Bei extremer Beanspruchung der Beugesehnen, z. B. Sportklettern5
Prädisponierende Faktoren
Offene Verletzungen
Beugesehnenruptur
kräftiger Zug an einem Finger
extreme Beanspruchung der Beugesehnen (Klettern)
Rheuma
ICPC-2
L12 Hand-/Fingersymptomatik/-beschwerden
L81 Verletzung muskuloskelettär NNB
ICD-10
S66 Verletzung von Muskeln und Sehnen in Höhe des Handgelenkes und der Hand
S66.0 Verletzung der langen Beugemuskeln und -sehnen des Daumens in Höhe des Handgelenkes und der Hand
S66.1 Verletzung der Beugemuskeln und -sehnen sonstiger Finger in Höhe des Handgelenkes und der Hand
S66.2 Verletzung der Streckmuskeln und -sehnen des Daumens in Höhe des Handgelenkes und der Hand
S66.3 Verletzung der Streckmuskeln und -sehnen sonstiger Finger in Höhe des Handgelenkes und der Hand
S66.4 Verletzung der kurzen Muskeln und Sehnen des Daumens in Höhe des Handgelenkes und der Hand
S66.5 Verletzung der kurzen Muskeln und Sehnen sonstiger Finger in Höhe des Handgelenkes und der Hand
S66.6 Verletzung mehrerer Beugemuskeln und -sehnen in Höhe des Handgelenkes und der Hand
S66.7 Verletzung mehrerer Streckmuskeln und -sehnen in Höhe des Handgelenkes und der Hand
S66.8 Verletzung sonstiger Muskeln und Sehnen in Höhe des Handgelenkes und der Hand
S66.9 Verletzung eines nicht näher bezeichneten Muskels oder einer nicht näher bezeichneten Sehne in Höhe des Handgelenkes und der Hand
Diagnostik
Diagnostische Kriterien
Die Identifizierung der verletzten Strukturen an der Hand sollte von Handchirurgen durchgeführt werden, weil bei nicht speziell geschulten Untersuchern häufig Verletzungen übersehen oder fehldiagnostiziert werden.9
Die Diagnose stützt sich auf die typische Anamnese und die typischen klinischen Befunde.
Die Kontinuität der Sehne lässt sich mithilfe einer Sonografie nachweisen.
Durch eine Röntgenuntersuchung kann geklärt werden, ob eine Abrissfraktur vorliegt.
Differenzialdiagnosen
Abgrenzung zwischen den verschiedenen Sehnenverletzungen
MCP- und PIP-Gelenk des betroffenen Fingers sind gestreckt.
Die anderen Finger sind gebeugt.
Die Patienten sollen aktiv das Endglied beugen.
Liegt eine Verletzung der Sehne des M. flexor digitorum profundus vor, kann das Gelenk nicht bewegt werden.
Verletzung des Sehnen des M. flexor digitorum superficialis
Untersuchung Digitus 3–5
gemeinsamer Muskelbauch der 3 benachbarten Strecksehnen
Die beiden nicht zu untersuchenden Finger werden gestreckt.
Dadurch wird eine kompensatorische Beugung der Beugesehnen verhindert.
Die Patienten sollen aktiv im PIP-Gelenk beugen.
Bei Verletzung der Beugesehne ist dies nicht möglich.
Untersuchung Digitus 2
Die Zeigefinger-Strecksehne hat einen eigenen Muskelbauch, daher ist eine alleinige Untersuchung möglich.
Die Kraftentwicklung beim Spitzgriff mit überstrecktem Endglied wird im Seitenvergleich überprüft.
Proximale Strecksehnenverletzung
Dorsaler Bereich der Mittelphalanx ist druckdolent.
PIP-Gelenk in 15–30 Grad Beugung bringen.
Die Patienten sollen das PIP-Gelenk aktiv strecken.
Bei Ruptur der Strecksehne ist dies nicht möglich.
Der dorsale Bereich der Mittelphalanx ist druckempfindlich.
Ringbandruptur
Über dem Ringband ist am palmaren Finger ein Druckschmerz auslösbar.
Beugebewegungen des betroffenen Fingers sind schmerzhaft.
Sind mehrere Ringbänder gerissen, ist die Beugesehne als kräftiger Strang unter der Haut zu spüren („Bowstring“).
Diagnostik beim Spezialisten
Röntgen des betroffenen Fingers in 2 Ebenen
Ausschluss von Abrissfrakturen oder anderen ossären Begleitverletzungen
Sonografie
bis zu 100 % Sensitivität und deutlich spezifischer als die klinische Untersuchung11
Indikationen zur Überweisung
Um das Übersehen oder die Falschdiagnose von Fingerverletzungen zu vermeiden, sollten die Verletzungen möglichst von einer Handchirurgin/einem Handchirurgen beurteilt werden.9
Strecksehnenverletzung im Bereich des DIP-Gelenks
Bei Abrissfrakturen oder wenn keine vollständige passive Extension (Verdacht auf eingeklemmte Strukturen) möglich ist.
Verletzung der Sehnen des M. flexor digitorum profundus
Verletzung der Sehne des M. flexor pollicis longus
Überweisung an Handchirurgie
Proximale Strecksehnenverletzung
Bei Abrissfrakturen oder wenn keine vollständige passive Extension möglich ist.
Ringbandruptur
bei Vorliegen eines „Bowstring-Phänomens“ Überweisung an Handchirurgie
Therapie
Therapieziel
Die Kontinuität der Sehne wiederherstellen.
Allgemeines zur Therapie
Bei Rupturen der Beugesehnen frühzeitige operative Naht anstreben.12
Bei unkomplizierten Rupturen der Strecksehnen ist eine konservative Therapie möglich.1
Strecksehnenverletzung im Bereich des DIP-Gelenks, Hammerfinger
Ohne Abrissfraktur
Liegt keine Abrissfraktur und volle passive Extensionsfähigkeit vor, sollte das DIP-Gelenk in neutraler oder leicht überstreckter Position ruhiggestellt werden.13
Standard-Orthese: Stack-Schiene
Tragen der Schiene Tag und Nacht für 6–8 Wochen
anschließend noch einige Wochen als Nachtschiene
Das PIP- und das MCP-Gelenk bleiben beweglich.
Beugungen des DIP-Gelenks sollten während der Therapiephase komplett vermieden werden.
Bei Beugung der Endphalanx ist die Phase der Ruhigstellung von vorne zu beginnen.14
Die Endphalanx sollte beim Wechsel der Schiene gestützt werden.
Mit Abrissfraktur
Bei komplexen Strecksehnenverletzungen mit Abrissfrakturen und Fragment > 30 % der Gelenkfläche oder anderen relevanten Begleitverletzungen ist ein operativer Eingriff zu empfehlen.1
Verletzung der Beugesehnen
Eine frühzeitige Sehnennaht ist die Therapie der Wahl.12
Postoperativ sollte direkt mit der Mobilisierung der Finger begonnen werden, um Adhäsionen zu verhindern und die Kraft und Aufnahme von Synovialflüssigkeit in die Sehne zu fördern.12
Mögliches Nachbehandlungsschema: dorsale Schiene nach Kleinert mit palmaren Gummizügeln
Die Patienten strecken die Finger, durch ein Gummiband passive Rückführung in Beugung.
Proximale Strecksehnenverletzung
Sofern keine Abrissfraktur vorliegt oder diese weniger als 1/3 des Gelenks betrifft, sollte das PIP-Gelenk 6 Wochen lang vollständig gestreckt ruhiggestellt werden.
Dazu können verschiedene Schienen oder sonstige Hilfsmittel zur Ruhigstellung eingesetzt werden.
Die gestreckte Haltung des PIP-Gelenks sollte ununterbrochen aufrechterhalten bleiben, das DIP- und das MCP-Gelenk sind jedoch beweglich.
Ist eine vollständige passive Extension nicht möglich, sollten die Patienten an eine Handchirurgin/einen Handchirurgen überwiesen werden.
Schwanenhals-Deformität bei distaler Strecksehnen-Ruptur
Knopfloch-Deformität bei proximaler Strecksehnen-Ruptur
Eingeschränkte Funktion
Re-Ruptur
Prognose
Werden die Patienten mit Beugesehnenrupturen frühzeitig nach der Verletzung operiert, ist die Prognose im Allgemeinen günstig.12
Sportliche Aktivität bei Strecksehnenrupturen ist in der Regel eher wieder möglich als nach Beugesehnenrupturen.
Strecksehnenverletzung im Bereich des DIP-Gelenks, Hammerfinger
Die Prognose ist günstig, es kann jedoch 6–12 Monate dauern, bis die Patienten das DIP-Gelenk voll ausstrecken können.
Die konservative Therapie kann noch bis zu 3 Monate nach der Verletzung erfolgreich sein, auch wenn sich die Patienten erst verspätet in Behandlung begeben.15
Sportliche Aktivitäten können nach etwa 10 Wochen wieder aufgenommen werden.
Empfehlung, den Finger dabei mit einem Tapeverband oder einer Orthese zu schützen.
Wird die Verletzung nicht behandelt, kann eine Schwanenhals-Deformität des Fingers die Folge sein.16
Die Deformität kann jedoch auch nach angemessener Therapie auftreten.
Verletzung der Beugesehnen
In der Mehrzahl der Fälle sind die Patienten nach der Operation mit dem Ergebnis zufrieden.12
Die Prognose ist weniger günstig, falls die Therapie verspätet eingeleitet wird oder eine erhebliche Retraktion der Sehne vorliegt.17
Faktoren, die sich ebenfalls negativ auf die Prognose auswirken:12
Bei verspäteter oder inadäquater Behandlung kann es zu einer Knopfloch-Deformität kommen.
Flexion des PIP-Gelenks und eine gleichzeitige Hyperextension des DIP- und des MCP-Gelenks
Entsteht in der Regel über mehrere Wochen, wenn die intakten Seitenbänder der Strecksehne herabgleiten.
Deformität kann auch akut auftreten.
Ringbandruptur
Die Prognose ist gut.
Bei singulärer Ruptur kann nach 6–8 Wochen unter Ringbandschutz (Tape) wieder mit dem Sport begonnen werden.5
Bei operativer Rekonstruktion Risiko von Adhäsionen
eingeschränkte Beugefähigkeit des jeweiligen Fingers
Nach einem operativen Eingriff sollten die Patienten 3–4 Monate warten, bevor sie wieder mit Sport beginnen.5
Verlaufskontrolle
Strecksehnenverletzung im Bereich des DIP-Gelenks, Hammerfinger
Ist das DIP-Gelenk während der Phase der Ruhigstellung in der Stack-Schiene zu stark überstreckt, kann es zu einer Hautnekrose kommen.
Beim Wechsel der Schiene die Haut 10–20 Minuten „atmen“ lassen, um das Risiko einer Mazeration der Haut zu verringern.
Wichtig: In dieser Zeit das DIP-Gelenk stützen, um Flexion zu verhindern.
Die Patienten können während der Phase der Ruhigstellung weiterhin Sport ausüben, sofern es mit der Stack-Schiene möglich ist.
Patienten alle 2 Wochen zur Kontrolle einbestellen, um sicherzustellen, dass die Anweisungen befolgt werden.
Nach 6 Wochen wird das Gelenk erneut untersucht.
Ist eine aktive Extension möglich, kann mit der Ruhigstellung so fortgefahren werden, dass der Finger lediglich nachts und beim Sport noch weitere 6 Wochen geschützt wird.
Verletzung der Beugesehnen
Die Verlaufskontrolle sollte durch eine Handchirurgin/einen Handchirurgen erfolgen.
Es sollte postoperativ nach Maßgabe der Operateure eine frühzeitige Mobilisierung des Fingers in einer angepassten Schiene, z. B. nach Kleinert (Entlastung der Sehne durch ein Gummiband) erfolgen.
Eine volle Belastung ist erst nach 3–4 Monaten möglich.
Proximale Strecksehnenverletzung
Patienten mit einer Verletzung des PIP-Gelenks können während der Phase der Ruhigstellung weiterhin Sport ausüben, sofern dies mit einem voll gestreckten PIP-Gelenk möglich ist.
Nach 6 Wochen wird das Gelenk erneut untersucht.
Ist eine aktive Extension möglich, kann mit der Ruhigstellung so fortgefahren werden, dass der Finger lediglich nachts und beim Sport noch weitere 6 Wochen geschützt wird.
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Autoren
Lino Witte, Dr. med., Arzt in Weiterbildung, Innere Medizin, Frankfurt
Terje Johannessen, professor i allmennmedisin, Institutt for samfunnsmedisinske fag, Norges teknisk-naturvitenskapelige universitet, Trondheim
Björn Salomonsson, med dr och överläkare, Ortopedkliniken, Danderyds sjukhus (Medibas)
Trine Fresvig, lege under spesialisering, ortopedisk avdeling, Rikshospitalet
seneskade; seneskader i finger; pulley-ruptur; genserfinger; jersey finger; Finger, seneskader
seneskade; seneskader i finger; pulley-ruptur; genserfinger; jersey finger; Finger, seneskader
seneskade; seneskader i finger; pulley-ruptur; genserfinger; jersey finger; Finger, seneskader
Strecksehnenverletzung des DIP-Gelenks; Strecksehnenruptur; Beugesehnenruptur; Mallet-Finger; Hammerfinger; Sehnenverletzung des M. flexor digitorum profundus; Sehnenverletzung des M. flexor digitorum superficialis; Schwanenhals-Deformität; Knopfloch-Deformität; Proximale Strecksehnenverletzung; Ringbandruptur; Jersey-Finger; Rugby-Finger; Bowstring-Phänomen
Sehnenverletzungen der Finger
BBB komplett überarbeitet, aktuelle Literatur ergänzt (AiW Orthopädie)
Revision at 21.05.2013 13:33:35:
Avsjekket mot Medibas. Ingen endringer. chck go 8.5.
Zusammenfassung Definition:An den Fingern kann es insbesondere infolge offener Verletzungen zu verschiedenen Sehnenverletzungen kommen. Häufigkeit:Verletzungen der Finger sind im Sport und insbesondere bei Ballsportarten häufig zu beobachten.