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Bandwurminfektion

Zusammenfassung

  • Definition:Befall durch als Zwitter lebenden Plattwurm, der als adulter Parasit im menschlichen Verdauungstrakt auftreten kann. Von Bedeutung ist vor allem der Rinderbandwurm (Taenia saginata). Die Zystizerkose durch Larven des Schweinebandwurms ist in Europa eine Rarität. Die Echinokokkose (Fuchs- und Hundebandwurm) wird in einem separaten Artikel behandelt.
  • Häufigkeit:In Deutschland heute eher selten, durch Verzehr von rohem/halbgarem Rindfleisch jedoch weiterhin vorkommend.
  • Symptome:Die meisten Personen mit Bandwurmbefall zeigenZumeist bis auf unspezifische Symptome und ggf. der Ausscheidung von Proglottiden (Bandwurmgliedern) keine Symptome.
  • Befunde:Der Befall wird inIn der Regel entdeckt,Entdeckung wenn Patienten entsprechendeentsprechender Spuren im Stuhl oder an Unterwäsche und Bettzeug findendurch die Betroffenen.
  • Diagnostik:Die Mikroskopie von Stuhlproben ist fehleranfällig.
  • Therapie:Anthelminthika. 1. Wahl Praziquantel, alternativ Niclosamid, AlternativMebendazol, Mebendazol. Praziquantel bei ZystizerkoseAlbendazol.

Allgemeine Informationen

Definition

  • Bandwürmer (Zestoden)
  • Hierbei handelt es sich um sind als Zwitter lebende Plattwürmer, die als adulte Parasiten im menschlichen Verdauungstrakt auftreten können (Endoparasiten).1-2
  • Einige dieser Parasiten befallen in erster Linie den Menschen. Andere treten vor allem bei Tieren auf, können sich aber auch im Menschen ansiedeln.
  • Beim Menschen relevant sind relevante Erkrankungen vor allem:
    • die Echinokokkose (Gewebebefall mit Fuchs- und
      • Hundebandwurm, Echinococcus granulosus (zystische Echinokokkose)
      • Fuchsbandwurm, Echinococcus mulitlocularis resp.(alveolare granulosusEchinokokkose),
      • Siehe hierzu die in einem gesondertenbetreffenden Artikel behandelt wird.
    • die Taeniasis (Darmbefall mit :3
      • Rinderbandwurm, Taenia saginata oder 
      • Schweinebandwurm, Taenia solium) und die.
    • Zystizerkose (3
      • Gewebebefall mit Finnen/Larven des Schweinebandwurms).
    • Diphyllobothriasis
      • Diphyllobothrium latum (Fischbandwurm)
    • Hymenolepiasis4
      • Hymenolepis nana (Zwergbandwurm)
  • Bei der Taeniasis ist der Mensch der Endwirt, der Bandwurm lebt im Darm des Menschen, weitgehend ohne ihn zu schädigen.
    • Bei der Zystizerkose kommt es zur Einwanderung über den Darm, hämatogenen Aussaat und konsekutiv einem Gewebebefall mit Bandwurmfinnen, wie bei einem Zwischenwirt. Der Mensch ist typischerweise jedoch nicht Zwischenwirt, dieDie Zystizerkose ist sehr selten, jedoch ungleich gefährlicher als die Taeniasis.
  • Unter den Bandwürmern des Menschen ist in Mitteleuropa vor allem der Rinderbandwurm von Bedeutung.1
    • Der häufige Verzehr von rohem Rindfleisch sowie die Weidehaltung auf mit Oberflächenwasser bewässerten Wiesen führt zusammen mit vielen nicht rechtzeitig behandelten Bandwurmträgern und der fehlenden Eliminierung der Eier durch die Kläranlagen zu einer Zirkulation des Parasiten.25
  • Bandwürmer können mehrere Meter lang sein und bis 20 Jahre alt werden.1

Häufigkeit

  • In Deutschland sind Bandwürmer heute durch verbesserte Hygiene- und Präventionsmaßnahmen eherselten.6
  • Weltweit seltensind Bandwurfinfektionen häufig.
    • ImTaenia Vergleichsolium dazuist sindin Madenwürmervielen (Oxyuren) auch heute noch weit verbreitet: 20–40 %Teilen der KinderWelt endemisch: Lateinamerika, Osteuropa, Sub-Sahara Afrika, Indien, Asien.1
    • Dort ist die Zystizerkose Ursache für 30 im% Kindergarten-aller Epilepsien.3
  • In Deutschland gab es zwischen 1991 und Schulalter2015 infiziertenvereinzelte sichFälle wenigsteneiner einmalZystizerkose, imdiese Lebenwurden in der Mehrheit der Fälle in Ländern mit derendemischem OxyuriasisAuftreten erworben. 32
    • Der Schweinebandwurm Taenia solium wurde in Deutschland durch die Fleischbeschau eliminiert.7
  • In Mitteleuropa ist vor allem das Auftreten des Rinderbandwurms (Taenia saginata) von Bedeutung.1
    • Dies liegt auch daran, dass Rindfleisch als roher Tartar oder halb-durchgebratenes Fleisch häufiger verzehrt wird, während Schweinefleisch in der Regel durchgebraten wird.4
    • Die weltweit häufigsteverbreitet Bandwurminfektion erfolgt mit der Art Hymenolepis nana unter schlechten hygienischen Bedingungenist.
  • Eine Meldepflicht für Bandwurminfektionen besteht aktuell nicht,  Daten zur Häufigkeit sind daher vor allem aus dem Melderegister der ehemaligen DDR zu entnehmen, in der es bis 1989 eine Meldepflicht gab.:2
    • 1977 wurden z. B. 17.465 Fälle und 1989 wurden 6.446 Fälle von Bandwurminfektionen pro 100.000 Einwohner/Jahr gemeldet, davon fast ausschließlich Taenia saginata, selten Taenia solium und sehr selten Zwergbandwurm (Hymenolepis nana), Gurkenkernbandwurm (Dipylidium caninum) und Fischbandwurm (Diphyllobothrium latum).
    • Die Inzidenz schwankt, wobei vermutetRindfleisch wird, dass nicht alle bekannten Fälle auch gemeldet wurden, zumindest war die Menge der verordneten Anthelminthika gleichbleibend hoch über die Jahre. 
    • Die Dunkelziffer liegt somit insgesamt vermutlich höheräufig roh oder halbgar verzehrt.
  • EineDiphyllobothrium Zystizerkoselatum: durchVorkommen Finnen des Schweinebandwurms Taenia solium tritt laut RKIv. a. in Deutschland gar nicht mehr auf (Stand 2013).5

Verbreitung

  • T. solium ist vorwiegend im mittel-nördlichen und südamerikanischensubarktischen Raum stark verbreitet, sowie im südlichen Teil des afrikanischen Kontinentes und in Süd- sowie Südostasien. In Europa soll T. solium noch auf der iberischen Halbinsel, in Polen sowie im Balkan vorkommen.Gebieten4
  • T. saginata ist weltweit verbreitet.41

Ätiologie und Pathogenese

  • Die beim Menschen vorkommenden Bandwurm-Infektionen sind vor allem Taeniasis, Diphyllobothriasis und Hymenolepiasis.

Anatomie des Bandwurms

  • Länge der adulten Bandwürmer der Gattung Taenia 10–12(–25) Meter lang
  • Bandwurm, Proglottiden
    Bandwurm, Proglottiden
  • Ein adulter Bandwurm besteht aus Kopf, Halsteil und einer Gliederkette aus einzelnen Segmenten (Proglottiden), in denen die Eier reifen.
  • In jedem als Proglottis bezeichneten Segment sind beide Geschlechtsorgane angelegt.
  • Je nach Art des Wurms kann ein adultes Exemplar bis zu mehreren Tausend Proglottiden umfassen.
  • Je weiter die Proglottiden vom Kopfende entfernt sind, desto weiter sind sie entwickelt. Mit zunehmender Reife steigt die Anzahl der in den Proglottiden vorhandenen Eier.
  • Bei einigen Arten (z. B. der Gattung Taenia) können sich die hinteren Segmente vom Rest des Bandwurms lösen. Die abgestoßenen Segmente bzw. die darin enthaltenen Eier werden dann mit dem Stuhl ausgeschieden und zeigen teilweise noch eine Eigenbeweglichkeit.
    Bandwurm, Proglottiden
    Bandwurm, Proglottiden
  • Bei anderen Arten (z. B. der Gattung Hymenolepis) degenerieren die Proglottiden dagegen im Wirt, sodass im Stuhl nur Eier vorhanden sind.
  • Der auch als Skolex bezeichnete Kopf verfügt je nach Art über Saugnäpfe, Haken oder Öffnungen, mit denen sich der Wurm an die Darmwand des Wirts heften kann.6

Taenia Spezies

  • Für zwei Arten der Gattung Taenia ist der Mensch Endwirt: Taenia saginata (Rinderbandwurm) und Taenia solium (Schweinebandwurm).
  • T. solium
    • Durch den Verzehr nicht ausreichend gegarten Schweinefleischs und schlechte hygienische und sanitäre Verhältnisse ist T. solium in Lateinamerika, den afrikanischen Tropen und Zentralasien weit verbreitet.
    • Die als Zwischenwirt fungierenden Schweine infizieren sich über Futter oder Wasser, das mit infizierten menschlichen Ausscheidungen kontaminiert ist. Beim Menschen erfolgt die Ansteckung in der Regel durch den Verzehr rohen oder nicht ausreichend gegarten Schweinefleischs. In der Regel ist der Mensch Endwirt, in dem sich der adulte Wurm entwickelt, hiervon ausgenommen sind Fälle, in denen der Mensch als Zwischenwirt fungiert und eine Zystizerkose entwickelt.
  • T. saginata
    • Kommt weltweit vor, ist aber in Ostafrika und in Teilen Asiens am weitesten verbreitet.
    • häufigster Bandwurm in Mitteleuropa1
  • Grundsätzlich kann eine Ansteckung mit Taenia in allen Altersgruppen erfolgen. Bei Säuglingen und Kleinkindern, die noch kein Fleisch essen, tritt die Infektion allerdings nicht auf.
  • Adulte Bandwürmer der Gattung Taenia sind in der Regel 10–12 Meter lang; allerdings wurden auch schon Exemplare mit über 25 Meter Länge gemeldet.
  • Menschen sind in der Regel von nur einem oder höchstens einigen wenigen adulten Bandwürmern befallen.
  • Ein adulter Wurm im Endwirt schadet diesem kaum, häufig wird er kaum oder nicht bemerkt. Einen mit Zystizerken befallenen Zwischenwirt kann der Wurm im Finnenstadium jedoch deutlich stärker durch Befall von Muskulatur, Gehirn, Leber oder anderen Organen schaden, sodass vor allem die Zwischenwirte gefährdet sind. 
    • Der Mensch ist für T. saginata und T. solium Endwirt, in Ausnahmefällen kann es jedoch auch zu einem Befall mit Finnen kommen, wie bei einem Zwischenwirt. Diese Erkrankung wird dann Zystizerkose genannt.

Lebenszyklus des Bandwurms18-9

  • Eier eines Bandwurms gelangen über die menschlichen Fäzes ins Wasser.
  • Aufnahme Nicht ausreichend gereinigtes Wasser, das zur Bewässerung verwendet wird, kannder Bandwurmeier enthalten. Diese werden vom Rind oder Schwein aufgenommen(Zwischenwirt) unddurch gelangenTrinken invon denkontaminiertem Darm des Tieres. Rinder und Schweine sind ZwischenwirteWasser.
  • Im Darm des Tieres lösen sich die Eihüllen auf, wodurch der Embryo (Onkosphäre) wird frei wird. 
  • Dieser bohrt sich in die  Darmwand ein und gelangt mit  dem Blut vorwiegend in die gut  durchblutete Muskulatur.
  • In der stark beanspruchten Muskulatur wie Herz- und Kaumuskeln sterben diese oft schon nach einigen Monaten ab, während sie in der Skelettmuskulatur jahrelang infektionstüchtig bleiben können.
    • Dieser EntwicklungschrittEntwicklungsschritt der Würmer in der Muskulatur wird Finnen (Larven, Zystizerken) genannt.  Nach durchschnittlich 10 Wochen  ist die Finne etwa 0,5  cm groß  und infektionsfähig.
      • BeimZystizerkus: Zystizerkus handelt es sich um eine flFlüssigkeitsgefüllte Blase, die den Protoskolex, also im Grunde die Bandwurmanlage, enthält.
    • Der Zystizerkus muss zur Weiterentwicklung vom Tier oral in einen Menschen gelangen, in dessen Darm er sich zum Bandwurm entwickelt (Endwirt).
      • Menschen infizieren sich durch den Verzehr unzureichend gegarter Speisen.
    • Im Verdauungstrakt des Menschen stAusstülpenlpung sich dieder Zystizerken ausAnheftung und derdes Protoskolex heftet sich mit Saugnäpfen und Haken an die Darmwand.
      • Jeder Protoskolex bildet den Kopf eines Bandwurms, der durch Bildung neuer Proglottiden aus dem hinteren Teil des Wurmes wächst.
      • Dieser Reifungsprozess im menschlichen Darm erstreckt sich über einen Zeitraum von 2–4 Monaten.
    • Der Wurm wächst vom Kopf aus appositionell. Es bilden sich Proglottiden, die männliche und weibliche Geschlechtsorgane enthalten und bis zu 100.000 Eier.
    • Bei T. saginata besteht etwa 1/5 des Wurmes aus reifen, ausgewachsenen Gliedern (zwischen 200 und 400). Sie werden täglich abgestoßen. Monatlich produziert ein Bandwurm etwa 400 reife Glieder mit je 100.000 Eiern.
    • Infolge der Befruchtung der Eier, die ebenfalls im Inneren der Proglottis erfolgt, wächst in jedem befruchteten Ei eine Larve mit 6 Haken heran. Diese Eier werden mit dem Kot ausgeschieden und können im Wasser, im Boden oder an Pflanzen sehr lange überleben.

    Taenia WennSpezies

    • Für siezwei beimArten Fressender Gattung Taenia ist der Mensch Endwirt: Taenia saginata (Rinderbandwurm) und Taenia solium (Schweinebandwurm).
    • T. solium
      • Die als Zwischenwirt fungierenden Schweine infizieren sich über Futter oder Wasser, das mit infizierten menschlichen Ausscheidungen kontaminiert ist.
        • Prädisponierend sind schlechte hygienische und sanitäre Verhältnisse. 
        • weite Verbreitung in einenLateinamerika, den afrikanischen Tropen und Zentralasien
      • beim Menschen Ansteckung in der Regel durch den Verzehr von rohem oder nicht ausreichend gegartem Schweinefleisch
      • In der Regel ist der Mensch der Endwirt, in dem sich der adulte Wurm entwickelt.
        • Hiervon ausgenommen sind Fälle, in denen der Mensch als Zwischenwirt (Rindfungiert oderund Schwein)eine gelangen,Zystizerkose brechenentwickelt.
        • Dabei werden die EierBandwurmeier im Dünndarm des Wirts auf,aufgenommen und hämatogen ausgebreitet.
      • Häufig werden Bindegewebe, Muskulatur, Augen und v. a. das Gehirn befallen.
        • Die Neurozystizerkose ist die häufigste Manifestation der Zystizerkose.9
    • T. saginata1
      • Larven werden freigesetzt.
      • Dievom Larven durchdringen die Darmwand und werdenMenschen über nicht ausreichend gegartes Rindfleisch aufgenommen, die Blut-Bandwürmer entwickeln sich im menschlichen Darm (Endwirt).
    • Menschen sind in der Regel von nur einem oder Lymphbahnenhöchstens ineinigen diewenigen quergestreifteadulten Muskulatur,Bandwürmern das Unterhautgewebe oder andere Organe transportiert. Hier wachsen die Larven im Laufe von 2–3 Monaten zu Zystizerken (Finnen) heran. Der Lebenszyklus ist abgeschlossen, wenn die in den Muskeln befindlichen Zystizerken durch die Nahrungsaufnahme zurück in den menschlichen Körper gelangenbefallen.

    Hymenolepis1,4

    • 30–40  mm lang und 1  mm im Durchmesser
    • Die weltweit häufigste Bandwurminfektion erfolgt mit der Art Hymenolepis nana.
    • Die Ansteckung kann von Mensch zu Mensch erfolgen und wird durch unzureichende hygienische Bedingungen begünstigt.
    • Am häufigsten tritt der Befall bei Kindern auf, die in warmen Klimazonen und unter unzureichenden hygienischen Bedingungen leben.

    Diphyllobothrium latum1

    • Übertragung durch Fisch

    Prädisponierende Faktoren

    • EineSchlechte Bandwurminfektionhygienische kann infolge des Verzehrs von rohem Rind- oder Schweinefleisch auftreten.Verhältnisse
    • BeiKontakt Hymenolepisder istTiere diemit Mensch-zu-Mensch-Übertragungverunreinigtem beschrieben.Wasser

    ICPC-2

    • D96 Würmer / andere Parasiten

    ICD-10

    • B68 Bandwurmbefall
      • B68.0 Befall durch Taenia solium
      • B68.1 Befall durch Taenia saginata
      • B68.9 Taeniasis, nicht näher bezeichnet
    • B69 Zystizerkose, Infektion durch Larven des Schweinebandwurms
      • B69.0 Zystizerkose des Zentralnervensystems
      • B69.1 Zystizerkose der Augen 
      • B69.8 Zystizerkose an sonstigen Lokalisationen 
      • B69.9 Zystizerkose, nicht näher bezeichnet 
    • B71 Befall durch sonstige Zestoden
      • B71.0 Hymenolepiasis
      • B71.1 Dipylidiose
      • B71.8 Sonstige näher bezeichnete Zestodeninfektionen
      • B71.9 Zestodeninfektion, nicht näher bezeichnet 

    Diagnostik

    Differenzialdiagnosen

    • Andere Wurmerkrankungen wie u.  a. Spul-, Rund- oder Madenwürmer (Oxyuriasis)

    TaeniasisAnamnese

    Anamnese

    • DieDer InfektionDarmbefall des Menschen mit TaeniaBandwürmern Spezies verläuft meistoft symptomlos.1
      • Krankheitserscheinungen sind uncharakteristisch und können Magen-, Darm- und Gallenwegserkrankungen vortäuschen.
      • Oft führen die Bandwurmträger nur die Missempfindungen zum Arzt, die die reifen Rinderbandwurmglieder bewirken, wenn sie aktiv den Darm verlassen.
    • In der Reihenfolge der Häufigkeit des Vorkommens können folgendeUnspezifische Symptome berichtet werden:1
    • Sehr selten sind Komplikationen wie eine Appendizitis durch Proglottiden im Appendix oder ein Ileus bei Vorliegen mehrerer Bandwürmer im Darm.
    • Wurde rohes Rindfleisch (häufig getrocknetes) verzehrt?
    • Manche PatientenPatient*innen berichten von Bandwurmsegmenten (verkettete Proglottiden, 2–20 mm lang), die im Stuhl oder spontan aufgefallen sind.1 
    • InBei Hymenolepiasis: derJuckender RegelHautausschlag wirdkann dervorkommen.1
    • Gezielte BefallFrage entdeckt,nach:
      • Verzehr wennvon Patientenrohem im StuhlFleisch oder an Unter- und Bettwäsche einzelneFisch oder verkettetekontaminiertem Proglottiden (2–20 mm lang) feststellenWasser
      • Auslandsaufenthalten.

      Diagnosekriterien

    • Zystizerkose 
      • Kopfschmerzen
      • Krampfanfälle
      • weitere, variable neurologische Symptome9 

    Klinische Untersuchung

    • Häufig unauffällig
    • Bei Hymenolepiasis: makulopapulöser Hautausschlag möglich
    • Bei Zystikozerkose neurologische Auffälligkeiten, je nach Lokalisation der Zystizerken1
    • Fund einzelner oder zusammenhängender Bandwurmsegmente (Proglottiden) im Stuhl oder in der Unterwäsche

    Ergänzende Untersuchungen in der Hausarztpraxis

    • Labor
      • großes Blutbild
      • Eine glaubwürdigeEosinophilie Beschreibungist dertypisch, Patientenaber reichtnicht ausbei allen Bandwurmträger*innen vorhanden.1

    Ergänzende Untersuchungen 

    • Evtl. mikroskopische Stuhluntersuchung mit typischem Befund von Bandwurmeiern, der jedoch außer bei der Gattung Hymenolepis häufig negativ ist.
      • Bei der Taeniasis sind manchmal Proglottiden im Stuhl, aber nur selten Eier nachweisbar.
      • Bei Hymenolepiasis enthält der Stuhl Eier, aber keine Proglottiden.
      • Insgesamt ist die Stuhluntersuchung auf Wurmeier bzwund Wurmbestandteile1
        • Detektion erwachsener Bandwürmer
        • Differenzierung der Art durch Untersuchung der Proglottiden
          • Die Eier von T. Wurmbestandteilesaginata sehrund fehleranfällig,T. einsolium negativer Test schließt einen Wurmbefallkönnen nicht ausunterschieden werden.
        • Auch daDa Bandwürmer oder Eier erst 2–3 Monate nach der Infektion und damit im adulten Stadium feststellbar sind, kann eine Stuhlprobe negativ ausfallen.
      • EineSerologie
        • Bei V. Eosinophiliea. desNeurozystizerkose BlutesSerologie bestehtmittels Enzyme-linked Immunotransfer Blot (EITB) bei
          • Spezifität höchstensnahezu 40–50 100 % der Bandwurmträger, undSensitivität zuverleingeschrässige serologische Antikörpertests stehen nicht zur Verfügung.nkt1

      ZystizerkoseDiagnostik bei Spezialist*innen

      • TrittBildgebende heutzutage in Westeuropa nicht mehr auf, ist in vielen Ländern der Welt, vor allem Südamerika, jedoch noch verbreitet.5
      • Auftreten nur im Falle einer Aufnahme von Bandwurmeiern, dann Durchwanderung der Darmwand durch die Bandwurmonkosphären und hämatogenen Aussaat der Zystizerken von Taenia solium, wobei der Mensch in diesem Fall wie ein Zwischenwirt befallen wird.4Verfahren
        • Normalerweisekraniales istMRT deroder Mensch Endwirt und der Wurm muss im (tierischen) Zwischenwirt reifen, bevor er durch orale Ingestion von infiziertem Fleisch im Darm des Menschen heranwachsen kann.
        • Wenn der Mensch unreife Bandwurmeier (ohne Zwischenwirt) aufnimmt, führt das normalerweise zum Absterben der Eier.
        • Welche UmständeCT bei derV. a. Zystizerkose stattdessen eine Einwanderung der Eier über den menschlichen Darm ins Gewebe begünstigen, sind unklar.Zystikozerkose1
      • DieHistologischer SymptomeNachweis sindbei abhängigNeurozystizerkose vonaus derinfiziertem Lokalisation der eingewanderten Zystizerken, häufig werden Bindegewebe, Muskulatur, Augen und Gehirn befallen.
      • Zystizerken werden bindegewebig abgekapselt und verkalken dann sekundär, sodass sie in der Bildgebung (Röntgen, MRT) häufig gut darstellbar sind.
        • Bei massivem ZNS-Befall sind letale Ausgänge beschrieben.
        Gewebe9

      Therapie

      Therapieziel

      • Den Bandwurm beseitigen.

      Allgemeines zur Therapie

      • Anthelminthika sind indie Therapie der RegelWahl wirksam,bei Resistenzenintestinalem sind nicht bekanntBandwurmbefall.7-81
      • Bei der Taeniasis ist eine wiederholte Einnahme in der Regel nicht notwendig, beim Zwergbandwurmbefall (Hymenolepis) jedoch sinnvoll.
      • Bei Zystizerkose:
        • Praziquantel 500  mg über mehrere Tage, OperationGlukokortikoide, Glukokortikoide;Antikonvulsiva5
        • Operation abhängig vom Ausmaß und der Lokalisation des Finnenbefalls
          • Die Behandlung der Zystizerkose sollte stationär in einer erfahrenen neurologischen Abteilung erfolgen.

        Medikamentöse Therapie der Taeniasis

        • Mittel der Wahl bei der Behandlung des Rinderbandwurmbefalls ist NiclosamidPraziquantel.1,3
          • Kann für alle Bandwurminfektionen eingesetzt werden, höhere Dosen bei Hymenolepis nana erforderlich.1
            • Eineempfohlen Alternativefür ist Mebendazol.Kinder ab 4 Jahren und Erwachsene
            • PraziquantelTaeniais: ist10 mg/kg aktuellKG nurp. o. nochals zurEinmaldosis
            • Infektion mit Hymenolepis nana: 25 mg/kg KG p. o. als Einmaldosis
          • Schwangerschaft: Die WHO empfiehlt die Gabe für die Indikation der Schistosomiasis während der gesamten Schwangerschaft; Hinweise auf Schädigung des ungeborenen Kindes bestehen nicht.10-11
          • Stillzeit: Übergang in die Muttermilch in geringen Mengen, bei einer Kurzbehandlung wird das Pausieren des Stillens für 24 Stunden empfohlen, bei längerer Behandlung derstrenge (Neuro-)ZystizerkoseIndikationsstellung bzw. zurAbstillen Behandlung von Saugwürmern verfügbarerwägen.10
        • Niclosamid (spezifisches Bandwurmmittel): Wirkt lokal durch direkten Kontakt mit dem Bandwurmkopf (Skolex). Niclosamid hemmt die innere Atmung des Parasiten, und der Kopf und die anschließenden Glieder sterben ab. Dadurch verliert die Gliederkette ihren Halt und geht mit den Stuhlentleerungen im Ganzen oder auch in kleineren Teilen ab. Niclosamid wird3
          • Wird angewendet bei Infektionen mit dem Rinderbandwurm (Taenia saginata), dem Schweinebandwurm (Taenia solium), dem Fischbandwurm (Diphyllobothrium latum) und dem Zwergbandwurm (Hymenolepis nana).
            • 1 Tablette enthält 500  mg Niclosamid 
              • Erwachsene und Kinder ab 6 Jahre: 4  Tbl.
              • Kinder von 2–6 Jahre: 2  Tbl.
              • Kinder unter 2 Jahren: 1  Tbl.
              • bei Taeniasis keine Wiederholungseinnahme,
              • bei Hymenolepis erneuteFortsetzung Einnahmeder nachTherapie etwavon 1Tag Woche2–7 mit je der halben Dosis
          • Mebendazol (Breitspektrum-Wurmmittel zur Behandlung gegen Rundwürmer und Bandwürmer): Wird angewendet bei Madenwurmbefall (Enterobiasis bzw. Oxyuriasis), Spulwurmbefall (Askariasis), Peitschenwurmbefall (Trichuriasis), Hakenwurmbefall (Ankylostomiasis), Bandwurmbefall (Taeniasis), Zwergfadenwurmbefall (Strongyloidiasis).
            • 3 Tage lang morgens und abends je 3 Tabletten Tbl. à 100  mg entsprechend tgl. 600  mg  – oder –
            • 4 Tage lang morgens und abends je 2 Tabletten  Tbl. à 100  mg entsprechend tgl. 400  mg 
            • Kinder ab 2 Jahre: 3 Tage lang morgens und abends je 1 Tablette Tbl. entsprechend tgl. 200  mg Mebendazol12
            • Die Behandlung kann wiederholt werden, ist bei einem Bandwurmbefall aber meist nicht notwendig.
          • PraziquantelAlbendazol
            • Verf400 mg/d p. o. fügbarr als3 500 mg oder 600 mg Praziquantel, die Dosierung von 150 mg zur Behandlung von Bandwurminfektionen ist außer Vertrieb!
              • 500 mg ist zugelassen zur Behandlung der Zystizerkose, einschließlich Infektionen des ZNS  
              • 600 mg ist zugelassen zur Behandlung von Saugwürmern.Tage3
          • Cave: Pyrantel, ein weiteres gängiges Anthelminthikum, ist nur zugelassen zur Behandlung von Madenwurm, Spulwurm, Hakenwurm, amerikanischem Hakenwurm und nicht vom Bandwurmbefall!

          Prävention

          • Durch Kochen oder Braten des RindfleischesRind- oder Schweinefleisches vor dem Verzehr kann eine Infektion vermieden werden.
            • Um die Zystizerken (Finnen) abzutöten, muss im Fleisch für mindestens 5 Minuten eine Temperatur von 70  °C erreicht werden.
            • Auch ein Einfrieren bei –18  °C bewirkt ein Abtöten der Zystizerken.
          • Die Untersuchung auf Finnenbefall (Zystizerkose des Schlachtrindes) findet im Rahmen der amtlichen Fleischuntersuchung statt.18
            • Es ist jedoch dennoch nicht ganz auszuschließen, dass finnenhaltiges Fleisch in den Verkehr gelangt.
            • SofernVerhinderung dieses roh und ohne weitere Vorbehandlung verzehrt wird, besteht die Gefahr einer Infektion mit Taenien.
            • Durchgefrorenes Rindfleisch (–18 °C) enthält keine lebensfähigen Finnen mehr, daher darf Hackfleisch nur tiefgefroren in den Verkehr gebracht werden.
          • Die Bekämpfung der Bandwurm-Infektion muss darauf abzielen, die Aufnahme der Bandwurmeier durch Rinder zu verhindern, um den Entwicklungszyklus von Taenia saginata zu unterbrechen.1
            • Eine besondere Rolle bei der Übertragung der Bandwurmeier spielt die unkontrollierteunkontrollierter Verbreitung menschlicher Fäkalien; sie(durch bilden eine große GefahrKläranlagen, wennVermeidung sie„wilder“ auf Wiesen und Weiden gelangenToiletten).8
            • Taenieneier bleiben auf Wiesen und Weiden bis zu 160 Tage lebensfähig.

            Komplikationen

            • Bei Temperaturen unter –5 °C betrNeurozystikozerkose
              • Krampfanfägt ihre Lebensdauer rund 20 Tage.lle
              • Erstakute beiErhöhung Temperaturendes von über 70 °C (in Kläranlagen) werden Taeniaeier schnell und zuverlässig abgetötet.Hirndrucks13
            • Bei einem Taenienbefall des Menschen ist ein sachgerechte Therapie sowie eine ausreichende Händehygiene notwendig. Menschliche Fäzes dürfen nicht ungeklärt auf Wiesen und Weiden gelangen („wilde Toiletten“).
            • Eine direkte Mensch-zu-Mensch-Übertragung ist bei Taenia spez., anders als bei Hymenolepis, nicht regelhaft beschrieben.

            Patienteninformationen

            Patienteninformationen in Deximed

            Weitere Informationen

            Illustrationen

            Bandwurm, Scolex.jpg
            Vorderende eines Bandwurmes: Scolex
            Taenia saginata.jpg
            Ausgewachsener Bandwurm, Taenia saginata (Rinderbandwurm)
            Bandwurm, Proglottiden
            Bandwurm, Proglottiden

            Quellen

            Literatur

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            AutorenAutor*innen

            • CarolineFranziska BeierJorda, Dr. med., Fachärztin für Viszeralchirurgie, Ärztin in Weiterbildung Allgemeinmedizin, HamburgKaufbeuren
            • UrbanDie Hellgren,ursprüngliche docentVersion ochdieses överlArtikels basiert auf einem entsprechenden Artikel im norwegischen hausäkare,rztlichen Infektionskliniken,Online-Handbuch KarolinskaNorsk universitetssjukhuset,Elektronisk SverigeLegehåndbok (MedibasNEL, https://legehandboka.no/)
            • Terje Johannessen, professor i allmennmedisin, Institutt for samfunnsmedisinske fag, Norges teknisk-naturvitenskapelige universitet, Trondheim.
B68; B680 Befall; B681 Befall; B689 Taeniasis,; B69; B690 Zystizerkose; B691 Zystizerkose; B698 Zystizerkose; B699 Zystizerkose,; B71; B710; B711; B718; B719
D96
Infektion mit Bandwürmern; Parasit; Bandwurmbefall; Ausscheidung von Proglottiden; Proglottidenausscheidung; Zestoden; Zwergbandwurm; Rinderbandwurm; Schweinebandwurm; Taeniasis; Diphyllobothriasis; Hymenolepiasis; Zystizerkus; Bandwurm; Proglottis; Anthelminthika; Taenia saginata; Taenia solium; Echinokokkose; Echinokokkus; Taenia saginata; Zystizerkose; Fuchsbandwurm; Hundebandwurm; Oxyuren; Oxyuriasis; Hymenolepsis nana; Zwergbandwurm; Gurkenkernbandwurm; Fischbandwurm; Diphyllobothrium latum; Taenia solium; T. saginata; Taenia saginata; T. solium
Bandwurminfektion
BBB MK 05.12.2022 revidiert, gekürzt und umgeschrieben. Neue Literatur. BBB MK 10.12.2018, komplett überarbeitet, neuere Literatur, Therapie angepasst
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Definition:Befall durch als Zwitter lebenden Plattwurm, der als adulter Parasit im menschlichen Verdauungstrakt auftreten kann. Von Bedeutung ist vor allem der Rinderbandwurm (Taenia saginata). Die Zystizerkose durch Larven des Schweinebandwurms ist in Europa eine Rarität. Die Echinokokkose (Fuchs- und Hundebandwurm) wird in einem separaten Artikel behandelt.
Infektionen
Bandwurminfektion
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bandwurminfektion
SiteDisease
Bandwurminfektion
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