Windpocken – ein Risiko für Schwangere
Windpocken werden durch eine Virusinfektion verursacht. Eine überstandene Windpockenerkrankung führt in den meisten Fällen zu einer lebenslangen Immunität, aber man kann später an einer Gürtelrose (Zoster) erkranken, die durch das gleiche Virus verursacht wird. Die meistenViele Menschen habenerkranken Windpockenbereits als Kind an Windpocken, aber 2–3 4 % der erwachsenenFrauen Bevölkerungim hatgebärfähigen Alter haben die Krankheit nicht gehabt und sind daher anfansteckungsgefällighrdet.
Besondere Risiken für Schwangere
Windpocken können – vor allem bei Schwangeren – eine schwere Krankheit darstellen, die einen Krankenhausaufenthalt und eine intensive Behandlung erfordert. Eine Infektion in der ersten Hälfte der Schwangerschaft kann in seltenen Fällen (etwa 2 %) zu schweren Schädigungen des ungeborenen Kindes führen. Die Erkrankung nennt sich "fetales Varizellensyndrom". Sie kann mit folgenden Symptomen beim Neugeborenen einhergehen:
- Hautveränderungen
- neurologische Erkrankungen und Fehlbildungen
- Augenschäden
- Fehlbildungen des Skeletts.
Auch eine Windpockenerkrankung 5 Tage vor bis 2 Tage nach der Geburt ist eine gesundheitliche Bedrohung für das Neugeborene. Die Übertragung des Virus erfolgt über die Plazenta oder als Tröpfchen-/Kontaktinfektion. Schwangere Frauen, die keinen Schutz gegen Windpocken haben und Kontakt zu einer infizierten Person hatten, können durch eine Behandlung mit Immunglobulin geschützt werden. Das Varizella-Zoster-Immunglobulin wird innerhalb von 96 Stunden nach dem Kontakt empfohlen.
Die Gürtelrose bei der Schwangeren hingegen führt zu keiner Gefährdung des Ungeborenen. Darüber hinaus kann die Infektion in der ersten Hälfte der Schwangerschaft in seltenen Fällen (etwa 2 %) zu schweren neurologischen Schäden beim Ungeborenen führen. Erkrankt die Schwangere zur Zeit der Entbindung, besteht das Risiko einer sehr schweren Windpockenerkrankung des Kindes. Wird die Frau mehr als fünf Tage vor der Geburt infiziert, ist das Risiko für das Kind kleiner, weil dann die von der Mutter gebildeten Antikörper Zeit hatten, auf das Kind übertragen zu werden und dort zu wirken.
Untersuchung auf Windpocken
Wenn eine schwangere Frau noch keine Windpocken hatte, kann bei Bedarf durch eine Blutuntersuchung festgestellt werden, ob sie für die InfektionenInfektion anfällig ist. 80 % dererder Personen, die glauben, noch keine Windpocken gehabt zu haben, wurdewurden doch in der Vergangenheit angesteckt, und sind damit erfreulicherweise gegen die Krankheit geschützt. In Deutschland wird keine Routineuntersuchung auf Antikörper gegen Windpocken in der Schwangerschaft empfohlen, jedoch sollte ein bestimmter Blutwert (VZV-IgG) bei Frauen im gebärfähigen Alter mit unklarer oder negativer Vorgeschichte bzgl. Windpocken bestimmt werden.
Besteht der begründete Verdacht auf Windpocken-Infektion des Fetus kann das Virus im Rahmen der Pränataldiagnostik in Chorionzotten, Fruchtwasser oder Nabelschnurblut nachgewiesen werden.
Kann man gegen Windpocken geimpft werden?
Ja. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die Impfung im Alter von 11 bis 14 Monaten entweder zeitgleich mit der ersten Masern-Mumps-Röteln-Impfung oder frühestens vier Wochen danach. Die zweite Teilimpfung erfolgt viersollte bisim sechsAlter Wochenvon nach15 derMonaten ersten Impfungerfolgen. Es kann auch ein Kombinationsimpfstoff gegen Masern, Mumps, Röteln und Windpocken verwendet werden.
Die ImpfungBei gegenallen Windpockendarfungeimpften nichtKindern und Jugendlichen ohne eine Windpockeninfektion in der SchwangerschaftKrankheitsgeschichte erfolgensollte die Impfung nachgeholt werden.
Frauen Wennmit SieKinderwunsch, sichdie impfennie Windpocken hatten und nicht geimpft sind, sollten eine bestimmte Blutuntersuchung durchführen lassen bevor(VZV-IgG), Sieum schwangerfestzustellen, ob sie bereits Antikörper gegen das Virus haben. Falls die Antikörper nicht nachgewiesen werden, können Sie sicher sein, dasswird Sieeine Impfung vor der Schwangerschaft empfohlen, um eine Infektion während der Schwangerschaft vorzu Windpocken geschützt sindverhindern. DieNach der Impfung sollte jedochfür einen Zeitraum von mindestens drei4–6 MonateWochen vordie derBefruchtung Schwangerschaftvermieden erfolgenwerden. Alle schwangeren Frauen, bei denen eine Blutuntersuchung negativ ausgefallen ist, sollten sich nach der Entbindung – angesichts möglicher weiterer Schwangerschaften – gegen Windpocken impfen lassen.
Empfehlungen
- Bei Frauen im gebärfähigen Alter mit unklarer oder negativer Vorgeschichte bzgl. Windpocken sollte ein bestimmter Blutwert (VZV-IgG) bestimmt werden. Ist dieser negativ, sollten sie sich rechtzeitig vor dem Anstreben einer Schwangerschaft gegen Windpocken impfen lassen. Während der Schwangerschaft ist die Impfung gegen das Virus kontraindiziert.
- Ungeimpfte Schwangeren ohne Windpocken in der Vorgeschichte sollten unbedingt den Kontakt zu an Windpocken-
(Varizellen-)/Zoster-ErkanktenErkrankten und -Verdachtsfällen meiden. Bei den weiteren Familienmitgliedernsolltekann der Impfschutz komplementiert werden, damit diese nicht erkranken und die Schwangere anstecken. - Nach Kontakt mit an Windpocken erkrankten Personen sollte bei Schwangeren ggf. ein bestimmter Blutwert (VZV-IgG) bestimmt werden, der Aufschluss darüber gibt, ob die
SchwangereFrau immun ist oder nicht.InnerhalbvonFalls96sieStundennichtnachimmunKontaktist, kanneinedie Gabe desVaricellaVarizella-Zoster-Immunglobulins, für ungeimpfte Schwangere ohne Varizellenanamnese erwogen werden.Bei Windpocken in der Spätschwangerschaft kann eine gegen das Virus gerichtete Therapie innerhalb von 24 Stunden nach Exanthembeginn bei der Schwangerenindiziert sein. - Alle
dieschwangerenFrau innerhalbFrauenvonmitfünfeinemTagennegativenvorBluttestbissolltenzwei Tage nach der Geburt erhält das Neugeborene unmittelbarsich nach der GeburtVaricella-ZostermitImmunglobulin.EineBlickSchwangere,aufdiezukünftigeinSchwangerschaftender Schwangerschaft angegen Windpockenerkrankt,impfensollten in Absprache mit einem Infektionsarzt behandelt werdenlassen.
Erkrankt
WeiterführendeWeitere Informationen
- Windpocken
- Windpocken – Informationen für ärztliches Personal
AutorenAutorinnen
- Hannah Brand, Dr. med., Ärztin, Berlin
- Julia Trifyllis, Dr. med., Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe, Münster/W