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Marfan-Syndrom

Was ist das Marfan-Syndrom?

Das Marfan-Syndrom ist eine erbliche Erkrankung des Bindegewebes, bei der verschiedene Organe betroffen sein können, vor allem Augen, Bewegungsapparat und Herz-Kreislauf-System.

Es handelt sich um eine seltene Krankheit. Manche Symptome treten erst mit steigendem Alter auf. Die Häufigkeit wird auf etwa 15 Fälle auf 100.000 Menschen geschätzt. Die Krankheit kommt auf der ganzen Welt vor. Männer und Frauen sind gleich häufig betroffen. Da bei dieser Erkrankung ein übermäßiges Längenwachstum auftritt, kommt sie häufiger bei manchen Sportler*innen vor, z. B. Basket- und Volleyballspieler*innen.

Ursachen

Verursacht wird das Marfan-Syndrom durch eine genetische Mutation auf Chromosom 15, also einen Fehler in einem bestimmten Abschnitt des Erbmaterials. Es wurden mittlerweile über 1.000 verschiedene Gendefekte gefunden, die von Familie zu Familie unterschiedlich sind. Die Krankheit wird autosomal dominant vererbt, das heißt, das Gen wird von einem Elternteil an ein Kind weitergegeben. Das Risiko für eine Weitervererbung der Krankheit an eigene Kindern beträgt 50 %. Es wird geschätzt, dass 15–30 % der Fälle durch spontan entstehende Fehler in der DNA (Neumutationen) verursacht werden.

Die Gendefekte lösen eine Reduktion des Elastinanteils im Bindegewebe aus. Die Gewebefestigkeit ist dadurch vermindert. 

Symptome und Beschwerdebilder

Das Marfan-Syndrom verursacht in erster Linie Krankheitssymptome an Augen, Muskeln, Knochen, Herz-Kreislauf-System und Lunge.

Menschen mit dem Marfan-Syndrom sind oft sehr groß und schlank, insbesondere die Arme und Beine sind lang. Lange und schlanke Finger (Arachnodaktylie) sind sehr häufig zu beobachten. Manche Betroffene haben eine Fehlbildung des vorderen Teil des Brustkorbs, weil die Rippen übermäßig wachsen, sodass das Brustbein nach vorne (Kielbrust oder Hühnerbrust) oder nach hinten (Trichterbrust) gedrückt wird. Überdehnbare Gelenke können ein weiteres Merkmal sein.

Bei manchen Kindern tritt während des Wachstums eine Verkrümmung der Wirbelsäule auf (Skoliose). Plattfüße sind häufig. Möglich sind auch Veränderungen des Kopfes und des Gesichts. Beispiele dafür sind ein langer, schmaler Schädel, unterentwickelte Wangenknochen, eng gestellte Zähne und ein rückwärts gezogener Unterkiefer.

Viele Betroffene leiden unter Augendefekten, z. B. dass die Augenlinse nicht fest an ihrem Platz (Linsenluxation) sitzt, dies tritt jedoch nicht nur beim Marfan-Syndrom auf. Andere Augenprobleme können frühe oder starke Kurzsichtigkeit, flache Hornhaut und verlängerter Augapfel sein. Menschen mit dem Marfan-Syndrom können auch unter Netzhautablösung leiden. 

Bei ca. 90 % treten Veränderungen am Herz und/oder an den Blutgefäßen auf. Krankhafte Veränderungen an der Hauptschlagader (Aorta) und den Herzklappen sind am häufigsten und können zu Herzinsuffizienz (Herzschwäche) führen. Durch die Veränderungen am Herz können auch leichter Herzrhythmusstörungen auftreten. Lebensbedrohliche Zustände beim Marfan-Syndrom sind ein Riss in der Hauptschlagader (Aortenaneurysma) und eine Blutung innerhalb der Wandschichten der Hauptschlagader (Aortendissektion). Die Veränderungen an der Hauptschlagader entwickeln sich über mehrere Jahre. Durch sorgfältige Kontrollen kann erkannt werden, ob sich die Aorta erweitert, sodass eine vorbeugende Behandlung eingeleitet werden kann.

Das schwache Bindegewebe kann dazu führen, dass Lungenbläschen spontan platzen und sich Luft im Brustkorb ansammelt (Spontanpneumothorax). Dehnungsstreifen der Haut (Striae cutis atrophicae) treten ebenfalls häufig auf.

Diagnose

Für die Stellung der Diagnose Marfan-Syndrom gelten die beiden Kranheitszeichen Erweiterung der Hauptschlagader (Aortenaeurysma) und Lockerung der Augenlinse (Linsensubluxation) als ausreichend. Weitere klinische Befunde das Auftreten bei anderen Familienmitgliedern liefern weitere diagnostische Hinweise. Ein wichtiges Krankheitsmerkmal ist das sogenannte Handgelenkszeichen: Die Patientin/der Patient soll mit Daumen und kleinem Finger das kontralaterale Handgelenk umfassen. Das Zeichen gilt als positiv, wenn der Daumen das Endglied des 5. Fingers überlappt. Ein Gentest kann die Diagnose erleichtern.

Bei der Echokardiografie wird das Herz mittels Ultraschall untersucht. Diese Methode ist in der Regel Teil der jährlichen Folgeuntersuchungen und dient insbesondere der Kontrolle von Herzklappenfunktion und der Weite der Hauptschlagader. Computertomografie (CT) und Magnetresonanztomografie (MRT) können zur Untersuchung der Hauptschlagader ebenfalls verwendet werden.

Therapie

Da beim Marfan-Syndrom Komplikationen verschiedener Organe auftreten können, tragen verschiedene Spezialist*innen zur Behandlung bei. Um eine Aortenruptur oder Aortendissektion zu verhindern, ist die regelmäßige Kontrolle der Aorta ein wichtiger Teil des Follow-ups. Betablocker werden zur Verminderung einer Aortenerweiterung eingasetzt. Sie reduzieren den Druck/die Belastung der Aorta. Zu einem späteren Zeitpunkt kann ein chirurgischer Eingriff erforderlich werden.

Prognose

Heute können Menschen mit dem Marfan-Syndrom durch bessere Diagnose und Behandlung eine fast normale Lebensdauer erreichen.

Voraussetzungen für eine gute Prognose sind eine gute Aufklärung, Überwachung und Kontrollen, sodass Behandlungsmaßnahmen ergriffen werden können, bevor schwere Schäden auftreten. Moderate körperliche Aktivität kann ausgeübt werden, Kontaktsportarten sollten sicherheitshalber jedoch vermieden werden.

Weitere Informationen

Autor

  • Marlies Karsch-Völk, Dr. med., Fachärztin für Allgemeinmedizin, München
  • Markus Plank, MSc BSc, Medizin- und Wissenschaftsjournalist, Wien
Marfan-Syndrom; erbliche Erkrankung; Bindegewebe; Linsenluxation; Aortenaneurysma; Aortendissektion
Das Marfan-Syndrom ist eine erbliche Erkrankung mit einer Schwächung des Bindegewebes. Dadurch können verschiedene Organe betroffen sein, vor allem Augen, Bewegungsapparat und Herz-Kreislauf-System.
Marfan-Syndrom
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MK 03.05.2021 umfassend korrigiert. MP 05.04.2021; chck go 13.3.
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Das Marfan-Syndrom ist eine erbliche Erkrankung mit einer Schwächung des Bindegewebes. Dadurch können verschiedene Organe betroffen sein, vor allem Augen, Bewegungsapparat und Herz-Kreislauf-System.
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