Wie wird eine Schizophrenie diagnostiziert?
Bei der Diagnostik interessiert sich der Arzt vor allem für bestimmte Anzeichen oder Symptome. Gleichzeitig gilt es auch herauszufinden, seit wann die Person die Symptome hat und wie sich diese auf ihr Leben auswirken. Weitere Informationen wie Familiengeschichte, soziale Situation, sonstige Krankheiten und eventuelle Suchtprobleme sind für den Arzt ebenfalls wichtige Hinweise. Patienten, bei denen der Verdacht auf Schizophrenie besteht, sind an einen Psychiater zu überweisen. Zu Beginn der Krankheit müssen die Patienten zwecks Behandlung und Untersuchung häufig eine Zeitlang in der stationären Psychiatrie verbringen, zuweilen unter Berufung auf das Gesetz der Unterbringung („Zwangseinweisung“).
Um die Diagnose Schizophrenie zu stellen, muss der Arzt mit der betroffenen Person sprechen. Neben genauen Beobachtungen sind auch Auskünfte der Familie und Freunde wichtig, um ein möglichst klares Bild darüber zu erhalten, wie sich das Verhalten der Person verändert hat. Da einige Symptome der Schizophrenie auch bei anderen Erkrankungen auftreten können, muss der Arzt diese Krankheiten zunächst ausschließen, bevor die Diagnose Schizophrenie gestellt werden kann. Mitunter kann dies einige Zeit in Anspruch nehmen. Häufig haben Patienten schon eine längere Geschichte mit verschiedenen psychischen und physischen Beschwerden hinter sich, bevor sie medizinisch betreut werden.
Untersuchungen
Wie bei jeder medizinischen Diagnostik basiert die Diagnose zum Großteil auf der Krankheitsgeschichte, Untersuchungsbefunden der Patienten, eventuellen Labortests und radiologischen Untersuchungen. Normalerweise führen die Krankheitsgeschichte und die Beobachtung der Patienten zu einer eindeutigen Diagnose. Um andere mögliche Erklärungen auszuschließen, werden in der Regel einige Tests und Untersuchungen durchgeführt.
Diagnose
Zur Diagnostizierung einer Schizophrenie müssen die psychotischen Symptome mindestens einen Monat vorgelegen haben. In dieser Zeit sollten Patienten mindestens eines der folgenden Symptome gehabt haben:
- Gedankenlautwerden, Gedankeneingebung, Gedankenausbreitung oder Gedankenentzug
- Verschiedene Wahnvorstellungen in Bezug auf Körper oder Körperteile, auf Sinnesempfindungen oder darauf, dass von den Patienten der Ursprung von Handlungen, Gefühlen u. Ä. außerhalb ihrer Person verortet wird
- Halluzinatorische Stimmen, die das Verhalten der Patienten kommentieren oder über sie in der dritten Person reden, oder das Empfinden, Stimmen von einem Körperteil zu hören
- Sonstige anhaltende bizarre Wahnvorstellungen, d. h. Vorstellungen, die kulturfremd und unmöglich sind
Oder mindestens zwei der folgenden Symptome:
- Tägliche Halluzinationen, die von Wahnvorstellungen begleitet sind
- Sprachliche Denkstörungen in Form von Neologismen (neuen Wörtern), Unterbrechungen in Rede und Gedankengang, unverständliche oder unzusammenhängende Rede
- Katatones Verhalten, d. h. entweder starke Unruhe, häufig mit sich wiederholenden Handlungen, oder Stupor (Starrezustand), bei dem die Patienten Bewegungen nur sehr langsam ausführen und manchmal komplett in einer Position verharren
- Negative Symptome:
- Apathie
- Eingeschränkte Gemütsbewegungen
- Passivität und Antriebsarmut
- Sozialer Rückzug und Isolation
- Mangel an Initiative und Interesse
- Schlechte verbale und nonverbale Kommunikation
- Verarmter sprachlicher Ausdruck
Die Symptome dürfen nicht auf eine körperliche Krankheit zurückzuführen sein. Die Symptome dürfen nicht die Folge von Drogen- oder Medikamentenkonsum sein. Der Zustand muss mindestens sechs Monate angedauert haben.
Weitere Informationen
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Autoren
- Philipp Ollenschläger, Medizinjournalist, Köln