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Hypoglykämie, Akutbehandlung

 Hypoglykämie bei Typ-1- und Typ-2-Diabetes

  • Siehe auch die Artikel Typ-1- und Typ-2-Diabetes
      .
    • Jede Hypoglykämie ist potenziell gefährlich für den Menschen mit Diabetes und sein Umfeld (z. B. beim Autofahren, Bedienen von Maschinen).
    • Ursachen
      • Einnahme von Antidiabetika, die die Insulinsekretion stimulieren (Sulfonylharnstoffe, Glinide, selten inkretinbasierte Therapien).
        • Die langwirkenden Sulfonylharnstoffe (u. a. Glibenclamid, Glimepirid) können zu schweren und lang anhaltenden (bis zu 72 Stunden rezidivierend) Hypoglykämien führen, die selten auch letal verlaufen können. Hierbei sind insbesondere Menschen mit eingeschränkter glomerulärer Filtrationsrate (eGRF < 60 ml/min) gefährdet.
      • Insulintherapie
      • höheres Alter (> 75 Jahre)
      • Alkohol in Kombination mit Antidiabetika
      • Niereninsuffizienz
      • Lebersynthesestörungen
      • stärkere Muskelarbeit (z. B. Sport ohne Anpassung der Diabetestherapie)
      • Medikamentenverwechslung oder inadäquate Dosierung
      • Medikamente, die eine Hypoglykämie verstärken oder weniger bemerkbar machen (Betablocker, Psychopharmaka).
      • ausgelassene oder verspätete Mahlzeiten
      • mangelndes Therapieverständnis
      • fehlende Schulung des Patienten
    • Symptome und Beschwerdebilder
      • Die anfänglichen Symptome (Unterzuckerung) sind Unruhe, Schweiß, erhöhter Puls, Herzklopfen, Stimmungsschwankungen und Durst.
      • Hypoglykämien werden insbesondere bei älteren Menschen häufig nicht erkannt oder fehlinterpretiert bzw. vom Betroffenen nicht erkannt (oftmals veränderte Hypoglykämiewahrnehmung infolge rezidivierender Hypoglykämien).
      • Die Einteilung der Hypoglykämie in milde und schwere Form richtet sich nicht nach dem Laborwert des Blutzuckerspiegels, sondern nach der Fähigkeit zur Selbsttherapie.1

    Behandlung

    • Die orale Zufuhr von Glukose (20 g) ist die Therapie der Wahl bei Hypoglykämie ohne Bewusstseinstrübung. Bei persistierender Hypoglykämie ist die Behandlung zu wiederholen.
    • Selbstbehandlung1-2
      • Normalerweise bemerken die Patienten die Symptome selbst und korrigieren den Blutzuckerspiegel durch die Zuführung leicht resorbierbarer Kohlenhydrate, z. B. Traubenzucker in flüssiger Form oder Puderzucker.
      • Traubenzucker in Tablettenform ist meist schwierig zu verabreichen und löst sich relativ schlecht auf. Günstiger sind handelsübliche Glukose-Gels (z. B. Glukose-Gel 10 x 1 Beutel) – z. T. in verschiedenen Geschmacksrichtungen sowie neuerdings auch Glukose in Sprayform: Glukose 10 g in 10 ml.
      • Glukose in flüssiger Form (traubenzuckerhaltiges Wasser oder Fruchtsäfte, Cola) ist wegen der raschen Resorption wirksam, birgt aber das Risiko der Aspiration bei Bewusstseinsstörung.
    • Glukagon?1
      • Ist eine perorale Behandlung nicht möglich, können bei Typ-1-Diabetikern die Angehörigen Glukagon in Dosierungen von 1 mg Glukagon i. m. oder s. c. (cave: Erbrechen und Aspirationsgefahr!) verabreichen.1
      • Der Patient sollte sich in der stabilen Seitenlage befinden.
      • Laut NVL dürfen sulfonylharnstoffinduzierte Hypoglykämien nicht mit Glukagon therapiert werden, da Glukagon bei noch funktionierenden Beta-Zellen zur Freisetzung von Insulin mit der Gefahr der Verstärkung der Unterzuckerungen führt.2
    • Glukose-Infusion
      • Ärztliches Personal kann konzentrierte Glukose (50 ml 40%ige Glukose) im Bolus i. v verabreichen.1
      • Achtung: Bei einer extravasalen Infusion besteht das Risiko einer Gewebsnekrose!
      • Wacht der Patient nicht sofort auf, sollte er in ein Krankenhaus eingewiesen werden.
    • Besondere Schwierigkeiten2
      • Ein niedriger Blutzuckerspiegel aufgrund von Sulfonylharnstoff-Derivaten hält häufig lange an und kann die Gabe von großen Dosen Glukose über mehrere Tage hinweg erforderlich machen; deswegen sollte eine Klinikeinweisung erfolgen.
      • Laut NVL kann bei Acarbose-Therapie oral nur Traubenzucker (kein Rohrzucker oder andere Di- oder Polysaccharide) eingesetzt werden.2

    Prävention

    • Auf eine korrekte Dosierung von Insulin oder Sulfonylharnstoffen sowie auf richtige Ernährung achten, und die Dosis bei körperlicher Aktivität anpassen.
    • Personen mit Diabetes sollten immer Glukose-Gel oder Glukose-Tabletten dabei haben.

    Video

    Quellen

    Leitlinien

    • Deutsche Diabetes Gesellschaft. Therapie des Diabetes mellitus Typ 1. AWMF-Leitlinie Nr. 057-013. S3, Stand 2018. www.awmf.org
    • Bundesärztekammer, Kassenärztliche Bundesvereinigung, Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften. Nationale VersorgungsLeitlinie Therapie des Typ-2-Diabetes, November 2014. www.deutsche-diabetes-gesellschaft.de

    Literatur

    1. Deutsche Diabetes Gesellschaft. Therapie des Diabetes mellitus Typ 1. AWMF-Leitlinie Nr. 057-013. S3, Stand 2018. www.awmf.org
    2. Bundesärztekammer, Kassenärztliche Bundesvereinigung, Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften. Nationale VersorgungsLeitlinie Therapie des Typ-2-Diabetes, November 2014. www.deutsche-diabetes-gesellschaft.de

    Autoren

    • Heidrun Bahle, Dr. med., Fachärztin für Allgemeinmedizin, München
    • Günter Ollenschläger, Prof. Dr. Dr. med., Professor für Innere Medizin, Uniklinikum Köln
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Diabetes mellits; Glukosezufuhr; Unterzuckerung; Unterzuckert; Diabetes-Koma; Diabeteskoma; Insulinschock
Hypoglykämie, Akutbehandlung
TrainAMed-Video eingefügt 25.6.19 UB
Revision at 18.11.2015 16:38:22: German Version CCC MK 17.08.2018, überprüft und bearbeitet.
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Siehe auch die Artikel Typ-1- und Typ-2-Diabetes. Jede Hypoglykämie ist potenziell gefährlich für den Menschen mit Diabetes und sein Umfeld (z. B. beim Autofahren, Bedienen von Maschinen). Ursachen Einnahme von Antidiabetika, die die Insulinsekretion stimulieren (Sulfonylharnstoffe, Glinide, selten inkretinbasierte Therapien). Die langwirkenden Sulfonylharnstoffe (u. a. Glibenclamid, Glimepirid) können zu schweren und lang anhaltenden (bis zu 72 Stunden rezidivierend) Hypoglykämien führen, die selten auch letal verlaufen können. Hierbei sind insbesondere Menschen mit eingeschränkter glomerulärer Filtrationsrate (eGRF < 60 ml/min) gefährdet. Insulintherapie höheres Alter (> 75 Jahre) Alkohol in Kombination mit Antidiabetika Niereninsuffizienz Lebersynthesestörungen stärkere Muskelarbeit (z. B. Sport ohne Anpassung der Diabetestherapie) Medikamentenverwechslung oder inadäquate Dosierung Medikamente, die eine Hypoglykämie verstärken oder weniger bemerkbar machen (Betablocker, Psychopharmaka). ausgelassene oder verspätete Mahlzeiten mangelndes Therapieverständnis fehlende Schulung des Patienten
Erste Hilfe/Notfallmedizin
Hypoglykämie, Akutbehandlung
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