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Handgelenkfraktur

Was ist eine Handgelenkfraktur?

Der Unterarm besteht aus zwei Knochen: der Speiche (Radius) auf der Daumenseite und der Elle (Ulna) auf der Seite des kleinen Fingers. Diese beiden Knochen sind durch Bindegewebe fest miteinander verbunden (Syndesmose). Zusammen mit dem Oberarmknochen (Humerus) bilden diese Knochen das Ellbogengelenk, zusammen mit dem Handwurzelknochen das Handgelenk.

Ein Bruch im unteren Teil der Speiche, weniger als 3 cm vom Knochenende entfernt, wird in der Fachsprache distale Radiusfraktur genannt. Diese Art des Knochenbruchs kann dazu führen, dass sich die beiden Bruchenden auseinanderbewegen oder sich im Verhältnis zueinander verschieben. In Ausnahmefällen können durch den Bruch umliegende Nerven verletzt werden.

Ein Bruch des Handgelenks ist der am weitesten verbreitete Knochenbruch und kommt in allen Altersstufen vor. Frauen und besonders ältere Frauen sind öfter betroffen als Männer. Am häufigsten ist das äußerste Bruchende nach hinten verschoben („dorsal“ zum Handrücken) – diese Art der Fraktur wird auch als Colles-Fraktur bezeichnet.

Diagnostik

Die Patient*innen stützen sich in der Regel bei einem Sturz mit der Hand ab, häufig mit ausgestrecktem Arm und nach oben abgewinkeltem Handgelenk. Unmittelbar danach treten Schmerzen im Handgelenk auf.

Bei der Untersuchung sind Schwellungen, eventuell eine bläuliche Verfärbung, Schmerzen beim Bewegen in der Bruchspalte, eine Bajonettstellung des Handgelenks und eine rückwärtige Verschiebung des unteren Bruchendes feststellbar. Die lokalen Schmerzen werden durch Druck auf die Bruchspalte verschlimmert. Die Bewegung des Handgelenks schmerzt. Die Ärzt*innen untersuchen auch, ob eine Nervenverletzung vorliegt.

Röntgenbilder bestätigen die Diagnose. Es wird auf Fehlstellungen geachtet, wenn die Fraktur das Handgelenk selbst betrifft, wenn der Bruch in Richtung Handrücken „nach hinten gekippt“ ist, wenn die Speiche zusammengedrückt wurde oder wenn andere Knochenverletzungen vorliegen.

Therapie

Die Behandlung hat zum Ziel, die Schmerzen zu lindern und den Knochenbruch in der optimalen Position zu halten, sodass er ohne Fehlstellung heilen kann, die Funktion wiederhergestellt und die Gefahr späterer Beschwerden reduziert wird.

Ein Bruch oder Riss in einem Knochen, der ordnungsgemäß positioniert ist, braucht keine weitere Behandlung als einen Gips. Ein Knochenbruch mit moderater Fehlstellung, von dem das Handgelenk nicht betroffen ist und der nicht auf eine Quetschverletzung zurückzuführen ist, gilt als stabil und wird ebenfalls gegipst. Andere, schwerere Handgelenkfrakturen werden häufig operativ behandelt.

Bruch in zufriedenstellender Position

Diese Brüche werden mit einer Gipsschiene – meistens auf der Handrückenseite – versorgt und mit einer elastischen Binde bandagiert. Der Gips wird in der Regel nach 4–6 Wochen abgenommen. Abschließende Röntgenuntersuchung sind nicht unbedingt erforderlich, wenn der Bruch von Anfang an gut liegt und keine Schmerzen oder Komplikationen auftreten.

Stabile Frakturen

Der Bruch muss zuerst in eine ideale Position gebracht werden. Dies erfolgt unter örtlicher Betäubung direkt in den Bruchspalt oder in die Nähe eines schmerzleitenden Nervengeflechtes. So werden Schmerzen vermieden, wenn die Bruchstelle in Position gezogen und gedrückt wird.

Wenn sich der Bruch in einer guten Position befindet, wird er vom Ellbogen bis zu den Handknöcheln mit einer Gipsschiene versorgt. Der Arm wird in der neutralen Position immobilisiert; Finger und Ellbogen sollen sich dabei frei bewegen können und die Schwellung ausreichend Platz haben. Der Gips wird etwa 4–6 Wochen getragen.

Es können eine oder mehrere Röntgenuntersuchungen erforderlich sein, um sicherzustellen, dass der Bruch in der korrekten Position heilt. Diese können unmittelbar nach dem Richten des Bruchs und im weiteren Verlauf durchgeführt werden.

Es ist wichtig, dass die Finger während der Gipsbehandlung viel bewegt werden. Nachdem der Gips entfernt wurde, ist es wichtig, dass der Arm wieder trainiert wird. Das Arbeiten mit den Händen ist dabei die beste Form der Übung. Wenn sich die Hand wieder bewegen lässt, kann man die Belastung nach und nach erhöhen.

Instabile Frakturen

Ein operativer Eingriff ist erforderlich, wenn

  • die Ärzt*innen trotz örtlicher Betäubung den Bruch nicht zufriedenstellend richten können.
  • der Bruch sich nach dem Richten in eine nicht zufriedenstellende Position verschiebt (wird bei einer Röntgenuntersuchung entdeckt).
  • nach der Einrichtung Durchblutungsstörungen auftreten.
  • begleitende Gefäß- und/oder Nervenverletzungen vorliegen.
  • die Fraktur zu Veränderungen der Handgelenksfläche führt.
  • komplexe Begleitverletzungen des Handgelenkes und der Handwurzel vorhanden sind.
  • es sich um einen Splitterbruch mit mehreren Knochenstücken handelt, bei dem fast immer eine erhebliche Verkürzung der Speiche vorliegt.

Die Fraktur wird mithilfe von Stiften oder einer Platte und Schrauben fixiert. Falsch wieder zusammengewachsene Brüche können mit einem chirurgischen Eingriff korrigiert werden.

Achtung!

Bei Schmerzen und Schwellungen in den Fingern ist umgehend eine ärztliche Kontrolle erforderlich! Es kann sein, dass der Gips zu eng sitzt. Wenn ein zu enger Gips zu lange getragen wird, kann dies zu schwerwiegenden Schädigungen führen.

Bei einem engen Gips kann eine Handgelenkfraktur chronische Schmerzen in Arm und Hand verursachen, das sogenannte komplexe regionale Schmerzsyndrom (CRPS). Daher ist es wichtig, den Gips sofort kontrollieren zu lassen, wenn der Gips drückt und vermutet wird, dass er zu eng sitzt.

Mögliche Komplikationen

Zu den Komplikationen bei einer Handgelenkfraktur gehören Fehlstellungen, Nervenverletzungen (Mittelarmnerv und Ellennerv) sowie das Kompartmentsyndrom mit Verletzungen von Muskeln und Sehnen in Arm und Hand. Diese Komplikationen sind aber glücklicherweise selten. Mitunter sind Kraft und Beweglichkeit in Unterarm und Hand eingeschränkt. In den meisten Fällen klingen die Beschwerden ab und der Arm lässt sich wie zuvor bewegen. Fehlstellungen können zu Schmerzen, zu einer veränderten Belastung der Gelenkflächen im Handgelenk sowie zu Sehnenverletzungen führen.

Prognose

Die Prognose ist in der Regel gut, wenn der Bruch von Anfang an stabil ist bzw. gerichtet wird. Bei einer sogenannten posttraumatischen Arthrose besteht die Gefahr anhaltender und chronischer Beschwerden mit Bewegungseinschränkungen und Schmerzen.

Weitere Informationen

Illustrationen

Colles-Fraktur, Handgelenksbruch
Colles-Fraktur, Handgelenkbruch

Autor*innen

  • Markus Plank, MSc BSc, Medizin- und Wissenschaftsjournalist, Wien
Handgelenkbruch; Handgelenkfraktur; Unterarmbruch; Unterarmfraktur; Radiusfraktur; distale Radiusfraktur; Colles-Fraktur
Ein Bruch des Handgelenks ist der am weitesten verbreitete Knochenbruch und kommt in allen Altersstufen vor.
Handgelenkfraktur
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Ein Bruch des Handgelenks ist der am weitesten verbreitete Knochenbruch und kommt in allen Altersstufen vor.
Orthopädie/Unfallchirurgie
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