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Immunthrombozytopenie, primäre (ITP)

Zusammenfassung

  • Definition:Erworbene Autoimmunerkrankung;Thrombozytopenie, sekundäre Form kanndie durch Infektionen,eine MedikamenteAutoimmunreaktion odergegen lymphoproliferativeThrombozyten Erkrankungenund ausgelöstMegakaryozyten werdenverursacht wird.
  • Häufigkeit:Prävalenz Häufigstebei UrsacheErwachsenen einer Thrombozytopenie; Inzidenz von 1,69–26/100.000 bei Erwachsenen, 5–6/100.000 bei Kindern
  • Symptome:Blutungen Zufallsbefund,vor evtl.allem im ZusammenhangBereich von Haut und Schleimhäuten von Mund/Nase, aber auch urogenital. Selten innere Blutungen. Häufig Fatigue als Allgemeinsymptom. Kann auch asymptomatisch sein mit spontanenlaborchemischem Hautblutungen oder Metro‑/MenorrhagieZufallsbefund.
  • Befunde: Keine pathologischen BefundeBlutungszeichen, evtlv. spontanea. Hautblutungen;Petechien aufund Schleimhautblutungen achten.
  • Diagnostik:Ausschlussdiagnose, Ggf.isolierte VirusserologieThrombozytopenie (wiederholt < 100 x 109/l) bei normalen Leukozyten-, Erythrozyten- und ANA; bei manchen Patienten sind Thrombozyten-Antikörper nachweisbar; Knochenmarkuntersuchung bei chronischer Form oder in unklaren FällenGerinnungsparametern.
  • Therapie:Individuelle AkuteEntscheidung Formfür erfordert„Watch nurand seltenWait“ Behandlung;bzw. Immunglobulinemedikamentöse undTherapie Glukokortikoide(vor zeigenallem sowohlmit bei akuter als auch chronischer Form oft WirkungGlukokortikoiden, möglicherweise jedoch nicht dauerhaft;Thrombopoetin-Rezeptor-Agonisten), evtl. Splenektomie.

Allgemeine Informationen

Definition

  • Der Abschnitt basiert auf dieser Referenz.1
  • Die primäre Immunthrombozytopenie (ITP) – früher idiopathische thrombozytopenische Purpura genannt – ist eine Autoimmunerkrankungerworbene Thrombozytopenie, diesie wird verursacht durch eine isoliertAutoimmunreaktion vermindertegegen ThrombozytenzahlThrombozyten (und Megakaryozyten.
    • Die Diagnose einer ITP setzt nach internationaler Übereinkunft wiederholte Thrombozytenzahlen < 100 x 109)/l unbekannter Ursache gekennzeichnet istvoraus.1
  • DieTerminologie: Thrombozytenzahlauch liegtals zumM. DiagnosezeitpunktWerlhof häufigbezeichnet unternach Paul 30 x 109/lGottlieb Werlhof (1699–1767), undArzt begleitendin treten Haut- und/oder Schleimhautblutungen auf; lebensbedrohliche Blutungen sind jedoch selten.2
  • Die Diagnose wird nach Ausschluss bekannter Ursachen einer (sekundären) Thrombozytopenie gestellt.
  • Bei Kindern klingt die ITP nach einigen Wochen bis Monaten häufig von selbst ab und tritt im Verlauf einer Infektion oder kurze Zeit danach auf.
  • Bei Erwachsenen verläuft die ITP häufig chronisch.Hannover

Häufigkeit

  • DiePrävalenz ITPund istInzidenz2
    • Prävalenz diebei häufigsteErwachsenen Ursache einer Thrombozytopenie9–26/100.000
    • Inzidenz der ITP
      • In einer skandinavischen Registerkohorte lag die Inzidenz in Norwegen bei 2,1/100.000.3
      • Insgesamt waren 58 % der Betroffenen Frauen.
      • Die jährliche Inzidenz bei Kindern beträgt in Skandinavien 4,8/100.000.4
      • International wird die Inzidenz auf 2–54/100.000 beziffert.5pro Jahr
    • Alter
      • Inmittleres einerAlter skandinavischenerwachsener KohortePatient*innen warum rund60 ein Drittel der Betroffenen ≥ 70 Jahre alt.31
      • Bei Kindern ist die Immunthrombozytopenie häufig akut und selbstlimitierend und tritt in vielen Fällen nach einer Virusinfektion auf.
      • Zwei von drei Kindern erreichen innerhalb von sechs Monaten eine spontane Remission.
    • Geschlecht
      • BeiIm mittleren Alter sind Frauen etwas häufiger alsbetroffen, beiab dem 60. LJnnernnner.1

    Ätiologie und Pathogenese

    Ätiologie

    • AutoimmunerkrankungPrimäre ITP (80 %): keine auslösende Ursache erkennbar
    • Sekundäre ITP (20 %): ausgelöst z. B. durch Infektionen, Autoimmunerkrankungen, Lymphome, Medikamente

    Pathogenese

    • Erworbene Thrombozytopenie, die ITP ist nicht erblich.1
    • Mehrere Mechanismen führen zu den erniedrigten Thrombozytenzahlen:3
      1. Autoantikörper gegen verschiedene Thrombozytenoberflächenproteine führen zu vorzeitiger Phagozytose von Thrombozyten durch das monozytär-phagozytäre System (besonders in der Milz).
      2. direkte T-Zell vermittelte Zytotoxizität gegen Thrombozyten
      3. verminderte Thrombozytenproduktion durch direkte Schädigung der Megakaryozyten sowie durch relativen Mangel an Thrombopoetin (TPO).
    • Nach dem zeitlichen Verlauf können unterschieden werden:3
      • neu diagnostiziert
      • persistierend (3–12 Monate)
      • chronisch (> 12 Monate).

    Klinisches Bild1

    • Blutungssymptome 
      • Petechien im Bereich der Beine (seltener an Rumpf und Armen)
      • Blutungen der Mund- und Nasenschleimhaut
      • urogenitale Blutungen, verstärkte Menstruationsblutungen, verstärkte Blutungen schon bei kleinen Traumata
        • Auslösendeflächenhafte UrsacheHämatome/Gelenkblutungen nichteher bekannt.untypisch Neuerefür Forschungsergebnisse haben jedoch gezeigt, dass mehrere immunologische Mechanismen eine Rolle spielen können
        • Immunvermittelt vermehrte Zerstörung von Thrombozyten in Kombination mit unzureichender Produktion5
        • Sowohl B- als auch T-Zell-Reaktion mit Produktion von Autoantikörpern, Proliferation autoreaktiver T-Zellen und verminderter Produktion regulatorischer T-ZellenITP
      • GenetischeInnere FaktorenBlutungen sind selten, z. B. intrazerebrale Blutung (< 1 %).
    • Häufigkeit und Stärke von Blutungen
      • Können20–30 % zuder verPatient*innen mit neu diagnostizierter und 30–40 % der Patient*innen mit chronischer ITP weisen keine Blutungssymptome auf.
      • nicht selten nur asymptomatische, okkulte Blutungen (Mikrohändertermaturie, Immunantwortpositiver beitragen;Stuhltest)
      • Bei auslösendeITP Umwelteinflüsse könnenbesteht eine Rollegeringere spielenBlutungsneigung als bei Thrombozytopenien anderer Ursache.
    • ITPNeben beiden Kindern
    • Blutungen sind die Patient*innen vor allem gefährdet durch:4
      • IstThrombembolien 
      • Infektionen nach Splenektomie.
    • Daneben berichten ITP-Patient*innen häufig akutüber Erschöpfung, Müdigkeit und vorübergehend,depressive undStörungen tritt typischerweise nach einem harmlosen Atemwegsinfekt auf(Fatigue).1

Prädisponierende Faktoren

  • PrimFolgende Erkrankungen und Umstände können eine sekundäre ImmunthrombozytopenieITP (ITP)
    • Ursache unbekannt
  • Sekundäre Immunthrombozytopenieauslösen:1,5
    • Virusinfektionen
    • bakterielle Infektionen
    • Autoimmunerkrankungen, u. a.:
    • Bakterielle Infektionen:
      • Helicobacter pylori (Erwachsene)
    • Autoimmunerkrankungen:
      • AntiphospholipidImmundefizienz-SyndromSyndrome
      • Systemischer Lupus erythematodes
    • Immundefekte
    • Lymphoproliferativelymphoproliferative Erkrankungen
    • Medikamenteninduziertmedikamenteninduzierte Immunreaktion
    • Nachnach Impfungen (z. B. MMR).

ICPC-2

  • B83 Purpura/Gerinnungsstörung

ICD-10

  • D69.3 Idiopathische thrombozytopenische Purpura

Diagnostik

Diagnostische Kriterien

  • ThrombozytenITP ist eine Ausschlussdiagnose, es gibt keinen beweisenden Test.1
  • Für die Erstdiagnose ist in der Regel ausreichend:2
    • Anamnese
    • klinische Untersuchung
    • Labor: isolierte Thrombozytopenie (wiederholt < 100 x 109/l) bei ohnenormalen sonstigeLeukozyten-, hämatologische AuffälligkeitenErythrozyten- und ohne nachweisbare Ursache oder auslösende Faktoren, evtl Gerinnungsparametern. mit Hautblutungen wie Petechien oder Ekchymosen
    • Bei Kindern unter 1 Jahr gelten Werte ab 80 x 109/l als normal

DifferenzialdiagnosenDifferenzialdiagnose der Thrombozytopenien

  • InfektionsbedingtDer Abschnitt basiert auf dieser Referenz.1

Verminderte Thrombozytenbildung

  • HIVSchädigung des Knochenmarks (Medikamente, Alkohol, Zytostatika u. a.)
  • HepatitisInfiltration Cund Verdrängung des Knochenmarks (hämatologische Neoplasien, seltener solide Tumoren)
  • HelicobacterMyelofibrose
  • Myelodysplastische pyloriSyndrome
  • Knochenmarkshypo-/aplasie, paroxysmale nächtliche Hämoglobinurie
  • Wiskott-Aldrich-Syndrom (auch vermehrter Verbrauch)
  • Schwerer Vitaminmangel
  • Seltene genetische Defekte: Bernard-Soulier-Syndrom, Glanzmann-Thrombasthenia u. a.
  • Auch bei der ITP kann die Thrombozytenbildung im Knochenmark gestört sein.

Vermehrter Thrombozytenverbrauch

  • MedikamenteninduziertePrimäre/sekundäre Immunthrombozytopenie
  • Weitere immunologische Thrombozytopenien (nicht ITP)
    • Thrombozytenwerte normalisieren sich 1 Woche nach dem Absetzen
  • Alkoholinduzierteheparininduzierte Thrombozytopenie
  • AkuteThrombozytopenie Leukämienach (lymphatischGP oder myeloisch)IIb/IIIa-Inhibitor-Gabe
  • Myelodysplastischesposttransfusionelle SyndromPurpura
  • Autoimmunerkrankungschwangerschaftsassoziierte Thrombozytopenie
  • neonatale Alloimmunthrombozytopenie
  • Weitere Verbrauchsthrombozytopenien (nicht immunologisch)
  • Thrombotisch thrombozytopenische Purpura (TTP)
    • Zusätzlich hämolytische Anämie mit Fragmentozyten im peripheren Blut
  • Pseudothrombozytopenie
    • Thrombozytenagglutination aufgrund von Autoagglutininen oder Artefakten; Blutausstrich auf Thrombozytenaggregate untersuchen
    • Bei Verdacht auf Thrombozytenaggregation Kontrollprobe in Zitratblut abnehmen
  • Aplastische Anämiemien
  • Anamnese

    • Großteil der Betroffenen sind Kinder und junge Frauen; Diagnose wird zufällig oder aufgrund spontaner Hautblutungen gestellt
    • Manchmal Virusinfektion einige Wochen zuvor
    • Evtl. langwierige Vorgeschichte mit Metro-/Menorrhagie
    • Einteilung in Stadien je nach Dauer6
      • Neu diagnostiziert (in den ersten 3 Monaten nach Diagnosestellung)
      • Persistierend (3 bis 12 Monate nach Diagnosestellung)
      • Chronisch (mehr als 12 Monate seit Diagnosestellung)

    Klinische Untersuchung

    • In der Regel unauffällig, abgesehen von Hautblutungen in Form von Petechien oder Ekchymosen
      • Schleimhautblutungen gelten als schwerwiegender als Hautblutungen
    • Bei sekundären Formen evtl. Symptome der Grunderkrankung
      • Splenomegalie, Hepatomegalie, Lymphadenopathie usw.

    Ergänzende Untersuchungen in der Hausarztpraxis

    • Vorgeschlagene Blutuntersuchungen
      • kleines Blutbild, Differenzialblutbild, Blutausstrich, , Retikulozyten, CRP, Haptoglobin
      • Blutausstrich: normal, abgesehen von Thrombozytopenie und evtl. Befunden, die mit Eisenmangelanämie vereinbar sind
      • Hb und Leukozyten bei ITP in der Regel normal
      • Bei thrombotisch thrombozytopenischer Purpura ist Anämie hämolytisch
      • CRP sollte bei ITP im Normbereich sein; bei erhöhtem Wert sind sekundäre Ursachen für die Thrombozytopenie in Betracht zu ziehen
    • Wenn neben Hautblutungen weitere Symptome bestehen, ggf. Folgendes untersuchen:
      • Knochenmarkszytologie
      • AP, GOT, GPT, Albumin, INR, Bilirubin, Kreatinin
      • Virusserologie: EBV, CMV, Parvovirus B19, HIV
      • ANA, DNA-Antikörper: zum Ausschluss eines beginnenden SLE
      • Umfassende Gerinnungsanalyse (DICTTP, HUS)
      • Lysozym, FerritinVerbrauchskoagulopathie
      • DiagnostikVon-Willebrand-Syndrom hinsichtlichTyp heredit2b
      • massive Lungenembolie
      • große Härermangioendotheliome Thrombozytopenie:Thrombozytenmorphologie,(z. B. Kasabach-funktion, Merritt-überlebenszeitSyndrom)

    Weitere

    Andere Diagnostik

    KnochenmarkszytologieThrombozytopenie

    • WirdThrombozytopenie bei Milzvergrößerung
    • Thrombozytenverlust bei massiver Blutung
    • Thrombozytopenie bei schweren Infektionen inkl. COVID-19
    • Pseudothrombozytopenie (Problem der Laboranalytik)

    Stufendiagnostik bei V. a. ITP bzw. persistierender/chronischer ITP, in unklaren Fällen und bei Patienten über 60 Jahren durchgeführt; bei unkomplizierter

    • ITP jedochist nichtdie indizierthäufigste Ursache einer isolierten Thrombozytopenie.6
    • Eine symptomatische Thrombozytopenie muss abgeklärt werden.7
    • Bei Verdachtasymptomatischen aufPatient*innen akutemuss Leuknur zwingend abgeklämiert vor einer Steroidtherapie durchzuführenwerden, da diese bei akuter Leukämie lympholytisch wirkt; wichtigste Differenzialdiagnose zur ITP
    • In unklaren Fällen mit Fieber, Knochenschmerzen, Gewichtsverlust, reduziertem Allgemeinzustand, Lymphadenopathie, Hepatosplenomegalie
    • Leukopenie, Leukozytose oder Anämie

    Thrombozyten-Antikörper

    • Direkte und indirekte Thrombozyten-Antikörper bei chronischer ITP
    • Bei einem großen Teil der Patienten keine Antikörper nachweisbar

    Indikationen zur Einweisung

    • Bei Kindern kann eine Absprache mit der nächstgelegenen Kinderklinik sinnvoll sein, damit zumindestwenn die Möglichkeit besteht, bei Blutungsepisoden direkt Kontakt aufzunehmen.
    • Bei neu diagnostizierter ITP bei Erwachsenen mit einer Thrombozytenzahl wiederholt < 20 x 109/l wird eine stationäre Aufnahme empfohlen.
    • Bei chronischer ITP
    • Bei Unsicherheit bzgl. der Diagnose
    • Bei Verdacht auf eine schwere Grunderkrankung

    Therapie

    Therapieziel

    • Heilung, d. h. Thrombozytenzahl > 100 x 109/l liegt oder eine B-/Trizytopenie vorliegt.7

    Basisdiagnostik bei V. a. ITP in der Hausarztpraxis1,8

    • Anamnese 
      • aktuelle und frühere Blutungen
      • AlternativInfektionen
      • Symptome, Erhdie auf eine Autoimmunerkrankung hinweisen köhungnnen (z. B. Gelenkbeschwerden, Augensymptome, Exantheme, Muskelschmerzen, Vaskulitissymptome etc.).
      • B-Symptomatik
      • Medikamente (z. B. Heparin)
      • Schwangerschaft
      • Thrombembolien (2-fach erhöhtes Risiko bei ITP-Patient*innen)
      • Impfungen
      • Familien-/Berufsanamnese
    • Klinische Untersuchung
      • Blutungszeichen, auch der ThrombozytenzahlSchleimhäute
      • Zeichen der Anämie (bei schon länger bestehenden Blutungen)
      • Lymphknoten
      • Leber‑, Milzgröße
        • Geringgradige Splenomegalie ist bei jüngeren Patient*innen nicht selten, deutliche Splenomegalie weist auf > 50 x 109andere Ursache hin.
      • Exantheme
      • Temperatur
    • Labor
      • Blutbild (EDTA und Citrat zum Ausschluss einer Pseudothrombozytopenie)
        • Blutausstrich (Befundung durch hämatologisch erfahrenen Arzt)
      • Gerinnung
      • Glukose
        • Ausschluss senkeneines Diabetes vor evtl. Kortikoidtherapie
      • Urin
        • Untersuchung auf Mikrohämaturie
      • Stuhl
        • Untersuchung auf okkultes Blut

    Basisdiagnostik bei V. a. ITP bei Hämatolog*in

    • Knochenmarkspunktion
      • Optional im Rahmen der Basisdiagnostik: wenn nach Anamnese, Klinik und Labor eine ITP wahrscheinlich ist, ist eine KM-Punktion nicht zwingend erforderlich.6
      • Empfohlen wird sie bei älteren Patient*innen ≥ 60 Jahre (zunehmende Häufigkeit von Differenzialdiagnosen wie Lymphome, Myelodysplasie u. a.).
      • Sie wird außerdem empfohlen bei atypischen Befunden:

    Weiterführende Diagnostik bei persistierender/chronischer ITP1

    • Blutgruppentestung
      • für Notfall-Pass, vor OPs
    • Serum-Elektrophorese und/oder Serum-Immunglobuline
    • Autoimmundiagnostik (CCP-Antikörper, ANA, ANCA, anti-DS-DNA, Antiphospholipid-AK, Lupus-Antikoagulans)
      • Diagnostik auf Autoimmunerkrankungen als Ursache für sekundäre ITP
    • Thrombozytenglykoprotein-spezifische Autoantikörper
    • Von-Willebrand-Faktor
      • bei Von-Willebrand-Syndrom Typ 2b evtl. mäßige bis schwere Thrombozytopenien
    • Schilddrüsenwerte
      • bis 10 % der ITP-Patient*innen mit autoimmuner Schilddrüsenerkrankung
    • Test auf Helicobacter pylori
      • bei Nachweis Indikation zur Eradikation
    • Serologie auf Hepatitis B/C, HIV
      • vor immunsuppresiver Therapie oder Splenektomie
    • Bildgebung (Sonografie, Röntgen, CT)
      • Ausschluss von soliden Tumoren, Lymphomen
    • Knochenmarkspunktion
      • vor Splenektomie: Ausschluss von Differenzialdiagnosen mit größtmöglicher Sicherheit vor irreversiblem Eingriff

    Indikation zur Überweisung/Klinikeinweisung

    • Überweisung an Hämatolog*innen bei persistierender/chronischer ITP zur weiteren Abklärung
    • Krankenhauseinweisung bei starken Blutungen

    Therapie

    Therapieziele

    • Grundsätzlich Blutungen vermeiden und Lebensqualität erhalten.
    • Die Therapieziele können nach Erkrankungsstadium differenziert werden:2
      • neu diagnostiziert (häufig Spontanremission) 
        • Blutungsstillung und Heilung, bei kurzer Therapiedauer unter Inkaufnahme von Nebenwirkungen
      • persistierend (Spontanremission seltener)
        • Blutungsstillung und Heilung; da Therapie häufiger längerfristig, sind Nutzen und Nebenwirkungen stärker gegeneinander abzuwägen.
      • chronisch
        • Lebensqualität, ggf. unter Inkaufnahme einer chronischen Thrombozytopenie
        • Therapie nur bei schwereren Blutungen zwingend, bei oligo- oder asymptomatischen Patient*innen auch „Watch and Wait“ möglich, Beachtung der Präferenz der Betroffenen

    Allgemeines zur Therapie

    • Persistenz?
      • PrimäreDie ImmunthrombozytopenieIndikationsstellung allein nach der Thrombozytenzahl ist obsolet.1
      • Belastung durch die Krankheitssymptome muss individuell gegen die Nebenwirkungen der Therapie abgewogen werden.2
      • Je länger die ITP andauert, desto weniger relevant werden die Thrombozytenzahlen bei Erwachsenender häufig persistierend oder chronischIndikationsstellung.1
      • Bei Kindernniedrigen oftThrombozytenwerten akuteund Formfehlender oder minimaler Blutungsneigung gibt es keine verbindliche Therapieempfehlung.2
        • Alle Behandlungsoptionen, inklusive „Watch and Wait“, sollten erörtert werden.
        • Die Patient*innen sollten nicht zu einer Therapie gedrängt werden.
        • Andererseits sollte eine nach ausführlicher Information gewünschte Behandlung nicht verwehrt werden.
      • Kriterien, die spontanbei abklingtder Entscheidungsfindung berücksichtigt werden sollten:1
        • die klinische Blutungsneigung
        • Thrombozytenzahl
        • Krankheitsstadium (neu diagnostizierte/persistierende/chronische ITP)
        • bisheriger Krankheitsverlauf und Blutungsanamnese
        • Therapienebenwirkungen
        • Konsequenzen für Ausbildung und Beruf (Berufsunfähigkeit vermeiden)
        • Patientenalter, Nebenerkrankungen, Begleitmedikation (insbes. Antikoagulanzien)
        • Zugang zu ambulanter und stationärer fachärztlicher Versorgung
        • Erfahrung der betreuenden Ärzt*innen/der Klinik 
        • Patientenpräferenz, Gesundheitskompetenz, psychosoziale Situation
        • Verletzungsrisiko bei Freizeitaktivitäten.
      • Chronische

      Klassifikation ITPvon Blutungen

      • ÜberFür die BehandlungsstrategieTherapieentscheidungen bestehtist internationalerdie KonsensStärke von Blutungen von Bedeutung, zur Klassifizierung wird das WHO-Schema verwendet.48
      • EinigeWHO Kinder0:
        • keine werdenBlutungen
      • WHO I:
        • Petechien, kleine Hämatome, Ekchymosen (< 10 cm), Schleimhautblutung (Mund, Nase), Epistaxis (< 1 h Dauer), subkonjunktivale Blutungen, vaginale Blutungen (unabhängig von Menstruation, < 2 Binden/d)
      • WHO II: nicht transfusionspflichtig
        • Hämatome, Ekchymosen (> 10 cm), Epistaxis (> 1 h Dauer oder Tamponade), retinale Blutungen ohne aktiveVisusminderung, vaginale Blutungen (unabhängig von Menstruation, > 2 Binden/d), Meläna, Hämatemesis, Hämoptysen, Hämaturie, Hämatochezie, Blutungen in Muskel und Gelenke
      • WHO III: transfusionspflichtige Blutungen
      • WHO IV: Gefahr von Dauerschäden, lebensbedrohlich
        • Retinale Blutungen mit Visusverminderung, ZNS-Blutungen, andere Organblutungen, die die Funktion der betroffenen Organe gefährden, letale Blutungen.

      Spezielle Therapie

      Erstlinientherapie1

      Keine oder leichte Blutungen (WHO 0–II)
      • Individuelle Entscheidung zwischen „Watch and Wait“ bzw. Therapie überwachtmit Kortikosteroiden
      • SpontaneBei BlutungenThrombozyten sind bei einer Thrombozytenzahl über > 20–30 x 109/l selten.eher abwartendes Vorgehen, bei niedrigeren Thrombozytenzahlen eher medikamentöse Behandlung
      • EineGlukokortikoide: BehandlungDie istWahl indiziertdes beiGlukokortikoids und des Therapieschemas sollte sich primär nach der Expertise der Ärzt*innen richten, mögliche Schemata sind z. B.:
      • 2
        • klinischrelevanterPrednison 1–2 mg/kg BlutungsneigungKG tgl. p. o. für 1–2 Wochen, dann allmähliche Reduktion
          • Während früher sehr langsam „ausgeschlichen“ wurde, sollte gemäß aktueller Leitlinien die Behandlungsdauer max. 6 Wochen betragen (weniger Nebenwirkungen, keine schlechteren Remissionsraten).1
        • ThrombozytenzahlDexamethason: unter40 mg/d 30 x 109/lfür 4 Tage, Wiederholung alle 2–4 Wochen, häufig 3 Zyklen
      • ThrombozytenzahlBei übergutem 30Ansprechen der Erstlinientherapie und Rezidiv nach mehr als x 109/l6 wennMonaten chirurgischekann oderdiese invasivenochmal Eingriffeangewandt vorgesehen sindwerden.
      Schwere oder lebensbedrohliche Blutungen (WHO III–IV)
      • DieBehandlung verschiedenenbesteht Therapieoptionenprimär sindaus mitGlukokortikoiden Nebenwirkungen+ verbundeni. v. DeshalbImmunglobulinen.
        • Immunglobuline mussbewirken sorgfältigeinen abgewogenrelativ werden,raschen wann(allerdings einenicht Therapieanhaltenden) indiziert istThrombozytenanstieg und wannsollen esdaher ausreicht,im denNotfall Patienteneingesetzt zu überwachenwerden.79
      • WahlIm derEinzelfall Therapiekönnen erwogen werden: Thrombozytenkonzentrate, Thrombopoietin-Rezeptor-Agonisten, Rituximab, Notfallsplenektomie.

      Zweitlinientherapie1

      • BeiNach ErwachsenenVersagen der Erstlinientherapie kann Patient*innen mit behandlungsbedürftigerBlutungen ITPWHO sind0–II Glukokortikoideeine dieZweitlinientherapie ersteangeboten Wahl.5
      • Erstewerden Wahl(auch bei„Watch Kindernand Wait“ ist die intravenmöse Immunglobulin-Therapie (IVIgglich).
      • Bei unzureichendemBlutungen EffektWHO istIII–IV diebesteht Splenektomieauf diejeden zweiteFall Wahleine Therapieindikation.
      • IstAls eineZweitlinientherapie Splenektomiekommen kontraindiziert oder bei fehlendem Effekt der bisherigen Therapie, kann eine Behandlung mit Thrombopoietin-Rezeptor-Agonisten8–9 oder Rituximab versucht werden.
      • Diese scheinen eine gute, allerdings nur vorübergehende Wirkung zu haben.10
      • Drittlinientherapie sind Zytostatika oder andere Immunsuppressiva, z. B. Ciclosporin.

    Stationäre Behandlung

    infrage:
    • Alter und Schweregrad berücksichtigen und mit der Behandlung warten, wenn keine Blutungen bestehen oder drohen (Thrombozytenzahl > 30 x 109/l)
    • Steroide, eine Splenektomie und eine intravenöse Immunglobulin-Therapie können indiziert sein.
    • ThrombopoietinThrombopoetin-Rezeptor-Agonisten (TRA): Romiplostim, Eltrombopag oder Romiplostim) oder eine Antikörpertherapie (Rituximab) sind indiziertbei fehlendem Effekt der Erstlinientherapie.9

    Akute Form

    • ZuBeide behandeln,Substanzen wenn es aufgrund schwerer Blutungen erforderlich ist11
    • Hochdosiertes Immunglobulin oder Prednisolon
    • Keine klar definierten Grenzwerte für die Behandlung
    • Patienten sollten Azetylsalizylsäure/NSAR meiden
    • Aktivitäten meiden,heben bei denenvielen das Risiko von Traumata besteht; Bettruhe nicht zu empfehlen

    Aus den norwegischen Leitlinien für pädiatrische Notfallmedizin

    Klinische Schweregradeinteilung von Blutungen bei ITP (vereinfacht nach Buchanan & Adix 200212)

    Grad 0

    Keine Blutungen

    Grad 1

    Geringgradig: wenige Petechien (< 100), wenige (< 5) und kleine (< 3 cm) Ekchymosen

    Grad 2

    Mild: viele Petechien oder > 5 Ekchymosen mit einer Größe > 3 cm

    Grad 3

    Mittelschwer: kurzzeitige oder intermittierende Schleimhautblutung, die keine sofortige Intervention erfordert

    Grad 4

    Schwer: anhaltende Schleimhautblutung, die eine sofortige Intervention erfordert, oder Verdacht auf innere Blutung

    Grad 5

    Lebensbedrohlich: intrakranielle Blutung oder fulminante Schleimhautblutung

    • Prognostische Faktoren für einen kurzen Verlauf (< 3 Monate)
      • Plötzlicher Symptombeginn
      • Alter < 10 Jahre
      • Vorausgegangene Infektion oder Impfung
      • Thrombozyten < 5 x 109/l
    • Bei Thrombozytenzahl > 20 x 109/l
      • Bei typischer akuter ITP selten; nur Überwachung und allgemeine Maßnahmen
      • Achtung: niedrigschwellige erneute Einschätzung der Diagnose
    • Bei Thrombozytenzahl < 20 x 109/l
      • Klinischer Blutungsgrad 0–2:
        • Mit der Behandlung kann in der Regel gewartet werden.
        • Die Familie sollte einen Ansprechpartner in der Klinik zugewiesen bekommen und eine Telefonnummer erhalten, an die sie sich bei schweren Blutungen oder sonstigen Problemen Tag und Nacht wenden kann.
        • Eine medikamentöse Therapie kommt in Betracht, wennPatient*innen die Thrombozytenzahl nichtin innerhalbeinen einigersicheren TageBereich ansteigtan.
        • Es gibt keine absolute Indikation für die Behandlung allein aufgrund einer verminderten Thrombozytenzahl. Viele entscheiden sich dafür, eine Behandlung einzuleiten, wenn die Thrombozytenzahl unter 3–5 x 109/l sinkt, aber selbst in diesem Punkt herrscht geteilte Meinung.
      • Klinischer Blutungsgrad 3 (nach individueller Einschätzung) und stets bei Blutungsgrad3:
        • Medikamentöse Therapie einleiten
    • Medikamentöse Therapie
      • Option 1: Immunglobuline 0,8 g/kg i.v. als Einmalinfusion; kann an Tag 2 oder 3 ggf. wiederholt werden
      • Option 2: Prednisolon p.o. 4 mg/kg/Tag (max. 80 mg/Tag) verteilt auf 2–3 Dosen über 1 Woche, danach stufenweise Reduktion

    Chronische Form: Erstlinientherapie mit Glukokortikoiden

    • Prednisolon (1,0 mg/kg Körpergewicht/Tag)11
      • Indiziert bei Blutungen oder ausgeprägter Thrombozytopenie (< 10 x 109/l)
      • Übliche Anfangsdosis 1 mg/kg Körpergewicht/Tag. Mit dieser Dosis sollte die Behandlung mindestens 2 Wochen fortgeführt werden, bevor der Effekt der Therapie beurteilt werden kann.13
      • Nach Ansprechen auf die Therapie wird die Dosis stufenweise reduziert.
      • Die Remission ist nur selten von Dauer, vermutlich bei nur 20 % der Patienten.
    • Alternativ Dexamethason13
      • 40 mg täglich über 4 Tage in Intervallen von 3–4 Wochen, bis zu 4 Behandlungszyklen1
      • Anfänglich sprechen 70 % der Patienten auf diese Therapie an. Es ist unklar, wie lange die Wirkung anhält. Vermutlich haben ungefähr 50 % der Patienten mehr als 6 Monate lang einen Nutzen davon.
    • Wirkung
      • Führt bei ca. 75 % (50–80 %1) der Patienten zur Remission, indem die Antikörperbildung und die Phagozytose der Thrombozyten in Milz und Leber gehemmt werden.11
      • Bei den meisten Patient*innen steigt die Thrombozytenzahl nach wenigen Tagen an, in manchen Fällen kann der Anstieg jedoch bis zu vier Wochen auf sich warten lassen.14
      • Die Remission hält nur selten an, wenn die Dosis reduziert wird. Nur ca. ein Drittel der Patient*innen, die zunächst auf die Therapie ansprechen, erreichen eine längerfristige Remission.
    • Dosisreduktion und Absetzen
      • Nach Ansprechen auf die Therapie wird die Dosis stufenweise reduziert.
      • Nach 3 bis 6 Monaten werden die Glukokortikoide versuchsweise abgesetzt.

    Chronische Form: Zweitlinientherapie

    Splenektomie

    • Indikation
      • Standard-Zweitlinientherapie bei unzureichendem Ansprechen auf Prednisolon oder einem Rezidiv nach dem Absetzen
      • Die Entscheidung für eine Splenektomie ist bei älteren Patient*innen häufig schwierig.
      • In der Regel sollte neben der verminderten Thrombozytenzahl eine klinische Blutungsneigung bestehen.
      • Bei Schwangeren sollte die Splenektomie erst nach der Geburt stattfinden, und die Geburt sollte per Kaiserschnitt erfolgen.
    • Kontraindikation
      • Bei Kindern unter 10 Jahren (erhöhtes Risiko einer Postsplenektomie-Sepsis)
      • Nicht innerhalb der ersten 6 bis 12 Monate nach der Diagnosestellung, da die Möglichkeit einer spontanen Remission besteht
    • Wirkung
      • Führt bei 7090 % der Patient*innen zumindest kurzfristiges Ansprechen, langfristiger Therapieerfolg bei 30–90 % 
      • Bei Absetzen sinken die Thrombozytenzahlen häufig wieder, aber nicht immer.
    • Fostamatinib (SYK-Inhibitoren, seit 2020 zugelassen)
      • Vergleichsdaten mit anderen Wirkstoffen, insbesondere TRA, liegen bislang nicht vor.
    • Splenektomie
      • höchste Rate an dauerhaften Remissionen in dem Sinne, dass keine weitere Behandlung notwendig ist.
      • klare Indikation bei Blutung WHO III–IV

    Drittlinientherapie1

    • Zur Drittlinientherapie bei fehlender Remission oder Rezidiv stehen zur vollstVerfügung:
      • Azathioprin
      • Ciclosporin
      • Cyclophosphamid
      • Danazol
      • Dapson
      • Hydroxychloroquin
      • Mycophenolat-Mofetil
      • Rituximab (vor und nach Splenektomie wirksam).

    Komplementändigenrmedizin

    • Über Remission.15–16die BeiHälfte älterender Patient*innen istmit diechronischer AnsprechrateITP hbenutzt komplementäufigre niedrigeroder undalternative beträgtTherapieformen, vermutlichdies etwasollte 50 %erfragt werden, auch wegen möglicher Wechselwirkungen. Die übrigen 1

    Impfungen1

    • ITP-Patient*innen sprechenkönnen nichtalle aufempfohlenen dieStandardimpfungen Splenektomieerhalten, annur oderbei erlebenimmunsuppressiver innerhalbTherapie vonsind sechsLebendimpfungen Monaten einen Rückfallkontraindiziert.
      • DasImpfungen Organ,scheinen dasbei hauptverantwortlichITP-Patient*innen für die Zerstörung der Thrombozyten und die Produktion von Autoantikörpern ist, wird entfernt.
    • Die Thrombozytenzahl steigt in der Regel innerhalb von zehn Tagen nach dem Eingriff.14
    • Die Behandlung mit Prednisolon sollte nach einemkeinen Rückfall oder beieine unzureichendemVerschlimmerung Ansprechender aufThrombozytopenie diezu Splenektomie wieder aufgenommen werden. Bleibt die Wirkung nach wie vor aus, kann Dexamethason versucht werdeninduzieren.
    • Viele Impfungen können bei ITP-Patient*innen mit niedrigen Thrombozytenzahlen s. c. statt i. m. verabreicht werden (siehe RKI-Tabelle).
    • Patient*innen vor geplanter Splenektomie oder Therapie mit Rituximab sollten frühzeitig gegen Haemophilus influenzae, PneumokokkenPneumo- und Meningokokken solltensowie spätestensHaemophilus zweiinfluenzae WochenB vor der Splenektomie vorgenommengeimpft werden.

    Thrombopoietin-Rezeptor-Agonisten

    • Sind bei Patient*innen indiziert, die mit der Erstlinientherapie keine dauerhafte Remission erreichen.
    • Binden an die Stammzellen und führen zu einer vermehrten Produktion von Megakaryozyten und damit zu einer erhöhten Thrombozytenproduktion.
    • Eltrombopag
      • Hat sich in Studien als wirksam erwiesen und ist kurzfristig kaum mit Nebenwirkungen verbunden.17–19
      • Eine Phase-III-Studie belegte bei 59 % der Patient*innen eine Wirkung (Thrombozytenzahl > 50 x 109/l), unter Placebo nur 16 %, und die Wirkung blieb auch über den Beobachtungszeitraum von bis zu drei Jahren erhalten.18
      • Alternative für die Zweitlinientherapie, wenn die Splenektomie kontraindiziert ist
    • Romiplostim
      • In einer Studie, in der wöchentliche Injektionen von Romiplostim mit der „Standardtherapie“ verglichen wurden, zeigte Romiplostim eine bessere Wirkung und war mit weniger Nebenwirkungen verbunden als die Standardtherapie.20 (II)
      • Ist eine mögliche Alternative für die Zweitlinientherapie, wenn die Splenektomie kontraindiziert ist.
      • Romiplostim zeigt auch bei Kindern gute Wirkung.8 (Ib)

    Rituximab

    • Kann vor oder nach einer Splenektomie versucht werden. Ca. 40–60 % der Patienten sprechen auf Rituximab an, doch > 50 % erleben innerhalb von 1–2 Jahren ein Rezidiv.21
    • Wird in Zyklen im Abstand von einer Woche angewendet.
    • Gilt bei therapierefraktärer ITP als gute Behandlungsalternative.22
    • Ist ein Anti-CD20-Antikörper, der die Zerstörung von Thrombozyten hemmt, indem er der Antikörperbildung entgegenwirkt.
    • Ist indiziert, wenn die Splenektomie kontraindiziert ist.
    • Ist bei Kindern mit behandlungsbedürftiger ITP und unzureichendem Ansprechen auf Kortikosteroide, IVIg und ggf. Anti-D indiziert.

    Prävention

    Nach der Splenektomie

    • Die Entfernung der Milz ist mit einem Risiko verbunden, denn sie ist das einzige Organ, das Opsonin produzieren kann.
    • Opsonin ist zusammen mit den Leukozyten ein wichtiges Element der körpereigenen Abwehr gegen invasive bekapselte Mikroorganismen.23
    • Bei splenektomierten Patient*innen besteht deshalb ein erhöhtes Risiko einer Sepsis, insbesondere einer Pneumokokken-Sepsis.24
    • Deshalb sollten die Patient*innen regelmäßig Auffrischungsimpfungen erhalten, am besten auf Grundlage einer Titerbestimmung, und sie sollten angewiesen werden, bei Fieber eine*n Ärzt*in aufzusuchen, damit schnell eine Antibiotikatherapie eingeleitet werden kann.
    • Bei Auslandsreisen sollten die Patient*innen orales Penicillin mit sich führen, damit sie die Behandlung eigenständig beginnen können, falls kein Arzt zur Verfügung steht.

    Verlauf, Komplikationen und Prognose

    VerlaufKomplikationen

    • DieSchwere Blutungen
    • Venöse und arterielle Thrombembolien (Risiko bei ITP ist2-fach erhöht)1
    • Komplikationen im AllgemeinenRahmen gutartigeiner Splenektomie, erhöhtes Infektionsrisiko nach Splenektomie
    • Nebenwirkungen der medikamentösen Therapie

    Verlauf und verlPrognose

    • Häuftufig ingutartiger denund allermeistenselbstlimitierender FällenVerlauf
    • Bei unabhängig vonAnwendung der Behandlungsstrategieaktuell unkompliziert.
    • Dieverfügbaren akuteTherapien Formkann klingt inbei den meisten FällenPatient*innen spontaneine abKontrolle oder sogar anhaltende Remission erzielt werden.2
    • Die1/3 chronischebis Form kann intermittierende Therapien erforderlich machen.
    • Bei Kindern ist die ITP häufig eine akute und vorübergehende Erkrankung. Bei Erwachsenen verlaufen 25–30 %2/3 der Fälle chronisch.24
    • Auch bei BetroffenenPatient*innen mit chronischer ITP isterreichen eine partielle oder komplette Remission, teilweise noch nach vielenJahren.1
    • Es Jahrenexistiert keine Marker für eine spontanezuverlässige HeilungVorhersage möglicheines chronischen Verlaufs, Risikofaktoren hierfür sind:1
      • Alter > 60. LJ
      • keine vorausgehende Erkrankung in der Anamnese
      • schleichender Beginn
      • geringe Blutungsneigung oder Zufallsbefund bei asymptomatischen Patient*innen
      • keine oder nur geringe Ansprache auf Erstlinientherapie.

      Komplikationen

      • Blutungen, insbesondere im ZNS
        • Die Inzidenz liegt vermutlich deutlich unter 1 %.
      • Postoperative Komplikationen
      • BeiVor Schwangerenallem könnenauch durch die Antikörperneuen aufThrombopoetin-Rezeptor-Agonisten dashat Kindsich übertragendie werdenPrognose und bei ihm zu einer Thrombozytopenie führen (Alloimmunisierung).

      Prognose

      • Remission
        • Mit Prednisolon-Therapie und Splenektomie erreichen 80 % der Patient*innen eine Remission.
        • Inin den meistenletzten FällenJahren hat die medikamentöse Therapie nur vorübergehende Wirkung.
        • Nach der Splenektomie nimmt die Rezidiv-Inzidenz mit zunehmender Beobachtungsdauer zu und erreicht ca. 15 %.23
      • Keine Remission
        • Bei Patient*innenverbessert, die nicht auf die Therapie ansprechen, wird auf andere immunsuppressive Therapien mit ausreichend guter Wirkung zurückgegriffen.
        • Patient*innen mit einer Thrombozytenzahl unter 30 zeigen eine viermal höhere Mortalität als die Allgemeinbevölkerung und eine viermal höhere Morbidität als andere ITP-Patient*innen.24–25
        • Die Lebenserwartung beträgt selbst bei sehrErwachsenen niedrigerhat Thrombozytenzahlsich mehrerehalbiert Jahrzehnteauf 0–7 %.1

      Verlaufskontrolle

      Plan

      • Thrombozyten bei chronischer ITP regelmRegelmäßigige kontrollieren
      • Patient*innenKontrollen mitdes akuterklinischen ITPZustands bisund zurder Normalisierung betreuen

      Was sollte kontrolliert werden?

      Patienteninformationen

      Worüber sollten Sie die Patient*innen informieren?

      • Salizylate und Verletzungsgefahren meiden

      Patienteninformationen in Deximed

      Quellen

      Leitlinien

      • Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie. Immunthrombozytopenie. Stand 2021. www.onkopedia.com

      Literatur

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    Autor*innen

    • TerjeMichael JohannessenHandke, professor i allmennmedisin, Trondheim

    Internationale Autor*innen

    • Das NEL arbeitet mit den Redaktionen von Medibas, Lægehåndbogen und Deximed zusammenProf. Ihre Artikel und Fachexperten dienen dem NEL als wichtige Quellen bei der Revisionsarbeit.
    • Hans Carl Hasselbalch, professor, overlæge, drDr. med., HæmatologiskFacharzt afd.für Innere Medizin, RoskildeKardiologie Sygehusund Intensivmedizin, KøbenhavnsFreiburg Universiteti. Br.
    • Die ursprüngliche Version dieses Artikels basiert auf einem entsprechenden Artikel im norwegischen hausärztlichen Online-Handbuch Norsk Elektronisk Legehåndbok (NEL, https://legehandboka.no/).

    Frühere Autor*innen

    • Odd Kildahl-Andersen, overlege, dr. med., Medisinsk avdeling, UNN, Harstad sykehus
    • Tom Christensen, spesialist i allmennmedisin, Sama legesenter, Harstad
    D693
    pneumokokkvaksine; purpura; Trombocytopeni; idiopatisk trombocytopenisk purpura (itp); itp; idiopatisk trombocytopenisk purpura; Primär immunologisk trombocytopeni (ITP)
    B83
    Immunthromozytopenie; ITP; Primäre Immunthrombozytopenie; Sekundäre Immunthromboyztopenie; Morbus Werlhof; Thrombozytopenie; Thrombozyten; Blutung; Petechien; Knochenmarkpunktion; Glukokortikoide; Kortikosteroide; Thrombopoietin-Rezeptor-Agonisten; TRA; Romiplostim; Eltrombopag; Fostamatinib
    Immunthrombozytopenie, primäre (ITP)
    BBB MK 26.09.2022 komplett umgeschrieben.
    document-disease document-nav document-tools document-theme
    Definition:Erworbene Autoimmunerkrankung;Thrombozytopenie, sekundäre Form kanndie durch Infektionen,eine MedikamenteAutoimmunreaktion odergegen lymphoproliferativeThrombozyten Erkrankungenund ausgelöstMegakaryozyten werdenverursacht wird. Häufigkeit:Prävalenz Häufigstebei UrsacheErwachsenen einer Thrombozytopenie; Inzidenz von 1,69–26/100.000. bei Erwachsenen, 5–6/100.000 bei Kindern
    Blut
    Immunthrombozytopenie, primäre (ITP)
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    Immunthrombozytopenie, primäre (ITP)
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