Tritt vereinzelt auch bei jüngeren Patienten nach Kokainkonsum und großer physischer Anstrengung (z. B. Marathonlauf) auf.
Ätiologie und Pathogenese
Pathophysiologie
Die Arteria mesenterica superior versorgt den Zwölffingerdarm, den gesamten Dünndarm und den Dickdarm bis zur linken Flexur und verfügt nur über wenige Kollateralen (Verbindung über Riolan-Anastomose mit A. mesenterica inferior).
funktionelle Endarterie mit entsprechendem Ischämie-Risiko
Akute Dünndarmischämie
50 % der Fälle durch arterielle Embolie verursacht10
Ursache Vorhofflimmern oder Abgang eines Thrombus aus der Aorta
25 % der Fälle durch arterielle Thrombose bei Arteriosklerose6
erhöhtes arterielles Thromboserisiko im Mesenterialbereich13
ICPC-2
D99 Erkrankung Verdauungsyst., andere
ICD-10
K55 Gefäßkrankheiten des Darmes
K55.0 Akute Gefäßkrankheiten des Darmes
K55.1 Chronische Gefäßkrankheiten des Darmes
Diagnostik
Diagnostische Kriterien
Akute Dünndarmischämie
Bis zum Beweis des Gegenteils sollte bei stärksten abdominellen Schmerzen und unauffälligem Befund in der körperlichen Untersuchung von einer akuten Darmischämie ausgegangen werden.14
Bei Verdacht auf akute Darmischämie schnellstmöglich CT-Angiografie6
Chronische Dünndarmischämie
Durch Mahlzeiten ausgelöste Schmerzen (Angina abdominalis)2
CT-Angiografie oder Angiografie als Diagnostik der Wahl2
Hämodynamisch relevante Hämatochezie spricht eher gegen ischämische Kolitis.
Mögliche Auslöser aortenchirurgische Eingriffe, Hypovolämie (z. B. Diarrhöen, aber auch extreme sportliche Anstrengung mit Dehydratation), Vaskulitiden oder Thrombophilien9
Klinische Untersuchung
Akute Dünndarmischämie
Extreme Bauchschmerzen bei klinisch eher unauffälligem Befund
sinnvoll zum Ausschluss Darmperforation oder Ileus
Zeigt erst im späten Verlauf einer Darmischämie unspezifische Veränderungen: Ileus und mesenteriale Verdickung.17
Sonografie
sensitive Untersuchung zur Darstellung frühzeitiger Veränderungen der Darmwand bei Ischämie9
Koloskopie
Bei Verdacht auf ischämische Kolitis
Ulzerationen, diffuse erythematöse Rötung der Mukosa4
Indikationen zur Krankenhauseinweisung
Alle 3 Krankheitsbilder (akute und chronische Darmischämie, ischämische Kolitis) sollten im Krankenhaus behandelt werden.
Bei V. a. akute Darmischämie sofortige Notfall-Einweisung!
Therapie
Therapieziele
Lebensbedrohlichen Komplikationen vorbeugen.
Revaskularisation noch vitaler Darmabschnitte
Resektion bereits nekrotischer Darmabschnitte
Allgemeines zur Therapie
Bei chronischer Dünndarmischämie offene (z. B. Bypass) oder endovaskuläre Revaskularisierung (z. B. Stent) anstreben.2
Die Wahl des Verfahrens ist abhängig vom Patienten.
Endosvaskuläre Verfahren sind schonender für Patienten mit niedrigerer Komplikationsrate, aber mehr Rezidiven.
in der Regel bei Patienten in gutem Allgemeinzustand und hoher Lebenserwartung offenes Vorgehen, bei multimorbiden Patienten eher endovaskuläres Prozedere2
Bei akutem Abdomen aufgrund von akuter Dünndarmischämie operative Therapie mittels Laparotomie5
möglichst interdisziplinär durch Gefäß- und Viszeralchirurg
Ziele
schnelle Revaskularisation
Resektion irreversibel geschädigter Darmsegmente
Bei ischämischer Kolitis häufig selbstlimitierender Verlauf, und supportive Therapie inklusive Antibiotikagabe sind in der Regel ausreichend.9
Empfehlungen für Patienten
Bei chronischer Dünndarmischämie Aufteilung der Nahrungszufuhr auf viele, kleine Mahlzeiten2
Medikamentöse Therapie
Intensivmedizinische Prinzipien bei akutem Mesenterialinfarkt5
intravasale Flüssigkeitssubstitution zur Stabilisierung der Hämodynamik
Verhinderung einer Exazerbation der thromboembolischen Verschlussprozesse durch unverzügliche Antikoagulation mittels 5.000 IE Heparin i. v.
gefolgt von Perfusor-gesteuerter Applikation in einer initialen Dosierung von 20.000 IE Heparin/24 h
parallel: Einleitung einer antibiotischen Therapie, z. B. Cephalosporin der 2. Generation plus Metronidazol
Schleimhautschädigungen im Darm durch Ischämie führen zu hohem Infektionsrisiko und rechtfertigen Breitspektrum-Antibiotikagabe.6
Antikoagulation bei chronischer Darmischämie postinterventionell, abhängig vom durchgeführten Prozedere2
Bei asymptomatischen Strikturen nach ischämischer Kolitis ist vorerst Beobachtung empfohlen, da manche sich innerhalb von 12–24 Monaten spontan auflösen.19
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Autoren
Lino Witte, Dr. med., Arzt in Weiterbildung, Innere Medizin, Frankfurt
Ingard Løge, spesialist i allmennmedisin, redaktør NEL
Definition:Durchblutungsstörung des Dick- oder Dünndarms, meistens durch Arteriosklerose oder Thrombembolie verursacht. Häufigkeit:Akute Ischämie bei Patienten > 70 Jahre ursächlich für bis zu 10 % aller akuten Abdomen.
Magen-Darm-Trakt
Darmischämie
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SiteDisease
Darmischämie
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