DiagnoseDiagnostik:Zusatzuntersuchungen von Urin, Blut und Stuhl.
BehandlungTherapie:Die Hauptbehandlung besteht in der Vermeidung von Sonnenlicht. Afamelanotid.
Allgemeine Informationen
Der Artikel basiert, sofern nicht anders gekennzeichnet, auf dieser Referenz.1
Definition
Porphyrien sind eine heterogene Gruppe metabolischer Erkrankungen, deren gemeinsames Merkmal darin besteht, dass eines der Enzyme der Hämsynthese eine veränderte Aktivität aufweist.12-4
Bei einer erythropoetischen Protoporphyrie (EPP) ist die Aktivität des achten8. und letzten Enzyms der Hämsynthese herabgesetzt.25
Eine X-chromosomale Protoporphyrie wird durch eine erhöhte Aktivität des ersten1. Enzyms der Hämsynthese verursacht und manifestiert sich klinisch gleich wie die EPP.
Eine Anhäufung von Metaboliten führt zu phototoxischen Hautmanifestationen.
Ein Leberversagen ist eine seltene, aber gefürchtete Komplikation.
Häufigkeit
Prävalenz ca.weltweit zwischen 1:18075.000 und 1:200.0002-3
Ätiologie und Pathogenese
Porphyrien,Die Enzymdefekte
DerEPP Erbgangwird ist prinzipiell autosomal rezessiv.
Beibei den meisten PatientenPatient*innen istautosomal allerdingsdominant diesevererbt eineund Mutationresultiert eineaus häufigMutationen auftretendeim GenvarianteFerrochelatase (FECH)-Gen auf Chromosom 18q21.3, die beieine ca.katalytische 10 % der weißen Bevölkerung vorkommt.
Die Mutationen führen zu einer verringerten AktivitätDefizienz des achtengleichnamigen und letzten8. Enzyms der Hämsynthese,m-Biosynthese zur Folge haben.4
Die klinische Ausprägung wird durch Anwesenheit des hypomorphen FECH-Allels IVS3-48C in trans modifiziert.2
Es wurden auch rezessive Vererbungen mit zwei mutierten FECH-Allelen berichtet.2
Bei 2 % der FerrochelatasePatient*innen mit voll ausgeprägtem Krankheitsbild wurden als Ursache Gain-of-Function-Mutationen im Gen der erythrozytenspezifischen Aminolävulinsäure-Synthetase 2 (ALAS2; Xp11.21) gefunden. Diese Form wird X-chromosomal-dominante Protoporphyrie genannt.2
Die verringerte Aktivität der FECH), dasdie Eisen in das Protoporphyrin einbaut, und es kommtführt zu einer AkkumulierungAkkumulation von Protoporphyrin in den Erythrozyten.
Protoporphyrin wird in den Erythrozyten vonin Globinder befreit undFolge an Plasmaproteine gebunden,möglicherweise durch geringe Mengen von Licht.
Wirdund in andere Organe im Körper, u. a.wie Haut und Leber, transportiert.
Es kommt zu einer Anlagerung an lipidhaltigenlipidhaltige Strukturen, die geschädigt werden, wenn Licht mit einer Wellenlänge von rund 400 nm nmoder mehr auf das Protoporphyrin trifft.
Die am meisten befgefürchteterchtetste Komplikation ist eine Leberschädigung,undbis einhin kleiner Anteil der Patienten mit EPP entwickelt ein fulminanteszum Leberversagen.
Prädisponierende Faktoren
Vererbung
ICPC-2
T99 Endo./metab./ernäh. Erkrank., andere
ICD-10
E80 Störungen des Porphyrin- und Bilirubinstoffwechsels
Nach starker Sonnenexposition kann es zu Wunden und Verkrustungen kommen.
Bei Erwachsenen treten häufig leichte,sind chronische Veränderungen in Form von Hautverdickungen und furchenartigen Narben speziell auf der Nase, um den Mund und auf den Fingerknöcheln aufmöglich.
Ergänzende Untersuchungen in der Hausarztpraxis
Bei Verdacht auf eine Porphyrie-Erkrankung istsollte Kontakt zu einem Speziallabor für Porphyrie-Erkrankungen aufgenommen werden oder eine Überweisung zur Hämatolog*in erfolgen.
Typischerweise wird häufig folgendes Probenmaterial lichtgeschützt (in Alufolie verpackt) an ein Speziallabor für Porphyrie-Erkrankungen einzusendeneingesandt:
20 ml Morgenurin
10 ml EDTA-Blut
10 ml Heparin-Blut
5 g Fäzes.
Das Labor führt anhand der angegebenen Daten die relevanten Analysen durch und legt eine zusammenfassende Auswertung/Schlussfolgerung vor.
Indikationen zur Überweisung
Die meisten PatientenPatient*innen werden vom Hautarzthausärztlich betreut.
Niedrige Schwelle für Überweisung an InternistenHepatolog*in bei Anzeichen einer Progression einer eventuellenevtl. Leberschädigung, da sich rasch ein fulminantes, lebensbedrohliches Leberversagen entwickeln kann.
Therapie
TherapiezielTherapieziele
Die Beschwerden des Patienten lindern.
DieLichtexposition Lichttoleranzvermeiden erhöhensowie vor sichtbarem Licht mit hohem UVA-Index und kritischer Wellenlänge (> 400 nm) schützen.
Schweren Komplikationen wie (Leberversagen) vorbeugen.
Empfehlungen für PatientenPatient*innen
Sonnenlicht meiden.
Geeignete Schutzkleidung (Kopfbedeckung, Kleidung mit langen Ärmeln etc.) tragen.
Akute Schmerzen nach Sonnenexposition können oft durch kalte Umschläge oder kalte Bäder gelindert werden.
Selbstbräunungscremes zeigen Wirkung, wenn sie DHA (Dihydroxyaceton) enthalten.
Sonnencremes, die entweder Titanoxid, Zinkoxid oder Eisenoxid enthalten, können helfenlindern.
Vorsicht bei der Einnahme von Alkohol und anderen potenziell leberschädigenden Substanzen! oder Medikamenten.
Medikamentöse TherapieTherapieoptionen
Afamelanotid zur Stimulation von Eumelanin (Orphan Drug = Arzneimittel zur Prävention, Diagnose und Behandlung von seltenen Erkrankungen)46
Fördert die Bildung von Melanin und verstärkt so die Hautpigmentierung ohne UV-Exposition.
Wird in Form eines subkutanen Implantats verabreicht und wirkt etwa 2 Monate lang.
Die früher empfohlene Therapie mit Beta-CarotenCarotin hat sich als nicht wirksam erwiesen.57-8
Möglicherweise könnte eine Reduktion der Erythropoese mittels Transfusion oder durch gallebindende Agentien wie Cholestyramin einen positiven Effekt haben.8
Sonstige Behandlung
Nur ein Teil des Lichtspektrums (violette/blauviolette Farbe und Wellenlänge von rund 400 nm) verursacht Symptome.
Diese können durch eine Spezialfolie, die an Fenstern, Windschutzscheiben, Gesichtsvisieren etc. angebracht werden, herausgefiltert werden.
Eine Schmalspektrum-UVB-Behandlung kann bei manchen PatientenPatient*innen wirkungsvoll sein.
Als Ultima Ratio kann die Knochenmarktransplantation erwogen werden.62
Einen evtl. Vitamin-D-Mangel durch Vermeidung der UV-Licht-Exposition erkennen und behandeln.
Alle Betroffenen sollten unmittelbar nach der Diagnose geimpft werden, um einer zusätzlichen Belastung der Leber vorzubeugen und dadurch das Gesamtrisiko eines schweren Leberversagens zu reduzieren.
Kinder sollten geimpft werden, bevor sie in den Kindergarten oder in die Schule kommen.
Verlauf, Komplikationen und Prognose
Verlauf
Die individuelle Sonnenlichttoleranz der Patient*innen kann von Patient zu Patient sehr unterschiedlich seinvariieren.
Komplikationen
Leichte mikrozytäre Anämie
Anzeichen einer im Steady State verminderten Erythropoese
Manche PatientenPatient*innen werden bei Eisengabe noch lichtempfindlicher, sodass dies generell nicht empfohlen wird.
Ein Leberversagen ist eine gefürchtete, aber seltene Komplikation.
Dies muss mit einer Lebertransplantation behandelt werden.
Prognose
Lebenslange Erkrankung.
Gut, wenn kein Leberversagen eintritt.
Photosensitivität kann signifikante Auswirkungen auf die Lebensqualität der Patient*innen haben.
Verlaufskontrolle
Jährliche Kontrollen (GOT, GPT, GGT, INR, Blutbild, Transferrin-Rezeptor und Ferritin bei Verdacht auf Eisenmangel, Vitamin D [25-OH-Vit D]).
Bei steigenden Mengen an Protoporphyrin in den Erythrozyten oder bei biochemischen Anzeichen einer Leberschädigung werden häufigere Kontrollen empfohlen (alle 4 bis 8 Monate).
Bei der Kontrolle einer bekannten EPP ist folgendes Probenmaterial lichtgeschützt (in Alufolie verpackt) an ein Speziallabor für Porphyrie-Erkrankungen einzusenden:
20 ml Morgenurin
3 ml EDTA-Blut
5 ml Heparin-Blut
5 g Stuhl.
Leberfunktion
ALAT
GGT
INR
Hämatologie
Hb
Transferrin-Rezeptor und Ferritin bei Verdacht auf Eisenmangel
Vitamin D (25-OH-Vit D)
Patienteninformationen
Worüber sollten Sie die PatientenPatient*innen informieren?
Maßnahmen zum Schutz vor Sonnenlicht
Vorsicht bei Alkohol und anderen leberbelastenden Faktoren
DerÄrztliche Patient sollte sich rasch an den Arzt wendenVorstellung bei deutlich erhöhter Lichtempfindlichkeit im Vergleich zu sonst, bei unerklärlichen Magenschmerzen, Ikterus oder ungewöhnlicher Müdigkeit.
Wahlin S, Floderus Y, Stal P, Harper P. Erythropoietic protoporphyria in Sweden: demographic, clinical, biochemical and genetic characteristics. J Intern Med 2011; 269: 278-88. PubMed
Gutiérrez PP, Wiederholt T, Bolsen K, Gardlo K, Schnabel C, Steinau G, Lammert F, Bartz C, Kunitz O, Frank J. Diagnostik und Therapie der Porphyrien: Eine interdisziplinäre Herausforderung. Dtsch Arztebl ; 101: A1250-1255. www.aerzteblatt.de
Wahlin S, Floderus Y, Stal P, Harper P. Erythropoietic protoporphyria in Sweden: demographic, clinical, biochemical and genetic characteristics. J Intern Med 2011; 269: 278-88. PubMed
European Medicines Agency. Zusammenfassung des Europäischen Öffentlichen Beurteilungsberichts (EPAR) für Scenesse (Afamelanotid). London, EMA 2014 www.ema.europa.eu
EPP-Deutschland. Therapie bei EPP. Metastudie zur Nicht-Wirksamkeit von Beta-Caroten. 2009 www.epp-deutschland.de
OrphanetHeerfordt IM, Lerche CM, Philipsen PA, Wulf HC. ErythropoieticExperimental and approved treatments for skin photosensitivity in individuals with erythropoietic protoporphyria or X-linked protoporphyria: A systematic review. Paris,Biomed OrphanetPharmacother. 20132023 Feb;158:114132. doi: 10.1016/j.biopha.2022.114132. Epub 2022 Dec 14. PMID: 36525819. sciencedirect.com. www.orphasciencedirect.netcom
AutorenAutor*innen
GünterMoritz OllenschlägerPaar, Prof. Dr. Dr. med., ProfessorFacharzt für Innere MedizinAllgemeinmedizin, Uniklinikum Köln (Deximed)Münster
MetteDie Cursprüngliche TollVersion dieses Artikels basiert auf einem entsprechenden Artikel im norwegischen hausärztlichen Online-Handbuch Norsk Elektronisk Legehånesndbok (NEL, PhD, lege, Laboratorium for klinisk biokjemi, Haukeland universitetssykehus, Bergen
Aasne K Aarsand, overlege, Laboratorium for klinisk biokjemi, Haukeland universitetssykehus, Bergen
Irene L Duinker, Kunnskapskoordinator, Nasjonalt kompetansesenter for porfyrisykdommer, Haukeland universitetssykehus, Bergen
Sverre Sandberg, overlege ved Nasjonalt kompetansesenter for porfyrisykdommer, Laboratorium for klinisk biokjemi, Haukeland Universitetssykehus og professor i allmennmedisin, Seksjon for allmennmedisin, Universitetet i Bergenhttps://legehandboka.no/).
Definition:Bei einer erythropoetischen Protoporphyrie (EPP) ist die Aktivität des achten8. und letzten Enzyms der Hämsynthese herabgesetzt. Häufigkeit:Prävalenz ca1:75.000 bis 1:180200.000.