfügbarkeit (80–95 %)
    • längere, dosisunabhängige Halbwertszeit (3–5 h)
    • lineare Dosis-Wirkungs-Beziehung19
    • geringere interindividuelle Variabilität
  • HIT II selten (um Faktor 10 seltener als bei UFH), aber möglich15

Fondaparinux

  • Synthetisch hergestelltes Pentasaccharid
  • Im Vgl. zu UFH und NMH kleines Molekül mit 1.728 Dalton15
  • Fondaparinux bindet selektiv und irreversibel an Antithrombin.19
    • dadurch selektive Faktor-Xa-Inhibition19
  • Lange Halbwertszeit von 17–21 h19
  • Keine Auslösung von HIT II15
    • daher kein Monitoring der Thrombozyten erforderlich
  • Zur Thromboseprophylaxe 1 x tgl. 2,5 mg s. c.

Danaparoid

  • Gemisch aus Glykosaminoglykanen mit mittlerem Molekulargewicht von 6.000–6.600 Dalton15
    • Wird aus Schweinedarmmukosa gewonnen.
  • Wirkung über anti-Faktor-Xa-Aktivität15
  • Lange Halbwertszeit, kumuliert bei Niereninsuffizienz15
  • Danaparoid ist eine Alternative zur medikamentösen VTE-Prophylaxe für Situationen, in denen Heparine nicht angewendet werden sollen, einschließlich Patient*innen mit HIT II.4
    • Dosierung im Allgemeinen 2 x 750 E s. c. tgl.
    • Bei Patient*innen mit HIT II gelten spezielle Dosierungsempfehlungen (siehe Fachinformation).

Argatroban

  • Direkte reversible Inhibition von Thrombin
  • Medikament der 2. Wahl bei HIT II nach Danaparoid
  • Kumuliert nicht bei Niereninsuffizienz
  • Dosis: 2 µg/kg/min als Dauerinfusion, Steuerung per PTT
    • 1,5- bis 3-facher Ausgangswert, aber < 100 sec20

Neue orale Antikoagulanzien (NOAK)

  • Zwei Angriffspunkte der neuen oralen Antikoagulanzien (NOAK)21
    1. Faktor-IIa-Inhibitor (Thrombininhibitor)
      • Dabigatran
    2. Faktor-Xa-Inhibitoren
      • Rivaroxaban
      • Apixaban
      • Edoxaban
  • Ausscheidung
    • Dabigatran ganz überwiegend renal
    • Rivaroxaban, Apixaban und Edoxaban teilweise renal
  • Rivaroxaban und Apixaban überlegen im Vgl. zu Enoxaparin hinsichtlich Verhinderung von VTE bei vergleichbarer Rate an Blutungen22-23
  • Dabigatran im Vgl. zu Enoxaparin mit vergleichbarer Effektivität für Verhinderung von VTE und vergleichbarer Blutungsrate24
  • Rivaroxaban, Apixaban und Dabigatran zugelassen zur postoperativen Thromboseprophylaxe nach:
    • Hüftgelenksersatz
    • Kniegelenksersatz.
  • Dosierungen
    • Rivaroxaban 1 x 10 mg tgl. p. o.
    • Apixaban 2 x 2,5 mg tgl. p. o.
    • Dabigatran 1 x 220 mg tgl. p. o. (1 x 150 mg täglichtgl. bei GFR 30–50 ml/min/1,73 m2)
  • Vorsichtige Anwendung bzw. Kontraindikation bei schwerer Nieren- oder Leberinsuffizienz (siehe Fachinformationen der einzelnen Substanzen)

Vit-K-Antagonisten

  • Durch Vit-K-Antagonisten verminderte prokoagulatorische Aktivität der Faktoren II, VII, IX und X
  • Zur perioperativen Thromboseprophylaxe nur von untergeordneter Bedeutung 
    • Vit-K-Antagonisten sind bei chirurgischen Patient*innen im Vergleich zu NMH bei vergleichbarem Blutungsrisiko weniger wirksam.4
  • Bei Verwendung von Vit-K-Antagonisten Ziel-INR 2–3

ASS

  • Infolge einer großen randomisierten Studie mit über 3.000 Patient*innen kann nach elektivem Hüft- oder Kniegelenksersatz eine VTE-Prophylaxe, die mit Rivaroxaban begonnen wurde, nach 5 Tagen durch ASS ersetzt werden, ohne dass Thromboembolien oder Blutungen zunehmen.25
  • Neue Metaanalysen zeigten keine statistisch signifikanten Unterschiede zwischen ASS und anderen Antikoagulanzien bei Knie- und Hüftprothesen bezüglich dem Auftreten venöser Thrombembolien und Blutungen.2627
  • Laut arznei-telegramm (a-t) würde sich anbieten, Patient*innen ohne erhöhtes VTE-Risiko nach derartigen operativen Eingriffen auf ASS umzustellen, z. B. bei stationärer Entlassung.28

Leitlinie: Medikamentöse Maßnahmen zur Thromboseprophylaxe4

  • Zur medikamentösen VTE-Prophylaxe stehen zur Verfügung:
    • Heparine (NMH, UFH)
    • Fondaparinux
    • nicht-Vitamin-K-abhängige orale Antikoagulanzien (NOAK)
    • Vitamin-K-Antagonisten.
  • Beim Einsatz von Antikoagulanzien zur VTE-Prophylaxe soll das eingriffs- und patientenspezifische Blutungsrisiko bedacht werden.
  • NMH soll gegenüber UFH bevorzugt werden unter Abwägung von:
    • Effektivität
    • Blutungsrisiko
    • HIT-II-Risiko.
  • Bei Heparinanwendung soll an das Risiko einer HIT II gedacht werden.
    • Bei Verwendung von UFH sollte regelmäßig eine Kontrolle der Thrombozytenzahl durchgeführt werden.
    • Bei Verwendung von NMH kann die Kontrolle der Thrombozytenzahl in der Regel entfallen.
  • Bei Auswahl und Anwendung der Antikoagulanzien sollen die Nieren- und Leberfunktion berücksichtigt werden.
  • Kontraindikationen, fach- und substanzspezifische Besonderheiten sowie Fachinformationen sollen berücksichtigt werden.
  • ASS soll zur VTE-Prophylaxe nur in begründeten Einzelfällen eingesetzt werden.

Spezielle Empfehlungen

  • Neben den allgemeinen Empfehlungen bestehen abhängig von der Art des Eingriffs spezifische Empfehlungen zur perioperativen Thromboseprophylaxe:3-4
    • VTE-Prophylaxe bei Eingriffen im Bauch- und Beckenbereich (Viszeral- und Gefäßchirurgie, Gynäkologie, Urologie)
    • VTE-Prophylaxe bei Operationen und Verletzungen an Gelenken, Knochen und Weichteilen der unteren Extremität (beachte hier auch Sondervoten der DEGAM zu den Empfehlungen)
    • Kardiochirurgie, Gefäßchirurgie der unteren Extremität
      • NMH oder UFH
    • thoraxchirurgische Eingriffe
      • NMH
    • Eingriffe an Gesicht und Hals
      • in der Regel keine Thromboseprophylaxe notwendig
    • Operationen an der oberen Extremität: nur Basismaßnahmen.

Übergang in die ambulante Phase und Dauer der Thromboseprophylaxe

  • Mit Beendigung des stationären Aufenthaltes soll die Notwendigkeit zur Prophylaxe nochmals überprüft und festgelegt werden.
  • Indikation zur verlängerten Fortführung der Thromboseprophylaxe besteht vor allem nach Tumor-, Knie- und Hüftchirurgie.29
  • Die Patient*innen sollen über die Risikoeinschätzung und Maßnahmen (Nutzen, Risiko, Alternativen) aufgeklärt werden.3

Leitlinie: Übergang von der stationären zur ambulanten Behandlung, Dauer der Prophylaxe4

  • Bei Notwendigkeit der Fortführung der Prophylaxe sollen die weiterbehandelnden Ärzt*innen darüber informiert und die Patient*innen angehalten werden, sich zeitnah bei diesen vorzustellen, um eine lückenlose VTE-Prophylaxe sicherzustellen.
  • Werden Patient*innen aus dem Krankenhaus in die ambulante Versorgung entlassen, ist zu entscheiden, ob eine im Krankenhaus begonnene Prophylaxe fortgesetzt werden soll. Dabei sollte auf den Empfehlungen des Krankenhauses basierend gehandelt werden.
    • Sondervotum der DEGAM: Im hausärztlichen Beratungsgespräch soll einerseits die Empfehlung des Krankenhauses und andererseits die Tatsache erörtert werden, dass es nur bei einigen Erkrankungen/Eingriffen überhaupt Studien mit Prüfung der Dauer einer Thromboseprophylaxe im ambulanten Bereich gibt. Daher soll die jeweilige Indikation unter Einbeziehung des individuellen Thromboserisikos der Patient*innen nochmals geprüft werden.
  • Die Zeitdauer der Prophylaxe soll sich am Fortbestehen relevanter Risikofaktoren für venöse Thromboembolien orientieren.
  • Bei Weiterbestehen einer deutlichen Erhöhung des VTE-Risikos und insbesondere in folgenden Situationen soll eine medikamentöse Prophylaxe länger fortgeführt werden:
    • orthopädische/unfallchirurgische Eingriffe am Hüftgelenk (28–35 Tage postoperativ)
    • orthopädische/unfallchirurgische Eingriffe am Kniegelenk (11–14 Tage postoperativ)
    • Tumoroperationen im Bauch- oder Beckenbereich (4–5 Wochen).

Patienteninformationen

Patienteninformationen in Deximed

Patienteninformation der DEGAM

Quellen

Leitlinien

  • Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF). Prophylaxe der venösen Thromboembolie (VTE). AWMF-Leitlinie Nr. 003-001. S3, Stand 2015 (in Überarbeitung). www.awmf.org

Literatur

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Autor*innen

  • Franziska Jorda, Dr. med., Fachärztin für Viszeralchirurgie, Ärztin in Weiterbildung Allgemeinmedizin, Kaufbeuren
  • Michael Handke, Prof. Dr. med., Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie und Intensivmedizin, Freiburg i. Br. 
  • Die ursprüngliche Version dieses Artikels basiert auf einem entsprechenden Artikel im norwegischen hausärztlichen Online-Handbuch Norsk Elektronisk Legehåndbok (NEL, https://legehandboka.no/).
I269; I802; O082
perioperativ; postoperativ; kompresjonsstrømpe; Perioperativ tromboseprofylakse
K93; K94
Perioperative Thromboseprophylaxe; Thromboseprophylaxe; Perioperativ; Heparin; Unfraktioniertes Heparin; UFH; Niedermolekulares Heparin; NMH; LMWH; Neue orale Antikoagulantien; NOAK; Vitamin-K-Antagonist; Kompressionsstrümpfe; Thromboseprophylaxestrümpfe; Intermittierende pneumatische Kompression; Enoxaparin; Fondaparinux; Danaparoid; Rivaroxaban; Apixaban; Dabigatran
Perioperative Thromboseprophylaxe
BBB MK 09.04.2018: Update ASS zur VTE (at und NEJM)
BBB MK 28.03.2022 Revision, wenige Änderungen. CCC MK 07.11.17, komplett überarbeitet
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Venöse Thrombembolien (VTE) sind klinisch bedeutsame Komplikationen der postoperativen Phase durch erhöhte Morbidität und Mortalität. Große chirurgische Eingriffe sind unter den zahlreichen prädisponierenden Faktoren der wichtigste unabhängige Prädiktor für VTE.1 Hospitalisation und Trauma/Fraktur sind weitere unabhängige Prädiktoren, die ein chirurgisches Kollektiv betreffen.1
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