Allgemeine Informationen
Definition
DerSofernAbschnittnicht anders gekennzeichnet, basiert der Artikel auf diesen Referenzen.1-2
Definition
- Infektion mit dem Zytomegalievirus (CMV), das auch als humanes Herpesvirus 5 (HHV-5) bezeichnet wird.
- Verläuft in den meisten Fällen asymptomatisch oder mit unspezifischen Symptomen wie:
- Husten und andere unspezifische Symptome eines Atemwegsinfekts
- Abgeschlagenheit
- Fieber.
- Kann bei immunkompromittierten Patient*innen zu lebensbedrohlichen Organschäden führen.
- Kann bei Erstinfektion Schwangerer zu schweren Schädigungen des Fetus führen.
- Verläuft in den meisten Fällen asymptomatisch oder mit unspezifischen Symptomen wie:
Häufigkeit
Der Abschnitt basiert auf dieser Referenz.1- Häufigste kongenitale Virusinfektion
- in 1–2 von 1.000 Schwangerschaften bleibende Behinderungen durch CMV-bedingte kongenitale Fehlbildungen3
- Die Seroprävalenz ist vom Alter und sozioökonomischen Faktoren der untersuchten Population abhängig, z. B.:
- Anzahl der Sexualpartner*innen
- Umgang mit Kleinkindern
- Hygienebedingungen.
- Zur allgemeinen Seroprävalenz in Deutschland können derzeit keine genauen Angaben gemacht werden (Stand
MaiJuli20182022).Eine Untersuchung von 24.260 Blutspender*innen in Gießen von 1992–2002 ergab eineSeroprävalenzvonim46Einzugsgebiet der Uniklinik Frankfurt nach Zeiträumen:4- 1988–1997: 64 %
- 1998–2008: 57 %
- 2009–2018: 56 %.
Der Anteil der Blutspender zwischen 18 und 60 Jahren, die pro Jahr serokonvertieren, lag in dieser Studie bei 0,55 %.3
- Seroprävalenz bei
SchwangerenMenschen mit HIV-Infektion:4- 1998–2008:
ca87 % - 2009–2018: 93 %.
- 1998–2008:
- Seroprävalenz
48bei Personen mit onkologischen Erkrankungen (2009–2018): 61 %4 - Seroprävalenz bei Schwangeren: 42–60 %4-5
- Serokonversionsraten bei Schwangeren in Deutschland: 0,5 %
1, in europäischen Studien bis zu 2,3 %4 Seroprävalenz nach Nierentransplantation: 77 %1
Ätiologie und Pathogenese
Der Abschnitt basiert auf dieser Referenz.1- Ursache: Infektion mit dem Zytomegalievirus
(Cytomegalo Virus, CMV)
- Gehört zur Gruppe der Herpesviren.
- Virus kann in allen Körperflüssigkeiten enthalten sein, wie:
- Tränenflüssigkeit
- Speichel
- Harn
- Genitalsekrete
- Muttermilch
- Blut.
- Das Virus kann bei Kontakt mit infektiösen Körperflüssigkeiten übertragen werden z. B. durch:
- Küssen
- Sexualkontakte
- häufige Neu- oder Reinfektionen mit dem Beginn sexueller Aktivität in Pubertät oder Adoleszenz
2
- häufige Neu- oder Reinfektionen mit dem Beginn sexueller Aktivität in Pubertät oder Adoleszenz
- Stillen
- Bei fast allen seropositiven Frauen ist die Muttermilch infektiös. Mehr als 1/3
allerder damit gestillten Säuglinge stecken sichdamitan.
- Bei fast allen seropositiven Frauen ist die Muttermilch infektiös. Mehr als 1/3
- Bluttransfusionen
- Organ- und Knochenmarktransplantionen.
- Mutter-Kind-Übertragung während der Schwangerschaft
- Besonders hohes Risiko für den Fetus bei Primärinfektion der Mutter im ersten Trimenon
- In 1 von 5 Fällen wird dann
derdas Virus auf den Fetus übertragen. - Bei etwa der Hälfte der neu infizierten Feten kommt es zu schweren bleibenden Fehlbildungen.
- Im 3. Trimenon beträgt die Übertragungsrate 80 %. In dieser Phase verursacht die Infektion aber vermutlich keine fetalen Schädigungen mehr.
- In 1 von 5 Fällen wird dann
- Auch Zweitinfektionen mit einem anderen CMV-Typ sind möglich.
- Die klinische Bedeutung ist noch weitgehend ungeklärt.
- Vermutlich bietet die transplazentare Übertragung mütterlicher IgG-Ak dabei einen partiellen Schutz für den Fetus.
- Besonders hohes Risiko für den Fetus bei Primärinfektion der Mutter im ersten Trimenon
- Latente Infektion und Reaktivierung
- Nach einer Primärinfektion persistieren die CMV latent in hämatopoetischen und anderen Zellen, z. B. Monozyten.
- Nach einer Reaktivierung kann das Virus wieder im Körper replizieren.
- Eine Ansteckung durch einen seropositiven Träger ist somit intermittierend lebenslang möglich.
- Virusreservoir
- Konnatal oder postnatal infizierte Kinder können bis zum 3. Lebensjahr oft hohe Virusmengen ausscheiden.
- Bei einigen hält die
VirusauscheidungVirusausscheidung bis zum 8. Lebensjahr an. - hohes Risiko bei Kontakt zu Schwangeren oder Immunsupprimierten
- Bei einigen hält die
- Konnatal oder postnatal infizierte Kinder können bis zum 3. Lebensjahr oft hohe Virusmengen ausscheiden.
- Inkubationszeit
- bei symptomatischer Erkrankung 4−6 Wochen nach Primärinfektion
1
- bei symptomatischer Erkrankung 4−6 Wochen nach Primärinfektion
Disponierende Faktoren
- Enger Kontakt mit Infizierten, die eine hohe Viruslast aufweisen, z. B. Kleinkinder.
- Unzureichende Hygiene (Händewaschen), z. B. in Kinderbetreuungseinrichtungen
8 - Immunsuppression
- medikamentös, z. B. im Rahmen einer Transplantation
- krankheitsbedingt, z. B. bei HIV/AIDS
- Allgemeinärztlich Tätige kommen am ehesten bei der Behandlung von Patient*innen mit CMV-bedingter Mononukleose, akuter Hepatitis oder mit opportunistischer Infektion bei HIV/AIDS mit CMV in Kontakt.
ICPC-2
- A75 Infektiöse Mononukleose
- A77 Virale Erkrankung NNB, andere
ICD-10
- Nach ICD-10-GM Version 20226
- B25.- Zytomegalie
- B25.0 Pneumonie durch Zytomegalieviren
- B25.1 Hepatitis durch Zytomegalieviren
- B25.2 Pankreatitis durch Zytomegalieviren
- B25.80 Infektion des Verdauungstraktes durch Zytomegalieviren
- B25.88 Sonstige Zytomegalie
- B25.9 Zytomegalie, nicht näher bezeichnet
- P35.1 angeborene Zytomegalie
- B27.1 Mononukleose durch Zytomegalieviren
- B25.- Zytomegalie
Diagnostik
Der gesamte Abschnitt basiert auf diesen Referenzen.1-2,9- In diesem Abschnitt wird überwiegend auf die CMV-Diagnostik bei Erwachsenen eingegangen. Zur Diagnostik bei Neugeborenen siehe auch Artikel Untersuchung des Neugeborenen.
Leitlinie: Labordiagnostik Schwangere und Kinder97
Diagnose einer CMV-Primärinfektion
- Bei Verdacht auf eine CMV-Primärinfektion in der Schwangerschaft soll die labordiagnostische Abklärung durch Bestimmung der CMV-spezifischen Antikörper im Sinne einer Stufendiagnostik mit Kombination verschiedener Testsysteme erfolgen:
- Nachweis einer CMV-IgG-Serokonversion
.- Dies erfordert idealerweise die Verfügbarkeit von sequentiell abgenommenen Blutproben, wovon die initiale Probe CMV-IgG negativ sein muss.
- Liegt eine archivierte Serumprobe aus der Vorphase vor, so sollte diese für den Nachweis der Serokonversion eingesetzt werden.
- Dies erfordert idealerweise die Verfügbarkeit von sequentiell abgenommenen Blutproben, wovon die initiale Probe CMV-IgG negativ sein muss.
- Nachweis von niederem CMV-IgG, niedrig avidem CMV-IgG in Kombination mit hoch positiven Werten für CMV-IgM oder erhöhten CMV-IgM-Indices
- Um Fehlinterpretationen auszuschließen, sollte jeder positive Nachweis einer CMV-Primärinfektion in der Schwangerschaft mit niederem CMV-IgG, niederer CMV-IgG Avidität und IgM-Nachweis im Ligandenassay durch ein Immunblot-Verfahren bestätigt werden.
- fehlender Nachweis von Antikörpern gegen das CMV-Glykoprotein B (
AntigBAnti-gB2-IgG mittels Immunblot) in Kombination mit niedrig avidem CMV-IgG und/oder hoch positivem CMV-IgM FürEsdiesollDifferenzialdiagnosezusätzlich zur Bestimmung des CMV-Serostatus der Nachweis von CMV-Primärinfektion und -Rekurrenz spielt der Nachweis der CMV-DNA(odermittels-Antigen)PCR imBlutEDTA-Gesamtblut/-Plasma der Schwangerenkeine Rolleerfolgen.
- Nachweis einer CMV-IgG-Serokonversion
- Bei Verdacht auf eine CMV-Primärinfektion in der Schwangerschaft soll die labordiagnostische Abklärung durch Bestimmung der CMV-spezifischen Antikörper im Sinne einer Stufendiagnostik mit Kombination verschiedener Testsysteme erfolgen:
Diagnose einer zurückliegenden CMV-Infektion
- Die Labordiagnose einer länger zurückliegenden CMV-Primärinfektion (Zustand der CMV-Latenz) soll durch Nachweis von hoch avidem CMV-IgG, hochavidem CMV-IgG bei gleichzeitig negativen Werten für CMV-IgM und hochavidem anti gB2-IgG erfolgen.
- CMV-Ausscheidung in Urin und Speichel ist in der Regel nicht nachweisbar.
Diagnose einer kongenitalen CMV-Infektion
beimBeim Neugeborenen- Die Diagnose
der kongenitalen Infektionsollbeim NeugeborenendurchNachweisBestimmungvonder CMV-DNA-Lastund(quantitativer Nukleinsäurenachweis) im Urin (falls Urin nicht möglich/oder durch CMV-Isolierungverfügbar: ausUrinSpeichel)oderundSpeichelEDTA-Blut innerhalb der ersten 2 Lebenswochen erfolgen.
- Die Diagnose
retrospektivRetrospektivbeimzuKleinkindeinem späteren Zeitpunkt
Beim Kleinkind soll eine kongenitale CMV-Infektion retrospektivSoll mittels Nachweis der CMV-DNA aus der Trockenblut-Filterkarte (Guthrietest-Karte vom 3. Lebenstag) diagnostiziert werden.- Um eine möglichst hohe diagnostische Sicherheit zu gewährleisten, soll für die DNA-Extraktion ein ausreichend großes Filterkartenstück mit Trockenblut eingesetzt werden, damit man auch geringe Genomkopien (< 1.000 Kopien/ml Plasma) nachweisen kann.
- Ein negatives Testergebnis schließt eine kongenitale CMV-Infektion nicht mit Sicherheit aus.
CMV-
ScreeningLaboruntersuchung während der SchwangerschaftBeiEinallengenerelles Screening aller Schwangerenwird zum Zeitpunkt der Feststellung der Schwangerschaft die Bestimmung desauf CMV-IgG-Serostatusist in den Mutterschaftsrichtlinien nicht vorgesehen.8- Nur nach Beratung zur
LabordiagnoseHygieneprävention einer CMV-Latenz empfohlen.*Infektion Nur beiBei Schwangeren mit erhöhtemInfektionsrisikoRisikodurchfürfamiliäre oder beruflicheeine CMV-ExpositionInfektion, vor allem bei Schwangeren mit Kontakten zu Kindernbis zumunter 3.LebensjahrJahren, soll zum Zeitpunkt der Feststellung der Schwangerschaftder(Gestationswochevollständige6–7) die Bestimmung des CMV-IgG/IgMSerostatusInfektionsstatuserhoben werden.Bei positivem Nachweis(Testung von CMV-IgG, CMV-IgMsoll eine zusätzliche, CMV-IgG-Aviditätsbestimmungt bei positivem CMV-IgM) zur Diagnose einer CMV-Primärinfektion oder CMV-Latenz durchgeführt werden.
- Ist die Schwangere zum Zeitpunkt der Feststellung der Schwangerschaft (Gestationswoche 6–7) CMV-seronegativ, sollte in der 12.–14. Schwangerschaftswoche eine nochmalige CMV-IgG-Testung angeboten werden. Bei Serokonversion ist eine CMV-Primärinfektion in der Frühschwangerschaft bewiesen.
WennEine CMV-Diagnostik gemäß den Empfehlungen im Abschnitt „Diagnose einer CMV-Primärinfektion“ soll erfolgen,- wenn die Schwangere klinische Symptome oder Laborbefunde zeigt, die auf eine CMV-Infektion hinweisen
,– oder – - wenn sich in der Ultraschalldiagnostik spezifische Auffälligkeiten (
z. B.beispielsweise hyperechogener Darm) inderUltraschalldiagnostikFeten) zeigen, die auf eine CMV-Primärinfektion hinweisen,soll–eineoderCMV-Diagnostik durchgeführt werden.– Ggf. solltebei drohender Frühgeburt (GA < 32Grammg,einesofern der CMV-DiagnostikInfektionsstatusdurchgeführtnichtwerden.
- wenn die Schwangere klinische Symptome oder Laborbefunde zeigt, die auf eine CMV-Infektion hinweisen
SeronegativebekanntSchwangereSeronegative Schwangere sollen bezüglich der Hygienemaßnahmen zur Prävention einer CMV-Primärinfektion beraten werdenist.
Weiteres Vorgehen bei CMV-IgM-Positivität
- In der Schwangerschaft soll jeder positive Nachweis von CMV-IgM durch weitere Untersuchungen abgeklärt werden:
- bei positivem CMV-IgG: Bestimmung der CMV-IgG-Avidität
- bei negativem CMV-IgG: Folgeuntersuchungen zum Nachweis einer möglichen Serokonversion oder Fehlbestimmung
InBei Nachweis einer CMV-Primärinfektion in derFrühschwangerschaftSchwangerschaftwird der Nachweis vonsollen anti-gBCMV-gB2-IgGzusätzlichAntikörperempfohlenmittels Immunblot nachgewiesen werden.
* Ein solches CMV-Screening ist in den Mutterschaftsrichtlinien des G-BA bislang nicht als Routineleistung im Rahmen der Schwangerenvorsorge vorgesehen und daher in den meisten Fällen nur als Privatleistung oder IGEL umsetzbar.10 (Stand Mai 2018)
Diagnostische Kriterien
Der Abschnitt basiert auf dieser Referenz.2- In den meisten Fällen verläuft die Erkrankung symptomlos.
- So z. B. bei 3/4 aller Frauen, die sich in der Schwangerschaft infizieren.
1
- So z. B. bei 3/4 aller Frauen, die sich in der Schwangerschaft infizieren.
- Typisches Mononukleose-Syndrom
- akute fieberhafte Erkrankung
- Anstieg der Lymphozyten- oder Monozytenzahl um ≥ 50 % mit mindestens 10 % atypischen Lymphozyten
- 5–7 % der immunkompetenten Patient*innen mit diesem Syndrom haben eine akute CMV-Infektion.
7
- Unspezifische Symptome eines viralen Infekts
- Fieber, Schüttelfrost
- Müdigkeit, Abgeschlagenheit
- Halsschmerzen
- Husten
- Evtl. weitere unspezifische Symptome
- Kopfschmerzen
- Exanthem unter der Behandlung mit Antibiotika wie Ampicillin (sowohl unter EBM- als auch unter CMV-Infektion häufig)
- Evtl. weitere auffällige Laborbefunde
- erhöhte Lebertransaminasen (bis zu 92 % der
PatientenErkrankten)11 - Lymphozytose
- Thrombozytopenie
- erhöhte Kälteagglutinine
- erhöhte Lebertransaminasen (bis zu 92 % der
Differenzialdiagnosen
Der Abschnitt basiert auf dieser Referenz.2- EBV-induzierte Mononukleose
- Ist klinisch oft nicht von einer CMV-induzierten Mononukleose zu unterschieden.
- bei CMV-induzierter Mononukleose weniger häufig:
- Tonsillitis (exsudative Pharyngitis)
- Splenomegalie
- zervikale Lymphadenopathie
- unspezifisches Exanthem, z. B. generalisierte makulopapuläre, urtikarielle und scharlachähnliche Exantheme
12 - Anämie.
- bei CMV-induzierter Mononukleose selten:
- Hepatitis mit Ikterus
- Guillain-Barré-Syndrom
- Pneumonie.
- bei CMV-induzierter Mononukleose sehr selten:
- Enzephalitis
- Myokarditis
- fulminante Hepatitis.
- Akute Hepatitis
- Toxoplasmose
- Infektion mit humanem Herpesvirus 6 (HHV-6) (siehe Dreitagefieber, Exanthema subitum)
- Arzneimittelunverträglichkeit (z. B. mit Exanthem und Lymphozytose)
- HIV/AIDS
Anamnese
- Fieber, Schüttelfrost?
- Müdigkeit, Abgeschlagenheit?
- Halsschmerzen?
- Husten?
- Kopfschmerzen?
- Ggf. Sexualanamnese
- Häufiger und enger Kontakt zu Kleinkindern?
- Medikamente?
Klinische Untersuchung
- Allgemeinzustand?
- Inspektion
- Auskultation Herz und Lunge
- Palpation und Perkussion Abdomen (incl. Leber, Milz), ggf. Sonografie
- Inspektion Mund- und Rachenraum (incl. Pharynx/Tonsillen)
- Palpation zervikale Lymphknoten
- orientierende neurologische Untersuchung
- grobe Kraft
- Muskeleigenreflexe
- Sensibilität
vegetativeVegetative Symptome?kognitiveKognitive Defizite?
Ergänzende Untersuchungen in der Hausarztpraxis
- Differenzialblutbild
- Transaminasen
- Ggf. Bilirubin und weitere Leberfunktionsparameter
- Urinstatus, ggf. Schwangerschaftstest
Serologie
- CMV-
AkAK zur Diagnosesicherung1- Erstmaliges Auftreten von CMV-IgG ist beweisend für eine Primärinfektion.
2Zwei Serumproben im Abstand von 2 Wochen abgenommen: Wenn die erste negativ, die zweite positiv ist, beweist das eine Serokonversion im untersuchten Zeitraum.- Die Bestimmung der Avidität (Stärke der Bindung zwischen Antikörper und Antigen) ermöglicht es, den Zeitpunkt der Infektion einzugrenzen.
- Die Bestimmung des IgM allein reicht für den Beweis einer kürzlich stattgehabten Primärinfektion nicht aus, da CMV-IgM auch im Zuge der Infektion mit einem anderen Virus oder bei Reaktivierung der CMV-Infektion auftreten kann.
- Auch ein fehlender Nachweis von Glykoprotein-B-Antikörpern ist nicht beweisend für eine CMV-Primärinfektion, da die Bildung dieser Antikörper bei ca. 20 % aller CMV-Infizierten ausbleibt.
- Eine Primärinfektion liegt sehr wahrscheinlich vor, wenn
- die CMV-IgM-Antikörper (hoch)positiv sind und im weiteren Verlauf abfallen – und –
- die CMV-IgG-Antikörper eine niedrige Avidität zeigen – und –
- Antikörper gegen Glykoprotein B negativ sind.
- Ggf. weitere Tests
Diagnostik bei Spezialist*innen
Der Abschnitt basiert auf dieser Referenz.1
Amplifizierung viraler DNA mittels CMV-PCR
- In einem Speziallabor
- Damit kann auch die Viruslast quantifiziert werden.
- Zur Bestätigung einer aktiven Virusinfektion, z. B. bei Immunsupprimierten
- Spielt in der Schwangerschaftsdiagnostik eine untergeordnete Rolle, da das Zeitfenster der viralen DNAämie sehr kurz ist und der Virusnachweis zwar eine aktive Infektion, aber nicht die Primärinfektion beweist.
Ggf. weitere virologische Untersuchungen
- Nachweis des viralen Antigens Tegumentprotein pp65 in Leukozyten
- Viruskultur
- zur phänotypischen Resistenztestung
- zur Frage der Infektiosität von Fruchtwasser, Muttermilch oder Urin
Indikationen zur Überweisung
- Verdacht auf eine akute CMV-Infektion oder eine vor kurzem eingetretene Primärinfektion
- während Schwangerschaft oder Stillperiode (Gynäkologie und Geburtshilfe)
- bei Z. n. Organ- oder Knochenmarktransplantation (Transplantationszentrum bzw. Hämatologie/Onkologie)
- bei immunkomprimittierenden Erkrankungen (z. B.
SpezialistenSpezialist*innen für HIV-Infektion/AIDS)
Therapie
Therapieziel
- Bei Risikogruppen Vermeidung von Komplikationen
Allgemeines zur Therapie
Der Abschnitt basiert auf dieser Referenz.1- Bei immunkompetenten Personen ist keine Behandlung nötig.
- Bei immunkomprimittierten Personen sowie ggf. bei kongenital infizierten Neugeborenen und Frühgeborenen wird eine akute CMV-Infektion virostatisch behandelt.
- Die virostatische Behandlung von Schwangeren und Stillenden wird nicht empfohlen.
Empfehlungen für Patient*innen
- Prävention einer Primärinfektion Schwangerer oder Immunkompromittierter durch Expositionsprophylaxe einschließlich allgemeiner Hygienemaßnahmen (siehe Abschnitt Prävention)
Medikamentöse Therapie
- Zur Therapie einer aktiven CMV-Infektion bei Immunsupprimierten oder Immungeschwächten, z. B. AIDS-Patient*innen, wird primär das Virostatikum Ganciclovir (i.v.) eingesetzt.
- Bei Resistenz gegen Ganciclovir können andere Virostatika wie
Foscavir undFoscarnet, Cidofovir, hoch dosiertes Ganciclovir eingesetzt werden.- Die
CidofovirEU-ZulassungkannvonbeiMaribavirGanciclovir-Resistenzist beantragt (MutationStandimJuliUL97-Gen2022)eingesetzt werden.
- Die
- Als Erhaltungstherapie kommt Valganciclovir (oral), Ganciclovir,
FoscavirFoscarnet oder Cidofovir infrage. - Alle Medikamente gehen mit teilweise erheblichen Nebenwirkungen wie Myelo- bzw. Nephrotoxizität einher.
-
Da CMV (wie alle Herpesviren) in die Latenz übergehen, ist mit keinem Medikament eine Elimination zu erreichen, sondern nur eine Hemmung der Virusvermehrung möglich.
- Bei Resistenz gegen Ganciclovir können andere Virostatika wie
- Therapie von kongenital infizierten Neugeborenen nur in Absprache mit einem neonatologischen Zentrum
- Alle genannten Medikamente dürfen bei Kindern unter 12 Jahren nur im Rahmen des Off-Label-Use eingesetzt werden.
- Virostatikum der 1. Wahl ist Valganciclovir.
Prävention
Leitlinie: Prävention von Virusübertragungen in der Schwangerschaft9
Jede Schwangere sollte so früh wie möglich hinsichtlich hygienischer Maßnahmen zur Vermeidung der Übertagung von Virusinfektionen beraten und informiert werden. Hierzu zählen:Die Vermeidung von Speichel-/Schleimhautkontakten (Mund-zu-Mund-Fütterung von Kleinkindern, Küssen auf den Mund, Abwischen und Nase/Mund, Ablecken von Schnullern, Fläschen, Lebensmitteln etc.), regelmäßige Reinigung von Gegenständen/Oberflächen, die Kontakt mit Speichel von Kleinkindern hatten.Die Vermeidung zu Kontakten mit Urin, insbesondere von Kindern im Alter von unter 3 Jahren, regelmäßige Reinigung von Gegenständen/Oberflächen, die Kontakt mit Urin von Kleinkindern hatten.das Waschen der Hände mit Wasser und Seife, nach Kontakten mit Speichel/Urin oder Stuhl.
- Schwangere (besonders CMV-negative) und Immunkompromittierte sollten den Kontakt mit Urin, Speichel und anderen Körperflüssigkeiten – besonders von Kleinkindern – vermeiden.
1,97
- gründliches Händewaschen nach möglicher Exposition wie
1:- Windelwechsel
- Waschen
- Füttern
- Tränen abwischen.
- Nase putzen.
- Kontakt mit Spielzeug, das in den Mund genommen wurde.
- Zu vermeiden:
- Küssen auf den Mund
- gemeinsame Benutzung von Geschirr, Besteck, Zahnbürsten, Handtüchern und Waschlappen.
- gründliches Händewaschen nach möglicher Exposition wie
- Exponierte in Einrichtungen des Gesundheitswesens
- Zusätzliche Verwendung alkoholischer Händedesinfektionsmittel mit nachgewiesener begrenzt viruzider Wirksamkeit.
Verlauf, Komplikationen und Prognose
Verlauf
- Bei Immunkompetenten in den meisten Fällen symptomlos oder mit unspezifischen Symptomen eines viralen Atemwegsinfekts (s. o.)
- Unbehandelt persistiert die Infektion lebenslang.
- latente Infektion in hämatopoetischen Stammzellen und Monozyten ohne nachweisbare Virusreplikation
- Eine vorübergehende Reaktivierung der Infektion ist jederzeit möglich und verläuft ebenfalls meist symptomlos.
- Bei Reaktivierung besteht erneut ein Ansteckungsrisiko für Kontaktpersonen.
Komplikationen
Der Abschnitt basiert auf dieser Referenz.1- Bei Personen mit erworbenem Immundefizit, z. B. AIDS, bei angeborenem Immundefekt oder unter immunsuppressiver Therapie sowie bei Neugeborenen kann die Infektion Komplikationen hervorrufen und zahlreiche Organsysteme schädigen, z. B.:
- Bei Neugeborenen, die in utero infiziert wurden:
- Wachstumsverzögerungen
- Hepatomegalie
- Mikrozephalie
- mentale Retardierung
- Hörschäden
- Sehstörungen.
Prognose
- Ohne virostatische Therapie: lebenslange Persistenz der Infektion
- Bei Primärinfektion und Virusübertragung auf den Fetus im 1. Trimenon kommt es bei mehr als der Hälfte der betroffenen Kinder zu dauerhaften Schäden.
- Bei HIV/AIDS
2,13- Vor Einführung der hoch aktiven antiretroviralen Therapie war CMV die häufigste virale opportunistische Infektion HIV-positiver Menschen.
- Die Prognose korreliert mit der CD4-Zahl. Bei Betroffenen mit einer CD4-Zahl unter 50/mm3 kommt es in 21–45 % der Fälle zu CMV-induzierten Endorganschäden, meist Retinitis.
Verlaufskontrolle
- Nach kongenitaler CMV-Infektion: regelmäßige apparative Hörtestkontrollen
- Gehörschädigungen können noch Jahre nach der Primärinfektion auftreten.
Patienteninformationen
Patienteninformationen in Deximed
Patientenorganisationen
- Deutsche AIDS-Hilfe: Gut zu wissen!
Quellen
Leitlinien
- Gesellschaft für Virologie (GfV). Labordiagnostik schwangerschaftsrelevanter Virusinfektionen. AWMF-Leitlinie Nr. 093-001
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Literatur
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Autor*innen
- Thomas M. Heim, Dr. med., Wissenschaftsjournalist, Freiburg
- Die ursprüngliche Version dieses Artikels basiert auf einem entsprechenden Artikel im norwegischen hausärztlichen Online-Handbuch Norsk Elektronisk Legehåndbok (NEL, https://legehandboka.no/).