Definition:Autosomal-rezessiv vererbte Störung des Bilirubinstoffwechsels, bei dem die Bildung des konjugierten Bilirubins reduziert und dadurch der Anteil des unkonjugierten Bilirubins erhöht ist.
Häufigkeit:InBetrifft den westlichen Ländern sind etwa 103–13 % der Bevölkerung homozygote Träger, nichtherkunftsabhängig, allein werdenEuropa symptomatischam (Ikterus)häufigsten.
Symptome:Meistens asymptomatisch. Beim Fasten oder bei Infektionen z. T. leichter Ikterus, manchmal parallel leichte Abdominalbeschwerden und, Übelkeit, Müdigkeit, Antriebslosigkeit.
Befunde:Geringer Ikterus, ansonsten unauffällig.
Diagnostik:Bilirubin, konjugiert und unkonjugiert, im Serum. Die Leberwerte sind im Normbereich. Kein Bilirubin im Urin (unkonjugiertes Bilirubin ist nicht wasserlöslich). Cave: Beim parallelen Vorliegen einer Lebererkrankung aus anderer Ursache, können die erhöhten Bilirubinwerte missinterpretiert werden!
Therapie:Eine Therapieindikation liegt nicht vor. Betroffene PatientenPatient*innen sollten über die Harmlosigkeit der Stoffwechselstörung aufgeklärt werden. Hinweis auf mögliche Medikamentenunverträglichkeit.
Allgemeine Informationen
Definition
Das Gilbert-Meulengracht-Syndrom ist eine autosomal-rezessiv vererbte Störung des Bilirubin-Stoffwechsels.1
Es resultiert eine Hyperbilirubinämie mit unkonjugiertem Bilirubin.
ohne gesteigerte Hämolyse oder zugrunde liegende Leberkrankheit
Charakteristisches Symptom ist ein intermittierend auftretender Ikterus, verursacht durch eine Hyperbilirubinämie mit unkonjugiertem Bilirubin bei partiellem Aktivitätsmangel der hepatischen Bilirubin-Glucuronyltransferase.
Eine Erhöhung des Bilirubinwerts infolge von Krankheit oder Stress kann Episoden von Gelbsucht auslösen.
Bei betroffenen Kindern und Erwachsenen werden ikterische Episoden oft durch Fasten oder Infektionen ausgelöst.
Die Erkrankung ist ungefährlich und erfordert keine Therapie. Das Meulengracht-Syndrom ist eine harmlose Normvariante.4
Die Einnahme von Medikamenten, die über die Leber verstoffwechselt werden, ist in der Regel bis auf wenige Ausnahmen problemlos möglich (siehe Abschnitt Therapie).4-5
vorUnterschiedliche allemHäufigkeit bei verschiedenen ethnischen Gruppen
am häufigsten in der europäischen Bevölkerung
Homozygotes Auftreten der Anlage bei etwa 9–17 %5-6
Bei 3–10 % der Betroffenen entwickelt sich auch ein Ikterus (unvollständige Penetranz).
Der Ikterus trittDiagnose meist zwischenim demTeenager- 15oder jungen Erwachsenenalter. und 40. Lebensjahr erstmalig auf.1
Männer sind 42- bis 7-mal häufiger betroffen als Frauen.1
Ätiologie und Pathogenese
Erblich bedingte Störung des Bilirubinstoffwechsels
Autosomal rezessiver Erbgang, zur Symptomatik kommt es bei homozygoten oder compound-heterozygoten (zwei unterschiedliche, heterozygote Mutationen des gleichen Gens) Patient*innen.73
AutosomalMittlerweile wurden mehr als 100 verschiedene Mutationen im Zusammenhang mit dem Meulengracht-rezessiverSyndrom Erbgang
EsDer liegthäufigste Genotyp bei Menschen europäischer Herkunft ist ein Polymorphismus imder TATAA-Box-Sequenz des UGT1A1-Gens (Bilirubin-UDP-Glucunoryltransferase-Gen vor, das die UDP-Glucunoryltransferase in der Leberzelle kodiert).
Führt zu einer reduzierten Genexpression.
bei Heterozygotie ca. 30 % Restaktivität der UDP-Glucunoryltransferase, und damit in der Regel asymptomatisch2
SymptomeVerschiedene (Ikterus)weitere beiMutationen, homozygotemdie Auftretenin anderen Populationen häufiger auftreten.
DerUnkonjugiertes Häm-Anteil des Hämoglobins besteht aus einem Porphyrin-Ring(indirektes, dernicht über Zwischenschritte zu Bilirubin abgebaut wird.
wasserlösliches) Bilirubin wird dann zur Leberzelle transportiert und dort konjugiert, d.
Bilirubin
vor der Leberzelle=unkonjugiert=indirekt=an Transportproteine gekoppelt=nicht wasserlöslich=nicht ausscheidbar
nach der Leberzelle=konjugiert=direkt= h. an Glucuronsäure gekoppelt=.
Konjugiertes (direktes) Bilirubin ist wasserlöslich=ausscheidbar und wird über die Galle und Urinausgeschieden.
Die Glukuronidierung (Konjugation mit Glucoronsäure) des unkonjugierten Bilirubins in der Leberzelle ist beim Gilbert-Meulengracht-Syndrom vermindert.
Es resultiert eine Erhöhung des indirekten (unkonjugierten) Bilirubins im Blut.
Die Bildung konjugierten Bilirubins in den Leberzellen ist somit gestört.
Die Konjugation ist Voraussetzung dafür, dass das Bilirubin über die Galle oder den Urin ausgeschieden werden kann.
Indirektes, unkonjugiertes Bilirubin ist nicht wasserlöslich und kann nicht ausgeschieden werden, verbleibt jedoch nicht in der Leberzelle, sondern wird wieder ans Blut abgegeben.
Prädisponierende Faktoren
Genetische Disposition
positive Familienanamnese
Infektionen,Prädisponierende Fasten,Faktoren für eine Episode mit Hyperbilirubinämie/DehydratationIkterus:1,4
Infektionen
Fasten
Dehydratation
physische Erschöpfung und
Schlafmangel
Operationen
Medikamente (siehe auch im Abschnitt Therapie) können die Glucuronidase weiter hemmen.:
Paracetamol
Gemfibrozil
Proteaseinhibitoren (z. B. Atazanavir, Raltegravir)
keine KrankheitszeichenZeichen einer chronischen Lebererkrankung
keine Hepatosplenomegalie
Das wiederholte Auftreten einer Hyperbilirubinämie mit unkonjugiertem Bilirubin (über Monate und Jahre) ohne Anzeichen einer anderen Erkrankung der Leber bekräftigt die Diagnose.
Eine genetische Untersuchung ist möglich (Gen UGT1A), jedoch in der Regel nicht notwendig.1
Differenzialdiagnosen
ÜberproduktionVermehrte Produktion von unkonjugiertem Bilirubin
Die Erkrankung verlHäuft in aller Regelufig asymptomatisch
Häufig Zufallslaborbefund einer intermittierenden unkonjugierten Hyperbilirubinämie
Intermittierend auftretender Ikterus (ca. 50 % der Betroffenen)4
Eine Erhöhung des Bilirubinwerts infolge von Fasten, Dehydratation, physischer Erschöpfung, Infektionen, Operationen oder Stress kann Episoden von Gelbsucht auslösen.
depressive Erscheinungen vermutlich eher auf auslösende Faktoren wie Infektionen oder Stress zurückzuführen sindVerstimmungen.
Die typischen Zeichen einer Cholestase wie dunkler Urin oder heller Stuhl treten bei einer verminderten Konjugation nicht auf.
BeiMedikamentenanamnese zum Ausschluss einer Cholestasemedikamenteninduzierten kann Bilirubin in der Leberzelle konjugiert werden, das konjugierte Bilirubin kann dann aber nicht über die Gallenflüssigkeit ausreichend ausgeschieden werden und ist daher im Darm vermindert sowie im Blut und Urin erhöht nachweisbar (heller Stuhl, dunkler Urin).
Konjugiertes Bilirubin ist wasserlöslich und kann alternativ über den Urin ausgeschieden werden, nichtkonjugiertes Bilirubin kann weder über Darm noch Niere ausgeschieden werden (siehe Abschnitt Ätiologie und Pathogenese).
Hyperbilirubinämie
Klinische Untersuchung
Abgesehen von einem i. d. R. leichten, intermittierenden Ikterus ist das klinische Bild unauffällig.
Kein Bilirubin imFehlen Urinvon Anzeichen einer Anämie
Fehlen von Anzeichen einer chronischen Lebererkrankung (Spider Nävi, Palmarerythem, Enzephalopathie, Gynäkomastie)3
Es kommt zu keiner Schädigung des Leberparenchyms, sodass in der Regel keine Einschränkungen in der Synthese- und Stoffwechselfunktion der Leber zu erwarten sind.
Zu beachten ist, dass dennoch einige wenige über die Leber verstoffwechselte Medikamente mit Vorsicht einzunehmen sind.56
Interkurrente Erkrankungen sowie Fieber und Fasten lassen den Bilirubinspiegel ansteigen.
Komplikationen
Nicht beschrieben
Eine Missinterpretation von Laborergebnissen bei einer parallel vorliegenden LebererkrankungErkrankung von Leber oder Gallenwegen, die eine andere Ursache hat, ist jedoch möglich.
Prognose
Das Gilbert-Meulengracht-Syndrom geht mit einer gutenexzellenten Prognose einher.
Personen undmit wirktGilbert-Meulengracht-Syndrom sichhaben nichtsogar aufeine höhere Lebenserwartung als die LebenserwartungNormalbevölkerung.1
wahrscheinlich aus.aufgrund der antioxidativen Effekte des Bilirubins1
Verlaufskontrolle
Kontrolluntersuchungen sind nicht erforderlich.
Patienteninformationen
Worüber sollten Sie PatientenPatient*innen informieren?
Es handelt sich um eine ungefährliche Störung des Stoffwechsels, und die auffälligen Blutwerte sind ohne Krankheitswert.
Die PatientenPatient*innen sollten über ihre Veranlagung Bescheid wissen und ärztliches Personal vor etwaigen Blutuntersuchungen informieren.
Die Betroffenen sollten über mögliche auslösende Faktoren informiert werden, um diese möglichst zu vermeiden.1
Khoury N, Olivera-Martinez MA. Gilbert Syndrome. BMJ Best Practice, last updated 06 Sep 2022, Zugriff 25.01.2023. bestpractice.bmj.com
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CarolineFranziska BeierJorda, Dr. med., Fachärztin für Viszeralchirurgie, Ärztin in Weiterbildung Allgemeinmedizin, HamburgKaufbeuren
IngardDie Løgeursprüngliche Version dieses Artikels basiert auf einem entsprechenden Artikel im norwegischen hausärztlichen Online-Handbuch Norsk Elektronisk Legehåndbok (NEL, spesialist allmennmedisin, universitetslektor, institutt for sammfunsmedisinske fag, NTNU, redaktør NELhttps://legehandboka.no/).
BBB MK 15.01.2020, Entwarnung für Paracetamol laut AkdÄ.
BBB MK 30.01.2023 überarbeitet und aktualisiert.
BBB 09.09.2019, Artikel überarbeitet. Gefährliche Medikamente ergänzt!
Revision at 03.12.2015 17:30:54:
German Version
Definition:Autosomal-rezessiv vererbte Störung des Bilirubinstoffwechsels, bei dem die Bildung des konjugierten Bilirubins reduziert und dadurch der Anteil des unkonjugierten Bilirubins erhöht ist.