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Infektionen mit Enteroviren

Was sind Enteroviren?

Beim Menschen können überall verschiedene Arten von Enteroviren vorkommensind eine Gruppe unterschiedlicher Viren, die sich im Darm vermehren und vom Darmsystem von Mensch zu Mensch übertragen werden; das heißt, die Ansteckung erfolgt über den Stuhl zum Mund (fäkal-oral). Zur Gruppe der Enteroviren gehören auch die Polioviren, die Poliomyelitis (allgemein als Polio bzw. Kinderlähmung bekannt) verursachen können. In der westlichen Welt gilt Polio inzwischen als ausgerottet. Die übrigen EnterovirusinfektionenEnterovirus-Infektionen können bei Menschen jeden Alters zu verschiedenen Erkrankungen führen, treten jedoch am häufigsten bei Kindern und Säuglingen auf. Dabei kann es sich u. a. um Erkrankungen mit Ausschlägen, Hirnhautentzündungen und Augenentzündungen handeln.

Enteroviren sind in Untergruppen unterteilt, die wiederum in verschiedene Serotypen unterteilt sindumfassen:

  • Poliovirus: (Serotypen 1–3)
  • Coxsackievirus Gruppe A: Serotypen 1–22
  • Coxsackievirusund Gruppe B: (insgesamt 28 Serotypen 1–6)
  • ECHO-Virus: (29 Serotypen)
  • neuere 1–9Enterovirusarten.

Übertragung der Infektion

  • Die Virusinfektion wird meist über den Stuhl als Schmierinfektion übertragen, seltener 11–21,auch 24–27über Tröpfcheninfektion bzw. direkten Kontakt mit Bläscheninhalt. Mögliche Infektionsquellen sind auch verunreinigte Gegenstände und 29verunreinigtes Wasser.
  • Erkrankte können die Viren mehrere Wochen mit dem Stuhl ausscheiden.
  • Die Inkubationszeit beträgt 23314 Tage.

Häufigkeit

  • Enteroviren sind weltweit verbreitet und verursachen vor allem in Asien regelmäßig große Epidemien.
  • Auch in Deutschland kommt es immer wieder zu einem gehäuften Auftreten von Enteroviren, zuletzt 2010, 2013 und 2019 mit Enterovirus 71.
  • Enterovirus:-Infektionen Serotypen 68–71

Bei den Enteroviren gibt es über 90 verschiedene Serotypen.

Verbreitung

Enterovirusinfektionen tretenkönnen zu jeder Jahreszeit aufauftreten; in aufden dergemäßigten NordhalbkugelKlimazonen besteht jedoch die größte Ansteckungsgefahr während der Sommer- und Herbstmonate.

  • Eine ZwarInfektion können alle Altersgruppen vonmit Enteroviren betroffenkann seinin jedem Alter auftreten, am anfälligsten sind allerdings Säuglinge und KinderKleinkinder sind allerdings am häufigsten betroffen.  Aus bisher unbekannten Gründen sind Jungen und Männer infektionsanfälliger als Mädchen und Frauen.

  • Übertragung der Infektion

    Die Virusinfektion wird über den Stuhl als Schmierinfektion übertragen. Insbesondere scheinen Säuglinge und Kleinkinder, die gewickelt werden, häufige Infektionsquellen zu sein. Unter den Erwachsenen haben 30–80 % Antikörper gegen die häufigsten Enterovirus-Serotypen, was beweist, dass sie bereits infiziert waren. Bestimmte Virustypen können lokale Epidemien verursachen, während andere Serotypen (ECHO-Virus 9, 11 und 30) weltweite Epidemien auslösen können.

    Enterovirus Typ 71 (EV71) ist eine Infektion, die größere Epidemien verursacht hat, unter anderem im Mai 2008. Eine Epidemie in Taiwan führte zu mehr als 125.000 Fällen der Hand-Fuß-Mund-Krankheit. Über 400 der Fälle waren schwerwiegend, vor allem bei Kindern unter fünf Jahren. In den USA ist es infolge von EV71 zu Ausbrüchen von Erkrankungen des zentralen Nervensystems gekommen.

    Als Inkubationszeit wird die Zeit von der Infizierung einer Person bis zum Ausbruch der Krankheit bezeichnet. Die Feststellung kann unter Umständen schwierig sein und vom jeweiligen Krankheitstyp abhängen.

    Zu kurzfristigen Fieberkrankheiten kommt es oftmals nach einer Inkubationszeit von drei bis fünf Tagen. Typische Polio-Erkrankungen mit Lähmungen (Kinderlähmung) treten häufig in zwei Phasen auf: mit unspezifischen fieberhaften Erkrankungen nach drei bis fünf Tagen und erneutem Fieber sowie Anzeichen einer Erkrankung des zentralen Nervensystems neun bis zwölf Tage nach der Infektion. Der Zeitraum mit der größten Ansteckungsgefahr sind wahrscheinlich die ersten beiden Wochen nach der Infektion.

    Verschiedene Arten von EnteroviruserkrankungenEnterovirus-Erkrankungen

    Bei über 90 % der Infektionen, die durch Nicht-Polio-Enteroviren verursacht werden, zeigen sich keine Symptome, oder sie führen nur zu unspezifischen fieberhaften Erkrankungen mit Halsschmerzen und Husten („Sommergrippe). Im Krankheitsfall können das Krankheitsbild und der Schweregrad je nach Art des Virus, Alter, Geschlecht und Immunstatus variieren. Einige Erkrankungen wie virale Gehirnhautentzündung (Meningitis) und einige Ausschlagkrankheiten können durch viele verschiedene Unterarten des Enterovirus ausgelöst werden. Andere werden hauptsächlich durch bestimmte Untergruppen des Enterovirus hervorgerufen. 

    Ausschläge auf Haut und Schleimhäuten

    Verschiedene Typen des Coxsackie- und des ECHO-Virus führen zu unterschiedlichen AusschlHautausschlägen, bisweilen begleitet von einem Ausschlag auf der Mundschleimhaut. Mit Ausnahme der Hand-Fuß-Mund-KrankheitHäufig sind diese Ausschläge nicht ausreichend charakteristisch, um eindeutig ein Virus als Ursache benennen zu können. Meist bestehen keine weiteren Beschwerden, Fieber über 24–36 Stunden ist möglich. Leichte Ausschläge am Körper werden häufig durch Infektionen mit dem ECHO-Virus verursacht (z. BeiB. diesensog. Erkrankungen hält das Fieber nur 24–36 Stunden anBoston-Exanthem).

    Hand-Fuß-Mund-Krankheit  

    • Hierbei handelt es sich um eine häufig vorkommende, akute Erkrankung, von der meist Kleinkinder betroffen sind und die in der Regel durch das Coxsackie-A-Virus oder andere Enteroviren der Gruppe A verursacht wird. 
    • Die Symptome sind Fieber, Bläschen auf der Wangeninnenseite und der Zunge sowie kleine Ausschläge an Händen, Füßen und Gesäß. 
    • Die SymptomeInkubationszeit haltenbeträgt innormalerweise der3–10 RegelTagen, zweidie bisErkrankung dreigeht Tagemeist anvon selbst nach 5–7 Tagen zurück.

    Herpangina  

    • Dies ist ein Ausschlag mit Bläschen auf der Mundschleimhaut, der bis tief in den Rachen reicht. Sie betrifftund vor allem dieauch Gaumenbögen, Zäpfchen und Mandeln befällt. 
    • Von der Krankheit sind zumeist Kinder im Alter von drei bis zehn 3–10 Jahren betroffen. 
    • Die Symptome sind Halsschmerzen,  Fieber und Schmerzen beim Schlucken. 
    • Die Infektion wird durch das Coxsackie-A-Virus oder andere Enteroviren verursacht.

    Infektionen des zentralen Nervensystems

    Akute Infektionen des zentralen Nervensystems treten in allen Altersgruppen auf. Die Hirnhautentzündung (Meningitis) ist die häufigste Erscheinungsform, während Entzündungen des Gehirns (Enzephalitis) seltener vorkommen. Einige Enteroviren (Poliovirus, EV71) greifen Zellen in Gehirn und Rückenmark an und verursachen akute Lähmungen.

    Virale Meningitis Für die/Enzephalitis

    • Die meisten Fälle sind verursacht durch Coxsackieviren der Gruppe B sowie ECHO-Viren. 
    • Bei Kleinkindern ist das Krankheitsbild geprägt von  Fieber und Reizbarkeit. Bei älteren Kindern und Erwachsenen sind die Symptome  Fieber bis 40 °C, Kopfschmerzen, steifer Nacken, Übelkeit und Erbrechen, Licht- und Lärmscheuheit, Abgeschlagenheit und MuskeschmerzenMuskelschmerzen. 
    • Bei 5–10 % aller virusbedingten Hirnhautentzündungen kann der Verlauf durch eine Entzündung des Gehirns erschwert werden, die sich alsdurch BewusstlosigkeitBewusstseinsstörungen oder Krämpfe äußert. 
    • Kinder haben sich in der Regel nach drei bis sieben 3–7 Tagen vollständig erholt, während die Symptome bei Erwachsenen länger anhalten können.

    Lähmungen

    • Poliomyelitis kann Enterovirenin sind die Ursache von 10–20 % allerschwerenllellen vonzu Hirnhautentzündung viralen Entzündungen des Gehirns.

      Polio mitund Lähmungen Dabei handelt es sich um eine akute fiebrige Erkrankung, zu deren Krankheitsbild eine virale Hirnhautentzündung und die Schwächung oder Lähmung einer oder mehrerer Extremitäten gehören. Die Krankheit gilt in der westlichenMuskulatur Welt als ausgerottetführen. Einzelfälle akuter

    • hmunghmungen tretenkönnen infolgeauch anderer Serotypen des Enterovirus auf, wobei EV71 der wichtigste ist. Eine durch einvon Nicht-Polio-Enteroviren verursacht werden, meist Enterovirus 70 oder 71, Coxsackie 7 oder 9.
    • Eine durch Nicht-Polio-Enteroviren ausgelöste Lähmung ist weniger schwerwiegend als eine poliovirusbedingte Lähmung, und diese Lähmung ist in der Regel nicht dauerhaft.

    Augeninfektionen

    Enteroviren können hoch ansteckende Augeninfektionen verursachen, die durch Schmerzen, geschwollene Augenlider und Blutungen in der Bindehaut gekennzeichnet sind. Die Erkrankung heilt von selbst und führt selten zu dauerhaften Sehstörungen. Weltweite Ausbrüche, die auf Enterovirus 70 und Coxsackie A24 zurückzuführen sind, sind am stärksten in tropischen Küstengebieten verbreitet. Die Symptome erreichen nach zwei bis drei 2–3 Tagen ihren Höhepunkt und klingen ohne weitere Komplikationen innerhalb von zehn10 Tagen wieder ab.

    Epidemische Pleurodynie (Bornholm-Krankheit)

    Dies ist eine akute Erkrankung mit  Fieber und, schubweisen Krämpfen und Schmerzen in der Brust- und Bauchmuskulatur. Die meisten Fälle treten lokal bei Jugendlichen und Erwachsenen in den Sommermonaten auf. Die Symptome erinnern mitunter an schwere Erkrankungen wie bakterielle Lungenentzündung, Lungenembolie, Herzinfarkt, akute MagenschmerzenBauchschmerzen und Gürtelrose. Die häufigste Ursache sind Coxsackieviren der Gruppe B. Die meisten Menschen erkranken für 4-13 Tage. Bei Kindern verläuft die Krankheit weniger ausgeprägt als bei Erwachsenen.

    Entzündung des Herzens (Perimyokarditis)

    Die Krankheit entstehtbetrifft in der Regel sowohl in demden das Herz umgebenden Herzbeutel (Perikard) als auch imden Herzmuskel. Bei älteren Kindern und Erwachsenen schwankt derDer Schweregrad der HerzentzHerzmuskelentzündung reicht von Fällen ohne Symptome bis hin zu lebensbedrohlichen Erkrankungen. mitBei Herzversagenden undseltener Todbetroffenen Erwachsenen heilt die Erkrankung meist vollständig aus. Die häufigste virale Ursache sind Coxsackieviren der Gruppe B.

    SchwangerschaftWeitere Krankheitsbilder

    EnterovirusinfektionenEnteroviren können außerdem Entzündungen im Magen-Darm-Trakt, der Bauchspeicheldrüse, der Leber und der Hoden hervorrufen.

    Schwangerschaft und Infektionen bei Neugeborenen

    • Enteroviren passieren nur in geringem Grad die Plazenta und führen daher selten zu Erkrankungen des Fetus.

    • Infektionen bei Neugeborenen

    • Neugeborene sind äußerst anfällig für EnteroviruserkrankungenEnterovirus-Infektionen. 
    • Auch wenn die meisten SerotypenVirustypen zu milden und vorübergehenden Krankheitsverläufen führen, können einige schwere Erkrankungen hervorrufen.

    Untersuchungen

    Die (Coxsackie-B-VirusDiagnose Serotypenwird 2–5,in undden ECHO-Virusmeisten 11)Fällen anhand der Symptome gestellt.

    Infektionen

    Bei bei Personen mit geschwächtem Immunsystem

    EnterovirusinfektionenBedarf können beiEnteroviren Menschenim mitBlut, angeborenerStuhl, oderin erworbenerder ImmunschwächeGehirn-Rückenmark-Flüssigkeit mituntersowie zuin schwerenRachenabstrichen Infektionennachgewiesen führenwerden.

    Diagnose

    Die Labordiagnose einer Enterovirusinfektion erfolgt durch den Nachweis von Antikörpern gegen das Virus im Blut oder, bei schwereren Erkrankungen, durch die Verwendung anderer Analysearten.

    TherapieBehandlung

    Die meisten Enterovirusinfektionen sind selbstbegrenzend und bedürfen keiner besonderen Behandlung. AusnahmenDie bilden akute Herzmuskelentzündungen, die lebensbedrohlich seinSymptome können, sowiemit akutefiebersenkenden viraleund Hirnhautentzündungen,schmerzstillenden dieMitteln ausgeprägtegelindert Symptome hervorrufen könnenwerden.

    Die therapeutischen Möglichkeiten sind bei schweren Infektionen begrenzt und wurden bisher nicht gründlich erforscht. Bei schweren Krankheitsverläufen können Antikörper eingesetzt werden.

    Vorbeugung

    • Hygienemaßnahmen wie das Händewaschen sind unerlässlich, um die Ausbreitung von Enteroviren zu verhindern. Hochschwangere
    • Schwangere sollten den Umgang mit PatientenPersonen, mitbei denen der Verdacht auf enteroviraleeine ErkrankungenEnterovirus-Infektion besteht, vermeiden.

    • Eine Impfung gegen die Nicht-Polio-Enteroviren steht in Deutschland bislang nicht zur Verfügung.

    WeiterführendeWeitere Informationen

    AutorenAutor*innen

    • Martina Bujard, Wissenschaftsjournalistin, Wiesbaden
    • Thomas Fühner, PD Dr. med., Facharzt für Innere Medizin und Pneumologie, Hannover

     

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    EnterovirusinfektionenEnterovirus-Infektionen treten am häufigsten bei Kindern und Säuglingen auf. Dabei kann es sich um Erkrankungen mit Ausschlägen, Hirnhautentzündungen und Augenentzündungen handeln.
    Infektionen mit Enteroviren
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    EnterovirusinfektionenEnterovirus-Infektionen treten am häufigsten bei Kindern und Säuglingen auf. Dabei kann es sich um Erkrankungen mit Ausschlägen, Hirnhautentzündungen und Augenentzündungen handeln.
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    Enterovirus-Infektion
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