Häufigkeit:Sehr häufige Fraktur, sowohl bei Kindern als auch Erwachsenen.
Symptome:Schmerzen, Schwellung und Funktionseinschränkung des Unterarms nach Trauma, meistens nach Sturz auf den Arm.
Befunde:Druckschmerz und Schwellung über Fraktur. Teilweise sichtbare Fehlstellung.
Diagnostik:Röntgen, Überprüfung von pDMS.
Therapie:Konservative Therapie bei stabilen, nichtdislozierten Frakturen. Bei instabilen und nichtreponierbaren, dislozierten Frakturen offene Reposition und osteosynthetische Fixierung.
Allgemeine Informationen
Definition
Fraktur von Ulna und/oder Radius
Bei Kindern Unterscheidung nach Vollständigkeit der Fraktur1
unvollständig: Wulst- oder Grünholzfraktur; Corticalis nur auf einer Seite unterbrochen
vollständig: Bruch der Corticalis auf beiden Seiten
Monteggia-Fraktur
Ulnafraktur bei gleichzeitiger Luxation des Radiusköpfchens
Galeazzi-Fraktur
Radiusfraktur mit Riss der Membrana interossea und Luxation des distalen Radioulnargelenkes
Frakturen von Ulna und Radius, die im Bereich von Handgelenk und Ellenbogen liegen, werden gesondert dargestellt.
Die konservative Therapie ist eine probate Methode mit guten Ergebnissen bei entsprechend selektioniertem Krankengut (s. u. Indikationen für konservative Therapie).
vollständige (damit instabile), aber achsengerecht stehende, undislozierte isolierte Radius- oder Ulnafrakturen
Konservative Behandlung der Grünholzfraktur mit Achsenfehler (> 15 Grad) verlangt das Brechen der Gegencorticalis, um die Fraktur in einen spannungsfreien Zustand zu überführen.
Cave: dabei Entstehung einer vollständigen Fraktur!
Versorgung
Bei dislozierten Frakturen Repositionsversuch unter Analgesie2
Bei reponierten und/oder vollständigen Frakturen Ruhigstellung in Gips
Bei stabilen, nichtdislozierten Frakturen ist ggf. auch eine Schiene ausreichend.
Nachbehandlung
Bei Erwachsenen Röntgenkontrolle nach Reposition erneut innerhalb der ersten Woche mit individuellen Verlaufskontrollen2
Ruhigstellung für mindestens 4–5 Wochen
Vollständige, konservativ behandelte Frakturen bei Kindern bedürfen engmaschiger Kontrollen (etwa 1 x wöchentlich), da das sekundäre Dislokationsrisiko hoch ist.1
Nachbehandlung konservativ versorgter Frakturen im Kindesalter1
Röntgen Tag 1 (Dokumentation nach Reposition)
Tag 7–10 (Stellungskontrolle)
Tag 28 (gipsfrei, Konsolidierungskontrolle)
bei noch unzureichender Konsolidierung nach Bedarf, z. B. Tag 42
Freigabe zur spontanen Mobilisation
keine routinemäßige Physiotherapie
Sportbefreiung für ca. 2–4 Wochen nach Freigabe der Fraktur
abschließende Funktionskontrolle zum Zeitpunkt der Sportfreigabe
vollständige Frakturen von Radius und Ulna auf gleicher Höhe, mit schrägen Frakturflächen, konvergierenden Knochenachsen und Frakturen im proximalen Schaftdrittel
Kombination einer vollständigen Schaftfraktur mit einer Grünholzfraktur
Grünholzfrakturen beider Knochen mit unzureichender Reposition oder Retention
vollständige isolierte Radius- oder Ulnafrakturen mit erheblicher Fehlstellung und Problemen der Reposition oder Retention
Monteggiafrakturen, wenn konservativ die Radiusluxation nicht mit absoluter Sicherheit reponiert und retiniert werden kann.
Versorgung
Die Wahl des Operationsverfahrens ist abhängig von dem Allgemeinzustand der Patient*innen, der Knochenqualität, geschlossenen oder offenen Weichteilläsionen, Begleitverletzungen, der Motivation/Compliance der Betroffenen und der erwarteten funktionellen Belastung.2
in der Regel offene, exakte Reposition und Fixierung mit Bohrdrähten, Marknägeln, Plattenosteosynthesen oder Fixateur externe
Nachbehandlung
In der Regel keine zusätzliche Retention im Gipsverband notwendig, ggf. Schlinge oder Schiene zur Analgesie für wenige Tage1
möglichst frühzeitige Einbeziehung der Hand der verletzten Seite in die Verrichtungen des täglichen Lebens2
Es gibt keine Evidenz, ob Physiotherapie und/oder Ergotherapie zu besserem Ergebnis führt als instruiertes Selbsttraining.2
Bei Kindern sollte generell keine Physiotherapie erfolgen.1
Röntgen Tag 1 (Dokumentation des OP-Resultats), Tag 28 (Konsolidierung, Sportfreigabe), Tag 90 plus X (vor Metallentfernung)1
Bei Kindern wird die Materialentfernung nach radiologisch dokumentierter vollständiger Durchbauung und abgeschlossenem Remodelling (≥ 3 Monate) empfohlen.1
Frühere Metallentfernungen scheinen das Risiko von Refrakturen zu erhöhen.
Verlauf, Komplikationen und Prognose
Verlauf
Die Heilungsdauer einer konservativ behandelten Fraktur beträgt etwa 6 Wochen.
Bei operativer Reposition und Stabilisierung ist meist direkt postoperativ eine frühfunktionelle Beübung möglich.
Pseudarthrosebildung bei unzureichender Konsolidierung
Prognose
Die Prognose ist bei den meisten, insbesondere den stabilen Frakturen, günstig.2
Nach 8–10 Wochen konservativer Therapie ist in der Regel eine Rückkehr zum Sport möglich (2–4 Wochen nach radiologisch nachgewiesener knöcherner Konsolidierung).1
Je präziser die Reposition der Fraktur, desto besser das funktionelle Ergebnis2
Prä- und postoperatives Röntgen einer osteosynthetisch versorgten Unterarmfraktur
Quellen
Leitlinien
Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU). Distale Radiusfraktur. AWMF-Leitlinie Nr. 012-015. S2e, Stand 2021. www.awmf.org
Deutsche Gesellschaft für Kinderchirurgie (DGKCH). Unterarmschaftfrakturen im Kindesalter. AWMF-Leitlinie Nr. 006-062. S1, Stand 2016 (abgelaufen). www.awmf.org
Literatur
Deutsche Gesellschaft für Kinderchirurgie (DGKCH). Unterarmschaftfrakturen im Kindesalter. AWMF Leitlinie Nr. 006-062. S1. Stand 2016. www.awmf.org
Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU). Distale Radiusfraktur. AWMF Leitlinie Nr. 012-015. S2e. Stand 2021. www.awmf.org
Höfer J, Hoffmann F, Glaeske G, et al. Distale Unterarmfrakturen im Kindes- und Jugendalter: Häufigkeit und Versorgungsgeschehen in Deutschland. Gesundheitswesen 2019; 81(1): 1-9. www.thieme-connect.com
Autor*innen
Lino Witte, Dr. med., Arzt in Weiterbildung Allgemeinmedizin, Frankfurt a. M.
Die ursprüngliche Version dieses Artikels basiert auf einem entsprechenden Artikel im norwegischen hausärztlichen Online-Handbuch Norsk Elektronisk Legehåndbok (NEL, https://legehandboka.no/).
Unterarmfraktur; Fraktur des Unterarmes; Fraktur am proximalen Schaft; Fraktur am medialen Schaft; Fraktur am distalen Schaft; Fraktur des Ulnaschafts; Fraktur des Radiusschafts; Fraktur des proximalen Endes der Ulna; Fraktur des proximalen Ende des Radius; Parierfraktur; Elle; Speiche; Isolierte Ulnafraktur; Monteggia-Fraktur; Galeazzi-Fraktur; Distale Radiusfraktur; Grünholzfraktur
Unterarmfraktur
BBB MK 14.02.2022 umfassend revidiert, umgeschrieben und gekürzt; neue LL.
Revision at 13.03.2013 11:08:17:
Revidert i henhold til Medibas. MK 23.09.16 16:00
Definition:Fraktur von Ulna und/oder Radius. Häufigkeit:Sehr häufige Fraktur, sowohl bei Kindern als auch Erwachsenen. Symptome:Schmerzen, Schwellung und Funktionseinschränkung des Unterarms nach Trauma, meistens nach Sturz auf den Arm.