Der Fuß besteht aus 26 Knochen, 33 Gelenken, mehr als 100 Ligamenten und zahlreichen Muskeln.
Fußknochen werden aktiv (Muskeln) und passiv (Bänder, Sehnenplatten) verspannt.
Entstehung eines Längs- und Quergewölbes
Wirkt abfedernd und dämpft Stoßbelastung beim Laufen.
Hauptbelastungspunkte Ferse, Großzehen- und Kleinzehenballen
Fettpolster unter der Ferse wirkt ebenfalls stoßdämpfend.
Biomechanik des Fußes beim üblichen Fersengang
Der Fuß wird abgesetzt.
Der Fuß wird in leicht supinierter Position auf den Untergrund gesetzt, sodass die Ferse mit der Außenseite des Fersenpolsters auf den Boden trifft.
Die Stoßdämpferphase
Ist die Ferse fest mit dem Untergrund verbunden, führt sie eine Pronationsbewegung aus, bis die Fußsohle auf den Boden trifft.
Von der Supination erreicht die Ferse jetzt also eine Normalstellung, der Fuß gibt nach und passt sich dem Untergrund an, während das Bein nach innen rotiert.
Die Abstoßphase
Der Vorfuß wird gegen den Untergrund gepresst, die Ferse angehoben und der Fuß supiniert.
Der Vorfuß wird „aktiviert“, der Fuß wird steif, was für einen guten Abstoß sorgt.
Die Schwungphase
Der Fuß wird auf einen erneuten Kontakt mit dem Untergrund vorbereitet.
Überpronation und Valgusstellung der Ferse bei Belastung
erhöhte Innenrotation der Tibia
zunehmende Belastung auf der Innenseite des Beines, des Knies und des Patellofemoralgelenks
Die Supinationsbewegung beim Abstoß ist zu gering, der Fuß wird nicht aktiviert, und so geht ein Teil der Kraft beim Abstoß verloren.
Die Fehlstellung erhöht das Risiko für Belastungsbeschwerden in den unteren Extremitäten und reduziert die Leistungsfähigkeit bei Schnellkraftsportarten wie Hoch- oder Weitsprung.
Hohlfuß – Konsequenzen für die Biomechanik
Pes cavus
zu hohes Längsgewölbe und folglich tiefer liegender vorderer Teil des ersten Metatarsalknochens
Folgen
Bei Belastung trifft der vordere mediale Teil des Fußes zu früh auf den Untergrund, die Pronationsbewegung fällt zu gering aus, der Fuß gibt damit nicht genug nach und verbleibt während der gesamten Belastungsphase zu steif.
Verminderte Stoßabsorption, die zu einer erheblichen Belastung der Plantarfaszie und der Metatarsalknochen führt.
Sportler*innen mit einem Hohlfuß können sich bei Schnellkraftsportarten gut abdrücken.
Häufigkeit
Sehr häufige Beschwerden, mit dem Alter zunehmend3
17–40 % der erwachsenen Bevölkerung leiden unter Fußschmerzen.4-5
Frauen sind häufiger betroffen als Männer, im Verhältnis etwa 1,5:1.3
In Deutschland hatten in den letzten 24 Stunden etwa 4 % der Männer und 6 % der Frauen Fußschmerzen.3
Risikofaktoren für Fußschmerzen
Der gesamte Abschnitt basiert auf dieser Referenz.5
Dysbalance zwischen der extrinsischen und intrinsischen Fußmuskulatur sowie den Bandstrukturen
Tragen von zu engen, hochhackigen Schuhen
Häufigkeit
häufigste Vorfußerkrankung
vor allem bei älteren Frauen
Symptome und Anzeichen
Schmerzen und Druckempfindlichkeit am medialen Großzehengrundgelenk
lokale Entzündungszeichen mit Rötung und Schwellung möglich
Klinischer Befund
Valgisierung der Großzehe
verbreiterter Vorfuß
häufig Überkreuzen der 2. Zehe durch den Hallux
Weitere Untersuchungen
Das Röntgenbild (Vorfuß und Mittelfuß ap und lateral unter Belastung im Stand) zeigt typische Veränderungen.
Maßnahmen
Beim Vorliegen eines symptomatischen Hallux valgus ist die operative Therapie zur Verbesserung der Schmerzsituation im Vergleich zur Einlagenversorgung oder Abwarten zu empfehlen.14
vermutlich Reizung des Interdigitalnervens unter dem distalen Transversalband der Metatarsalknochen
Häufigkeit
häufiger Grund für Metatarsalgie
Interdigitalraum zwischen 3. und 4. Zehe am häufigsten betroffen
Verhältnis Frauen zu Männern = 5:1
Symptome und Anzeichen
brennende Schmerzen im Vorfuß beim Gehen und Laufen
Klinischer Befund
Mulder-Zeichen positiv: Kompression der beiden benachbarten Metatarsalköpfchen, mit der anderen Hand Druck auf den Interdigitalraum ausüben.
Schmerzprovokation und Ausstrahlung in die Zehen
Weitere Untersuchungen
MRT zur präoperativen Planung und Diagnosesicherung
Quader-Syndrom
Ursachen
plantare Subluxation des Würfelbeins (Os cuboideum)
Die Sehne des M. peroneus longus verläuft unter dem Würfelbein.
Schmerzen durch Reizung der Sehne
Häufigkeit
relativ selten
Kann nach intensiven Laufeinheiten auftreten.
Symptome und Anzeichen
Schmerzen am lateralen und/oder plantaren Mittelfußbereich bei Belastung
Klinischer Befund
Palpationsempfindlichkeit im Verlauf der Peroneussehne
Behandlung
Reposition des Os cuboideums
Legen Sie die Patient*innen dazu auf den Bauch, beugen Sie das Kniegelenk um 90 Grad, greifen Sie den Fuß mit beiden Händen, sodass Ihre Daumen an der Fußsohle unter dem Würfelbein anliegen.
Führen Sie eine schnelle passive Plantarflexion aus, während Sie kräftig gegen das Würfelbein drücken.
Ein hörbares Knacken zeigt die erfolgreiche Reposition an.
Nach der Reposition sollte der Knochen in der Position gehalten werden, z. B. mit einem kleinen Aufbau auf der Sohle mittig unter dem Fuß.
Trainingsaktivität kann nach einigen Tagen Entlastung wieder aufgenommen werden.
Tarsale Koalition
Ursachen
Fehlstellung durch anomales Zusammenwachsen von 2 oder mehr Ossa tarsalia
Es werden 3 Arten unterschieden: fibröse (Syndesmose), kartilaginäre (Synchondrose) und osseäre (Synostose) Fusionen.
Häufigkeit
relativ selten
kalkaneonavikuläre Koalition am häufigsten, gefolgt von talokalkanearer Koalition
Klinischer Befund
Bei ungefähr der Hälfte der Patient*innen tritt die Erkrankung bilateral auf.
Talokalkaneare Koalition oft mit erheblicher Valgusdeformität des Hinterfußes, einem steifen und schmerzhaften Plattfuß und eingeschränkter subtalarer Mobilität
Weitere Untersuchungen
Röntgenschrägbilder können eine kalkaneonavikulare Koalition nachweisen, während eine talokalkaneare Koalition leicht übersehen wird.17-20
CT oder MRT sind normalerweise nicht notwendig.
Diabetisches Fußsyndrom
Der gesamte Abschnitt basiert auf dieser Referenz.21
Nicht routinemäßig indiziert, kann aber sinnvoll sein, um eine präzise Diagnose in der Frühphase einer Erkrankung (Stressfraktur) zu stellen, zur Hilfestellung bei der Wahl der Behandlung und zur Beurteilung der Behandlungsreaktion.24
CT
Detaillierte Beurteilung knöcherner Verletzungen, z. B. Ermüdungsbruch
Maßnahmen und Empfehlungen
Hängt von der Ursache der Schmerzen ab.
Anpassung des Schuhwerks, wenn Fehlstellungen und anomale Druckbelastungen vorliegen.
Ggf. Fußpflege und Druckentlastungspflaster bei Hyperkeratosen
NSAR sind bei entzündlichen Erkrankungen angeraten, in einigen Fällen Steroid-Injektionen.
Physiotherapie bei Tendinitiden und Bänderverletzungen
Bei Sportler*innen ist die Grundlage für die Behandlung eine Veränderung des Belastungsmusters, sowohl durch Korrektur von Trainingsfehlern als auch von ggf. vorliegenden Achsenfehlern.
Indikationen zur Überweisung
Überweisung an Orthopäd*in bei unklarer Diagnose oder wenn die Erkrankung sich durch die Behandlung nicht bessert.
Dauer und Beginn? Durch ein Trauma oder durch Überlastung ausgelöst? Entwicklung, Rezidiv, evtl. Progression? Besondere körperliche Belastung bei Arbeit oder Sport?
Symptome und Anzeichen? Schmerzen: Lokalisierung, Aktivitäten, die die Schmerzen auslösen, Ausstrahlung, Ruheschmerz, Nachtschmerz? Verminderte Kraft? Schwellungen? Eingeschränkte Mobilität? Gehprobleme? Schiefe Abnutzung des Schuhwerks? Allgemeinsymptome: Fieber, Abgeschlagenheit, Gewichtsverlust?
Behandlungsmaßnahmen und Wirkung?
Sonstige relevante Erkrankungen?
Regelmäßige Medikamente?
Konsequenzen: Arbeit, Sport, weitere?
Klinische Untersuchung
Anzeichen einer generellen Erkrankung? Anzeichen einer lokalen Infektion oder Entzündung? Schmerzlokalisierung? Fußdeformität? Fußgeschwüre?
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Autor*innen
Lino Witte, Dr. med., Arzt in Weiterbildung, Innere Medizin, Frankfurt
Sandra Krüger, Dr. med., Fachärztin für Orthopädie, Berlin
Die ursprüngliche Version dieses Artikels basiert auf einem entsprechenden Artikel im norwegischen hausärztlichen Online-Handbuch Norsk Elektronisk Legehåndbok (NEL, https://legehandboka.no/).
Dieser Artikel behandelt primär Belastungsbeschwerden von Fuß und Ferse, keine Traumata. Erkrankungen des Fußes sind oft Folge einer ungünstigen Gewichtsverteilung und Druckbelastung (biomechanische Veränderungen).1
Physiotherapie/Sportmedizin
Fersen- und Fußschmerzen
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