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Fazialisparese (Gesichtslähmung)

Was ist Gesichtslähmungeine Fazialisparese?

Definition

Die Fazialisparese oderist Gesichtsleine meist einseitige Lähmung istder aufGesichtsmuskulatur, einedie Schädigungdurch einen Schaden des Gesichtsnervs (Nervus facialisFazialis) der rechten oder linken Seite zurückzuführenentsteht. DieserAbhängig Nervvom beginntOrt im Gehirn und verläuft zunächst innerhalb des Schädelknochens auf jeder Seite in Richtung des Ohrs (zentral). Hinteran dem Ohr tritt der Nerv durchgeschädigt eineist, Öffnungkann es zu Symptomen in unterschiedlichen Schweregraden kommen.

  • Periphere Fazialisparese: Der Nervenschaden entsteht im Schädelknochen nach außen und liegt dann unter der Haut und den Gesichtsmuskeln; von dort verzweigt er sich in drei Hauptäste für die Versorgung v. a. der Bereiche der Augen, der Wangen einschließlich des Ohrs und des Unterkiefers (peripher). Entsprechend diesem Verlauf unterscheidet man zwischen einer zentralen Lähmung, bei der eine Schädigung des Nervs innerhalbauf dem Weg vom Hirnstamm zum Gesicht. Eine gesamte Gesichtshälfte ist gelähmt.
  • Zentrale Fazialisparese: Der Schaden ist im Inneren des SchädelsGehirns entstanden, daher ist die zentrale Verschaltung des Nervs gestört. Bei dieser Form bleibt die Stirnmuskulatur beweglich, da die Stirn auch über Teile des Nerven, der die andere Gesichtshälfte versorgt, gesteuert wird. Das Gesicht ist nur von Auge bis Kinn einseitig gelähmt.

Symptome

Lähmung oder Schwäche der mimischen Muskulatur meist nur einer Gesichtshälfte mit herabhängendem Mundwinkel. Es kann zu Sprech- und Essschwierigkeiten sowie Schwierigkeiten beim Schließen des Auges kommen. Auch Hören und Geschmack können beeinträchtigt sein. Die Kaumuskulatur ist nicht gelähmt. Bei der peripheren Fazialisparese ist auch die Stirnmuskulatur betroffen, Stirnrunzeln ist nicht möglich.

Ursachen

Periphere Fazialisparese (Stirnrunzeln nicht möglich)

  • Die Ursache ist, und einer peripheren Lähmung infolge einer Nervenschädigung im Bereich außerhalb des Schädels.

    Die periphere Lähmung tritt in der Regel ohne Vorwarnung in Erscheinung. Bei einigen Patienten lässt sich eine Ursache für die Schädigung finden, meist sind aber weder eine eindeutige Ursache noch Anzeichen einer anderen Erkrankung erkennbar. Eine solche einseitige periphere Lähmung kommt relativ häufig bei ansonsten gesunden Menschen vor (Bell-Lähmung); etwaber 60–75  % allerder Fälle einernicht peripherenzu Gesichtsnervlklähmungren.

  • Seltene entsprechenUrsachen

Zentrale Fazialisparese (Stirnrunzeln möglich)

  • Häufigste Ursache: Gehirninfarkt (Schlaganfall)
  • Seltene Ursachen
    • Gehirnblutung
    • Gehirntumor
    • andere neurologische Erkrankungen, z. B. multiple Sklerose (MS)

Häufigkeit

EineDie Lähmung, die auf eine zentrale Schädigung zurückzuführen ist,Fazialisparese tritt in der Regel als Folge einer schweren Erkrankung oder Verletzung des Gehirns auf und ist viel seltener als eine periphere Schädigung. In diesen Fällen treten neben der Lähmung gewöhnlich weitere Symptome in Erscheinung. Die zentrale Gesichtslähmung ist eines der häufigsten Symptomeetwa bei Schlaganfall.

Es treten etwa 7–40 Neuerkrankungen an peripherer Gesichtslähmung provon 100.000 Personen undpro Jahr auf. Die Störung wird bei Frauen und Männern gleich häufig beobachtet, jedoch fällt eine leichte Häufung bei schwangeren Frauen und bei Patienten mit Diabetes mellitus auf. Meistens tritt eine periphere Gesichtsnervlähmung in der Altersgruppe der 15- bis 45-Jährigen auf; eine von 60–70 Personen ist irgendwann im Leben davon betroffen.

UrsacheUntersuchungen

Die zentrale Gesichtslähmung ist in der Regel auf einen Schlaganfall oder Hirntumor, der auf die Nerven drückt und die Nervenfunktion beeinträchtigen kann, zurückzuführen. Auch andere Erkrankungen des Gehirns mit Beteiligung der Nerven können die Ursache sein, etwa multiple Sklerose.

Die periphere GesichtslähmungFazialisparese stehtkann inmeist denambulant meistenuntersucht und behandelt werden. Um eine Gürtelrose des Ohrnervs durch das Windpocken-Virus auszuschließen, wird Ihr Gehörgang untersucht. Eventuell werden Sie an eine HNO-Praxis überwiesen. Ihr Blut wird auf Hinweise einer Borreliose untersucht.
In einzelnen Fällen wird das Hirnwasser untersucht, selten sind ein MRT oder CT des Gehirns nötig, vor allem wenn es Hinweise gibt, dass nicht nur der einzelne Nerv geschädigt ist.
Eine zentrale Fazialisparese wird in keinemaller ZusammenhangRegel stationär untersucht und behandelt.

Behandlung

Die periphere Fazialisparese wird über einige Tage mit einerKortison anderenin KrankheitTablettenform behandelt, meistdie lässtTherapie sichsollte keineso schnell wie möglich begonnen werden. Eine antivirale oder antibiotische Therapie sind nur sinnvoll, wenn eine Infektion mit Viren (z. B. Gürtelrose im Gesichtsbereich) oder Bakterien (z. B. Borreliose) als Ursache findennachgewiesen ist. ManIst sprichteine inGürtelrose diesem Fall von einer Bell-Lähmung. Wahrscheinlich kommt es zu einer entzündlichen Reaktion des Nervs ohne erkennbaredie Ursache, wodurchsollten seineSie FunktionSchmerzmittel beeintreinnehmen, um zu verhindern, dass die Schmerzen chronisch werden. 
Auch künstliche Trächtigtnenflüssigkeit wirdoder neutrale Augensalbe können helfen, Schmerzen und Beschwerden zu vermeiden. ManchenWenn dieserdas Schädigungennicht liegtausreicht, offenbarkann es nötig werden, das Auge eine erneuteZeit Aktivierunglang vonzu „ruhenden"bedecken.
Die Virenzentrale (Herpes undFazialisparese Windpocken)muss zugrundenotfallmäßig in der Klinik behandelt werden.

Was können Sie selbst tun?

InSie können Ihre Gesichtsmuskulatur durch Grimassenschneiden trainieren. Falls Ihr Auge nicht komplett schließt, achten Sie auf regelmäßige Augenpflege und eine schützende Bedeckung.

Prognose

Eine periphere Fazialisparese heilt meist binnen 6 Monaten komplett aus, in etwa einem20 Drittel% der Fälle kann die periphere Gesichtslähmung jedoch auf andere Krankheiten zurückzuführen sein, wie Neuroborreliose (bakterieller Infekt nach einem Zeckenstich), Sarkoidose, Guillain-Barré-Syndrom, Tuberkulose, verschiedene Virusinfektionen, allgemein Infektionen im Bereich des Gesichts, des Schädelknochens oder Ohrs, Tumoren im Bereich des Nervs, Schädigungen nach einem Unfall bzw. einer Verletzung oder nach einer Operation im betreffenden Bereich oder andere seltene Krankheiten. Grundsätzlich haben Patienten mit rheumatischer Arthritis, Diabetes mellitus oder Migräne ein erhöhtes Risiko, im Verlauf auch an einer Gesichtslähmunges zu erkranken.

Diagnose

Die einseitige Lähmung der Gesichtsmuskeln bei peripherer Schädigung führt in der Regel zu einer erkennbaren „Schiefstellung" des Gesichts. Dies zeigt sich besonders deutlich, wenn die Betroffenen versuchen zu lächeln, zu pfeifen oder die Augen zusammenzukneifen. Auf der gelähmten Seite wird der Mundwinkel herabhängen, das Auge nicht ganz zu schließen und die Stirn kaum zu runzeln sein. Es können auch Gefühlsstörungen/Missempfindungen oder auch leichte Schmerzen im Bereich der Wange oder Geschmacksstörungen auftreten. Häufig läuft den Betroffenen wegen des herabhängenden Mundwinkels etwas Speichel aus dem Mund. Starke Schmerzen weisen auf eine Infektion mit dem Herpes-zoster-Virus hin (Gesichtsrose). Dieanhaltenden Beschwerden beginnen meist plötzlich, können sich aber auch über 1–2 Tage langsam noch steigern oder seltener über 1–2 Wochen entwickeln.

Manche Patienten berichten, etwa 2 Tage vor der Lähmung einen dumpfen Schmerz im Bereich des Ohrs verspürt zu haben. Bei einigen entstehen die Beschwerden kurze Zeit, nachdem sie Zug ausgesetzt waren, also etwa einer Autofahrt bei offenem Fenster.

Die Anamnese und (neurologische) Untersuchung geben Aufschluss darüber, ob die Lähmung ein isoliertes Phänomen darstellt oder Teil einer anderen Erkrankung ist. In letzterem Fall können weitere Symptome wie Fieber, Hautausschlag, andere Lähmungen oder Gefühlsstörungen usw. vorliegen. Durch einfache Tests in der Arztpraxis kann oft festgestellt werden, ob es sich bei der Nervenschädigung um ein zentral oder peripher verursachtes Geschehen handelt (bei einer zentralen Schädigung kann der Betroffene die Stirn noch runzeln). Bei manchen zugrunde liegenden Krankheiten sind die Gesichtsmuskeln auf beiden Seiten gelähmtkommen.

Falls der Arzt hier wegen beispielsweise untypischer Symptome unsicher ist, können Untersuchungen der Nerven- und Muskelfunktion (elektrophysiologische Tests) zeigen, wo die Schädigung des Nervs sich befinden muss. Durch Blutuntersuchungen lassen sich Hinweise auf z. B. eine Infektion mit Borrelien oder Viren. In manchen Fällen kann auch die Entnahme von Hirnflüssigkeit mittels einer dünnen Nadel im Bereich der unteren Wirbelsäule (Lumbalpunktion) erforderlich sein.

Im Fall einer zentralen Gesichtslähmung oder auch bei Verdacht auf einen Tumor wird eine sorgfältige Untersuchung auf eine mögliche Hirnschädigung im Krankenhaus vorgenommen. Unter anderem wird eine Computertomografie oder MRT des Gehirns durchgeführt.

Therapie

Therapieziel ist eine Beschleunigung des Heilungsprozesses. Falls der Patient sein Auge so schlecht schließen kann, dass die Hornhaut Schaden nehmen könnte, wird der Arzt entsprechende Schutzmaßnahmen verordnen (siehe unten). Falls eine zentrale Gesichtsnervlähmung vorliegt, wird die zugrunde liegende Krankheit (z. B. Schlaganfall) in der Regel im Krankenhaus behandelt. 

Medikamentöse Therapie

Eine Therapie mit Kortison (Beginn möglichst innerhalb von 3 Tagen) wirkt sich günstig auf die Heilung aus und verringert das Risiko schwerer bleibender Schäden. Möglich ist eine kürzere hochdosierte Gabe von Kortisontabletten oder auch eine etwas längere (10 Tage) Therapie mit geringerer Dosis. Ihr Arzt wird Sie über die aktuellen Empfehlungen informieren können.

Ist die Schädigung des Nervs Folge einer anderen Krankheit, so wird diese entsprechend behandelt. Bei einer Neuroborreliose sind z. B. Antibiotika angezeigt, bei Infektion mit dem Herpes-zoster-Virus die Gabe von Wirkstoffen gegen Viren. 

Bei geeigneter Therapie erholt sich die Nervenfunktion bei peripherer Lähmung innerhalb von 3 Wochen bei etwa 85 % der Patienten; bei 70–95 % heilt die Krankheit vollständig, manchmal jedoch erst nach bis zu 9 Monaten. Bei 5–15 % der Betroffenen bleibt die Gesichtslähmung jedoch dauerhaft bestehen; dies kann je nach Schädigung nur kosmetische Folgen haben, aber auch zu Schwierigkeiten beim Sprechen, Essen oder auch Lidschluss führen.

Maßnahmen zum Schutz der Augen

Da das Auge unter Umständen nicht mehr vollständig geschlossen werden kann, die Tränenproduktion vermindert und damit die natürliche Befeuchtung der Hornhaut beeinträchtigt ist, besteht die Gefahr einer Hornhautschädigung. Die Behandlung besteht im Eintropfen von künstlicher Tränenflüssigkeit in das Auge am Tag; nachts wird eine Salbe aufgetragen und das Auge abgedeckt. Bei dieser Form der Gesichtslähmung kann auch eine Sonnenbrille zum Schutz des betroffenen Auges gute Dienste leisten. In schweren Fällen ist es möglich, das Oberlid mit kleinen Metallplättchen zu beschweren; eine Option sind auch spezielle gesichtschirurgische Eingriffe.

Rehabilitation

Ein Training der Gesichtsmuskulatur im Rahmen einer Physiotherapie kann sich ebenfalls günstig auswirken, wenn auch eindeutige Beweise der Wirksamkeit fehlen. Sie können Übungen (z. B. Grimassen schneiden) erlernen, die möglicherweise die Wiederherstellung der Gesichtsmuskelfunktion beschleunigen und begünstigen. Es gibt auch positive Erfahrungen mit Akupunktur oder Biofeedback-Methoden, allerdings fehlen auch hier eindeutige Nachweise zur Wirksamkeit bei Gesichtslähmung.

Prognose

Etwa 70 % der Betroffenen mit peripherer Gesichtslähmung ohne bekannte Ursache werden wieder völlig gesund, bei weiteren etwa 20 % bessern sich die Beschwerden zumindest deutlich. Bei rund 10 % bleibt dauerhaft eine teilweise oder vollständige Lähmung zurück.

Die weniger schweren Lähmungserscheinungen bessern sich in der Regel innerhalb von 3 Wochen und die Symptome sind nach 6 WochenMonaten deutlichnoch geringer oder verschwunden. Umfangreichereimmerhmungserscheinungenhmungszeichen könnenvorhanden zwischen 3 und 9 Monate andauern, manchmal auch länger. Aber auch wenn es lange dauert, bis sich bei Ihnen eine Besserung einstelltsind, können Sie wieder völlig gesund werden. Nach spätestens 9 Monaten lässt sich jedoch in dereinem Regelspezialisierten beurteilen,Zentrum obuntersuchen sich noch eine weitere Besserung einstellen kann oder nicht.

Jüngere Patienten mit leichteren Lähmungserscheinungen, bei denen sich die Beschwerden bereits innerhalb von 3 Wochen bessern, haben die beste Prognose, vollständig zu genesen. Eher ungünstig ist die Prognose bei Patienten >60 Jahre mit einer vollständigen Gesichtslähmung, deren Symptome keine Änderung innerhalb eines Monats zeigen und/oder zusätzlich bestehenden chronischen Krankheiten wie Diabetes mellitus und/oder einer in Untersuchungen nachweisbaren starken Schädigung des Gesichtsnervs. Für diese Patienten ist ein sorgfältiger Schutz der Augen bzw. der Hornhaut (siehe oben) besonders wichtiglassen.

Weitere Informationen

AutorenAutorin

  • SusanneSabine MeinrenkenKilian, Dr.Ärztin med.in Weiterbildung Allgemeinmedizin, BremenKöln
Gesichtslähmung; Fazialisparese; Gesichtsnerv; Schlaganfall; Bell-Lähmung; Sprechstörung
Die Fazialisparese ist eine Gesichtslähmung, die oft Sprech- und Essschwierigkeiten sowie Schwierigkeiten beim Schließen des Auges verursacht. Meist ist nur eine Seite des Gesichts betroffen.
Fazialisparese (Gesichtslähmung)
https://deximedcms-de.debonnierhealthcare.no/home-shortcut/klinische-themen/neurologie-shortcut/patienteninformationen/nervenschaedennervenschaden/fazialisparese-gesichtslaehmung/
SK 25.02.22 chck go - abgeglichen mit AWMF-LL 4.4.; SM 26.4.2017; 13.12.2018
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Die Fazialisparese oderist eine Gesichtslähmung, die oft Sprech- und Essschwierigkeiten sowie Schwierigkeiten beim Schließen des Auges verursacht. Meist ist aufnur eine SchädigungSeite des GesichtsnervsGesichts (Nervus facialis) der rechten oder linken Seite zurückzuführenbetroffen. Dieser Nerv beginnt im Gehirn und verläuft zunächst innerhalb des Schädelknochens auf jeder Seite in Richtung des Ohrs (zentral). Hinter dem Ohr tritt der Nerv durch eine Öffnung im Schädelknochen nach außen und liegt dann unter der Haut und den Gesichtsmuskeln; von dort verzweigt er sich in drei Hauptäste für die Versorgung v. a. der Bereiche der Augen, der Wangen einschließlich des Ohrs und des Unterkiefers (peripher). Entsprechend diesem Verlauf unterscheidet man zwischen einer zentralen Lähmung, bei der eine Schädigung des Nervs innerhalb des Schädels die Ursache ist, und einer peripheren Lähmung infolge einer Nervenschädigung im Bereich außerhalb des Schädels.
Neurologie
Fazialisparese (Gesichtslähmung)
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