Definition:Darminfektion durch das Darmprotozoon Entamoeba histolytica. Die Infektion kann die Leber befallen und zu einem Leberabszess führen.
Häufigkeit:Vorkommen weltweit, am häufigsten verbreitet in tropischen und subtropischen Regionen auf. Ca. 500 Mio. Infizierte weltweit.
Symptome:Asymptomatischer Verlauf bei ca. 90 % der Infizierten. Invasive Verläufe: subakute/akute Rektokolitis (Amöbenruhr) mit schleimig-blutigen und schmerzhaften Durchfällen (himbeergeleeartig), evtl. hämatogene Streuung mit Amöbenleberabszess.
Befunde:Klinischer Befund, ggf. abdominale Druckempfindlichkeit. Fieber ist bei intestinaler Infektion selten, tritt jedoch häufig bei Amöbenleberabszess auf.
Diagnostik:Nachweis durch Kopro-Antigen-ELISA oder PCR.
Therapie:Die Behandlung der Amöbenruhr und extraintestinaler Manifestationen (z. B. Leberabszess) erfolgt mit Metronidazol über 10 Tage, simultan oder anschließend sollte eine Nachbehandllung mit Paromomycin erfolgen.
Allgemeine Informationen
Definition
Darminfektion durch das Darmprotozoon Entamoeba histolytica (E. histolytica)1-2, das primär den Dickdarm des Menschen besiedelt.
Vorkommen weltweit, jedoch hauptsächlich in tropischen und subtropischen Gebieten sowie in Ländern mit schlechten hygienischen Standards3
in Deutschland vor allem Bedeutung als Erkrankung von Reiserückkehrer*innen
Verlaufsformen
Bei ca. 90 % verläuft die Infektion asymptomatisch.1-2,4-7
Amöbenruhr (intestinale Verlaufsform)
Inkubationszeit meistens 1–4 Wochen
himbeergeleeartige Stühle und schmerzhafte Stuhlentleerung
Amöbenabszess (extraintestinale Verlaufsform, 90 % in der Leber)
Inkubationszeit Wochen bis Monate (oder Jahre), klinisch Schmerzen und Druckgefühl im rechten Oberbauch sowie Fieber möglich
Zystenform: Pathogene Form, die v. a. über verunreinigte Nahrung/Wasser aufgenommen wird; widerstandsfähig gegenüber Milieuveränderungen, kann zudem das saure Milieu des Magens überleben.
Trophozoiten: Bewegliche, parasitische Form, die das Darmlumen besiedeln kann und sich von Bakterien oder Gewebe ernährt.
Häufigkeit
Infektionen mit E. histolytica kommen weltweit vor, am häufigsten in tropischen und subtropischen Regionen und in Ländern mit schlechten Hygienestandards.39
Prävalenz
Die Zahl der weltweit Infizierten wird auf ca. 500 Mio. geschätzt.5-6,8
Weltweit macht E. histolytica 2–4 % aller Durchfallerkrankungen aus, die zu einer stationären Behandlung oder zur Kontaktaufnahme mit einem Krankenhaus führt.1,5
Der Großteil der asymptomatischen Fälle ist vermutlich auf eine Infektion mit E. dispar zurückzuführen.5,8
Da in Deutschland keine Meldepflicht für die Amöbiasis existiert, liegen bisher keine genauen Daten zur Häufigkeit in Deutschland vor.39
Inzidenz
Jährlich ca. 50 Mio. Krankheitsfälle, 40–100.000 Fälle davon enden tödlich.3,8-9
Geschlecht und Alter
Infektionen kommen bei Erwachsenen und Kindern vor. Von Amöbenabszessen sind hauptsächlich (90 %) Männer der Altersgruppe 2040–4060 Jahre betroffen.12
Ätiologie und Pathogenese
Die Infektion ist auf das Protozoon E. histolytica zurückzuführen, das entweder in Zystenform oder als Trophozoit vorkommt.
Menschen sind im Grunde genommen der einzige natürliche Wirt.8
Die Infektion entsteht in der Regel durch die orale Aufnahme von vierkernigen Zysten in Nahrung (v. a. ungeschältes Obst und rohes Gemüse) oder Wasser, das durch menschliche Exkremente kontaminiert ist.1,8 Der Erreger kann auch indirekt sexuell oder durch den Kontakt mit fäkal kontaminierten Personen übertragen werden.910
Die Zysten überleben die Magensäure und gelangen durch den Dünndarm ins terminale Ileum oder in den Dickdarm, wo sie ins Trophozoiten-Stadium (teilungsfähiger Zustand) übergehen.
Im Gegensatz zu den unbeweglichen Zysten sind die Trophozoiten sehr beweglich, können jedoch nicht außerhalb des menschlichen Körpers überleben.
Trophozoiten bilden wiederum infektiöse Zysten aus.
Die Zysten werden mit dem Stuhl ausgeschieden und bleiben mehrere Wochen lang infektiös.4
Trophozoiten sind in der Lage, sich an Darmzellen anzuheften, Zellen abzutöten und mittels Proteasen die extrazelluläre Matrix aufzulösen. Dadurch können die Trophozoiten in die Darmwand eindringen und zu pathologischen Veränderungen führen (Nekrosen, Entzündungreaktionen).8
In manchen Fällen überwinden die Amöben die Schleimhautbarriere und wandern über das Pfortadersystem in die Leber ein. Hier verursachen sie Abszesse, die aus wenigen Trophozoiten, abgestorbenen und sterbenden Leberzellen sowie sich verflüssigendem, nekrotischem Gewebe bestehen.8
Amöbenabszesse nehmen mit der Zeit an Größe zu, unbehandelt führen sie häufig zum Tod.
Leberabszesse können Monate bis Jahre nach einem Aufenthalt in einem endemischen Gebiet auftreten.35,59
10-mal häufiger bei Männern (meist zwischen dem 40. und 60. Lebensjahr), selten bei Kindern1-2
Die Infektion kann auch die Lunge, das Gehirn und andere Organe befallen.
Amöbenruhr
Nachweisbare Veränderungen sind eine Verdickung der Darmschleimhaut, multiple, wie ausgestanzte Läsionen, die von unauffälliger Darmschleimhaut umgeben sind, diffus entzündeter, ödematöser Schleimhaut, Nekrosen und in schweren Fällen Perforation der Darmwand.
Makroskopisch erinnern die Veränderungen an solche, die bei entzündlichen Darmerkrankungen vorkommen.
Der Übertritt der Amöben durch die Schleimhaut in die Submukosa ist charakteristisch bei Amöbenkolitis. Der typische mikroskopische Befund ist das sog. Flaschenhalsulkus.8
Die Entzündung aktiviert das Immunsystem, in manchen Fällen kann der Krankheitsverlauf hierdurch gestoppt werden.
Im Gegensatz dazu erhöht eine Kortikosteroidbehandlung das Risiko einer Darmperforation und die Entstehung von Leberabszessen.1011
Prädisponierende Faktoren
Der Abschnitt basiert auf diesen Referenzen.2-,4,6,9
Kontaminierte Lebensmittel und Getränke (fäkal-orale Übertragung)
Schlechte hygienische Bedingungen
Reisen in tropische oder subtropische Länder
Auch anal-orale Sexualpraktiken können zur Übertragung führen, was das gehäufte Vorkommen bei männlichen Homosexuellen erklärt.
Mangel-/Unterernährung und Alkoholabhängigkeit verstärken vermutlich die Virulenz.
In der Schwangerschaft und bei Kleinkindern kommt es häufiger zu fulminanten Infektionen.
Kortikosteroide und Immunsuppressiva können bei ursprünglich mildem Krankheitsbild zu einem invasiven Verlauf führen.1011
ICPC-2
D70 Darminfektion
ICD-10
A06 Amöbiasis (exkl. Sonstige Darmkrankheiten durch Protozoen)
Eine Sicherung der Diagnose einer Amöbenkolitis ist über folgende Methoden möglich:
Direktnachweis in der Mikroskopie im Stuhl oder in Darmbiopsien (Aber: Endoskopische Untersuchungen des Dickdarms bei Amöbenkolitis gehen mit einem erhöhten Perforationsrisiko einher und sind daher primär nicht indiziert.)
Nachweis von Amöben-Antigenen im Stuhl mit Immundetektionsverfahren (Kopro-Antigen ELISA)
Nachweis von E.-histolytica-DNA mittels PCR aus Stuhlproben oder aus Biopsiematerial (PCR, Immunhistochemie)
Etwa 99% der Patienten mit extraintestinaler Amöbiasis und 90% der Patienten mit Amöbenruhr entwickeln innerhalb einer Woche nachweisbare Antikörper gegen E. histolytica. Damit ist die negative Serologie vor allem für einen Ausschluss eines Amöbenleberabszesses sinnvoll.
Eine gering ausgerägte Eosinophilie kann vorkommen, eine ausgeprägte Eosinophilie sollte eher an mögliche Differenzialdiagnosen wie z. B. Ascariasis denken lassen.
Leberenzyme (GGT, AP, GOT, GPT) zum Nachweis einer etwaigen Leberbeteiligung
Mikrobiologie
Die Diagnose wird durch den mikroskopischen Nachweis von E. histolytica im Stuhl oder durch PCRNachweis von Erreger-Antigenen bzw. DNA gestellt.2,4
Stuhl-Antigentest (Kopro-Antigen-ELISA)
PCR, quantitative Echtzeit-PCR (qPCR) ist mit 97 % Sensitivität das beste Diagnoseverfahren.1213
Mikroskopische Untersuchung von frischem Stuhl (Trophozoiten überleben nur ca. 1 Stunde außerhalb des Körpers)
Hierbei können bewegliche Trophozoiten aufgezeigt werden, die phagozytierte Erythrozyten enthalten (sog. Magna-Formen). Nur der Nachweis solcher Magna-Formen ist beweisend für eine intestinale Amöbiasis.
3 bekannte Entamoebaspezies, die den Menschen befallen, sind morphologisch nicht von E. histolytica zu unterscheiden:
E. dispar und E. bangladeshii werden als apathogen eingestuft, während E. moshkovskii zu Diarrhö führen kann.5-6
Die Mikroskopie weist lediglich eine Sensitivität von ca. 70 % auf.
Zu beachten: Nicht alle angebotenen Kopro-Antigen-ELISA unterscheiden zwischen E. histolytica und E. dispar.
Stuhl-Antikörpertest oder PCR
Ermöglicht die Unterscheidung von E. histolytica und E. dispar.
Besitzt die höchste Empfindlichkeit.
Durchführung in parasitologischen Laboratorien
Serologischer Antikörpernachweis
bei 99% der Patient*innen mit extraintestinaler Manifestation und bei 90% der Patient*innen mit Amöbenruhr innerhalb einer Woche nach Erkankungsbeginn nachweisbar
negative Serologie ist somit vor allem zum Ausschluss eines Amöbenleberabszesses sinnvoll
hoher Anteil persistierender Antikörper bei der Bevölkerung aus Endemiegebieten
Aufgrund des erhöhten Perforationsrisikos bei Amöbenkolitis wird eine Koloskopie nicht primär empfohlen.
Eine Kolonsonografie erlaubt zwar die Darstellung des Entzündungsprozesses, eine Abgrenzung zu anderen entzündlichen Darmerkrankungen ist jedoch nicht möglich.
CT
Bei unauffälligem sonografischem Befund und hochgradigem Verdacht auf Amöbenleberabszess kann eine CT erfolgen.
MRT
Als Alternative zur CT, falls Strahlenbelastung vermieden werden soll.
Indikationen zur Überweisung/Klinikeinweisung
Bei Verdacht auf schwere Amöbenkolitis oder Leberbefall sollte eine Überweisung an Spezialist*innnen (Fachärzt*innen für Innere Medizin und Infektiologie) erfolgen.
Bei großem oder kapselnahem Leberabszess sollte eine stationäre Einweisung erfolgen.
Kinder mit schwerem Durchfall sollten zur stationären Behandlung eingewiesen werden.
Da Metronidazol nicht ausreichend im Darmlumen wirkt, sollte simultan oder nachfolgend eine Therapie mit Paromomycin erfolgen, das auch im Darmlumen wirkt.2-3
Bei asymptomatischer Infektion sollte eine Behandlung mit Paromomycin durchgeführt werden.2,4
Empfehlungen für Patient*innen
Für ausreichende Flüssigkeitszufuhr sorgen.
Sorgfältige Hygiene, um eine weitere Übertragung zu vermeiden.
Alkohol-Unverträglichkeit; selten periphere Neuropathie, Ataxie oder andere ZNS-Nebenwirkungen (extrem selten)
Kontraindikationen
1. Trimenon der Schwangerschaft
Wechselwirkungen
Potenzierung der Wirkung oraler Antikoagulanzien möglich
Paromomycin
3 x 500 mg/d (25–30 mg/kg KG/d) in 3 ED (3 x 2 Kps. à 250 mg/d) oral über 10 Tage
gute endoluminale Wirkung, kaum Resorption
Aminoglykosid-Antibiotikum
Nebenwirkungen
selten gastrointestinale Störungen, sehr selten ototoxisch
Kontraindikationen
laut Fachinformation ist Paromomycin während Schwangerschaft und Stillzeit kontraindiziert
die aktuelle Leitlinie empfiehlt allerdings die Anwendung bei symptomatischen Verläufen in der Schwangerschaft nach Risiko/Nutzen-Abwägung
Eine Kortisontherapie ist kontraindiziert, da diese zu fulminianten Krankheitsverläufen führen kann
Bis zur Bestätigung der Diagnose Amöbenleberabszess2
Da ein bakterieller Leberabszess anhand der Bildgebung nicht von einem Amöbenleberabszess zu unterscheiden ist, sollte bis zur Diagnosesicherung eine zusätzliche antibiotische Therapie erfolgen.
Einsatz von Breitspektrumpenicillinen oder Cephalosporinen der 3. Generation (Cefotaxim oder Ceftriaxon)
Wirksam bei bakteriellen Leberabszessen, die z. B. durch Enterobacteriaceae oder Enterokokken (z. B. hochvirulente Klebsiella-pneumoniae-Stämme) ausgelöst wurden.
Symptomfreie Träger
Behandlung mit Paromomycin 3 x 500 mg/d (25–30 mg/kg KG/d) in 3 ED (3 x 2 Kps. à 250 mg/d) oral über 10 Tage
Besondere Patientengruppen
Kinder
gewichtsadaptierte Therapie
Metronidazol: 35–50 mg/kg KG pro Tag in 3 ED über 10 Tage
Paromomycin: 25–30 mg/kg KG in 3 ED über 10 Tage
bei Säuglingen < 40 Tagen Bestimmung der Metronidazol-Serumkonzentration nach einigen Tagen wegen Gefahr der Akkumulation
Schwangere
Die eingesetzten Medikamente sind während des 1. Trimenons (Metronidazol) bzw. während der gesamten Schwangerschaft (Paromomycin) kontraindiziert, bei invasiver Amöbiasis sollte jedoch eine Nutzen-Risiko-Abwägung erfolgen und ggf. trotz Schwangerschaft behandelt werden.2
Weitere Therapien
Eine Abszesspunktion sollte nur in Ausnahmefällen erfolgen, z. B. bei drohender Ruptur oder Durchwanderung in andere Organe.
Bei begleitender Metronidaztoltherapie kann eine Drainage zu einer rascheren Verbesserung des klinischen Zustandes beitragen2
Wenn trotz laufender Therapie keine Fiebersenkung erreicht wird und sich der Allgemeinzustand weiter verschlechtert, sollte eine Abszesspunktion mit Untersuchung des Punktats erwogen werden.2
Vorbeugende Maßnahmen bei Auslandsreisen in Regionen mit schlechten hygienischen Bedingungen
Nur in Flaschen abgefülltes Wasser verwenden.
Ungekochtes Gemüse, Salat, Eis und Obst, das sich nicht schälen lässt, meiden.
Hühnerfleisch, Hamburger, Hackbraten u. Ä. sowie Fisch und Meeresfrüchte sollten gut durchgebraten oder gekocht sein.
Andere Fleischprodukte sollten an der Oberfläche gut gebraten werden.
Nicht pasteurisierte Milch vermeiden.
Hände waschen nach dem Toilettenbesuch und vor Zubereitung von Speisen.
Messer, Schneidbretter und Küchenutensilien, die durch Lebensmittel kontaminiert sein könnten, gründlich abwaschen.
Bei allen Personen in der näheren Umgebung einer infizierten Person (Mitglieder des Haushalts, Angehörige, Sexualpartner) sollte eine Stuhluntersuchung erfolgen.
Erstuntersuchung bei Migrant*innen
Bei Migrant*innen wird eine verpflichtende Erstuntersuchung auf übertragbare Krankheiten (z. B. Tuberkulose oder parasitäre Infektionen) durchgeführt.
Der Umfang der Erstuntersuchung unterscheidet sich dabei je nach Bundesland.1314
Meldepflicht
Es besteht keine Meldepflicht.
Der Verdacht auf Erkrankungen an einer akuten infektiösen Gastroenteritis (in diesem Fall Amöbenruhr) muss in Deutschland dem Gesundheitsamt nach § 6 Infektionsschutzgesetz (IfSG) namentlich gemeldet werden1415, wenn
zwei oder mehr gleichartige Erkrankungen auftreten, bei denen ein epidemischer Zusammenhang wahrscheinlich ist oder vermutet wird.
eine Person betroffen ist, die beruflich mit dem Herstellen, Behandeln oder Inverkehrbringen bestimmter Lebensmittel tätig ist. Bei den Lebensmitteln handelt es sich um:
Fleisch, Geflügelfleisch und Erzeugnisse daraus
Milch und Erzeugnisse auf Milchbasis
Fische, Krebse oder Weichtiere und Erzeugnisse daraus
Eiprodukte
Säuglings- und Kleinkindernahrung
Speiseeis und Speiseeishalberzeugnisse
Backwaren mit nicht durchgebackener oder durcherhitzter Füllung oder Auflage
Feinkost-, Rohkost- und Kartoffelsalate, Marinaden, Mayonnaisen, andere emulgierte Soßen, Nahrungshefen
Sprossen und Keimlinge zum Rohverzehr sowie Samen zur Herstellung von Sprossen und Keimlingen zum Rohverzehr.
Verlauf, Komplikationen und Prognose
Verlauf
Die Infektion verläuft häufig asymptomatisch.
Sie kann zur schleichenden Entwicklung von Durchfällen, allmählich mit Blut- und Schleimbeimengung, sowie zu Darmkrämpfen führen. In der Regel besteht kein Fieber.
Es kann zu einer schweren Amöbenruhr mit Fieber, Erbrechen, diffusen Schmerzen und vergrößerter Leber kommen.
Die Infektion scheint nur in geringem Umfang zur Immunität zu führen, Reinfektionen sind in endemischen Gebieten ziemlich häufig.1516
Der Allgemeinzustand sollte sich bei erfolgreicher Therapie schnell bessern.
Laborchemische Kontrollen
Die Entzündungsparameter sollten nach wenigen Tagen rückläufig sein. Kopro-Antigen-ELISA oder PCR nach abgeschlossener Therapie, frühestens jedoch 2 Wochen nach abgeschlossener Paromomycin-Therapie.
Falls E. histolytica weiterhin nachweisbar sein sollte, sollte Kontakt mit Tropenmedizinern aufgenommen werden.
Sonografische Kontrollen bei Leberaszess
insgesamt wenig geeignet, um Therapieerfolg festzustellen
bei großen oder oberflächlich gelegenen Abszessen ist aber eine regelmäßige (bei Abszessen im linken Leberlappen tägliche) Sonografiekontrolle indiziert, bis ein Therapieerfolg feststellbar ist
Maßnahmen bei Einzelfällen oder Ausbrüchen
Bei Einzelfällen: Nahestehende Personen mit Symptomen untersuchen.
Bei mehreren Fällen und bei Verdacht auf eine gemeinsame Quelle sollte dies in Zusammenarbeit mit dem örtlichen Gesundheitsamt geklärt werden.
Tätigkeitsverbot
Bei nachgewiesener Infektion mit E. histolytica dürfen Patient*innen, die in den nachfolgenden Bereichen tätig sind, nicht zur Arbeit gehen:1617
In der Lebensmittelbranche, einschließlich Gastronomie, etc., bei direktem oder indirektem Kontakt mit Lebensmitteln, die roh oder ohne weiteres Aufwärmen verzehrt werden.
In Gesundheitsinstitutionen, in denen die Beschäftigten direkten Kontakt mit PatientenPatient*innen (inkl. Essenausgabe) haben, die besonders anfällig für Infektionskrankheiten sind oder bei denen Infektionen besonders schwere Konsequenzen haben können (z. B. frühgeborene Säuglinge, PatientenPatient*innen auf der Intensivstation u. Ä.).
Wiederzulassung zu Gemeinschaftseinrichtungen
Beschäftigte in Gemeinschaftseinrichtungen (Schulen, Kindergärten, Kindertagesstätten etc.), die an einer ansteckenden Durchfallerkrankung erkrankt sind, dürfen nach § 34 des Infektionsschutzgesetzes (IfSG) in „Gemeinschaftseinrichtungen keine Lehr-, Erziehungs-, Pflege-, Aufsichts- oder sonstige Tätigkeiten ausüben, bei denen sie Kontakt zu den dort Betreuten haben, bis nach ärztlichem Urteil eine Weiterverbreitung der Krankheit oder der Verlausung durch sie nicht mehr zu befürchten ist.“1718
Dies gilt ebenfalls „für die in der Gemeinschaftseinrichtung Betreuten mit der Maßgabe, dass sie die dem Betrieb der Gemeinschaftseinrichtung dienenden Räume nicht betreten, Einrichtungen der Gemeinschaftseinrichtung nicht benutzen und an Veranstaltungen der Gemeinschaftseinrichtung nicht teilnehmen dürfen“1718 sowie „für Kinder, die das 6. Lebensjahr noch nicht vollendet haben und an infektiöser Gastroenteritis erkrankt oder dessen verdächtig sind.“1718
Patienteninformationen
Worüber sollten Sie die Patient*innen informieren?
Außerordentliche Sorgfalt bei der Hygiene, um die Ansteckung anderer zu vermeiden.
Vorsichtsmaßnahmen zur Vermeidung einer erneuten Ansteckung
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Autor*innen
Bonnie Stahn, Dr. med., Fachärztin für Allgemeinmedizin, Hamburg
Laura Morshäuser, Ärztin, Freiburg im Breisgau
Die ursprüngliche Version dieses Artikels basiert auf einem entsprechenden Artikel im norwegischen hausärztlichen Online-Handbuch Norsk Elektronisk Legehåndbok (NEL, https://legehandboka.no/).
a78 annan infektiös sjukdom; Amöbiasis; Amöbainfektion
D70
Amöben-Infektion; Amöbeninfektion; Darminfektion; Infektion des Darms mit Entamoeba histolytica; E. histolytica; Rektokolitis; Amöbenruhr; Amöbenleberabszess; Amöbenkolitis; Flaschenhalsulkus; Infektion dur Anal-Oral-Sex; Amöbom des Darmes; Durchfall; Diarrrhö; Stuhluntersuchung
Amöbiasis
CCC MK 10.01.2023 revidiert, an neue LL angepasst, wenige Änderungen.
BBB MK 18.11.2019, aktualisiert, an Lit. angepasst;
Revision at 08.12.2015 12:27:30:
German Version
Definition:Darminfektion durch das Darmprotozoon Entamoeba histolytica. Die Infektion kann die Leber befallen und zu einem Leberabszess führen. Häufigkeit:Vorkommen weltweit, am häufigsten verbreitet in tropischen und subtropischen Regionen auf. Ca. 500 Mio. Infizierte weltweit.