Die nicht-parasitären Zysten werden weiter eingeteilt in:
echte Milzzysten
auch epitheliale Zysten oder kongenitale Zysten genannt
Zeichnen sich durch eine Epithelschicht im Zystenlumen aus.
verschiedene Ursachen: neoplastisch (Hämagiome, Lymphangiome), kongenital, Epidermoidzysten, Milzzysten bei polyzystischer Nierenerkrankung4-6
Pseudozysten
Ihnen fehlt die Epithelschicht.
Entwickeln sich aus traumatisch bedingten Milzhämatomen, Milzinfarkten oder Milzabszessen.4
Auch intrasplenische pankreatische Pseudozysten kommen vor.4
Pathophysiologie
Bei Pseudozysten infolge von Organisation eines Hämatoms oder infarzierten Areals
Bei epithelialen Zysten nicht geklärt
Eine Hypothese geht von peritonealem Mesothel aus, das im Rahmen der Embryonalentwicklung in der Milz eingeschlossen wird. Das Mesothel metaplasiert dann zu squamösem Epithel.4
Eine andere Hypothese sagt, die Zysten entstehen aus lymphatischen Räumen der Milz.4
Disponierende Faktoren
Traumata (Pseudozysten)
ICPC-2
B99 Blut-/Lymph-; Milzerkrankung, andere
ICD-10
D73.4 Zyste der Milz
Diagnostik
Diagnostische Kriterien
Klinischer Verdacht, der durch Sonografie (ggf. MRT, CT) bestätigt wird.
Die endgültige Diagnose wird durch histologische Untersuchung nach Operation gestellt.4
zur Differenzierung solider oder zystischer Läsionen
Charakteristika: Echofreie, dünnwandige Raumforderung, Septen sind möglich.4
Diagnostik bei Spezialist*innen
MRT, CT
Echte Zysten und Pseudozysten sind schwierig zu unterscheiden.
Trabekulierungen und Septen sprechen für echten Zysten.
Verkalkung in den Kapseln können bei beiden Typen auftreten.
2/3 der parasitären Zysten sind in der Bildgebung multilokulär.8
MRT kann zur Differenzierung von parasitären und nicht-parasitären Milzläsionen hilfreich sein.1
Indikationen zur Überweisung/Klinikeinweisung
Bei Zysten > 4–5 cm oder kompressionsbedingten Symptomen Überweisung in die Vizeralchirurgie zur OP-Planung
Bei v. a. Ruptur, akute Blutung, Abszess Einweisung in die Viszeralchirurgie
Therapie
Therapieziele
Komplikationen vermeiden.
Die durch die Zyste entstehenden Beschwerden behandeln.
Allgemeines zur Therapie
Operationsindikationen
Zysten > 4–5 cm Durchmesser
Mit zunehmender Größe wird von vermehrten Beschwerden und einem höheren Komplikationsrisiko ausgegangen, auch wenn die Dokumentation aufgrund des seltenen Vorkommens unzureichend ist.4,9
Sollte eine vollständige Splenketomie geplant sein, sollten die Patient*innen möglichst präoperativ gemäß den Empfehlungen zur Asplenie geimpft werden.
Pneumokokken: möglichst sequenziell
mit 13-valentem Konjugatimpfstoff
6–12 Monate später mit 23-valentem Polysaccharidimpfstoff
Haemophilus influenzae Typ b (Hib)
Meningokokken: 4-valenter Konjugatimpfstoff gegen Serogruppen ACWY10
Kleine und asymptomatische Zysten können beobachtet werden.4
Operative Therapie
Operative Optionen
offen chirurgische oder laparoskopische Splenektomie
partielle Splenektomie (mind. 25 % des Milzgewebes bleiben erhalten)
Zystenentdeckelung, Dekapsulierung (Entfernung des größten Teils der Zystenwand)
Möglichst milzkonservierender Eingriff, u. a. weil meist Kinder und Jugendliche betroffen sind.
abhängig von der Lage der Zyste
Zysten am oberen Pol oder lateral gelegene Zysten können gut milzerhaltend operiert werden.
Zysten am unteren Pol, hilusnahe Zysten oder multiple Zysten können häufig nicht milzerhaltend operiert werden.4
Das laparoskopische Vorgehen mit Splenektomie, Zystenentdeckelung oder Dekapsulierung (Entfernung eines möglichst großen Teils der Zystenwand) führen zu kürzerem Krankenhausaufenthalt, geringerer Morbidität und besseren kosmetischen Ergebnissen.11
Die Dekapsulierung ist der Entdeckelung bezüglich Wiederverschluss und Rezidiv der Zyste überlegen.4
Verlauf, Komplikationen und Prognose
Verlauf
Häufig asymptomatischer Verlauf
Pseudozysten, die kleiner als 5 cm sind, können spontan zurückgehen.
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Autor*innen
Franziska Jorda Dr. med., Fachärztin für Viszeralchirurgie, Ärztin in Weiterbildung Allgemeinmedizin, Kaufbeuren
Die ursprüngliche Version dieses Artikels basiert auf einem entsprechenden Artikel im norwegischen hausärztlichen Online-Handbuch Norsk Elektronisk Legehåndbok (NEL, https://legehandboka.no/).
D734
B99
Milzzyste; Zyste der Milz; Pseudozyste; epitheliale Zysten; Echinokokken
Definition:Von der Milz ausgehende Zysten. Häufigkeit:Selten. Symptome:Meist kaum Symptome, am häufigsten Beschwerden im Epigastrium. Befunde:Meist kein klinischer Befund, ggf. tastbare Resistenz.