DerSofern nicht anders gekennzeichnet, basiert der gesamte Abschnitt basiertArtikel auf diesen Referenzen.1-3
Definition
Fiebererkrankung bei einer Person, die sich in den Tropen oder Subtropen aufgehalten hat.
Zu den möglichen Ursachen zählen Tuberkulose, Toxoplasmose, Zytomegalie, HIV sowie eine Vielzahl weiterer Infektionskrankheiten einschließlich tropischer Erkrankungen.
Fünf Infektionskrankheiten, die den Tropenkrankheiten zugerechnet werden, kommt besondere Bedeutung zu:
Die Häufigkeit bestimmter Erkrankungen wie Dengue, afrikanisches Zeckenbissfieber und Malaria nimmt zu, vermutlich aufgrund von vermehrten Fernreisen. Andere Erkrankungen sind seltener geworden, z. B. Shigellose.
Das Robert Koch-Institut veröffentlichte für das Jahr 20192020 folgende statistische Angaben zu gemeldeten reiseassoziierten Krankheiten mit Fieber (Fallzahl, Inzidenz in der Gesamtbevölkerung in Klammern):1
Malaria: 993366 (10,24/100.000), 85 69 % davon mit P. falciparum
Im Jahr 2020 ab dem 2. Quartal infolge der COVID-19-bedingten Reisebeschränkungen markanter Rückgang von Reisekrankheiten (bis zu 83 % weniger als im Vorjahr)1
Bei Kindern
Eine wichtige Population stellen Kinder aus Familien mit Migrationshintergrund dar, die häufiger in wärmere und ärmere Länder mit schlechterem Hygienestandard reisen und darüber hinaus oft einem hohen Malariarisiko ausgesetzt sind.
Diagnostische Überlegungen
Bei Personen, die von einer Auslandsreise zurückkommen, ist auch an Krankheitserreger zu denken, deren Verbreitung nicht auf tropische oder subtropische Regionen beschränkt ist.
Die meisten Viruserkrankungen, durch Plasmodium vivax verursachte Malaria, Rückfallfieber und Rickettsiosen haben gewöhnlich auch unbehandelt eine gute Prognose.
Einige wenige Erkrankungen, wie Malaria tropica, extraintestinale Amöbenruhr und Typhus, können einen akut schwerwiegenden und u. U. lebensbedrohlichen Verlauf nehmen. Die Primärdiagnostik sollte aus diesem Grund an diesen Erkrankungen ausgerichtet sein.
Die Ansteckung mit Malaria ist trotz Malariaprophylaxe möglich. Das klinische Erscheinungsbild kann sich neben Fieberschüben auch atypisch, z. B. mit Diarrhö und zerebralen Symptomen, manifestieren.
Welche Impfungen haben die Betroffenen vor der Reise erhalten? Haben sie eine angemessene Malariaprophylaxe eingenommen?
Gründe für den Arztbesuch
In leichteren Fällen halten die Betroffenen einen Arztbesuch oft nicht für erforderlich. Aus diesem Grund gibt es bei reiseassoziierten Erkrankungen vermutlich eine hohe Dunkelziffer.
Häufige Anlässe für einen Arztbesuch sind persistierende Diarrhö oder andere gastrointestinale Symptome, Fieber und Hautläsionen.
Malaria tropica mussist bei allen fieberkranken Patient*innen ausgeschlossen werdenauszuschließen, die sich während der letzten 34 Monate in Endemiegebieten aufgehalten haben.
Bei einer Infektion mit P. vivax oder P. ovale kann es noch mehrere Jahre (bei P. vivax bis zu 2 Jahren, bei P. ovale bis zu 5 Jahren) nach der Erstinfektion zu Malariarezidiven kommen.
Bakterielle Erkrankungen, die durch Salmonella typhi oder Salmonella paratyphi verursacht werden.
Die Erkrankungen sind weltweit verbreitet, am häufigsten jedoch auf dem indischen Subkontinent, in Südostasien und den tropischen Ländern Afrikas.
Die Inkubationszeit beträgt bei Typhus meist 8–14 Tage, kann aber auch bis zu 3 Monaten betragen, bei Paratyphus ca. 1–10 Tage.
Klinisches Bild
Diarrhö (selten), lang anhaltendes Fieber, relative Bradykardie und häufig ein deutlich beeinträchtigter Allgemeinzustand
Roseolen, d. h. millimetergroße runde, blaßblass-rote Flecken am Rumpf, sind ein seltenes, aber typisches klinisches Zeichen.
Unbehandelt sind Komplikationen in Form von geistiger Benommenheit und Darmblutungen nicht auszuschließen.
Diagnose
Blut-, Urin und Stuhlkulturen
Sofern die Kultur einen negativen Befund ergibt, kann eine serologische Untersuchung sinnvoll sein.
Therapie
Eine Therapie sollte schnellstmöglich aufgenommen werden.
Weltweit ist die Behandlung von Typhus in den letzten Jahren durch die rasante Entwicklung der Resistenz gegen Ampicillin, Trimethoprim-Sulfamethoxazol und Chloramphenicol schwieriger geworden.
Soweit möglich sollten deshalb die Erregerisolate bezüglich ihrer Antibiotika-Sensitivität getestet werden.
Bakterielle Erkrankungen, die von intrazellulär wachsenden, gramnegativen Kokken verursacht werden.
Abgesehen von epidemisch auftretendem Fleckfieber (früher auch „Fleckentyphus“), das in Deutschland seit 2003 nur noch 2016 in einem Fall vorgekommen ist (Stand JuniSeptember 20212020), handelt es sich bei allen Rickettsiosen um Zoonosen, die von anderen Säugetieren über Läuse, Flöhe und Zecken übertragen werden.
Bei eingeschleppten Rickettsiosen handelt es sich in den meisten Fällen um afrikanisches Zeckenbissfieber nach dem Besuch im südlichen Afrika. Sonstige Rickettsien-Infektionen werden sehr selten importiert.
Die Bakterien verursachen Vaskulitis.
Klinisches Bild
Fieber, Muskelschmerzen und Hautausschlag
Diagnose
retrospektiv anhand einer serologischen Untersuchung
Therapie
Bei Verdacht auf eine Rickettsiose wird eine Therapie mit Tetracyclin begonnen.
Afrikanisches Zeckenbissfieber hat eine sehr gute Prognose, andere Rickettsien-Infektionen können jedoch einen schweren Verlauf nehmen.
Bakterielle Erkrankung, die durch Coxiella burnetii verursacht wird, das sich intrazellulär vermehrt, taxonomisch zu den Rickettsien gezählt wird und laut neueren molekularbiologischen Untersuchungen eine enge Verwandtschaft zu den Legionellen zeigt.5
Weltweit vorkommende Zoonose, die u. a. in Südeuropa häufig anzutreffen ist.
Von den insgesamt 150 im Jahr 2019 in Deutschland gemeldeten Erkrankungsfällen wurde bei 122 ein wahrscheinliches Infektionsland genannt. Demnach infizierten sich 109 (89 %) der Betroffenen wahrscheinlich in Deutschland.1
Menschen stecken sich in erster Linie durch die Inhalation von Aerosolen an, die von Haustieren oder landwirtschaftlichen Nutztieren – häufig Schafe oder Ziegen – ausgehen.
Insbesondere Plazentagewebe ist hoch ansteckend. Viele Erkrankungsfälle lassen sich auf den Kontakt mit neugeborenen Tieren wie Lämmern zurückführen.
Die Inkubationszeit beträgt ca. 3 Wochen.
Klinisches Bild
Unterschiedliche Ausprägungen; isolierte Fieberschübe, atypische Pneumonie und granulomatöse Hepatitis treten in den Vordergrund.
Etwa 20 % der Betroffenen entwickeln ein makulopapulöses Exanthem am Rumpf.
In der histologischen Untersuchung von Leber und Knochenmark fallen kleine Granulome auf.
Therapie
Behandlung mit Tetracyclinen, Rifamipicin oder Fluorchinolonen
Für Fluorchinolone wurden von der Europäischen Arzneimittel-Agentur Anwendungsbeschränkungen empfohlen: Besondere Vorsicht bei Älteren und bei Patient*innen mit Nierenfunktionseinschränkung. Keine Kombination mit Kortikosteroiden. Nicht empfohlen als Mittel der 1. Wahl zur Behandlung leichter und mittelschwerer Infektionen.6
Die Gesellschaft für Pneumologie empfiehlt bei nachgewiesener Pneumonie mit Coxiella burnetii als Mittel der 1. Wahl Doxycyclin. Alternativen sind Moxifloxacin oder Levofloxacin.7
Die Prognose ist im Allgemeinen gut. Bei Patient*innen mit herabgesetzter Immunabwehr und Personen mit kardialen Vorerkrankungen kann sich jedoch eine chronische Verlaufsform mit u. a. schwerer Endokarditis entwickeln.
Bakterielle Erkrankung, die durch die Spirochäten (spiralförmige Bakterien) Leptospira interrogans verursacht wird.
Bei dieser Erkrankung handelt es sich wahrscheinlich um die weltweit meist verbreitete Zoonose, die in großen Teilen Europas endemisch auftritt.
Die Ansteckung erfolgt in der Regel über mit Leptospirose-Bakterien kontaminiertes Wasser. Sie gelangen meist über kleine Hautverletzungen in den Körper.
In Westeuropa sind bestimmte Berufsgruppen z. B. in der Landwirtschaft, Fischerei und MüllgewerkeAbfallwirtschaft betroffen. Bei Reisenden erfolgt die Ansteckung gelegentlich durch ungewöhnliche Aktivitäten wie Höhlenforschung, Floßfahrten oder auf Wanderungen. In Endemiegebieten treten bisweilen nach Überschwemmungen Epidemien auf.
Die Inkubationszeit beträgt ca. 10 Tage (1–3 Wochen).
Gelegentlich wird ein biphasischer Verlauf mit vorübergehendem Temperaturrückgang nach 4–7 Tagen beobachtet.
In schwerwiegenden Fällen entwickeln sich Leberversagen, Nierenversagen und gelegentlich spontane Blutungen.
Diagnose
1. Woche: Anlegen von Urin-, Blut- oder Liquorkulturen auf Spezialmedium
Anschließend wird eine serologische Untersuchung vorgenommen.
Therapie
bei milder Erkrankung
Doxycyclin peroral 2 x 100 mg für 7 Tage, evtl. Ampicillin 4 x 500 mg oder Amoxicillin 4 x 500 mg
evtl. Azithromycin
bei schwerer Erkrankung
Penicillin i. v. 4 x 1,5 Mio I. E.IE oder Ceftriaxon i. v. 1 x 1 g für 7 Tage
Man sollte mit einer Jarisch-Herxheimer-Reaktion während der Antibiotikabehandlung rechnen und daher bei Patient*innen mit einer intravenösen Behandlung sorgfältig Puls und Blutdruck überwachen.
Bakterielle Erkrankungen, die durch unterschiedliche Borrelien-Spezies verursacht werden.
Die Übertragung geschieht durch Läuse (epidemisches Rückfallfieber) oder Zecken (endemisches Rückfallfieber).
Das Läuserückfallfieber tritt vorwiegend in hoch gelegenen Gebieten von Äthiopien, Ruanda und Burundi auf, wo vor allem die ärmsten Bevölkerungsgruppen betroffen sind.
InIm 2019Jahr 2020 wurden keine Fälle in Deutschland bekannt.2
Endemisches Rückfallfieber ist in tropischen und subtropischen Ländern einschließlich nordafrikaweit verbreitet sowie in Teilen Spaniens. Vereinzelt haben sich Rucksacktourist*innen infiziert.
Die bakterielle Erkrankung kann durch 4vier unterschiedliche Brucella-Spezies verursacht werden.
Die Reservoirs dieser Zoonose sind Rinder, Schafe, Schweine und Ziegen.
Die Inkubationszeit ist lang und dauert mindestens einige Wochen, häufig sogar 3–6 Monate.
Klinisches Bild
Lang anhaltende, meist geringfügige Temperaturerhöhung über mehrere Wochen. Das Fieber kann vorübergehend abklingen und wieder auftreten (Febris undulans); darüber hinaus allgemeine Symptome in Form von Glieder- und Muskelschmerzen, Appetitlosigkeit, Kopfschmerzen und Gewichtsabnahme.
Diagnose
Blut- und Knochenmarkkulturen. ACHTUNG: Die Proben sind mit „Brucella-Verdacht“ zu kennzeichnen, da ein Infektionsrisiko im Labor besteht!
Alternativ kann eine serologische Untersuchung vorgenommen werden.
Die Therapie sollte in die Hände von Spezialist*innen gelegt werden.
Die Viruserkrankung wird durch das Dengue-Virus verursacht, das durch Gelbfiebermücken Aedes aegypti oder Tigermücken Aedes albopictus übertragen wird.
Dengue-Fieber ist die weltweit wichtigste durch Insekten übertragene Viruserkrankung. Jährlich werden ca. 100 Mio. Fälle in den Tropen und Subtropen gemeldet.
In Westeuropa und den USA ist es die am häufigsten diagnostizierte Viruserkrankung, die aus tropischen Ländern importiert wurde. Sie wird insbesondere nach Aufenthalten in Südostasien, Mittelamerika und auf den Pazifikinseln häufig beobachtet.
Die Inkubationszeit beträgt 2–7 Tage.
Klinisches Bild
Beim klassischen Dengue-Fieber handelt es sich um eine gutartige, grippeähnliche Erkrankung, die mit ausgeprägten Muskelschmerzen und häufig einem juckenden, morbilliformen Exanthem einhergeht.
Das hämorrhagische Dengue-Fieber ist eine schwerwiegende, lebensbedrohende Erkrankung, die durch hypovolämischen Schock, spontane Blutungen und Petechien gekennzeichnet ist.
Langevtl. lang anhaltende, postinfektiöse Beschwerden wie Depressionen, Konzentrationsschwierigkeiten und allgemeine Schwäche sind nicht auszuschließen.Fatigue
Die Diagnose wird retrospektiv anhand einer serologischen Untersuchung (IgM positiv ab Tag 4) oder PCR gestellt.
Die Therapie ist rein symptomatisch.
Phlebotomus-Fieber (Sandfliegen-Fieber)
Die Viruserkrankung wird von unterschiedlichen Spezies von Bunya-Viren verursacht und von Sandmücken, Phlebotomus, übertragen.
Sandmücken sind endemisch während des Sommerhalbjahres in einem Gürtel von Spanien bis Indien anzutreffen.
Bei europäischen Patient*innen erfolgt die Ansteckung häufig in Mittelmeerländern wie Zypern oder Italien.
Die Inkubationszeit ist kurz und beträgt 3–6 Tage.
Protozoenerkrankung, die durch Plasmodium falciparum verursacht wird.
Malaria tropica ist die weltweit wichtigste parasitäre Erkrankung.
Sie ist vor allem in den tropischen Ländern Afrikas, aber auch in Teilen Lateinamerikas und Südostasiens anzutreffen.
Vorkommen
weltweit: rund 230 Mio. Fälle jährlich, davon ca. 0,4 Mio. mit tödlichem Ausgang
Die Inkubationszeit beträgt in der Regel 2–4 Wochen, in sehr seltenen Fällen auch mehr als 3 Monate.
Klinisches Bild
nicht periodisch auftretende Fieberschübe mit unregelmäßigem Fieberverlauf
Im Spätstadium einer schwerwiegenden Malaria-Erkrankung wird das Bild von Multiorganschädigung, epileptischen Anfällen, Koma und Lungenödem dominiert.
Die Diagnose wird anhand von einem Schnelltest zum Nachweis von Malaria-Antigenen gestellt. Darüber hinaus sollten ein mikroskopischer Nachweis im „dicken Tropfen“ und ein dünner Blutausstrich erfolgen.
Für die Therapie sollten Spezialist*innen für tropische Infektionskrankheiten zu Rate gezogen werden.
Therapie 1. Wahl bei unkomplizierter Malaria tropica
Artemether/Lumefantrin – oder –
Dihydroartemisinin/Piperaquin
EKG-Kontrolle zum Ausschluss einer relevanten QTc-Verlängerung vor der 1. Dosis, vor der 3. Dosis und 4–6 h nach der 3. Dosis
Therapiealternative
Atovaquon/Proguanil
Unbehandelt ist die Prognose ernst, insbesondere bei nicht immunen Personen.
Malaria tropica (P. falciparum) ist eine der wenigen Tropenkrankheiten, die in westlichen Ländern zu Todesfällen führen.
Durch Plasmodium vivax oder Plasmodium ovale verursacht, die überwiegend in tropischen und subtropischen Gebieten verbreitet sind, vor allem von Südasien, zunehmend auch von Afrika und weniger häufig von Mittel- und Südamerika.
8 % der 2019 in Deutschland gemeldeten Fälle
Die Inkubationszeit beträgt in der Regel einige Wochen, kann aber auch bis zu einigen Jahren dauern.
Klinisches Bild
Initial treten unregelmäßige Fieberschübe auf, später zeigt sich bisweilen ein einförmiges klinisches Bild mit Schüttelfrost und Temperaturanstieg alle 48 Stunden.
Therapie 1. Wahl bei unkomplizierter Malaria tropica
Artemether/Lumefantrin – oder –
Dihydroartemisinin/Piperaquin
EKG-Kontrolle zum Ausschluss einer relevanten QTc-Verlängerung vor der 1. Dosis, vor der 3. Dosis und 4–6 h nach der 3. Dosis
Therapiealternative
Atovaquon/Proguanil (bei Malaria tertiana nur als Off-Label-Use)
Rezidivprophylaxe
Anschließende Behandlung mit Primaquin, um Hypnozoiten in der Leber zu eradizieren und so Rezidive zu verhindern.
Vor Gabe des Primaquins soll ein Glukose-6-Phosphat-Dehydrogenase-Mangel ausgeschlossen werden (Enzymbestimmung aus EDTA-Blut).
Primaquin ist in Deutschland nicht zugelassen, kann aber über internationale Apotheken bezogen werden.
Die Erkrankung hat eine gute Prognose.
Sie dauert unbehandelt selten länger als einige Wochen, kann aber mit späteren Rezidiven assoziiert sein.
Die Protozoenerkrankung wird von Leishmania donovani oder Leishmania infantum verursacht, die von Sandmücken übertragen werden.
Es handelt sich bei der Erkrankung um eine Zoonose, deren wichtigstes Reservoir Hunde sind, und die endemisch in großen Teilen der Tropen und Subtropen, einschließlich der Mittelmeerländer, vorkommt.
Die jährliche Inzidenz der klinischen Erkrankung beträgt weltweit ca. 500.000 Fälle.
Die importierte viszerale Leishmaniose ist in Mitteleuropa selten anzutreffen, jedoch treten gelegentlich Erkrankungsfälle nach einem Aufenthalt in Mittelmeerländern, insbesondere Spanien, auf.
Die Inkubationszeit ist lang, sie dauert oft mehrere Monate.
Klinisches Bild
Der langwierige, schwerwiegende und progressive Krankheitsverlauf mit Fieber und Allgemeinsymptomen geht mit einer gravierenden Milzvergrößerung und teilweise einer Lebervergrößerung einher.
Diagnose
Blutuntersuchungen zeigen eine charakteristische Panzytopenie (Anämie, Leukopenie und Thrombozytopenie) und einen ausgeprägten polyklonalen IgG-Anstieg.
Die Diagnose wird anhand einer zytologischen oder histologischen Untersuchung von Knochenmark und Milz sowie Serologie gestellt.
Die Kultur von Knochenmarkaspirat kann alternativ in Erwägung gezogen werden.
Die Therapie sollte in die Hände von Spezialist*innen gelegt werden.
Metronidazol 3 x 10 mg/kg KG/d (max. 3 x 800 mg/d) i. v. oder oral über 10 Tage/d
Nachbehandlung mit dem darmlumenwirksamen Medikament Paromomycin: 3 x 500 mg/d (25–30 mg/kg KG/d) in 3 Einzeldosen (3 x 2 Kps. à 250 mg/d) oral über 7–10 Tage
Ein chirurgischer Eingriff ist selten erforderlich.
Anamnese
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Reiseanamnese
Einer ausführlichen Reisebeschreibung kommt hohe Bedeutung zu:
Großstadt, ländliche Gegen, Küstengebiet?
Waren die Patient*innen wie die Lokalbevölkerung untergebracht, und haben sie die gleiche Kost verzehrt?
Kontakt mit Süßwasser, Mücken, Flöhen, Läusen oder Zecken?
Impfstoffe gegen Typhus induzieren nur bei ca. 60 % der Geimpften eine vorübergehende Immunität.
Die Impfung gegen Polio, Diphtherie und Masern während der Kindheit bietet Erwachsenen häufig nur einen unzureichenden Schutz, sofern keine Boosterimpfung verabreicht wurde.
Personen, die in Entwicklungsländern geboren wurden, haben oft keinen adäquaten Impfschutz.
Andererseits konnten sie gegen eine Reihe von Infektionskrankheiten zumindest eine natürliche Teilimmunität aufbauen.
Haben die Betroffenen die Malariaprophylaxe-Prophylaxe nach Anweisung genommen?
Inwieweit haben sich die Betroffenen mit Repellents und Mückennetz gegen Mücken geschützt?
Weder die medikamentöse Malariaprophylaxe noch sonstige Präventionsmaßnahmen sorgen für einen 100-prozentigen Schutz.
Sexuelle Kontakte?
Sexueller Kontakt mit Einheimischen?
Risiko für sexuell übertragbare Krankheiten: Wurden Kondome verwendet?
Zeit zwischen potenzieller Exposition und ersten Symptomen?
Die meisten bekannten Tropenkrankheiten haben eine spezifische Inkubationszeit. Die Kenntnis dieser Zeiten kann wichtige Hinweise für die Diagnose liefern.
Bei Rickettsiosen fällt bei 50–70 % der Betroffenen ein am Rumpf und an den proximalen Extremitäten lokalisiertes makulopapulöses Exanthem auf, während Gesicht, Handflächen und Fußsohlen frei bleiben.
Bei durch Zecken übertragenen Rickettsiosen wie Boutonneuse-Fieber oder afrikanisches Zeckenbissfieber bildet sich häufig eine schwarze, mit Schorf bedeckte und nicht schmerzende Wunde an der Bissstelle (Eschar).
Bei Dengue-Fieber tritt bisweilen ein juckendes morbilliformes Exanthem auf, das in ausgeprägten Fällen petechial wird.
Die mikroskopische Untersuchung von einem „dicken Tropfen“ und einem normalen Blutausstrich hat höchste Priorität. Bei entsprechenden Hinweisen sollten die Patient*innen sofort in eine auf Infektionskrankheiten spezialisierte Klinik eingewiesen werden.
Finden sich dünne Ringe oder bananenförmige Gametozyten, spricht dieser Befund für Plasmodium falciparum.
Es stehen zahlreiche unterschiedliche serologische Untersuchungsmethoden zur Verfügung, die jedoch im Akutgeschehen häufig einen negativen Befund ergeben, mit Ausnahme von Dengue-Fieber (s. o.).
Bei Verdacht auf eine akute HIV-Infektion kann eine Antigenbestimmung, zusätzlich zum Antikörpersuchtest, eine frühzeitige Diagnose ermöglichen.
Werden moderne Suchtests der 4. Generation verwendet, die neben Antikörpern auch HIV-Antigene nachweisen, ist ein sicherer Nachweis in der Regel schon nach max. 6 Wochen möglich.
Bei lange anhaltendem Fieber unklarer Ursache bei Tropenrückkehrer*innen sollte eine Biopsie von Knochenmark oder Leber für eine mikroskopische oder histologische Untersuchung in Erwägung gezogen werden.
Die histologische Untersuchung kann charakteristische Veränderungen – z. B. bei extrapulmonaler Tuberkulose, Q-Fieber und viszeralerLeishmaniose – aufdecken sowie über nichtinfektiöse Ursachen wie Lymphom oder Sarkoidose Auskunft geben.
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Indikationen zur Überweisung
Achtung! Bei Tropenrückkehrer*innen mit akut auftretendem Fieber und gesundheitlicher Beeinträchtigung oder wenn Verdacht auf Malaria besteht, sollen die Patient*innen unverzüglich an eine auf Infektionskrankheiten spezialisierte Praxis/Klinikambulanz (Tropeninstitut) überwiesen werden.
Eine Überweisung ist auch bei einem unklaren Krankheitsbild unerlässlich, wenn umfassendere Untersuchungen zur Abklärung notwendig sind.
Indikationen zur Krankenhauseinweisung
Bei schwerem Krankheitsverlauf
Zur Quarantäne bei seuchenhygienisch relevanten Erkrankungen
Prävention
Allgemeine Maßnahmen
In Gegenden mit unzureichender Trinkwasserhygiene
Abkochen oder Desinfektion des Trinkwassers
Schalentiere und Salate vermeiden.
Obst und Gemüse (das nicht geschält wird) mit desinfiziertem Wasser waschen.
Auf Baden in Schwimmbecken und potenziell kontaminierten Gewässern verzichten. Nicht durch stehende Gewässer waten.
Insekten- und Zeckenstiche vermeiden.
Repellents
schützende Kleidung
Fliegengitter, Moskitonetze
Keine ungeschützten Sexualkontakte
Engen Kontakt zu potenziell infizierten Tieren vermeiden (z. B. streunende Hunde, Fledermäuse).
Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin. Behandlung von erwachsenen Patienten mit ambulant erworbener Pneumonie. AWMF-Leitlinie Nr. 020-020. S3, Stand 2021. www.awmf.org
Deutsche Gesellschaft für Tropenmedizin, Reisemedizin und Globale Gesundheit. Diagnostik und Therapie der Malaria. AWMF-Leitlinie Nr. 042-001. S1, Stand 2021. www.awmf.org
Deutsche Gesellschaft für Tropenmedizin, Reisemedizin und Globale Gesundheit. Diagnostik und Therapie der Amöbiasis. AWMF-Leitlinie Nr. 042-002. S1, Stand 20182022. www.awmf.org
Literatur
Robert Koch-Institut. Infektionsepidemiologisches Jahrbuch meldepflichtiger Krankheiten für 20192020, Berlin 20202021 www.rki.de
Robert Koch-Institut. Reiseassoziierte Krankheiten 20192020. Berlin, Epidemiologisches Bulletin 5048/20202021 www.rki.de
Kling K, Bogdan C, Ledig T et al. Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) zu Reiseimpfungen. Epid Bull 2021; 14: 1–182 www.rki.de
Deutsches Institut für Medizinische Dokumentation und Information (DIMDI): ICD-10-GM Version 2021. Stand 18.09.2020. www.dimdi.de
Robert Koch-Institut:. RKI-Ratgeber Q-Fieber. Stand 1.5.2012. www.rki.de
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Gontard A. Welt: WHO Malaria Bericht 2020. Meldung vom 30.11.2020. Zugriff am 29.06.2021 tropeninstitut.de
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Deutsche Gesellschaft für Tropenmedizin, Reisemedizin und Globale Gesundheit. Diagnostik und Therapie der Amöbiasis. AWMF-Leitlinie Nr. 042-002. S1, Stand 20182022. www.awmf.org
Autor*innen
Thomas M. Heim, Dr. med., Wissenschaftsjournalist, Freiburg
Die ursprüngliche Version dieses Artikels basiert auf einem entsprechenden Artikel im norwegischen hausärztlichen Online-Handbuch Norsk Elektronisk Legehåndbok (NEL, https://legehandboka.no/).
DerSofern nicht anders gekennzeichnet, basiert der gesamte Abschnitt basiertArtikel auf diesen Referenzen.1-3 Fiebererkrankung bei einer Person, die sich in den Tropen oder Subtropen aufgehalten hat. Zu den möglichen Ursachen zählen Tuberkulose, Toxoplasmose, Zytomegalie, HIV sowie eine Vielzahl weiterer Infektionskrankheiten einschließlich tropischer Erkrankungen.