Definition:Juckende Hauterscheinungen nach Stichen blutsaugender Wanzen (Cimex lectularius).
Häufigkeit:In den letzten Jahren zunehmende Häufigkeit.
Symptome:Heftig juckende Hauteffloreszenzen.
Befunde:Ca. 0,5 cm große, hellrote Quaddeln, Papeln oder Plaques mit zentraler punktförmiger Stichstelle. Im Laufe von Tagen stärker indurierte Plaques oder Blasenbildung.
Diagnostik:Anamnese und klinischer Befund, Nachweis des Bettwanzenbefalls.
Therapie:Lokaltherapie mit Glukokortikoiden, orale Antihistaminika. Sanierung durch Kammerjäger*in.
Allgemeine Informationen
Der gesamte Abschnitt basiert auf dieser Referenz.1
Definition
Stiche blutsaugender Wanzen führen zu heftig juckenden Hauterscheinungen.1
eingeschränkte Verfügbarkeit wirksamer Insektizide und Ausbildung von Resistenzen gegen Insektizide
Tourismus, Migration, Handel, besonders mit Gebrauchtwaren
Ätiologie und Pathogenese
Verbreitung durch den Transport befallener Gegenstände2
Gebrauchtgegenstände, z. B. vom Flohmarkt oder aus Internetversteigerungen: Möbelstücke, Matratzen, Bilderrahmen, CDs, DVDs
Verbreitung über Reisegepäck, das in befallenen Unterkünften stand (ein einziges befruchtetes Weibchen reicht aus).
Bettwanzen nisten in Ritzen von Möbeln, Wänden, hinter Bildern.1
Bei starkem Befall ist eine Ausbreitung auf Nachbarwohnungen möglich.
Orte, die mit hoher Personenfluktuation besonders betroffen sind: Hotels, Ferienwohnungen, Wohnheime, Gemeinschaftseinrichtungen aller Art, aber auch Flugzeuge, Kreuzfahrtschiffe und Züge.2-3
Es besteht kein Zusammenhang mit mangelnder Hygiene, Bettwanzen kommen auch in gepflegten Räumen vor.2
T14.03 Insektenbiss oder -stich (ungiftig) an einer nicht näher bezeichneten Körperregion
T00.0 Oberflächliche Verletzungen mit Beteiligung von Kopf und Hals (inkl. multiple Insektenbisse oder -stiche (ungiftig) o.n.A.)
T00.1 Oberflächliche Verletzungen mit Beteiligung von Thorax und Abdomen, von Thorax und Lumbosakralgegend oder von Thorax und Becken (inkl. multiple Insektenbisse oder -stiche (ungiftig) o.n.A.)
T00.2 Oberflächliche Verletzungen mit Beteiligung mehrerer Regionen der oberen Extremität(en) (inkl. multiple Insektenbisse oder -stiche (ungiftig) o.n.A.)
T00.3 Oberflächliche Verletzungen mit Beteiligung mehrerer Regionen der unteren Extremität(en) (inkl. multiple Insektenbisse oder -stiche (ungiftig) o.n.A.)
Oberflächliche Verletzungen mit Beteiligung mehrerer Regionen der oberen Extremität(en) und mehrerer Regionen der unteren Extremität(en) (inkl. multiple Insektenbisse oder -stiche (ungiftig) o.n.A.)
T00.8 Oberflächliche Verletzungen mit Beteiligung sonstiger Kombinationen von Körperregionen (inkl. multiple Insektenbisse oder -stiche (ungiftig) o.n.A.)
T00.9 Multiple oberflächliche Verletzungen, nicht näher bezeichnet (inkl. multiple Insektenbisse oder -stiche (ungiftig) o.n.A.)
Diagnostik
Diagnostische Kriterien
Hautreaktionen sind nicht pathognomisch, grundsätzlich kommen auch andere stechende Insekten als Verursacher infrage.2
Typische, gruppiert stehende oder linear (Stichstraßen) angeordnete stark juckende Effloreszenzen.1
Phänomen des Repetierens: Mitreaktion alter Läsionen beim Auftreten neuer Stiche1
Abnahme der Intensität der Hauterscheinungen bei erneutem Befall1
Im Verlauf von Tagen Umwandlung in stärker indurierte, weiterhin unterschiedlich stark juckende Papeln oder Plaques, z. T. Blasenbildung
Bettwanzenstiche mit typischer Stichstraße
Persistenz der Hautveränderungen für bis zu 10 Tage
Ergänzende Untersuchungen in der Hausarztpraxis
In der Regel nicht erforderlich
Diagnostik bei Spezialist*innen
Bei Verdacht auf Bettwanzenbefall sollten professionelle Schädlingsbekämpfer hinzugezogen werden.2
Nur auf der Basis einer eindeutigen Befallsdiagnose ist eine erfolgreiche Bekämpfung möglich.2
Es gibt gute Erfahrungen mit dem Einsatz von Spürhunden.2
Die Ermittlung der Befallsursache ist unerlässlich, auch der Befall aus einer Nachbarwohnung oder von außerhalb der Wohnung (z. B. Schwalbenwanzen) soll ausgeschlossen oder bekämpft werden.2
Lokaltherapie der Effloreszenzen, ggf. systemische Antihistaminika1
Sanierung befallender Räume mit Insektiziden, ggf. durch Kammerjäger1
Empfehlungen für Patient*innen
Entfernung von Nischen in der Wohnung (lose Tapeten, Holzdecken), in Zusammenarbeit mit einem professionellen Schädlingsbekämpfer1-2
Die Empfehlungen der Fachleute für Schädlingsbekämpfung beachten.2
Gegenstände, die nicht mit einem Insektizid behandelt werden können (z. B. Bücher) können durch Lagerung im Tiefkühlfach bei –18 Grad für 3 Tage von Bettwanzen befreit werden, locker in Plastiktüten verpackt und sicher verschlossen, damit Wanzen nicht fliehen können.
Kleidungsstücke können bei mindestens 40 (besser 60) Grad gewaschen oder bei 60 Grad getrocknet werden.
Wanzeneier können mit einem stark klebenden Klebenband aufgenommen werden. Das Klebeband muss danach eingefroren werden.
Medikamentöse Therapie
Lokaltherapie mit Polidicanol 2–4 % in Lotio alba1,3
Ggf. Gukokortikoide lokal, z. B. Triamcinolon-Creme (0,025 %, 0,05 % oder 0,1 %) 2 x tgl.1
Lokal angewendeter Mentholspiritus kann auch hilfreich sein.3
Bei starkem Juckreiz Antihistaminika oral, z. B. Desloratadin 1–2 Tbl./d1
Die lokale Behandlung mit Antihistaminika ist umstritten.3
Professionelle Schädlingsbekämpfung
Hinzuziehen eines professionellen Schädlingsbekämpfers/Kammerjägers1-2
Sanierung der Räume mithilfe von zugelassenen Insektiziden mit Langzeitwirkung (z. B. Permethrin, Bendiocarb, Chlorfenapyr)
Alle Verstecke der Wanzen sollen idealerweise freigelegt werden, teilweise müssen Möbelstücke zerlegt werden, Scheuerleisten entfernt und Lichtschalter ausgebaut werden.
Ist das nicht möglich, werden Insektizidbarrieren auf den Laufwegen der Insekten und in potenziellen Verstecken ausgebracht. Dadurch werden auch die Eier der Wanzen, gegen die handelsübliche Insektizide nicht wirken, abgetötet.
Auch eine Wärmeentwesung von befallenen Räumen ist möglich (Mindesttemperatur von 50 bis 60 Grad für mindestens 12 Stunden).
Nach 2 Wochen erfolgt eine Kontrolle durch die Schädlingsbekämpfer.2
Die Behandlung wird so lange wiederholt, bis bei dieser Kontrolle keine Wanzen mehr nachweisbar sind.
Begleitende Maßnahmen in Rücksprache mit dem Schädlingsbekämpfer2
Keine Sanierung in Eigenregie – von der Verwendung von im Internet frei verkäuflichen Produkten wird abgeraten.2
Prävention
Auf Reisen vor einer Übernachtung Zimmer auf Wanzen und deren Spuren absuchen (besonders Bett und Matratze; Kotspuren an Lichtschaltern, Wandverkleidungen, Lampen, Nachttischen).2
Gepäckstücke auf Reisen grundsätzlich verschlossen und in größtmöglicher Entfernung vom Bett aufbewahren.2
Bei Entdeckung von Bettwanzen ein anderes Zimmer verlangen.
Bei Übernachtung in befallenem Zimmer anschließend Gepäckstücke sorgfältig auf Bettwanzen und deren Spuren untersuchen.2
Am besten in der Badewanne auspacken, damit fliehende Tiere entdeckt werden.
Evtl. kann Gepäck vor dem Auspacken von einem Schädlingsbekämpfer begast werden.
In den folgenden Wochen auf Stiche achten.
Gebrauchtwaren vor dem Erwerb auf Bettwanzen und deren Spuren absuchen.2
Befindet sich der betreffende Gegenstand schon in der Wohnung: Fest verpacken, sicher entsorgen oder wie oben beschrieben behandeln.
Verlauf, Komplikationen und Prognose
Verlauf
Effloreszenzen können bis zu 10 Tage lang vorhanden sein.1
Komplikationen
Bisher wurde keine Übertragung von Krankheitserregern durch Bettwanzen nachgewiesen.2-3
Bakterielle Superinfektion der Hauteffloreszenzen durch Aufkratzen2
Psychische Belastung durch den Bettwanzenbefall kann bei einzelnen Betroffenen zu Albträumen, überhöhtem Kontrollbedürfnis, Angstzuständen und sozialer Isolierung führen.2
Blutmahlzeiten von Bettwanzen können so ausgedehnt sein, dass sich bei schwerem chronischen Befall Anämien entwickeln können.3
Prognose
Manchmal sind wiederholte Wohnungssanierungen durch professionelle Schädlingsbekämpfer erforderlich.2
In vielen Ländern haben Bettwanzen Resistenzen gegen Pyrethroide entwickelt. In Deutschland scheinen die Resistenzen noch nicht so verbreitet zu sein.
Es kann aber sein, dass eine Bekämpfungsmaßnahme nicht zum Erfolg führt, dann muss das Insektizid gewechselt werden oder eine Kombination aus Insektiziden eingesetzt werden.
Verlaufskontrolle
Kontrolle der Wohnung 2 Wochen nach der Wohnungssanierung durch den professionellen Schädlingsbekämpfer2
Definition:Juckende Hauterscheinungen nach Stichen blutsaugender Wanzen (Cimex lectularius). Häufigkeit:In den letzten Jahren zunehmende Häufigkeit. Symptome:Heftig juckende Hauteffloreszenzen.