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Windeldermatitis

Zusammenfassung

  • Definition:Irritativer Hautausschlag durch prolongierten Kontakt mit Harn und Stuhl in einem okklusiven Milieu.
  • Häufigkeit:Typ I kommt bei fast allen Säuglingen oder Kleinkindern ein- oder mehrmals vor; Typ II häufig bei windeltragenden Erwachsenen.
  • Symptome:Rötung, Juckreiz, Brennen und Schmerzen.
  • Befunde:Unscharf begrenzte Rötung mit Mazeration, nässenden Arealen, Krusten, Bläschen und Erosionen.
  • Diagnostik:Typische Klinik und Anamnese.
  • Therapie:Luftzufuhr, zinkhaltige Externa, bei Pilzinfektion topische Antimykotika.

Allgemeine Informationen

Definition

  • Entzündliche Erkrankung im Windelbereich, häufig mit Candida-Besiedlung.
  • Kommt sowohl bei windeltragenden Säuglingen und Kleinkindern (Typ1) vor als auch bei Erwachsenen mit Inkontinenz bzw. Pflegebedürftigkeit, die Windeln tragen (Typ II oder Inkontinenz-assoziierte Dermatitis [IAD]).1

Häufigkeit

  • Eine der häufigsten Hauterkrankungen im Säuglingsalter
  • Da die Häufigkeit der Pflegebedürftigkeit in Deutschland steigt, nimmt auch die Häufigkeit der Windeldermatitis bei Erwachsenen deutlich zu.2

Ätiologie und Pathogenese

  • Okklusion und feuchtwarmes Milieu im Windelbereich verursachen eine Mazeration der oberen Hautschicht, führen zur Irritation der Haut und begünstigen das Wachstum von Erregern.
  • Die Besiedelung mit Hefepilzen, insbesondere mit im Darm vorkommender Candida albicans, wird dadurch begünstigt.

Prädisponierende Faktoren

  • Prolongierte Kontaktzeit mit Harn und Stuhl (zu seltenes Windelwechseln)
  • Flüssiger Stuhl, hohe Defäkationsfrequenz
  • Doppelinkontinenz (Stuhl und Harn)
  • Vorgeschädigte Hautbarriere, Haut-pH-Wert > 5,5
  • Saure und scharfe Speisen (auch bei der stillenden Mutter)

ICPC-2

  • S89 Windeldermatitis

ICD-10

  • L22 Windeldermatitis

Diagnostik

Diagnostische Kriterien

  • Typische Klinik und Anamnese

Differenzialdiagnosen

Klinische Untersuchung

  • Unscharf begrenzte Rötung mit Zeichen der Mazeration, nässenden Arealen, Krusten, Bläschen und Erosionen 
    WindeldermatitisWindeldermatitis
    Windeldermatitis
  • Typischerweise tritt die Dermatitis überall da auf, wo die Windel und damit die auslösenden Substanzen der Haut direkt anliegen.
  • Hefepilze vermehren sich bevorzugt in den dazwischenliegenden Hautfalten, wo sie idealen Nährboden finden.
  • Klinisch ist ein Pilzbefall an randständiger Schuppung, Papeln und Pusteln sowie Satellitenherden zu erkennen. 
  • Eine bakterielle Superinfektion kann zu Eiterbildung führen.
  • Bei Fieber und sich ausbreitender Rötung auch an ein Erysipel denken.
  • Sind auch andere Stellen des Körpers, insbesondere die Kopfhaut, die Retroaurikularfalten, äußere Gehörgänge, mediale Oberlider, Gesicht, Periumbilikalregion, Gesäß und Streckseiten der Extremitäten betroffen, kann es sich um die Erstmanifestation einer Psoriasis im Säuglingsalter handeln.3

Therapie

Therapieziele

  • Entzündung lindern bzw. heilen.
  • Sekundärinfektionen verhindern.

Allgemeines zur Therapie

  • Am besten für die betroffene Haut ist es, die Kontaktzeit mit den auslösenden Substanzen so gering wie möglich zu halten.
  • Auf die umliegende gesunde Haut kann zur Prophylaxe eine lipophile Zinkpaste aufgetragen werden.
  • Bereits geschädigte Haut sollte mit hydrophilen Präparaten versorgt werden, um eine zusätzliche Okklusion zu verhindern.

Empfehlungen

  • Häufiges Windelwechseln alle 3–4 Stunden1
  • So oft und so lange wie möglich zeitweise keine Windel tragen, um Licht und Luft an die Haut zu lassen.
  • Reinigung mit warmem Wasser, möglichst keine Feuchttücher
  • Sorgfältig abtrocknen.
  • Bei Kindern, die gestillt werden, kann das Beträufeln geröteter Stellen mit Muttermilch die Abheilung fördern.4 
  • Bei pflegebedürftigen Patient*innen auf eine gesunde und proteinreiche Ernährung achten.

Medikamentöse Therapie

  • Hydrophile Zinksalben1
  • Bei Pilzbefall zusätzlich Miconazol oder Nystatin lokal
  • Bei schweren, erosiv-nässenden Zuständen oder starkem Juckreiz: evtl. kurzfristig kombinierte Therapie mit HydroKortison1,5
  • Evtl. zusätzliche antiseptische Behandlung mit Chlorhexidin oder Octenidin6
  • Bei schweren Verläufen evtl. systemische Antibiotikatherapie nach vorheriger Resistenzbestimmung
    • Lokale Antibiotika sind normalerweise nicht indiziert.
  • In seltenen Fällen ist eine systemische Therapie mit Itraconazol oder Fluconazol notwendig.7
    • Siehe auch den Artikel Pilzinfektionen der Haut.
    • Dosierung systemischer Antimykotika bei Früh- u. Neugeborenen: Fluconazol (6 mg/kg/d 1 x tgl. p. o. oder i. v.)7

Chronische Windeldermatitis

  • Bei chronischer Windeldermatitis kann eine Darmsanierung mit Bäckerhefe (Saccharomyces cerevisiae) sinnvoll sein.6
  • Zur Verminderung des Hefereservoirs des Darmes oder wenn gleichzeitig ein Mundsoor besteht: Nystatin-Suspension 0,5–1,5 ml (bei Neugeborenen und Kleinkindern bis 2 Jahre bis 1 ml) 4 x/d für 2 Wochen.
    • Aufgrund der hohen Osmolarität von Nystatin wird von einer Anwendung bei sehr untergewichtigen und unreifen Frühgeborenen abgeraten.

Verlauf, Komplikationen, Prognose

Komplikationen

  • Sekundärinfektion mit Bakterien bzw. Pilzen
  • Ausbreitung einer Infektion entweder lokal mit umschriebenen Ulzerationen bis zu einer ausgedehnte Gewebsnekrose (z. B. ein Skrotalabszess oder Fournier-Gangrän) oder systemisch mit Fieber bis hin zur Sepsis.8

Prognose

  • Rezidive sind häufig.

Patienteninformationen

Worüber sollten Sie die Patient*innen informieren?

  • Faktoren, die zur Erkrankung führen, und deren Vermeidung.
  • Häufigkeit der Erkrankung

Patienteninformationen in Deximed

Illustrationen

Durch den okklusiven, persistierenden Kontakt mit Harn und Stuhl wird die obere Hautschicht mazeriert.
Durch den okklusiven, persistierenden Kontakt mit Harn und Stuhl wird die obere Hautschicht mazeriert.
Windeldermatitis
Windeldermatitis

Quellen

Leitlinien

  • Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Chemotherapie (PEG). Candida-Infektionen, Diagnostik und Therapie. AWMF-Leitlinie Nr. 082-005. S1, Stand 2020. www.awmf.org
  • Deutsche Gesellschaft für Kinderchirurgie, Deutsche Gesellschaft für Urologie. Akutes Skrotum im Kindes- und Jugendalter. AWMF-Leitlinie Nr. 006-023. S2k, Stand 2015. www.awmf.org
  • Deutsche Dermatologische Gesellschaft. Therapie der Psoriasis bei Kindern und Jugendlichen. AWMF-Leitlinie Nr. 013-094. S2k, Stand 2019. www.awmf.org

Literatur

  1. Altmeyers Enzyklopädie. Windeldermatitis. Zugriff 25.11.2020 www.altmeyers.org
  2. Radtke R (2019): Anzahl der Pflegebedürftigen in Deutschland in den Jahren 1999 bis 2017. Statista 2020. de.statista.com
  3. Deutsche Dermatologische Gesellschaft. Therapie der Psoriasis bei Kindern und Jugendlichen. AWMF-Leitlinie Nr. 013-094. Stand 2019 www.awmf.org
  4. Seifi, B. et al.: Assessment effect of breastmilk on diaper dermatitis. Dermatol Reports. 2017 www.ncbi.nlm.nih.gov
  5. Tietz H. Mykosen im Kindesalter. Consilium Themenheft 2015. www.aeksh.de
  6. Tietz HJ. Gunkel U. Hautmykosen: Neue Erreger und Klassiker. Der Hausarzt 2020. www.hausarzt.digital
  7. Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Chemotherapie (PEG). Candida-Infektionen, Diagnostik und Therapie. AWMF-Leitlinie Nr. 082-005. S1, Stand 2020. www.awmf.org
  8. Deutsche Gesellschaft für Kinderchirurgie, Deutsche Gesellschaft für Urologie. Akutes Skrotum im Kindes- und Jugendalter. AWMF-Leitlinie Nr. 006-023. S2k, Stand 2015. www.awmf.org

Autor*innen

  • Monika Lenz, Fachärztin für Allgemeinmedizin, Neustadt am Rübenberge
  • Die ursprüngliche Version dieses ArtikelArtikels basiert auf einem entsprechenden Artikel im norwegischen hausärztlichen Online-Handbuch Norsk Elektronisk Legehåndbok (NEL, https://legehandboka.no/).
bleieutslett; bleiedermatitt; blöjutslagL22
bleieutslett; bleiedermatitt; blöjutslag
bleieutslett; bleiedermatitt; blöjutslagS89
Irritatives Kontaktekzem; Inkontinenz-assoziierte Dermatitis (IAD); Windelsoor; Diaper dermatitis; Dermatitis ammoniacalis
Windeldermatitis
BBB MK 25.11.2020 revidiert auf der Basis der neuen Candida-LL. chck  3.5. go DDD MK 08.11.17, komplett überarbeitet
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