Definition:Irritativer Hautausschlag durch prolongierten Kontakt mit Harn und Stuhl in einem okklusiven Milieu.
Häufigkeit:Typ I kommt bei fast allen Säuglingen oder Kleinkindern ein- oder mehrmals vor; Typ II häufig bei windeltragenden Erwachsenen.
Symptome:Rötung, Juckreiz, Brennen und Schmerzen.
Befunde:Unscharf begrenzte Rötung mit Mazeration, nässenden Arealen, Krusten, Bläschen und Erosionen.
Diagnostik:Typische Klinik und Anamnese.
Therapie:Luftzufuhr, zinkhaltige Externa, bei Pilzinfektion topische Antimykotika.
Allgemeine Informationen
Definition
Entzündliche Erkrankung im Windelbereich, häufig mit Candida-Besiedlung.
Kommt sowohl bei windeltragenden Säuglingen und Kleinkindern (Typ1) vor als auch bei Erwachsenen mit Inkontinenz bzw. Pflegebedürftigkeit, die Windeln tragen (Typ II oder Inkontinenz-assoziierte Dermatitis [IAD]).1
Häufigkeit
Eine der häufigsten Hauterkrankungen im Säuglingsalter
Da die Häufigkeit der Pflegebedürftigkeit in Deutschland steigt, nimmt auch die Häufigkeit der Windeldermatitis bei Erwachsenen deutlich zu.2
Ätiologie und Pathogenese
Okklusion und feuchtwarmes Milieu im Windelbereich verursachen eine Mazeration der oberen Hautschicht, führen zur Irritation der Haut und begünstigen das Wachstum von Erregern.
Die Besiedelung mit Hefepilzen, insbesondere mit im Darm vorkommender Candida albicans, wird dadurch begünstigt.
Prädisponierende Faktoren
Prolongierte Kontaktzeit mit Harn und Stuhl (zu seltenes Windelwechseln)
Flüssiger Stuhl, hohe Defäkationsfrequenz
Doppelinkontinenz (Stuhl und Harn)
Vorgeschädigte Hautbarriere, Haut-pH-Wert > 5,5
Saure und scharfe Speisen (auch bei der stillenden Mutter)
Unscharf begrenzte Rötung mit Zeichen der Mazeration, nässenden Arealen, Krusten, Bläschen und Erosionen
Windeldermatitis
Typischerweise tritt die Dermatitis überall da auf, wo die Windel und damit die auslösenden Substanzen der Haut direkt anliegen.
Hefepilze vermehren sich bevorzugt in den dazwischenliegenden Hautfalten, wo sie idealen Nährboden finden.
Klinisch ist ein Pilzbefall an randständiger Schuppung, Papeln und Pusteln sowie Satellitenherden zu erkennen.
Eine bakterielle Superinfektion kann zu Eiterbildung führen.
Bei Fieber und sich ausbreitender Rötung auch an ein Erysipel denken.
Sind auch andere Stellen des Körpers, insbesondere die Kopfhaut, die Retroaurikularfalten, äußere Gehörgänge, mediale Oberlider, Gesicht, Periumbilikalregion, Gesäß und Streckseiten der Extremitäten betroffen, kann es sich um die Erstmanifestation einer Psoriasis im Säuglingsalter handeln.3
Therapie
Therapieziele
Entzündung lindern bzw. heilen.
Sekundärinfektionen verhindern.
Allgemeines zur Therapie
Am besten für die betroffene Haut ist es, die Kontaktzeit mit den auslösenden Substanzen so gering wie möglich zu halten.
Auf die umliegende gesunde Haut kann zur Prophylaxe eine lipophile Zinkpaste aufgetragen werden.
Bereits geschädigte Haut sollte mit hydrophilen Präparaten versorgt werden, um eine zusätzliche Okklusion zu verhindern.
Dosierung systemischer Antimykotika bei Früh- u. Neugeborenen: Fluconazol (6 mg/kg/d 1 x tgl. p. o. oder i. v.)7
Chronische Windeldermatitis
Bei chronischer Windeldermatitis kann eine Darmsanierung mit Bäckerhefe (Saccharomyces cerevisiae) sinnvoll sein.6
Zur Verminderung des Hefereservoirs des Darmes oder wenn gleichzeitig ein Mundsoor besteht: Nystatin-Suspension 0,5–1,5 ml (bei Neugeborenen und Kleinkindern bis 2 Jahre bis 1 ml) 4 x/d für 2 Wochen.
Aufgrund der hohen Osmolarität von Nystatin wird von einer Anwendung bei sehr untergewichtigen und unreifen Frühgeborenen abgeraten.
Verlauf, Komplikationen, Prognose
Komplikationen
Sekundärinfektion mit Bakterien bzw. Pilzen
Ausbreitung einer Infektion entweder lokal mit umschriebenen Ulzerationen bis zu einer ausgedehnte Gewebsnekrose (z. B. ein Skrotalabszess oder Fournier-Gangrän) oder systemisch mit Fieber bis hin zur Sepsis.8
Prognose
Rezidive sind häufig.
Patienteninformationen
Worüber sollten Sie die Patient*innen informieren?
Faktoren, die zur Erkrankung führen, und deren Vermeidung.
Durch den okklusiven, persistierenden Kontakt mit Harn und Stuhl wird die obere Hautschicht mazeriert.
Windeldermatitis
Quellen
Leitlinien
Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Chemotherapie (PEG). Candida-Infektionen, Diagnostik und Therapie. AWMF-Leitlinie Nr. 082-005. S1, Stand 2020. www.awmf.org
Deutsche Gesellschaft für Kinderchirurgie, Deutsche Gesellschaft für Urologie. Akutes Skrotum im Kindes- und Jugendalter. AWMF-Leitlinie Nr. 006-023. S2k, Stand 2015. www.awmf.org
Deutsche Dermatologische Gesellschaft. Therapie der Psoriasis bei Kindern und Jugendlichen. AWMF-Leitlinie Nr. 013-094. S2k, Stand 2019. www.awmf.org
Radtke R (2019): Anzahl der Pflegebedürftigen in Deutschland in den Jahren 1999 bis 2017. Statista 2020. de.statista.com
Deutsche Dermatologische Gesellschaft. Therapie der Psoriasis bei Kindern und Jugendlichen. AWMF-Leitlinie Nr. 013-094. Stand 2019 www.awmf.org
Seifi, B. et al.: Assessment effect of breastmilk on diaper dermatitis. Dermatol Reports. 2017 www.ncbi.nlm.nih.gov
Tietz H. Mykosen im Kindesalter. Consilium Themenheft 2015. www.aeksh.de
Tietz HJ. Gunkel U. Hautmykosen: Neue Erreger und Klassiker. Der Hausarzt 2020. www.hausarzt.digital
Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Chemotherapie (PEG). Candida-Infektionen, Diagnostik und Therapie. AWMF-Leitlinie Nr. 082-005. S1, Stand 2020. www.awmf.org
Deutsche Gesellschaft für Kinderchirurgie, Deutsche Gesellschaft für Urologie. Akutes Skrotum im Kindes- und Jugendalter. AWMF-Leitlinie Nr. 006-023. S2k, Stand 2015. www.awmf.org
Autor*innen
Monika Lenz, Fachärztin für Allgemeinmedizin, Neustadt am Rübenberge
Die ursprüngliche Version dieses ArtikelArtikels basiert auf einem entsprechenden Artikel im norwegischen hausärztlichen Online-Handbuch Norsk Elektronisk Legehåndbok (NEL, https://legehandboka.no/).
Definition:Irritativer Hautausschlag durch prolongierten Kontakt mit Harn und Stuhl in einem okklusiven Milieu. Häufigkeit:Typ I kommt bei fast allen Säuglingen oder Kleinkindern ein- oder mehrmals vor; Typ II häufig bei windeltragenden Erwachsenen.