Compare with  
Legend:
inserted text deleted text

Klinische Anatomie der Schulter

Allgemeines

  • Neben diesem Artikel zur Anatomie der Schulter existiert auch ein Artikel zur gezielten klinischen Untersuchung der Schulter.
  • Bei den Knochen wird ein Schwerpunkt auf die Strukturen gelegt, die einfach palpiert und bei der anatomischen Orientierung helfen können.

Knochen

Skapula (Schulterblatt)

  • Schultergelenk Knochenaufbau
    Schultergelenk Knochenaufbau
    Diese knöchernen Landmarken an der Skapula können durch Palpation identifiziert werden:
    • Akromion (Schulterhöhe)
      • Bildet zusammen mit der lateralen Klavikula das knöcherne Schulterdach.
    • Korakoid (Rabenschnabelfortsatz)
      • Ansatz für Muskeln (Caput breve des M. biceps brachii, M. coracobrachialis, M. pectoralis minor) und Bänder
    • Spina scapulae (Schultergräte)
      • Quer über die Rückseite verlaufender Knochenkamm, der in das Akromion ausläuft.
    • Margo medialis
      • medialer Rand der Skapula
    • Angulus inferior
      • unteres Ende der Skapula

Humerus

  • Untersuchung des Humerus in Neutral-Null-Position (Arm herabhängend, Handfläche nach ventral)
    • Tuberculum majus: lateraler, großer Knochenvorsprung am proximalen Humeruskopf
      • Ansatzpunkt für die Sehnen der Rotatorenmanschette (Ausnahme: M. subscapularis)
    • Tuberculum minus: ventraler, kleinerer Knochenvorsprung am proximalen Humeruskopf
      • Ansatzpunkt für den M. subscapularis
    • Sulcus bicipitalis/intertubercularis: zwischen den beiden Tubercula
      • In diesem Kanal verläuft die lange Bizepssehne.

Klavikula (Schlüsselbein)

  • S-förmiger Knochen, der das Akromion mit dem Sternum verbindet und aufgrund seiner oberflächlichen Lage gut palpiert werden kann.
  • Aufgrund der S-Form dreht sich der laterale Teil der Klavikula bei der Verwendung des Armes, vor allem beim Einsatz über Schulterhöhe. Dies trägt im Verhältnis zum Sternoklavikulargelenk zu einer größeren Belastung des Akromioklavikulargelenks und damit erhöhten Arthroseentwicklung bei.

Die Gelenke

Glenohumeralgelenk

  • Kugelgelenk, bestehend aus rundem Humeruskopf und Gelenkpfanne (Cavitas glenoidalis) der Skapula
  • Weite Gelenkkapsel ermöglicht zusammen mit dem Kugelgelenk einen großen Bewegungsumfang der oberen Extremität.
    • Nachteil ist das erhöhte Luxationsrisiko.
  • Statische Stabilisatoren des Gelenks
    • Knorpellippe am Pfannenrand (Labrum)
    • Mehrere glenohumerale Bänder, die die Gelenkkapsel verstärken.
  • Dynamische Stabilisatoren
    • Die Rotatorenmanschette umgibt den Humeruskopf kragenartig und zentriert ihn mittig in der Gelenkpfanne.
      • Ventrokaudal gibt es eine muskuläre Schwachstelle in der Rotatorenmanschette, weswegen in diese Richtung der Großteil der Luxationen stattfindet.
    • Die lange Bizepssehne wirkt durch ihren Verlauf über den Humeruskopf ebenfalls als (wenn auch geringer) Stabilisator nach kranial.

Subakromialgelenk

  • Nebengelenk aus Humeruskopf, Bursa subacromialis und subdeltoidea sowie dem knöchernen Schulterdach
    • Bursae dienen der Reibungsminderung.

Akromioklavikulargelenk

  • Synonym: Schultereckgelenk
  • Das Gelenk ist die einzige knöcherne Verbindung zwischen Klavikula und Skapula und überträgt sämtliche auf die obere Extremität einwirkende Kräfte auf den Körperstamm.
    • Der Großteil der Menschen entwickelt daher in diesem Gelenk eine Arthrose.
  • Faserknorpel im Gelenkspalt (Discus acromioclavicularis) gleicht Inkongruenz zwischen den beiden Gelenkpartnern teilweise aus.
  • Das Gelenk erhält seine Stabilität vor allem durch die AC-Ligamente und das Ligamentum coracoacromiale.

Sternoklavikulargelenk

  • Das Gelenk ist die einzige Verbindung zwischen dem Rumpf und dem Schultergürtel.
  • Das Gelenk ist äußerst beweglich und kann sich in allen Ebenen bewegen.
  • Die Gelenkkapsel ist dünn und mit sternoklavikulären und interklavikulären Ligamenten verstärkt, die zur Stabilität des Gelenkes beitragen.
  • Eine dünne Knorpelscheibe (Discus articularis) unterteilt das Gelenk in zwei voneinander getrennte Kammern.

Bursa

Bursa subacromialis/subdeltoidea

  • Diese beiden Schleimbeutel befinden sich unter dem knöchernen Schulterdach.
  • Hauptfunktion der Bursa subacromialis/subdeltoidea ist es, die Sehnen der Rotatorenmanschette vor Druck und Reibung an der Unterseite des Akromions zu schützen.
  • Reizzustände kommen in den Bursae relativ häufig vor und können dann durch die Schwellung zum Entstehen eines Impingement-Syndroms beitragen.

Muskeln und Sehnen

Rotatorenmanschette

  • Die Rotatorenmanschette wird von 4 Muskeln gebildet, die zum einen das Schultergelenk stabilisieren und zum anderen fein differenzierte Bewegungen der oberen Extremität ermöglichen. Sie verlaufen von der Skapula zum Tuberculum majus bzw. minus (M. subscapularis).
    • M. supraspinatus
      M. supraspinatus
      M. supraspinatus – v. a. Abduktion (Starterfunktion, mit zunehmender Abduktion wird v. a. der M. deltoideus aktiv)
    • M. infraspinatus – v. a. Außenrotation
    • M. subscapularis – v. a. Innenrotation
    • M. teres major – v. a. Außenrotation

M. deltoideus

  • Der kräftige M. deltoideus bildet maßgeblich die Schulterkontur, Atrophien sind im Seitenvergleich gut zu erkennen.
  • Er entspringt mit seinen 3 Anteilen von Klavikula, Akromion und Spina scapulae und setzt an der Tuberositas deltoidea am proximalen Humerusdrittel an.
  • Seine Hauptaufgabe ist die kraftvolle Abduktion des Armes.

Muskeln im Bereich der Gelenkpfanne

  • Am Tuberculum supraglenoidale entspringt der lange Kopf vom M. biceps brachii und zieht über den Humeruskopf Richtung Unterarm.
  • Am Tuberculum infraglenoidale entspringt der lange Kopf vom M. triceps brachii.

Nerven und Gefäße 

Nervus suprascapularis

  • Der Nervus suprascapularis entspringt den Wurzeln C5–C6 vom Rückenmark und innerviert M. supraspinatus und M. infraspinatus.
  • Er verläuft oberhalb von der Skapula durch die Incisura scapulae und ist durchin der Incisura prädisponiert für Kompressionsschädigungen.
  • Folgen einer Läsion sind eine kraftgeminderte Abduktion und Außenrotation. Bei chronischer Schädigung Atrophie der Mm. supraspinatus und infraspinatus mit zunehmendem Hervortreten der Spina scapulae.

N. thoracicus longus

  • Der Nerv entspringt den Wurzeln C5–C7 und innerviert den M. serratus anterior.
  • Die Nervenwurzeln von C5 und C6 verlaufen durch den M. scalenus medius, während die C7-Fasern, die manchmal fehlen können, vor dem Muskel verlaufen.
  • Der Nerv verläuft hinter dem Plexus brachialis und den Gefäßen in der Fossa axillaris.
  • Er verläuft auf der Oberfläche des M. serratus anterior und der Außenseite des Brustkorbs.
  • Der Nerv kann im Bereich der Achselhöhle oder der Brustwand geschädigt werden (z. B. schwerer Rucksack oder Unterarmgehstützen, die bis in die Achsel reichen) und führt dann zur charakteristischen Scapula alata.

Nervus accessorius

  • 11. Hirnnerv, der den M. trapezius und den M. sternocleidomastoideus innerviert.
  • Der Nerv verläuft über den M. levator scapulae zu den o. g. Muskeln.
  • Bei einer Läsion des Nervens mit Ausfall des M. trapezius kommt es zum Schultertiefstand auf der entsprechenden Seite.

Nervus axillaris

  • Der N. axillaris entspringt den Wurzeln C5–C6 und innerviert den M. teres minor und deltoideus.
  • Er verläuft eng am Oberarmknochen entlang und ist im Bereich vom Collum chirurgicum des Humerus bei Frakturen besonders gefährdet.
  • Bei einer Läsion kommt es zu Taubheitsgefühlen an der lateralen Schulter, Schwäche bei der Abduktion und nach einiger Zeit zu einer sichtbaren Atrophie des M. deltoideus.

Arteria subclavia

  • Die Arterie verläuft zwischen der ersten Rippe und der Klavikula. In diesem Bereich kann die Arterie komprimiert werden und zu Durchblutungsstörungen im Arm führen.

Illustrationen

Schultergelenk Knochenaufbau
Schultergelenk Knochenaufbau
M. infraspinatusM. infraspinatus
M. infraspinatus
M. subscapularisM. subscapularis
M. subscapularis
M. supraspinatusM. supraspinatus
M. supraspinatus
Scapula von vorne und hinten
Scapula von vorne und hinten
AC-Gelenk
AC-Gelenk
Bursae des Schultergelenks
Bursae des Schultergelenks
Humerus, Schultergelenk
Humerus, Schultergelenk
Sternoklavikulargelenk
Sternoklavikulargelenk
 
Weitere Informationen finden Sie auch bei gesundheitsinformation.de.

Quellen

  • Die Inhalte dieses Artikels stützen sich auf die folgenden beiden Werke:

Literatur 

  1. Schenke M, Schulte E, Schumacher U. ProMETHEUS Allgemeine Anatomie und Bewegungssystem. Stuttgart: Thieme, 2018.
  2. Witte L. Der Acromionindex – Ein Vergleich der Reproduzierbarkeit zwischen Nativröntgen und MRT und Assoziation mit dem klinischen Beschwerdebild und der Prävalenz von Supraspinatus-Rupturen. Dissertationsschrift, Medizinische Fakultät Münster. 2015.

Autor*innen

  • Lino Witte, Dr. med., Arzt in Weiterbildung, Innere Medizin, Frankfurt
  • Die ursprüngliche Version dieses Artikels basiert auf einem entsprechenden Artikel im norwegischen hausärztlichen Online-Handbuch Norsk Elektronisk Legehåndbok (NEL, https://legehandboka.no/).
anatomi; skuldrans kliniska anatomi; Klinisk anatomi, skuldra
anatomi; skuldrans kliniska anatomi; Klinisk anatomi, skuldra
anatomi; skuldrans kliniska anatomi; Klinisk anatomi, skuldra
Schulter; Schulteranatomie; Scapula; Skapula; Schulterblatt; Humerus; Clavicula; Klavikula; Schlüsselbein; Glenohumeralgelenk; Subakromialraum; Akromioklavikulargelenk; AC; Acromion; Akromion; Sternoklavikulargelenk; Bursa subacromialis; Bursa subdeltoidea; Rotatorenmanschette; Nervus suprascapularis; Langer Brustnerv; N. thoracicus longus; Nervus accessorius; Nervus axillaris; Arteria subclavia
Klinische Anatomie der Schulter
CCC MK 17.03.2020, Ansatz M. infraspinatus korrigiert nach Leseranfrage.
AAA MK 09.02.2021 Artikel umgeschrieben (AiW Ortho). Check GO 4.2.
document-disease document-nav document-tools document-theme
Neben diesem Artikel zur Anatomie der Schulter existiert auch ein Artikel zur gezielten klinischen Untersuchung der Schulter. Bei den Knochen wird ein Schwerpunkt auf die Strukturen gelegt, die einfach palpiert und bei der anatomischen Orientierung helfen können.
Physiotherapie/Sportmedizin
Schulter, klinische Anatomie
/link/a935ced26b204c51ae2ed8f0cd3712d2.aspx
/link/a935ced26b204c51ae2ed8f0cd3712d2.aspx
schulter-klinische-anatomie
SiteDisease
Schulter, klinische Anatomie
anders.skjeggestad@nhi.no
u.boos@gesinform.de (patched by system)
de
de
de