Was sind Potenzstörung und erektile Dysfunktion?
Von einer erektilen Dysfunktion spricht man, wenn ein Mann fortwährend kein Steifwerden (Erektion) seines Penis erreichen oder aufrechterhalten kann, das für einen befriedigenden Geschlechtsverkehr ausreicht, und wenn dieses Problem über einen Zeitraum von mindestens sechs Monaten anhält.
Folgende Störungen der Sexualität werden nicht als erektile Dysfunktion bezeichnet, sondern – zusammen mit der erektilen Dysfunktion – unter dem Oberbegriff „sexuelle Dysfunktion" zusammengefasst:
- vermindertes oder fehlendes sexuelles Verlangen (Libido)
- Unfähigkeit zum Orgasmus und Störungen des Samenergusses (Ejakulation).
Häufigkeit
Die Häufigkeit steigt mit zunehmendem Alter. Während um das 30. Lebensjahr etwa 2 % aller Männer eine erektile Dysfunktion haben, ist etwa die Hälfte der über 60-Jährigen betroffen. Bei Menschen mit Diabetes, Alkoholsucht oder Gefäßerkrankungen kommt die erektile Dysfunktion häufiger vor.
Was ist sind die Ursachen einer erektilen Dysfunktion?
Seelische Faktoren und Stress haben oft einen starken Einfluss auf die Erektionsfähigkeit. Beispielsweise können Erlebnisse beim ersten Sex, gescheiterte Beziehungen, Depression, fehlendes Selbstvertrauen, Angst vor dem Versagen und überhöhte Erwartungen zu Erektionsproblemen beitragen.
Geht die Erektionsfähigkeit nach und nach verloren, obwohl das sexuelle Verlangen erhalten bleibt, dann kann das auf eine körperliche Ursache hinweisen. Wenn der Betroffene weiterhin spontane Morgenerektionen hat oder durch Selbstbefriedigung (Masturbation) eine vollständige und anhaltende Erektion erreichen kann, dann spricht das eher für eine seelisch (psychisch) verursachte oder stressbedingte Erektionsstörung.
In den meisten Fällen sind mehrere Faktoren gleichzeitig an der Entstehung des Problems beteiligt.
Häufige Ursachen
- Seelische und zwischenmenschliche Probleme, Stress
- Durchblutungsstörungen aufgrund von Gefäßkrankheiten, Bluthochdruck, Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus)
- Bestimmte Medikamente können sich ungünstig auf die Erektionsfähigkeit auswirken, z. B.:
- Antidepressiva, Medikamente gegen Depression
- Antipsychotika, Medikamente, die unter anderem gegen Verwirrtheits- und Wahnzustände eingesetzt werden.
- Antihypertensiva, Medikamente gegen Bluthochdruck
- Antikonvulsiva, Medikamente gegen Epilepsie.
- Rauchen und übermäßiger Alkoholkonsum, Drogenkonsum
- Erkrankungen im Nervensystem
- Nervenschäden, die durch Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus Typ 1 oder Typ 2) oder übermäßigen Alkoholkonsum verursacht werden.
- Erkrankungen des Nervensystems wie multiple Sklerose (MS) oder Parkinson-Krankheit
- Komplikationen durch operative Eingriffe an Prostata, Harnblase oder Mastdarm
- Penisverkrümmung
- starke Krümmung des erigierten Penis
- Die Krümmung führt selten zu Beschwerden, kann aber den Geschlechtsverkehr schmerzhaft und unbequem werden lassen oder aus kosmetischer Sicht unangenehm sein.
- Vorhautverengung (Phimose)
- Kommt häufig bei kleinen Jungen vor, wobei die Vorhaut nicht über den Kopf der Eichel gezogen werden kann.
- Bei den meisten Betroffenen tritt eine Verbesserung im Lauf der Jahre ein. Bleibt die Phimose bestehen, dann kann dies zu einer Entzündung unter der Vorhaut führen und bei erwachsenen Männern den Geschlechtsverkehr behindern.
Seltenere Ursachen
- Hormonelle Ursachen
- Dazu zählen beispielsweise ein niedriger Testosteronspiegel (Hypogonadismus), ein hoher Prolaktinspiegel (Hyperprolaktinämie) oder ein herabgesetzter Stoffwechsel bei Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose)
- Chronische Prostataentzündung
- Dies ist eine häufige Erkrankung mit variierenden Symptomen, die nur in Ausnahmefällen zu Potenzstörungen führt.
- Typische Symptome sind Schmerzen oder ein Druckgefühl im Bereich zwischen Penisansatz und Damm (Perineum), Beschwerden beim Harnlassen, Ausfluss und mit Blut vermischtes Sperma.
- Entzündung der Nebenhoden
- Diese Erkrankung kann vom Kindesalter bis ins hohe Alter auftreten.
- Sie beginnt mit langsam einsetzenden Schmerzen, die vom Hodensack bis in den Bauch ausstrahlen können, Fieber, Brennen und häufiger Harndrang sowie in kurzer Zeit zunehmende Schwellung und Schmerzempfindlichkeit der Nebenhoden.
- Penisverletzungen
- Beispielsweise durch einen Unfall kann der Schwellkörper des Penis oder die Vorhaut verletzt werden. Schmerzen oder Vernarbungen können dann eine Erektion erschweren oder in schweren Fällen unmöglich machen.
Die ärztliche Untersuchung
Wann sollten Sie ärztlichen Rat suchen?
Wenn Sie sich hinsichtlich der Ursache unsicher sind, starke Beschwerden haben oder sehr unter dem Problem leiden, sollten Sie ärztliche Hilfe suchen.
Spezialisten für die Erkennung und Behandlung von Erektionsstörungen sind Andrologen („Männerärzte"). Viele Urolog*innen, aber auch manche Ärzt*innen für Haut- und Geschlechtskrankheiten, haben sich auf Andrologie und/oder Sexualmedizin spezialisiert.
Krankengeschichte (Anamnese)
Eventuelle werden Ihnen eventuell folgende Fragen gestellt:
- Seit wann leiden Sie an der Erkrankung?
- Wie oft tritt das Problem auf?
- Wenn eine Erektion stattfindet, sind dann Dauer und Qualität zufriedenstellend?
- Kommen nächtliche/morgendliche Erektionen vor und wie ist deren Qualität/Dauer?
- Können Sie genauer beschreiben, was das Problem verursacht?
- Kommen Sie nicht bis zur Erektion, oder hat sich das Lustgefühl verändert?
- Erreichen Sie den Orgasmus nur mit Mühe?
- Lässt der Samenerguss nach?
- Vorzeitiger Samenerguss?
- Leiden Sie an anderen Erkrankungen?
- Nehmen Sie regelmäßig Medikamente ein?
Ärztliche Untersuchung
Ihre Geschlechtsorgane werden untersucht und unter Umständen werden Blutuntersuchungen durchgeführt. Bei Verdacht auf eine Grunderkrankung werden weitere Untersuchungen veranlasst, eventuell werden Sie an eine spezialisierte Praxis zur Weiterbehandlung überwiesen.
Illustrationen
Weitere Informationen
- Erektile Dysfunktion, Behandlung
- Rauchen schadet Ihrer Gesundheit
- Warum sollten Sie das Rauchen aufgeben, und wie gelingt es?
- Therapie der Alkoholabhängigkeit
- Diabetes mellitus
- Vorhautverengung (Phimose)
- Erektile Dysfunktion – Informationen für ärztliches Personal
Autor*innen
- Thomas M. Heim, Dr. med., Wissenschaftsjournalist, Freiburg
- Natalie Anasiewicz, Ärztin, Freiburg i. Br.