Compare with  
Legend:
inserted text deleted text

Rickettsiosen

Zusammenfassung

  • Definition:Gruppe von Zoonosen, die durch Rickettsien oder Orientia-Bakterien verursacht werden. Übertragung durch Bisse von Läusen, Flöhen, Milben oder Zecken, ca. 25Ca. 20 humanpathogene Spezies sind bisher bekannt.
  • Häufigkeit:Sie kommen weltweit vor mit unterschiedlicher geografischer Verteilung je nach Spezies.
  • Symptome:Typische Symptome sind akute Fieberanfälle, Kopfschmerzen, Muskelschmerzen und Hautausschlag.
  • Befunde:Bei einer durch Zecken oder Milben übertragenen Infektion ist oft ein schwarzer Schorf rund um die BissstelleBiss- bzw. Stichstelle zu sehen (Eschar). Weitere Symptome unterscheiden sich je nach Spezies.
  • DiagnoseDiagnostik:Die Diagnosestellung erfolgt in erster Linie durch die Anamnese. Bestätigung durch Nachweis mittels PCR, ggf. auch durch Antikörpertests.
  • BehandlungTherapie:Antibiotische Therapie, in der Regel Doxycyclin.

Allgemeine Informationen

  • Der folgende Abschnitt beruhtbasiert, sofern nicht anders gekennzeichnet, auf folgendendiesen Referenzen:.1-4

Definition

  • Gruppe von Zoonosen, die durch Rickettsien oder Orientia-Bakterien verursacht werden.
  • Die Infektion verursacht Fieber, Kopfschmerzen und starke Muskelschmerzen, häufig in Kombination mit Hautausschlag und lokalisierter Nekrose.
  • Übertragenbertragung durch Bisse/Stiche von Läusen, Flöhen, Milben oder Zecken.

Einteilung

  • Fleckfieber
    • endemischer Typhus (Mäusetyphus), verursacht durch Rickettsia typhi, Vektor: Rattenflöhe
    • Typhus exanthematicus, auch als klassisches Fleckfieber oder Brill-Zinsser-Krankheit bezeichnet, verursacht durch Rickettsia prowazekii, Vektor: Körperläuse. Hauptreservoir: Mensch1
  • Zeckenbissfieber (Vektor: Zecken, mit Ausnahme von Rickettsienpocken)
    • Rocky-Mountain-Fieber (Felsengebirgsfleckfieber), verursacht durch Rickettsia rickettsii.
    • Mittelmeer-Zeckenbissfieber/Boutonneuse-Fieber, verursacht durch Rickettsia conorii.
    • Afrikanischesafrikanisches Zeckenbissfieber, verursacht durch Rickettsia africae.
    • Sibirischessibirisches Zeckenbissfieber, verursacht durch Rickettsia siberica.
    • Queensland-Zeckenbissfieber, verursacht durch Rickettsia australis.
    • Rickettsienpocken (Vektor: Milben), verursacht durch Rickettsia akari.
    • Japanischesjapanisches Zeckenbissfieber, verursacht durch Rickettsia japonica.
    • Tick-borneBorne-Lymphadenopathie-Syndrom (TIBOLA): R. slovaca (Europa, speziell auch in Mitteleuropa)
    • R. helvetica 
  • Tsutsugamushi-Fieber (Vektor: Milben), verursacht durch Orientia tsutsugamushi.

Häufigkeit

  • Bei ca. 2‒4  % der von einer Reise heimkehrenden Menschen mit Fieber, die im Krankenhaus aufgenommen werden, kann eine Rickettsien-Infektion vermutet werden.5-6
  • In einigen Ländern konnte man in den letzten Jahrzehnten einige importierte Fälle von u.  a. klassischem Fleckfieber, Rocky-Mountain-Fieber und sibirischem Zeckenbissfieber diagnostizieren.7

Geografische Verteilung

  • Fleckfieber
    • Der endemische Typhus (Mäusetyphus) tritt in tropischen und subtropischen Gebieten auf.
    • Das klassische Fleckfieber kommt in ärmeren Regionen in den Hochländern von Südamerika, Afrika, Asien und Nordamerika vor.
    • Nach Deutschland importierte Fälle sind extrem selten.1  
  • Zeckenbissfieber
    • Das Rocky-Mountain-Fleckfieber (Felsengebirgsfleckfieber) kommt in der westlichen Hemisphäre vor, v.  a. in den südöstlichen Staaten der USA (600‒1200 Fälle pro Jahr in den USA). Beschrieben wurden auch Fälle in Kanada, Mexiko, Panama, Costa Rica, Kolumbien, Argentinien und Brasilien.1 
    • Das Mittelmeer-Zeckenbissfieber/BoutonneusefieberBoutonneuse-Fieber ist in den Mittelmeerländern, Afrika, Indien und Südwestasien zu finden.
    • Das afrikanische Zeckenbissfieber kommt in Afrika südlich der Sahara vor.
    • Das sibirische Zeckenbissfieber tritt in Sibirien, der Mongolei, Nord-China und Australien auf.
    • Das Queensland-Zeckenbissfieber kommt in Australien vor.
    • Rickettsienpocken kommen in den USA, Russland, Korea, Afrika und Japan vor.
    • Das japanische Zeckenbissfieber tritt in Japan auf.
    • Eine Einschleppung des Zeckenbissfiebers in weitere Gebiete Europas (auch nach Mitteleuropa) ist durch den Klimawandel oder z. B. auch durch Hunde, die auf Reisen in Endemiegebiete mitgenommen werden, möglich.1 
  • Das Tsutsugamushi-Fieber findet man in Südostasien, auf dem Indischen Subkontinent, in Nordaustralien sowie auf den Pazifikinseln.
    • Vor allem Regionen mit steppen- oder savannenartiger Vegetation sind betroffen.1
  • Eine gute Übersicht über die in Europa auftretenden Rickettsiosen und deren Vektoren findet sich auf der Rickettsien-Seite des European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC).

Ätiologie und Pathogenese

  • Rickettsiose ist eine Infektion mit kleinen, obligat intrazellulären Bakterien mit der Bezeichnung Rickettsien.
  • Weltweit sind mehr als 30 Arten identifiziert worden, davon sind ca. 20 Arten humanpathogen.
  • Alle Rickettsiosen sind Zoonosen, die auf den Menschen von Säugetieren über Läuse, Flöhe oder Zecken übertragen werden.

Übertragung

  • Fleckfieber
    • Die Erreger werden von den Läusen von Erkrankten mit dem Saugakt aufgenommen und mit den Fäzes abgegeben.
      • Sie werden z. B. durch Kratzen über kleine Hautläsionen in den menschlichen Organismus eingerieben.
      • Eine Ansteckung ist auch durch Inhalation von kontaminierten Läusefäzes möglich.
      • Es gibt keine Übertragung von Mensch zu Mensch.1
  • Rickettsiosen der Fleckfiebergruppe in Europa, Asien und Afrika
    • Nagetiere und Hunde sind primäres Reservoir, für R. japonica auch Reptilien. 
    • Die Übertragung erfolgt durch verschiedene Zecken, die die Erreger transovariell an die nächste Zeckengeneration weitergeben und damit auch Erregerreservoir sind.
      • R. conorii (Mittelmeer-Fleckfieber) wird durch den Stich der Hundezecke Rhipicephalus sanguineus übertragen.
      • R. helvetica durch Ixodes ricinus
      • R. slovaca durch Dermacentor marginalis
      • R. africae durch Amblyomma hebraeum und A. variegatum
      • R. australis durch Ixodes holocyclus
      • R. sibirica durch Dermacentor und Haemaphysalis
      • R. japonica durch H. flava, H. longicornis, D. taiwanensis und I. ovatus1
  • Rickettsiosen der Fleckfiebergruppe in Amerika
    • Primäres Erregerreservoir sind Nagetiere, Bären, Luchse und Hunde. 
    • Die Übertragung des Erregers erfolgt durch Stiche von Zecken der Gattung Dermacentor.
  • Tsutsugamushi-Fieber Das afrikanische Zeckenbissfieber wird über Zecken von Rindern übertragen und tritt bei Menschen auf, die ländliche Regionen in Afrika südlich der Sahara besuchen.
    • DasViele primPatient*innen infizieren sich bei Safaris und beim Wandern in hohem Gras.
    • Järe Erregerreservoirger*innen sind Nagereinem besonders hohen Risiko ausgesetzt. 
    • Die ÜbertragungZeckenarten erfolgt(Amblyomma-Zecken) durchsind sehr aggressiv und fügen häufig mehrere Stiche der Larven von Milben der Gattung Leptotrombidium, zzu. B. Trombicula acamushi. 
  • Das Mittelmeer-Zeckenbissfieber wird durch Hundezecken übertragen und bei Reisenden in städtische Regionen in den Mittelmeerländern, dem Mittleren Osten, Indien und Teilen von Afrika festgestellt.
    • Die meisten Patient*innen infizieren sich durch engen Kontakt mit infizierten Hunden (durch Spielen, Streicheln).
  • Der endemische Typhus (Mäusetyphus) wird durch Rattenflöhe übertragen und nur selten bei Reisenden im Mittelmeerraum festgestellt.

Prädisponierende Faktoren

  • Infektionsgefahr besteht bei:
    • naturnahen Aktivitäten (Forstarbeiter*innen, Militärpersonal, Camper*innen, Jäger*innen)
    • AufenthalteAufenthalten in ärmeren Ländern.

Pathogenese

  • Beim Menschen gedeihen Rickettsien hauptsächlich in den Endothelzellen der kleinen Blutgefäße.
    • Dies führt zu Vaskulitis, Zellnekrose, Thrombosen in den Gefäßen, Hautausschlag und Organdysfunktion.
  • Die Symptome sind sehr variabel ausgeprägt.
  • Von welchen Faktoren die Virulenz abhängt, ist nicht bekannt.8

ICPC-2

  • A77 Virale Erkrankung NNB, andere

ICD-10

  • A75 Fleckfieber
  • A77 Zeckenbissfieber
  • A78 Q-Fieber
  • A79 Sonstige Rickettsiosen

Diagnostik

  • Der folgende Abschnitt beruhtbasiert, sofern nicht anders gekennzeichnet, auf folgendendiesen Referenzen:.1-4

Diagnostische Kriterien

  • Anamnese: akute Fieberanfälle, Kopfschmerzen, Myalgien und/oder (generalisierter) Hautausschlag.
  • Bei durch Zecken und Milben übertragenen Rickettsiosen kommt es häufig zu einem Eschar (einer mit schwarzem Schorf überzogen Läsion mit angrenzender Rötung an der Inokulationsstelle).
    • Beim afrikanischen Zeckenbissfieber sind häufig mehrere Schorfstellen zu sehen.9
  • Weisen Patient*innen einen Eschar sowie eine typische Reiseanamnese und Anamnese auf, ist die Diagnose Rickettsiose sehr wahrscheinlich.
  • Die Diagnose wird durch die Verwendung spezifischer Verfahren wie PCR aus Schorf oder Blut oder durch Nachweis der Rickettsien-Antikörper im Serum bestätigt.

Differenzialdiagnosen

  • Bei Patient*innen, die keinen Eschar aufweisen, sind eine Vielzahl Differenzialdiagnosen möglich:
  • Eine gute Übersicht möglicher Ursachen bei Fieber unklarer Genese10 findetfinden sichSie bei hierNIH.

Anamnese

  • Die Inkubationszeit beträgt 5-10 Tage.
  • Das afrikanische Zeckenbissfieber wird über Zecken von Rindern übertragen und tritt bei Menschen auf, die ländliche Regionen in Afrika südlich der Sahara besuchen.
    • Viele Patient*innen infizieren sich bei Safaris und beim Wandern in hohem Gras.
    • Jäger*innen sind einem besonders hohen Risiko ausgesetzt.
    • Die Zeckenarten (Amblyomma-Zecken) sind sehr aggressiv und fügen häufig mehrere Bisse zu.
  • Das Mittelmeer-Zeckenbissfieber wird durch Hundezecken übertragen und bei Reisenden in städtische Regionen in den Mittelmeerländern, dem Mittleren Osten, Indien und Teilen von Afrika festgestellt.
    • Die meisten Patient*innen infizieren sich durch engen Kontakt mit infizierten Hunden (durch Spielen, Streicheln).
  • Der endemische Typhus (Mäusetyphus) wird durch Rattenflöhe übertragen und nur selten bei Reisenden im Mittelmeerraum festgestellt.
  • Das Fleckfieber (Typhus exanthematicus) beginnt plötzlich mit starken Kopf- und Gliederschmerzen, Schüttelfrost und rasch ansteigendem hohem Fieber.
    • Das Fieber kann 10-14 Tage anhalten.
    • ausgeprägtes Krankheitsgefühl und Benommenheit.
    • Meist kommt es am 4.-6. Krankheitstag zum Auftreten eines generalisierten Exanthems.
      • Dieses breitet sich rasch aus, nur das Gesicht sowie Hand- und Fußflächen bleiben frei.
      • Anfangs pinkfarbene, nicht konfluierende, wegdrückbare Makulae, später entwickelt sich ein dunkelrotes, konfluierendes papulöses Exanthem, teilweise mit petechialen Einblutungen. 
      • Eine ZNS-Beteiligung ist typisch (Somnolenz, Stupor, Enzephalitis).1    
  • Das Tsutsugamushi-Fieber wird durch Milben übertragen und befällt in seltenen Fällen Touristen in den ländlichen Regionen (Ökotouristen) in Südostasien und auf dem Indischen Subkontinent.

Klinische Untersuchung

  • Die Inkubationszeit beträgt 5–10 Tage.
  • Akute Fieberanfälle
  • Kopfschmerzen
  • Myalgien
  • hHäufig ein generalisierter Hautausschlag.
    • Der Ausschlag zeigt sich beim afrikanischen Zeckenbissfieber vesikulös und bei anderen Rickettsiosen makulär oder makulapapulös.
  • Bei durch Zecken und Milben übertragenen Rickettsiosen kommt es häufig zu einem Eschar (einer mit schwarzem Schorf überzogen Läsion mit angrenzendem Rubor an der Inokulationsstelle).
  • Beim afrikanischen Zeckenbissfieber sind häufig mehrere Schorfstellen zu sehen.
  • Mittelmeer-Zeckenbissfieber
    • generalisiertes makulo-papulöses Exanthem (Gesicht, Hand- und Fußflächen sind ebenfalls betroffen), Eschar, Lymphadenitis.
  • Tsutsugamushi-Fieber 
    • Eschar, schmerzhaft geschwollene regionale Lymphknoten, Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen, Konjunktivitis, unproduktiver Husten, generalisierte Lymphadenopathie und Splenomegalie, dunkelrotes, makulopapulöses Exanthem, evtl. ZNS-Symptomatik (Nackensteifigkeit, Benommenheit, Sprachstörungen)1 

Ergänzende Untersuchungen

Mikrobiologische Diagnostik

  • Rickettsien können durch Isolierung des Erregers, Serologie, PCR der DNA und immunologischen Nachweis in einer Gewebeprobe nachgewiesen werden.5
  • Die Diagnose kann durch die Verwendung spezifischer Verfahren wie PCR aus Schorf oder Blut bestätigt werden.
    • Die Sensitivität der PCR ist begrenzt und beträgt maximal ca. 75  %.
    • Für die PCR werden nach Möglichkeit nur Proben verwendet, die zu einem frühen Zeitpunkt im Krankheitsverlauf und vor Beginn einer Antibiotikatherapie entnommen wurden, da sich die Sensitivität nach Beginn der Behandlung und durch die eigenen Antikörper der Patient*innen erheblich verringert.
  • Bei einer MeningoencephalitisMeningoenzephalitis sollte nach Beendigung der antibiotischen Therapie eine PCR-Kontrolle im Liquor erfolgen.1110
  • Serologische Untersuchungen 
    • IgM, IgG mittels ELISA, IFT, KBR1
    • Eine Serokonversion erfolgt frühestens nach 10-14 Tagen, bei afrikanischem Zeckenbissfieber oft sogar noch später (nach 3-4 Wochen).
  • Es sollten Laboratorien mit spezieller Erfahrung genutzt werden, so z.  B. das NRZ für tropische Infektionserreger am Bernhard-Nocht-Institut, Hamburg.1 

Indikationen zur Überweisung

  • Überweisung bei Verdacht auf die Krankheit(en)

Therapie

  • Der folgende Abschnitt beruhtbasiert, sofern nicht anders gekennzeichnet, auf folgendendiesen Referenzen:.1-4

Therapieziel

  • Die Infektion sanieren.

Allgemeines zur Therapie

  • Alle Rickettsien-Arten sind empfindlich gegen Tetracycline und Chloramphenicol. Erstlinientherapie ist Doxycyclin.
  • Die Behandlung führt in der Regel zu einem Temperaturabfall innerhalb von 48 bis 72 Stunden.1110
  • Generell wird eine Behandlung noch bis zu 48 bis 72 Stunden nach Symptomfreiheit empfohlen.
  • Aminoglykoside, Penicilline und Cotrimoxazol sind unwirksam.

Medikamentöse Therapie

  • Klassisches Therapieregime: 2  x täglich tgl. 100  mg Doxycyclin oral
    • Kinder >  8  Jahre: 2  mg/kg  KG.1211
    • Beim afrikanischen Zeckenbissfieber reicht meist eine 3- bis 5 -tägige Behandlung.
    • Bei anderen Rickettsiosen sollte die Behandlung über 7-14 Tage erfolgen.
    • In den meisten Fällen kann man die Behandlung peroral durchführen. Schwerkranke Patient*innen sollten Doxycyclin intravenös erhalten.
    • Die Tabletten nicht auf leeren Magen einnehmen (Schleimhautreizungen).
    • Phototoxizität unter Tetrazyklinen beachten (ausreichender Sonnenschutz).

Leitlinie: Meningoenzephalitis1110

  • Die durch Rickettsien verursachte MeningoencephalitisMeningoenzephalitis wird mit Doxycyclin (100–200  mg/d, initial i.  v., nach Stabilisierung p.  o.) oder Tetracyclin (20–30  mg/kg/d p.  o. oder 10–20  mg/kg  KG/d i.  v.) behandelt.
  • Alternativen: Rifampicin, Azithromycin (in der Schwangerschaft) oder Ciprofloxacin
  • Therapiedauer: 7–10 Tage, zumindest bis 1 Tag nach Erreichen der Fieberfreiheit
  • Bei einer Kontraindikation gegen Doxycyclin kann Ciprofloxacin (2  x  500–750  mg) oder Azithromycin (1  g am ersten Tag, gefolgt von 1  x  500  mg) gegeben werden.
    • Für Fluorchinolone wurden von der Europäischen Arzneimittel-Agentur Anwendungsbeschränkungen empfohlen: Besondere Vorsicht bei Älteren und bei PatientenPatient*innen mit Nierenfunktionseinschränkung. Keine Kombination mit Kortikosteroiden. Nicht empfohlen als Mittel der 1. Wahl zur Behandlung leichter und mittelschwerer Infektionen.1312
  • In schweren Fällen kann zusätzlich Prednisolon indiziert sein. Eine Stabilisierung des Flüssigkeits- und Elektrolythaushaltes ist wichtig.1

Prävention

  • ZeckenbisseZeckenstiche im tropischen Afrika und Milbenbisse in Südostasien mithilfe von Insektenschutzmitteln und angemessener Kleidung vermeiden.
  • Gründliche Untersuchung der Körperoberflächen nach einer möglichen Exposition sowie Entfernung von Vektoren.
  • Ein Impfstoff steht prinzipiell zur Verfügung, sollte aber besonders gefährdeten Personengruppen vorbehalten sein (medizinisches Personal in Endemiegebieten bzw. Personen in Speziallaboratorien).1
  • Es wird vermutet, dass 100  mg Doxycyclin täglich als MalariaprophylaxeMalariaprophylaxe auch einen gewissen Schutz gegen Rickettsien bietet.

Meldepflicht

  • Meldepflicht gemäß Infektionsschutzgesetz Deutschland (IfSG)  bei Fleckfieber: Meldepflicht bei direktem oder indirektem Erregernachweis in Verbindung mit einer akuten Infektion gemäß §  7, Abs.  1 Nr.  37 IfSG, ggf. Meldung gemäß §  6 Abs.  1 Nr.  5a (bedrohliche Krankheit) oder b (Erkrankungshäufung) IfSG.1 
  • Für die anderen Rickettsiosen besteht in Deutschland keine Meldepflicht.

Verlauf, Komplikationen und Prognose

  • Der folgende Abschnitt beruhtbasiert, sofern nicht anders gekennzeichnet, auf folgendendiesen Referenzen:.1-4

Komplikationen

  • Komplikationen beim Fleckfieber (Typhus exanthematicus) sind vaskuläre Schäden, sekundäre bakterielle Pneumonien oder eine Myokarditis.1

Prognose

  • Die meisten Patient*innen mit afrikanischem Zeckenbissfieber erleben einen milden und spontan heilenden Krankheitsverlauf.
  • Andere Rickettsiosen können jedoch in Einzelfällen eine lebensbedrohliche Erkrankung mit Multiorganversagen und möglicherweise tödlichem Ausgang verursachen.
  • Klassisches Fleckfieber
    • Bei frühzeitiger Therapie ist die Prognose des Fleckfiebers (Typhus exanthematicus) gut. Die Rekonvaleszenz verläuft häufig sehr protrahiert. Die Letalität der unbehandelten Erkrankung liegt bei 10–40  %.1
    • Brill-Zinsser-Erkrankung: nach Jahren auftretender, nicht mit Läusen assoziierter, meist milder verlaufender Erkrankungsrückfall bei Fleckfieber und chronischen Erkrankungen1 
  • Mittelmeer-Zeckenbissfieber
    • Ohne spezifische Therapie entfiebert ein Großteil der Patient*innen nach wenigen Tagen.
    • Selten kommt es zum Auftreten einer Meningoenzephalitis sowie auf der Basis einer systemischen Vaskulitis zu Hautnekrosen und zu Schädigungen des Gastrointestinaltrakts und der Nieren. 
    • Die Letalität der unbehandelten Erkrankung ist gering (unter 3  %), Alkoholiker*innen und Herzkranke sind besonders gefährdet.1
  • Rickettsiosen in Amerika
    • Die Letalität beträgt ohne Behandlung 20–80  %, bei rechtzeitiger antibiotischer Behandlung etwa 3–5  %. Nach Ablauf der Infektion besteht eine solide Immunität.1
  • Tsutsugamushi-Fieber
    • Die Letalität der unbehandelten Erkrankung kann sehr hoch sein, variiert aber stark, bei frühzeitiger spezifischer Therapie ist die Prognose gut. Nach Ablauf der Erkrankung besteht eine zeitlich begrenzte Immunität.1 

Patienteninformationen

Patienteninformationen in Deximed

Quellen

Literatur

  1. Robert-Koch-Institut. Steckbriefe seltener und importierter Infektionskrankheiten. Stand 2021. www.rki.de
  2. Robert- Koch-Institut. Fleckfieber (Rickettsia prowazeckii). Stand 02.01.2023. www.rki.de. www.rki.de
  3. Robinson MT, Satjanadumrong J, Hughes T, Stenos J, Blacksell SD. Diagnosis of spotted fever group Rickettsia infections: the Asian perspective. Epidemiol Infect. 2019 Oct 7;147:e286. doi: 10.1017/S0950268819001390. PMID: 31587667; PMCID: PMC6805790. pubmed.ncbi.nlm.nih.gov. www.ncbi.nlm.nih.gov
  4. Abdad MY, Abou Abdallah R, Fournier PE, Stenos J, Vasoo S. A Concise Review of the Epidemiology and Diagnostics of Rickettsioses: Rickettsia and Orientia spp. J Clin Microbiol. 2018 Jul 26;56(8):e01728-17. doi: 10.1128/JCM.01728-17. PMID: 29769278; PMCID: PMC6062794. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov. www.ncbi.nlm.nih.gov
  5. Johnston V, Stockley JM, Dockrell D, et al. Fever in returned travellers presenting in the United Kingdom: recommendations for investigation and initial management. J Infect Dis 2009; 59: 1-18. PubMedpubmed.ncbi.nlm.nih.gov
  6. Askling HH, Lesko B, Vene S, et al. Serologic analysis of returned travelers with fever, Sweden. Emerg Infect Dis 2009; 15: 1805-8. PubMed
  7. Jensenius M, Davis X, von Sonnenburg F, et al. Multicenter GeoSentinel analysis of rickettsial diseases in international travelers, 1996–2008. Emerg Infect Dis. 2009 Nov;15:1791–8. www.ncbi.nlm.nih.gov
  8. Sexton DJ. Other spotted fever group rickettsial infections. UpToDate, last updated Oct 2022. www.medilib.ir
  9. Raoult D, Fournier PE, Fenollar F, Jensenius M, et al. Rickettsia africae, a tick-borne pathogen in travelers to sub-Saharan Africa. NEJM 2001; 344: 1504-10. New England Journal of Medicine
  10. Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin. Fieber unklarer Genese. AWMF-Leitlinie Nr. 027-053. Stand 2013. www.awmf.org
  11. Deutsche Gesellschaft für Neurologie. Atypische erregerbedingte Meningoenzephalitiden. AWMF-Leitlinie Nr. 030-061. Stand 2015. register.awmf.org
  12. Dtsch Arztebl. Dobler G;, Wölfel R. Fleckfieber und andere Rickettsiosen. Alte und neu auftretende Infektionen in Deutschland. 2009; 106(20): 348-54; DOI: 10.3238/arztebl.2009.0348. www.aerzteblatt.de. www.aerzteblatt.de
  13. BfArM: Fluorchinolone: Einschränkungen in der Anwendung aufgrund von möglicherweise dauerhaften und die Lebensqualität beeinträchtigenden Nebenwirkungen 02.01.2023. www.bfarm.de

AutorenAutor*innen

  • Moritz Paar, Dr. med., Facharzt für Allgemeinmedizin, Münster/W
  • Birgit Wengenmayer, Dr. med., Fachärztin für Allgemeinmedizin, Freiburg
  • MogensDie Jenseniusursprüngliche Version dieses Artikels basiert auf einem entsprechenden Artikel im norwegischen hausärztlichen Online-Handbuch Norsk Elektronisk Legehåndbok (NEL, overlege, Infeksjonsmedisinsk avdeling, Oslo Universitetssykehus, Oslo
  • Ingard Løge, spesialist i allmennmedisin, Institutt for samfunnsmedisinske fag, Norges teknisk-naturvitenskapelige universitet, Trondheim https://legehandboka.no/).
A75; A77; A78; A79
flåttbitt; s76 annan hudinfektion; Rickettsioser
A77
Rickettsien-Infektion; Infektion mit Rickettsien; Zoonose; Läuse; Flöhe; Flohbiss; Milben; Milbenbiss; Zecken; Zeckenbiss; Schwarzer Schorf; Eschar; Fleckfieber; Mäusetyphus; Typhus exanthematicus; Brill-Zinsser-Krankheit; Zeckenbissfieber; Rocky-Mountain-Fieber; Felsgebirgsfleckfieber; Mittelmeer-Zeckenbissfieber; Boutonneuse-Fieber; Afrikanisches Zeckenbissfieber; Sibirisches Zeckenbissfieber; Queensland-Zeckenbissfieber; Rickettsienpocken; Japanisches Zeckenbissfieber; Tick-borne-Lymphadenopathie-Syndrom; TIBOLA; Tsutsugamushi-Fieber; Fieberanfälle
Rickettsiosen
BBB MK 09.01.2023 revidiert und aktualisiert.
document-disease document-nav document-tools document-theme
Definition:Gruppe von Zoonosen, die durch Rickettsien oder Orientia-Bakterien verursacht werden. Übertragung durch Bisse von Läusen, Flöhen, Milben oder Zecken, ca. 25Ca. 20 humanpathogene Spezies sind bisher bekannt.
Infektionen
Rickettsiosen
/link/0a580db92890474a95b733ee6dd3d59d.aspx
/link/0a580db92890474a95b733ee6dd3d59d.aspx
rickettsiosen
SiteDisease
Rickettsiosen
anders.skjeggestad@nhi.no
anders@nhiK.noReinhardt@gesinform.de
de
de
de