Definition:Akut aufgetretene Verletzung der Bänder und Knochenstrukturen des Sprunggelenks. Die häufigste Verletzung ist eine Überdehnung der Außenbänder.
Häufigkeit:Sprunggelenksverletzungen machen 17 % aller Verletzungen im Vereinsport aus.
Ottawa Ankle Rules als Algorithmus zur Reduktion der Anzahl von Röntgenaufnahmen
Bei subtiler klinischer Untersuchung lässt sich mithilfe definierter Kriterien eine Fraktur mit hoher Sicherheit ausschließen, und es kann auf eine Röntgenuntersuchung verzichtet werden:
fehlende Schmerzen im Außen- oder Innenknöchel
fehlende Schmerzen im Mittelfuß
Palpation Basis Os metatarsale V
Palpation Os naviculare
fehlende Schmerzen bei Palpation der Hinterkante von Außen- und Innenknöchel
mindestens 4 schmerzfreie Schritte.
Bei Schmerzen im Bereich der Malleolarregion
Röntgen OSG a. p. (20 Grad Innenrotation = „mortise view“) und seitlich
Bei Schmerzen im Bereich des Mittelfußes
Röntgen des Mittelfußes in 2 Ebenen
Geschätzte Einsparung von Röntgen-Aufnahmen bei Anwendung der Ottawa-Regel: 15–40 %.
Notwendigkeit einer zusätzlichen Leitungsanästhesie
fehlende therapeutische Konsequenz
Im Einzelfall nützlich beim Verdacht auf das Vorliegen einer chronischen Instabilität
Unterscheidung zwischen funktioneller und mechanischer Instabilität22
MRT bzw. CT
Nur in Ausnahmefällen zum Nachweis von Begleitverletzungen3
Indikationen zur Überweisung
Zur Diagnostik und Therapie bei V. a. Verletzung des Bandapparates
Bei Verdacht auf ossäre Verletzung
Bei persistierenden Schmerzen > 3 Monate nach der Verletzung
Therapie
Therapieziele
Akut: Einblutungen und Ödementwicklung verringern.
Schmerzfreiheit
Normale Beweglichkeit wiedererlangen.
Stabilität des Sprunggelenks
u. a. durch Schulung der propriozeptiven Funktion
Allgemeines zur Therapie
Eine konservativ-funktionelle Therapie stellt den Standard für die nicht-ossären Verletzungen des Sprunggelenks dar.3,6
in den ersten 2–4 Tagen PECH-Regel
Pause, Eis, Compression (elastische Wickel), Hochlagerung des Fußes
ggf. Thrombembolie-Prophylaxe
Ziel: Abschwellung
Orthesenbehandlung, Vollbelastung möglich
unterstützend physikalische Therapie
Leitlinie: Therapie der akuten fibularen Bandruptur3
Eine frühfunktionelle konservative Therapie ist Standard.
In den ersten 2–4 Tagen PECH-Regel befolgen.
bei Belastung < 20 kg der betroffenen Extremität Thrombembolie-Prophylaxe
Anpassung einer funktionellen supinationshemmenden, semirigiden Orthese
Orthese für mindestens 5 Wochen tragen, Vollbelastung möglich.
Gipsimmobilisation ist obsolet.
Elastische Socken/Bandagen sind weniger effizient als Orthese.
Tape-Verband mit geringerer Stabilität und häufigen Hautirritationen
Medikamentös
topische oder systemische Antiphlogistika bei Schmerzen
Physikalische Therapie ist sehr wichtig.
Koordinationsschulung
Muskelkräftigung (Peroneusgruppe)
Eigenreflexschulung (propriozeptives Training auf dem Therapiekreisel)
Operative Therapie
im Langzeitergebnis vergleichbare Stabilität wie konservative Therapie
leicht erhöhtes Risiko für Entwicklung posttraumatischer Arthrose
Daher ist in der Regel nur bei sehr schweren Traumata (offene Fraktur, Luxation) ein operatives Vorgehen indiziert.
Rückkehr zum Sport
Die Sportfähigkeit ist nach 12 Wochen bei 60–90 % der Patienten auf demselben Niveau wie vor dem Unfall.3
Für 6 Monate wird das Tragen einer Orthese oder Tape-Verbands beim Sport empfohlen.4
Empfehlungen für Patienten
Tägliche physikalische Übungen in Eigenregie sind ein elementarer Therapiebestandteil, um chronische Instabilitäten zu vermeiden.
Frühzeitige Durchführung von Übungen ohne Belastung bereits in den ersten Tagen nach der Verletzung sorgt für schnelleren Funktionsrückgewinn.23
Medikamentöse Therapie
In den ersten Tagen sind häufig Antiphlogistika oder Paracetamol erforderlich3, z. B.:24
2 x 500 mg Naproxen über 3–7 Tage
evtl. topische NSAR in Gelform: gute Wirkung (und weniger Nebenwirkungen)25
3–4 x 500–1.000 mg Paracetamol.
Paracetamol (4 x 1.000 mg) haben ebenso gute analgetische Wirkung wie NSAR (3 x 50 mg Diclofenac).24,26
bei Paracetamol zudem geringere Ödemneigung
Operative Therapie
Vorgehen: Adaption der rupturierten Ligamente in anatomischer Position3
Kein Vorteil im Vergleich zu konservativer Therapie22
Auch bei Rezidiv einer fibularen Bandverletzung sind beide Therapien gleichwertig.27
daher nur nachrangige Therapieoption, z. B. bei chronischer Instabilität und frustranen konservativen Therapiemaßnahmen3
Früher häufig bei Leistungssportlern erfolgt, heute jeweils individuelle Entscheidung.
Es gibt keine eindeutige Evidenz zugunsten der operativen Therapie.3
Zudem sprechen Sportler wegen guter muskulärer Kontrolle besonders erfolgreich auf funktionelle Übungsmaßnahmen und Eigenreflextraining an.28
Prävention
Kontaktsportarten vermeiden.
Durch propriozeptives Training nach einer akuten Sprunggelenksverletzung kann die Inzidenz erneuter Sprunggelenksverletzungen verringert werden (Ib).29
Die Effektivität von Präventionsprogrammen (neuromuskuläres und propriozeptives Training, Muskelkräftigung und Stretching) insbesondere für Fußballspieler ist in mehreren randomisierten Studien nachgewiesen.30
Tapeverband oder Orthese beim Sport für 6 Monate nach Verletzung4
Die Wirkung ist vermutlich auf propriozeptive Stimulation (kürzere peroneale Reaktionszeit) zurückzuführen.
Verlauf, Komplikationen und Prognose
Verlauf
Eine Außenbandruptur führt bei 1–30 % der Patienten zu chronischer Instabilität.31
Bis zu 90 % der Patienten können nach 12 MonatenWochen wieder ihren ursprünglichen Sport ausüben.
Komplikationen
Chronische Beschwerden mit Schmerzen, Steifigkeit und Schwellungen
Ruptur des lateralen Bandapparats sowie der vorderen Syndesmose
Quellen
Leitlinien
Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie e.V. (DGU). Frische Außenbandruptur am Oberen Sprunggelenk. AWMF-Leitlinie 012-022. S1, Stand 2017. www.awmf.org
Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie e. V. (DGU). Sprunggelenkfraktur. AWMF-Leitlinie 012-003. S2e, Stand 2015. www.awmf.org
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Autoren
Lino Witte, Dr. med., Arzt in Weiterbildung, Innere Medizin, Frankfurt
Arild Aamodt, overlege/professor, Ortopedisk avdeling, Lovisenberg Sykehus, Oslo
Ingard Løge, spesialist allmennmedisin, universitetslektor, institutt for sammfunsmedisinske fag, NTNU, redaktør NEL
Verletzung des Sprunggelenks; Bänderüberdehnung des Sprunggelenk; Ruptur der Sprunggelenkbänder; Ruptur des Sprunggelenkbandkomplexes; Ligamentäre Verletzungen; Sprunggelenkinstabilität; Instabilität des Sprunggelenks; Instabiles Sprunggelenk; Außenbandverletzung des Sprunggelenks; Innenbandverletzung des Sprunggelenk; Syndesmosenverletzung; Luxation der Peronealsehnen; Peronealsehnenluxation; Schubladentest; Talar-Tilt-Test; Syndesmosetest; Ottawa-Regeln; Ottawa Ankle Rules
Akute Sprunggelenksverletzungen
U-NH 11.01.18
BBB MK 19.08.2019, grundlegend überarbeitet (AiW Ortho);
Revision at 31.08.2012 13:21:39:
Gjennomlest og sjekket mot ny oversiktsartikkel. chck go 2.5.16
Zusammenfassung Definition:Akut aufgetretene Verletzung der Bänder und Knochenstrukturen des Sprunggelenks. Die häufigste Verletzung ist eine Überdehnung der Außenbänder.
Orthopädie/Unfallchirurgie
Sprunggelenksverletzung, akute
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