Definition: Chronische Reizung der Tibialis-posterior-Sehne, die zu einem erworbenen Plattfuß führt.
Häufigkeit: Die Erkrankung tritt am häufigsten bei übergewichtigen Frauen um das 40. Lebensjahr auf, in dieser Patientengruppe liegt die Prävalenz bei ca. 10 %.
Symptome: Es kommt zu zunehmenden, diffusen Schmerzen medial im Fuß und Schwellungen hinter dem Malleolus medialis entlang des Sehnenverlaufs, häufig ohne auslösendes Trauma.
Befunde: Schwellungen und Schmerzempfindlichkeit hinter und unter dem Malleolus medialis sowie Schmerzen bei der Inversion und Plantarflexion des Fußes. Zehenstand ist nicht möglich.
Diagnostik: Das Stadium der Erkrankung kann mittels der klinischen Untersuchung sowie Röntgen bestimmt werden.
Therapie: Ein erworbener Plattfuß kann in den frühen Stadium meistens konservativ mit einer Orthese, Physiotherapie und NSAR behandelt werden. Ein chirurgischer Eingriff kann vorgenommen werden, wenn die Patienten nicht auf die konservative Therapie ansprechen oder ein hohes Stadium vorliegt.
Allgemeine Informationen
Definition
Erworbener Plattfuß entsteht durch strukturelle Veränderung.
Abgrenzung zum angeborenen, nicht pathologischen Plattfuß1
Eine Dysfunktion von der Sehne des M. tibialis posterior ist der häufigste Grund für den erworbenen Plattfuß.2
Funktion Musculus tibialis posterior
Plantarflexion, Inversion des Fußes und Stabilisierung des medialen Längsgewölbes
Sehne vom M. tibialis posterior mit Abstand am häufigsten verletzte Sehne des Rückfußes
Ohne angemessene Therapie kann die Deformierung voranschreiten sowie Degeneration und Ruptur der Sehne auftreten.
Klinische Epidemiologie
Mediale Schmerzen und Schwellung hinter dem Malleolus medialis sowie Veränderungen der Fußform (Plattfuß) zeigten in einer Studie eine Sensitivität von 100 % und eine Spezifität von 98 %.6
Klinische Untersuchung
Stadium I
Schwellungen und Schmerzempfindlichkeit hinter und unter dem Malleolus medialis
Schmerzen bei der Inversion des Fußes
Probleme beim Anheben der Ferse beim Stehen auf dem betroffenen Fuß oder Schwäche nach mehrmaligem Anheben der Ferse12
Spätere Stadien
Schwellung und Schmerzen gehen zurück, jedoch hat sich ein Plattfuß gebildet.2
Inspektion des barfüßigen Patienten von hinten
Fersen in Valgusstellung (Calcaneus valgus)
mediales Längsgewölbe des Fußes abgeflacht
Too-many-toes-sign: Lateral der Ferse sind von hinten noch 1–2 Zehen zu sehen.2
einseitiger Zehenstand („Single Heel Rise“) nicht möglich
In Stadium III und IV kann der Plattfuß nicht mehr behoben werden.
Greifen Sie die Ferse und versuchen Sie, die Valgusstellung des Rückfußes zu korrigieren.
Untersuchung
Beide Beine des Patienten müssen vom Knie abwärts sichtbar sein.
Kontrollieren Sie die Fersenstellung, wenn der Patient mit schulterbreit geöffneten, parallelen Füßen vor Ihnen steht.
Calcaneus valgus?
Achten Sie auf eine Schwellung hinter dem Malleolus medialis.
Jetzt sollte der Patient in den Zehenstand gehen. Normalerweise wird die Ferse dabei durch den Zug vom M. tibialis posterior nach innen gedreht.
Bei Tibialis-posterior-Dysfunktion bestehen Schwierigkeiten, auf den Zehenspitzen zu stehen, und die Ferse wird nicht nach innen gedreht.
Der Patient sollte jetzt die Ferse für jedes Bein 10-mal hintereinander heben. Bei einer Tibialis-posterior-Dysfunktion ist dies nicht möglich.
„Single Heel Rise Sign“
Achten Sie beim Abtasten der Tibialis-posterior-Sehne auf evtl. Druckschmerzen kaudal und/oder posterior vom Malleolus medialis.
Prüfen Sie die Kraft in der Tibialis-posterior-Sehne mit einem isometrischen Test im Seitenvergleich.
Fuß gegen Widerstand invertieren und plantar flektieren.
Beurteilen Sie die Beweglichkeit im Rückfuß.
Stadium I und II
Fuß flektierbar und der Plattfuß kann durch Innenrotation der Ferse korrigiert werden.
Stadium III
Subtalare Arthrose: Mobilität des Subtalargelenks ist eingeschränkt und mit Schmerzen verbunden.
Stadium IV
Arthrose im oberen Sprunggelenk: oberes Sprunggelenk steif und schmerzhaft
Diagnostik beim Spezialisten
Die Diagnose wird in erster Linie klinisch gestellt.
Röntgen
Aufnahmen von Fuß und Sprunggelenk in 2 Ebenen empfohlen2
Falls nach 4 Monaten keine Besserung erzielt wurde, sollte ein operativer Eingriff evaluiert werden.2
Stadium III und IV: starrer Plattfuß
Die Entzündung führt nur selten zu Problemen.
Die Therapie zielt eher darauf, mit der Fehlstellung zu leben als sie mithilfe von orthopädischen Schuhen zu korrigieren.
Operative Therapie
In Stadium I und II ist das Ziel die Verhinderung von arthrotischen Veränderungen und anderen Langzeitschäden.
In Stadium III und IV sind bereits arthrotische Veränderungen aufgetreten und Ziel ist die Schmerzreduktion.2
In einer 5-jährigen Verlaufsstudie waren die Ergebnisse einer Operation bei mehr als 80 % der Patienten gut.12
postoperative Rehabilitation jedoch langwierig
bei den meisten Eingriffen postoperativ für 2–3 Monate Gips
Etwa eine Dauer von 1 Jahr planen, bis voller Funktionsumfang wiedererlangt ist.5
Das Ergebnis ist abhängig vom Stadium der Dysfunktion.
Stadium I
Patienten, die schlecht auf die konservative Therapie ansprechen, können eine Synovektomie/Debridement der Sehne erhalten.21
Stadium II
Es können ein Sehnentransfer und eine korrigierende Osteotomie durchgeführt werden.3,22
Stadium III
Der Eingriff zielt darauf ab, mittels 3-facher Arthrodese der Subtalar-, Kalkaneokuboid- und Talonavikulargelenke die Fehlstellung zu korrigieren und die Schmerzen zu lindern.2
Stadium IV
Der Eingriff besteht in der Regel aus einer pantalaren Arthrodese von Sprung- und Subtalargelenk sowie von Kalkaneokuboid- und Talonavikulargelenk.2
Verlauf, Komplikationen und Prognose
Verlauf
Der Verlauf ist progressiv und chronisch.
Komplikationen
Degenerative Veränderungen und Sprunggelenksarthrose
Chronische Schmerzen
Prognose
Eine frühzeitige Diagnose und Therapie kann die Entwicklung einer Arthrose aufhalten oder verlangsamen und eine fortschreitende Invalidität verhindern.
In Stadium I und II ist durch die adäquate Therapie eine hohe Patientenzufriedenheit zu erreichen.1
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Autoren
Lino Witte, Dr. med., Arzt in Weiterbildung, Innere Medizin, Frankfurt
Carlos Saro Moncloa, med dr, överläkare, Ortopedkliniken, Södertälje sjukhus
Arild Aamodt, överläkare/professor, Ortopedisk avdeling, Lovisenberg Sykehus, Oslo
Terje Johannessen, professor i allmänmedicin, Institutt for samfunnsmedisinske fag, Norges teknisk-naturvitenskapelige universitet, Trondheim
Plattfot; l98 förvärvad deformitet i extremiteterna; m20.4 hammartå; plattfot; tibialis posterior; förvärvad plattfot; dysfunktion av tibialis posterior senan; dysfunktion i tibialis posterior-senan; Tibialis posterior-dysfunktionM214
Plattfot; l98 förvärvad deformitet i extremiteterna; m20.4 hammartå; plattfot; tibialis posterior; förvärvad plattfot; dysfunktion av tibialis posterior senan; dysfunktion i tibialis posterior-senan; Tibialis posterior-dysfunktion
Plattfot; l98 förvärvad deformitet i extremiteterna; m20.4 hammartå; plattfot; tibialis posterior; förvärvad plattfot; dysfunktion av tibialis posterior senan; dysfunktion i tibialis posterior-senan; Tibialis posterior-dysfunktionL98
Erworbener Plattfuß; Pes Planus; Reizung der Tibialis-posterior-Sehne; Tibialis-posterior-Tendinose; Tendinose der Tibialis-posterior-Sehne; Erworbene Planovalgus-Deformierung; Starrer Plattfuß; Flektierbarer Fuß
Definition: Chronische Reizung der Tibialis-posterior-Sehne, die zu einem erworbenen Plattfuß führt. Häufigkeit: Die Erkrankung tritt am häufigsten bei übergewichtigen Frauen um das 40. Lebensjahr auf, in dieser Patientengruppe liegt die Prävalenz bei ca. 10 %.
Orthopädie/Unfallchirurgie
Tibialis-posterior-Dysfunktion
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Tibialis-posterior-Dysfunktion
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