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Rhesus-Isoimmunisierung

Zusammenfassung

  • Definition:Risiko bei schwangeren RhRhesus-negativen Frauen, die einen RhRhesus-positiven Fetus austragen. Frühere Geburten oder Fehlgeburten prädisponieren.
  • Häufigkeit:In Deutschland sind 1514 % Rhaller Schwangeren Rhesus-negativ. Bei etwa 10 % aller Schwangerschaften besteht die Konstellation RhRhesus-negative Schwangere und RhRhesus-positiver Fetus. Eine Immunisierung geschieht bei ca.bis zu 1,5 % bei Geburten; die Zahl liegt höher bei Fehlgeburten oder Schwangerschaftsabbrüchen. Eine Immunisierungsreaktion ist bei ca. 1 von 1.000 Lebendgeburten zu beobachten. 50 % dieser Kinder entwickeln Anämie.
  • Symptome:Keine sicheren intrauterinen Symptome. Nach der Entbindung kann das Kind Anämie und unteru. UmständenU. auch Ikterus (aufgrund von Hämolyse) entwickeln.
  • Befunde:Mithilfe von Ultraschall lässt sich die Erkrankung intrauterin durch den Nachweis von Hydrops fetalis feststellen, evtl. auch durch einen verstärkten Blutfluss in der fetalen Arteria cerebri media.
  • DiagnoseDiagnostik: Festellung des Rhesus-Faktors von Mutter und Kind, Antikörper im Blut der Mutter sowie eine nach sonografisch gesteuerter Chordozentese (Nabelschnurpunktion) nachgewiesene Anämie des Fetus werden zum Nachweis der Erkrankung angewendet. Andere Test sind positiver Coombs-Test, erhöhtes Bilirubin und eine normozytäre Anämie mit erhöhten Retikulozyten-Werten beim KindSuchtest.
  • BehandlungTherapie:Anti-D-Immunglobulin wird Rhesus-negativen Frauen während der Schwangerschaft sowie nach der Geburt bzw. nach Fehlgeburt und Schwangerschaftsabbruch verabreicht, um die Entwicklung einer Immunisierung zu verhindern. Eine Anämie des Fetus kann mit intrauteriner Transfusion behandelt werden.

Allgemeine Informationen

Definition

  • EinEine immunologischerimmunologische ZustandErkrankung, derdie bei Rhesus-negativen Schwangeren (Rh–) mit einem Rhesus-positiven Fetus (Rh+) eintreten kann.
  • Das Immunsystem der Mutter bildet Antikörper gegen das Rh-Antigen des Fetus. Die Antikörper durchquerenpassieren bei einer folgenden Schwangerschaft die Plazenta und, zerstören die fetalen Erythrozyten und rufen damit eine fetale Anämie hervor.1
  • In schweren Fällen kann der Fetus Aszites, subkutante Ödeme sowie pleurale und perikardiale Effusionen (Hydrops fetalis) entwickeln und intrauterin absterben. Außerdem kann unkonjugiertes Bilirubin in die Basalganglien eindringen und bleibende neurologische Schäden verursachen.
  • Hydrops fetalis wurde schon 1609 zum ersten Mal beschrieben2, aber erst im Jahr 1940 entdeckten Landsteiner und Wiener das D-Antigen im Rh-System.3
    • Das Rhesus-System besteht aus ca. 50 Antigenen, das D-Antigen gehört zu den Hauptantigenen. Rh-Faktor und D-Antigen (RhD) sind synonyme Begriffe. Rh+ und Rh– werden nur gebraucht, um anzugeben, ob RhD vorkommt oder nicht.

Häufigkeit

  • MenschenIn mitDeutschland weißersind Abstammungetwa haben das größte Risiko für RhD– (ca. 1614 %) der Schwangeren Rhesus-negativ, davon tragen ca. 60 % einen Fetus mit der Blutgruppe RhD+ aus.2-3
  • Risiko für eine Immunisierung nach der Geburt
    • Eine RhD-Immunisierung in Verbindung mit Schwangerschaft und Geburt tritt bei ca. 20,3–1,5 % auf.4
    • 10Ca. 30 % davon sind schwere Fälle, bei denen u. U. auch eine intrauterine Transfusion des Fetus notwendig wird.4
      • Bei den meisten dieser Fälle ist die Ursache vermutlich eine Immunisierung in der zweiten Hälfte der ansonsten unkomplizierten Schwangerschaft. 
      • In anderen Fällen kann eine fehlende RhD-Prophylaxe bei unterschiedlichen Komplikationen oder VorgehenEingriffen der Auslöser sein.
      • Eine AB0-Inkompatibilität stellt einen gewissen Schutz dar, weil die Erythrozyten des Fetus, die in das Blut der Mutter gelangen, augenblicklich zerstört werden und die Rhesus-Immunisierung nicht eintreten kann.
  • Risiko für Immunisierung nach anderenEingriffen oder Ereignissen
    • Liegt bei 3,5 % nach Fehlgeburten und bei 5,5 % nach Schwangerschaftsabbrüchen.
    • Bei einer Amniozentese liegt das Risiko für eine Immunisierung bei <  1 %.
    • Bei einer ektopischen Schwangerschaft liegt das Risiko bei <  1 %.
  • Die universelle Einführung des Rhesus-Screenings von Schwangeren und die Entwicklung der Anti-D-Prophylaxe hat die Inzidenz einer schwerwiegenden Isoimmunisierung und der daraus resultierenden gesundheitlichen Schäden drastisch gesenkt.3-4
    • In Regionen mit unzureichender medizinischer Versorgung ist von deutlich höheren Zahlen auszugehen.3,5

Ätiologie und Pathogenese

  • Verschiedene Arten der Immunisierung in der Schwangerschaft:
    • gegen Erytrozyten (Blutgruppenimmunisierung)
    • gegen Thrombozyten
    • gegen neutrophile Granulozyten.
  • Blutgruppenimmunisierung
    • Die häufigste Blutgruppenimmunisierung (> 90 %)Besteht bei Schwangeren ist gegen das Antigen RhD, meistens im Anschluss an die Entbindung.
    • Es ist jetzt möglich, den meisten dieser RhD-Immunisierungen vorzubeugen und auch eine fetale Anämie mit nichtinvasiven Techniken vorherzusagen sowie anämische Feten mit ultraschallgeführten intrauterinen Transfusionen zu behandeln.4
    • Gegen andere Blutgruppenimmunisierungen gibt es keine Prophylaxe.
  • Immunisierung gegen Thrombozyten
    • Die Immunisierung der Mutter gegen Thrombozyten-Antigene kann bei dem Kind zu einer Thrombozytopenie führen (fetale und neonatale Alloimmun-Thrombozytopenie FNAIT) mit den am meisten gefürchteten Folgen wie Tod oder Hirnblutungen mit bleibenden neurologischen Schäden.
    • Die Immunisierung gegen Thrombozyten ist seltener als die Immunisierung gegen Erytrozyten, u. a. weil hier weniger Frauen immunisiert werden können (bei ca. 2 % fehlt das klinisch wichtigste Thrombozyten-Antigen HPA-1a, dagegen fehlt bei 15 % das RhD-Antigen). Die Folgen können jedoch in beiden Fällen sehr schwer sein.
    • Derzeit läuft in Skandinavien und in Deutschland eine EU-Studie (FP7 – PROFNAIT) mit dem Ziel, eine Prophylaxe oder Behandlung von HPA-1a-negativen Frauen zu entwickeln und auf die gleiche Weise zu testen, wie man Anti-D bei Rhesus-negativen FrauenFrau einsetzt.eine DieSchwangerschaft Ergebnissemit diesereinem StudieRhesus-positiven Fetus werden fürim das Jahr 2018 erwartet.
    • Es ist bisher noch nicht geklärt, ob ein besonderes Programm für Screening, Diagnostik und Behandlung erstellt werden wird.
  • Immunisierung gegen neutrophile Granulozyten
    • Eine ImmunisierungKörper der MutterSchwangeren gegen Antigene der Granulozyten des Kindes kann bei dem Neugeborenen eine Neutropenie hervorrufen und damit schwere Infektionen (neonatale Alloimmunneutropenie).
    • Die Erkrankung ist zeitlich selbstlimitierend, dauert aber an, solange die Konzentration der jeweiligen Antikörper ausreichend hoch ist.
    • Über die Immunisierung gegen Granulozyten wurde bisher deutlich weniger geforscht als über die Immunisierung gegen Erytrozyten und Thrombozyten. Vorläufig liegt weder in Deutschland noch in einem anderen Land ein Programm für Diagnostik oder Überwachung von Granulozyten-Immunisierungen vor.

Pathophysiologie

  • Eine Frau kann gegen Blutgruppen-Antigene immunisiert werden, die sie selbst nicht hat und die der Fetus von seinem Vater geerbt hat.
  • Die Immunisierung kann eine Hämolyse der Erythrozyten des Kindes bewirken (hämolytische Erkrankung des Feten bzw. des Neugeborenen).
  • Hämolyse
    • IgG-Antikörper (Anti-D), diegegen vondas derRhesus-Antigen Muttergebildet.3
    • Bei alseiner Reaktionspäteren auf die Exposition produziert werden,Schwangerschaft können diese Antikörper die Plazenta durchqueren, sich an den fetalen Erythrozyten festsetzenpassieren und bei einem Rhesus-positiven Fetus eine fetale intrauterine Hämolyse hervorrufenunterschiedlichen Ausmaßes auslösen.
    • 6
      • Bei einer schwach ausgeprägten Hämolyse kann der Fetus die Erythropoese erhöhen und damit kompensieren. Eine stark ausgeprägte Hämolyse kann eine relevante Anämie verursachen, die zu Hydrops fetalis mit generellen Ödemen, Herzinsuffizienz und intrauterinem Tod des Fetus führen kann.
      • Solange der Fetus sich im Uterus befindet, entwickelt er keine Hyperbilirubinämie. Post partum kann dies allerdings zu einem Problem werden.
    • Exposition
      • Es wurde nachgewiesen, dass mindestens 0,01 ml fetale Zellen zur mütterlichen Zirkulation übergehen mit im Verlauf der Schwangerschaft steigender Anzahl (3 %, 12 % und 46 % in den jeweiligen Trimestern). In der Regel reicht dieses Volumen aus, um das Immunsystem der Mutter zu stimulieren.
      • Bei einer Rh-negativen Frau sind zwei Expositionen erforderlich, um sie für das D-Antigen zu sensibilisieren. Die Exposition kann bei zufälligen Blutungen in der Schwangerschaft stattfinden und im besonderen Maße bei der Geburt.
    • Bilirubin
      • Vor der Geburt durchquert das Bilirubin, dasDas bei der Hämolyse freigesetztfreiwerdende wird,unkonjugierte die Plazenta undBilirubin wird vonwährend der MutterSchwangerschaft durch mütterliche Enzyme konjugiert und ausgeschieden, daher tritt eine Hyperbilirubinämie erst nach der Geburt auf.3
      • BeimBei Neugeborenenausgeprägter akkumuliertHyperbilirubinämie sichkommt dases unkonjugiertezu Bilirubin,einem weilsog. dieKernikterus Lebermit nichtschweren über eine ausreichende Konjugationskapazität verfügt.
      • Unkonjugiertes Bilirubin kann in die Basalganglien eindringen und bleibende neurologische SchHirnschäden verursachen.3
    • Eine Isoimmunisierung findet erst statt, wenn es zum Kontakt zwischen mütterlichem und fetalen Blut kommt. Dies kann bei der Entbindung, aber auch bei ektopen Schwangerschaften oder Aborten der Fall sein.3
    • Neben der Immunisierung gegen das erythrozyten-gebundenen Rhesus-Antigen kann es ebenfalls zu Immunisierung gegen andere fetale Blutzellen (Thrombozyten, Leukozyten) kommen, was allerdings in der hausärztlichen Praxis wenig Relevanz hat.

    Prädisponierende Faktoren

    • Geburt eines RhD-positiven Kindes vonbei einer RhDRhesus-negativen FrauMutter
    • Folgende Ereignisse bei einer RhRhesus-negativen Frau:4
    • Selten kann auch eine vorangegangene Rhesus-inkompatible Bluttransfusion zur Ausbildung von Anti-D-Antikörpern führen.3

    ICPC-2

    • A94 Perinatale Erkrankung, andere
    • W84 Hochrisikoschwangerschaft

    ICD-10

    • O36.0 Betreuung der Mutter wegen Rhesus-Isoimmunisierung

    Diagnostik

    Diagnostische Kriterien

    • Blutgruppenmerkmale inkl. Rhesus-Faktor von Mutter und Kind
    • Nachgewiesene Antikörper im Blut der Mutter (Antikörpertiter)
    • Verdacht auf Anämie mithilfe von Messungen des Blutflusses in den zerebralen Gefäßen des Fetus mit Doppler-Ultraschall oder durch ultraschallgeführte Blutproben aus der Nabelschnur

    Differenzialdiagnosen

    • Die Hämolyse des Kindes kann auch durch eine AB0-Isoimmunisierung hervorgerufen sein, evtl. durch eine Immunisierung gegen Thrombozyten oder gegen neutrophile Granulozyten.

    Anamnese

    • SchwangerschaftBisheriger einerSchwangerschaftsverlauf Rh-negativeninkl. FrauWahrnehmung gynäkologischer Vorsorgeuntersuchungen
    • RhesusGab Faktores desBluttransfusionen Kindsvatersin der Vergangenheit?
    • Gab es bereits Fehlgeburten oder Schwangerschaftsabbrüche?
    • Gab es Komplikationen bei vorangegangenen Schwangerschaften?

    Ergänzende Untersuchungen

    Vorgehen laut Mutterschaftsrichtlinien52

     Untersuchung des Rh-Merkmals D
    • ErfolgtFeststellung mitder mindestens zweimütterlichen verschiedenenBlutgruppe Testreagenzien; Anwendunginkl. zweier monoklonaler Antikörper (IgMRhesus-Typ) empfohlen, die die Kategorie DVI nicht erfassen.
    • Faktor
      • Bei negativemeiner Ergebnis beider Testansätze gilt die Schwangere als Rh negativ (D negativ).
      • Bei übereinstimmend positivem Ergebnis der beiden Testansätze ist die Schwangere Rh positiv.
      • Bei Diskrepanzen oder schwach Rhesus-positiven ErgebnissenSchwangeren dersind Testansätze:keine Klärungweiteren zUntersuchungen notwendig. B. im indirekten Antiglobulintest mit geeigneten Testreagenzien
        • Fällt dieser Test positiv aus, so ist die Schwangere Rh positiv (D-weak positiv).
        3
    • DieEs stehen inzwischen auch Methoden zur nichtinvasiven pränatalen Bestimmung derdes Blutgruppefetalen Rhesus-Faktors mit guter Spezifität und desSensitivität Rhzur Verfügung.6
      • Diese sollten laut Mutterschaftsrichtlinien jeder Rhesus-Faktorsnegativen entfälltSchwangeren beiangeboten vorliegenden entsprechenden Untersuchungsergebnissenwerden.
    Antikörper-Suchtest (AK)
    • Durchführung von insgesamt zwei Antikörpersuchtests in der Schwangerschaft: bei FestellungFeststellung der Schwangerschaft und in der 24.–27. Schwangerschaftswoche (SSW)
    • Durchführung: indirekter Antiglobulintest gegen zwei Test-Blutmuster mit den Antigenen D, C, c, E, e, Kell, Fy und S
    • Bei Nachweis von Antikörpern
      • Spezifität und Titerhöhe möglichst aus derselben Blutprobe bestimmen.
      • Ggf. Blut des Kindesvaters einbeziehen und weitere Blutgruppen-Antigene der Mutter bestimmen.
      • Tragen Sie alle Antikörper – auch nicht zum Morbus haemolyticus neonatorum führende Antikörper wie z. B. IgM und/oder Kälte-Antikörper – in den Mutterpass ein.
        • Dies ist ggf. bedeutsam im Falle einer Bluttransfusion für die Schwangere.
      • zweiter Antikörper-Suchtest bei allen Schwangeren (Rh-positiven
        und Rh-negativen) in der 24.–27. Schwangerschaftswoche
            • Bei Rh-negativen Schwangeren sind keineWenn Anti-D-Antikörper  nachweisbar. sind:
              • Injektion von einer Standarddosis (um 300 µg) Anti-D-Immunglobulin in der 28.–30. SSW
              • Ziel: Möglichst eine Sensibilisierung der Schwangeren bis zur Geburt vermeiden.
              • Datum der präpartalen Anti-D-Prophylaxe im Mutterpass vermerken.
    • Bei allen Schwangeren mit klinisch signifikanten Antikörpern sind eine genaue Diagnostik und einengmaschige regelmäßigesÜberwachung Follow-updes unbedingt erforderlich, um Feten mit einem Risiko für die Entwicklung von Anämie zu identifizieren. Schwangerschaftsverlaufs
    • Dies umfasst eine Untersuchung des Rh-Status des Fetus mithilfe einer Blutprobe der Mutter und wiederholte Ultraschalluntersuchungen mit Dopplermessungen.
      • Auf diese Weise können Sie die Entwicklung der Fetus-Anämie beobachten und den günstigsten Zeitpunkt für ultraschallgeführte Probenahmen und einer evtl. Transfusion ermitteln.

    Andere Untersuchungen

    • Bei einem Nachweis von Antikörpern muss eine Überwachung des Feten mit Soppler-Sonografie angesetzt werden. Auf der Grundlage solcher Untersuchungen lässt sich dann entscheiden, inwieweit der Fetus eine Bluttransfusion benötigt.
    • RhD-Genotypisierung von fetaler DNA im maternalen Plasma
      • Die Rhesus-Typisierung des Fetus auf der Basis einer Blutprobe der Rhesus-negativen Schwangeren ist ein nichtinvasiver pränataler Test zur Feststellung, inwieweit die Mutter eine Anti-D-Prophylaxe benötigt.
      • Noch keine Routinediagnostik. Weitere Informationen finden Sie unter „Vorbeugende Behandlung“.

    Therapie

    TherapiezielTherapieziele

    • Immunisierung und Entwicklung von Antikörpern verhindern.
    • Schädliche Wirkungen von möglichen Antikörpern reduzieren.

    Allgemeines zur Therapie

    • Prophylaxe und pränatale Überwachung/Behandlung
      • sorgfältiges Monitoring der Schwangeren und des Fetus in der gesamten Schwangerschaft: Blutproben von der Mutter und wiederholte Ultraschalluntersuchungen mit Dopplermessungen
      • Monitoring der fetalen Arteria cerebri media mit Doppler-Ultraschall. Die Höchstgeschwindigkeit in der Arteria cerebri media ermöglicht einigermaßen sichere Schätzungen des Anämiegrades des Fetus.4
    • Postnatale Krankenhausbehandlung
      • Umfasst die Behandlungsmöglichkeiten: Lichtbehandlung, Immunmodulation mit hochdosiertem intravenösem Gammaglobulin und Austauschtransfusion.

    Weitere Therapien

    • Intrauterine Bluttransfusion
      • Kann in der zweiten Hälfte der Schwangerschaft indiziert sein.
    • Sectio?
      • Bei einer schweren Immunisierung wird in der Regel per Kaiserschnitt vor dem Geburtstermin entbunden. Das Kind wird sofort von einem pädiatrischen Team versorgt, das eine Transfusion ausführt.
      • Die Behandlung kann u. a. aus einem Blutaustausch und einer Lichtbehandlung bestehen.

    Prävention

    Prophylaktisches Anti-D-Immunoglobulin

    • Empfehlung laut Mutterschaftsrichtlinien52
      • Die Antikörperuntersuchung wird bei der ersten Schwangerschaftskontrolle und in der 24.–27. Schwangerschaftswoche durchgeführt. 
      • Sind bei Rh-negativen Schwangeren keine Anti-D-Antikörper nachweisbar:
        • Injektion von einer Standarddosis (um 300  µg) Anti-D-Immunglobulin in der 28.–30. Schwangerschaftswoche
      • Ziel: Möglichst eine Sensibilisierung der Schwangeren bis zur Geburt vermeiden.
      • nachDatum Geburtder Blutgruppenserologische Untersuchungen und ggf.präpartalen Anti-D-ImmunglobulinProphylaxe im Mutterpass vermerken.
      • bei Rhesus-Prophylaxe5negativem Fetus nicht nötig.
        • bei jedem Kind einer Rh-negativen Mutter ist unmittelbar nach der Geburt der Rh-Faktor D unter Beachtung der Ergebnisse des direkten Coombs-Tests zu bestimmen
        • Ist dieser Rh-Faktor positiv (D+) oder liegt D-weak vor, so ist aus derselben Blutprobe auch die Blutgruppe des Kindes zu bestimmen
      • Bei Rh-positivem Kind bei Rh-negativer Mutter: Applikation einer weiteren Standarddosis Anti-D-Immunglobulin (um 300  µg) innerhalb von 72 Stunden post partum.
        • Selbst wenn nach der Geburt schwach reagierende Rh-Antikörper bei der Mutter gefunden worden sind und/oder der direkte Coombs-Test beim Kind schwach positiv ist
        • Ziel: Schneller Abbau der während der Geburt in den mütterlichen Kreislauf übergetretenen Rh-positiven Erythrozyten, um die Bildung von Rh-Antikörpern bei der Mutter zu verhindern.
    • In einigen Ländern (z. B. in England) wird routinemäßig allen RhD-negativen Schwangeren im dritten Trimester Anti-D verabreicht. Dies verringert das Risiko für Immunisierung von 1,5 % auf 0,5 %.6 In Deutschland wird dies nicht praktiziert, weil 40 % der Rhesus-negativen Schwangeren einen Rhesus-kompatiblen Fetus austragen.
      • Eine routinemäßige Anti-D-Gabe im dritten Trimester ohne Kenntnis der Blutgruppe des Fetus ist eine Überbehandlung einer großen Gruppe von Frauen mit einer ziemlich bescheidenen Minderung des Risikos für Immunisierung.
      • Ein deutlicher Nutzen von Anti-D in der Schwangerschaft konnte auch von einer Metaanalyse nicht belegt werden (Ia).7
    • RhD-Genotypisierung von fetaler DNA im maternalen Plasma?
      • Mithilfe von zellfreier fetaler DNA ist es dagegen möglich, mit annähernd 100%iger Sicherheit nachzuweisen, welche Feten Rhesus-positiv sind8, damit den betroffenen Frauen im dritten Trimester und auch nach der Geburt Anti-D verabreicht werden kann.9
        • Dänemark und Holland haben bereits die Analyse von zellfreier fetaler DNS zur Beobachtung von Rhesus-negativen Schwangeren eingeführt.
    • Fazit: Routineprophylaxe bei Geburten (Ia)10
      • Alle Kinder von Rh-negativen Frauen werden nach der Geburt getestet. Wenn sich zeigt, dass das Kind Rh-positiv ist, wird allen RhD-negativen Frauen schnellstmöglich und spätestens 72 Stunden nach der Geburt 250–300 Mikrogramm Anti-D-Immunglobulin verabreicht.
    • Eine Anti-D-Prophylaxe wirdbei auch RhDRhesus-negativen Frauen gegebensollte inebenfalls folgendenerfolgen Fällenbei:
      • chirurgischerchirurgischem Schwangerschaftsabbruch nach einer Schwangerschaftsdauer von >  8  Wochen (Ia)11
      • ektopischeektoper Schwangerschaft (bei Operation oder Schwangerschaftsdauer >  8  Wochen)
      • Amniozentese und Chorionzottenbiopsie
      • Verdacht auf fetomaternale Blutung (Flowzytometrie, Kleihauer-Betke-Test oder HbF)
      • Verdacht auf Plazentalösung bzw. Verifizierung (Kleihauer-Betke-Test oder HbF)
      • Wendungsversuch bei Steißlage (Plazenta an der Vorderwand).

    Prophylaxe gegen Immunisierung gegen Thrombozyten?

    • Bis jetzt ist es nicht möglich, einer Immunisierung gegen Thrombozytenantigene vorzubeugen. Im Augenblick läuft jedoch eine EU-Studie, die dies in naher Zukunft klären wird.
    • Ungefähr Dreiviertel aller Immunisierungen treten nachweislich im Anschluss an die Entbindung auf.12
    • Wahrscheinlich kann der Mehrheit der Immunisierungen gegen das Antigen HPA-1a mit der Behandlung von HPA-1a-negativen Frauen mit IgG-Anti-HPA-1a nach der Entbindung vorgebeugt werden – wie bei der etablierten Prophylaxe gegen RhD-Immunisierung.

    Verlauf, Komplikationen und Prognose

    Komplikationen

    Prognose

    • Die Prognose für eine neue Schwangerschaft muss auf der Grundlage einer geurtshilflichengeburtshilflichen Anamnese gestellt werden.
    • WennDurch eindie Möglichkeit intrauteriner FruchttodTransfusionen oder eine Hydropsentwicklung im frühen dritten Trimester stattgefunden hat, bestehtkonnte die hohe Wahrscheinlichkeit, dass die betreffende Frau bei einer folgenden Schwangerschaft Bluttransfusionen benötigt.
    • Die Überlebenschancen eines Fetus mit AnMortalitämie sindt deutlich besser geworden, seit intrauterine Transfusionen durchgeführtgesenkt werden.
      • Bei früher Anämie und Hydrops sind die Prognosen schlechter.13-143
    • Mit einer modernen Behandlung ist bei mehr als 90 % aller Kinder mit RhD-Immunisierung mit einer normalengesunden neurologischen Entwicklung zu rechnen.

    Patienteninformationen

    Patienteninformationen in Deximed

    Quellen

    Literatur

    1. Kumar S, Regan F. Management of pregnancies with RhD alloimmunisation. BMJ 2005; 330: 1255-8. PubMed
    2. Bowman JM. The prevention of Rh immunization. Transfus Med Rev 1988; 2: 129-50. PubMed
    3. Landsteiner K, Weiner AS. An agglutinable factor in human blood recognised by immune sera for Rhesus blood. Proc Soc Exp Biol Med 1940; 43: 223. PubMed
    4. Mari G, Deter RL, Carpenter RL, Rahman F, Zimmerman R, Moise KJ Jr, et al. Noninvasive diagnosis by Doppler ultrasonography of fetal anemia due to maternal red-cell alloimmunization. Collaborative Group for Doppler Assessment of the Blood Velocity in Anemic Fetuses. N Engl J Med 2000; 342: 9-14. New England Journal of Medicine
    5. Gemeinsamer Bundesausschuss. Richtlinien des Gemeinsamen Bundesausschusses über die ärztliche Betreuung während der Schwangerschaft und nach der Entbindung ("Mutterschafts-Richtlinien"). Berlin. 20192021. www.g-ba.de
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    AutorenAutor*innen

    • JuliaBonnie TrifyllisStahn, Dr. med., Fachärztin für Gynäkologie und GeburtshilfeAllgemeinmedizin, Münster/W.Hamburg
    • KjellDie Åsmundursprüngliche SalvesenVersion dieses Artikels basiert auf einem entsprechenden Artikel im norwegischen hausärztlichen Online-Handbuch Norsk Elektronisk Legehåndbok (NEL, Oberarzt, Frauenklinik St https://legehandboka. Olavs Hospitalno/). Professor für Geburtshilfe und Frauenkrankheiten, NTNU
    • Per Bergsjø, Professor emeritus, Dr. med., Universität Bergen. Facharzt für Frauenkrankheiten und Geburtshilfe, Forscher am Nasjonalt folkehelseinstitutt, Oslo
O360
hydrops fetalis
A94; W84
Rh-negative Frauen; Rh-; Rh+; Rh-positiver Fetus; Fetale Anämie; Hydrops fetalis; Zerstörung fetaler Erythrozyten; D-Antigen; RhD; Blutgruppenimmunisierung; Immunisierung gegen Thrombozyten; Fetale und neonatale Alloimmum-Thombozytopenie; FNAIT; Immunisierung gegen neutrophile Granulozyten; Neonatale Alloimmunneutropenie; Antikörper-Suchttest; Anti-D-Immunoglobulin-Prophylaxe; Prophylaktisches Anti-D-Immunoglobulin
Rhesus-Isoimmunisierung
DDD MK 05.08.2019, Datum der Mutterschaftsrichtlinien geändert.
BBB MK 13.02.2023 umfassend gekürzt und aktualisiert. Großteils komplett umgeschrieben. Chck go 8.3.
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Definition:Risiko bei schwangeren RhRhesus-negativen Frauen, die einen RhRhesus-positiven Fetus austragen. Frühere Geburten oder Fehlgeburten prädisponieren. Häufigkeit:In Deutschland sind 1514 % Rhaller Schwangeren Rhesus-negativ. Bei etwa 10 % aller Schwangerschaften besteht die Konstellation RhRhesus-negative Schwangere und RhRhesus-positiver Fetus. Eine Immunisierung geschieht bei ca.bis zu 1,5 % bei Geburten; die Zahl liegt höher bei Fehlgeburten oder Schwangerschaftsabbrüchen. Eine Immunisierungsreaktion ist bei ca. 1 von 1.000 Lebendgeburten zu beobachten. 50 % dieser Kinder entwickeln Anämie.
Schwangerschaft/Geburtshilfe
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