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Keratosis pilaris

Zusammenfassung

  • Definition:Genetische Verhornungsstörung der Haarfollikel der Haut.
  • Häufigkeit:Sehr häufig. Die Häufigkeit wird mit 3 % bis fast 50 %, 50–80 % bei Kindern angegeben.
  • Symptome:Kleine Knötchen, Gänse- oder auch „Reibeisenhaut“, insbesondere auf den Streckseiten der Oberarme und Oberschenkel.
  • Befunde:1–2 mm große Elemente, davon 10–100 in einem Gebiet. In der Lokalisation follikulär gebunden. Die Haut ist glatt und haarlos (follikuläre Atrophie).
  • Diagnostik:Die Diagnose erfolgt klinisch.
  • Therapie:Es existiert zwar keine zur vollständigen Heilung führende oder speziell wirksame Behandlungsmethode, aber die Symptome bilden sich spontan zurück.

Allgemeine Informationen

Definition

  • Die Keratosis pilaris ist eine genetische Störung der Keratinisierung der Haarfollikel der Haut.1
  • Wahrscheinlich autosomal-dominanter Erbgang. Gelegentlich kombiniert mit milder oder ausgeprägter Ichthyosis vulgaris und bei atopischer Diathese.2
  • Manifestiert sich in Form kleiner Papeln rund um die Haarfollikel und wird als Gänse- oder Reibeisenhaut beschrieben; tritt am häufigsten auf den oberen, äußeren Seiten von Oberarmen und Oberschenkeln auf. Die Haut ist glatt und haarlos.
  • Dieses Phänomen ist vor allem von kosmetischer Bedeutung, medizinisch jedoch völlig unbedenklich.
  • Wenn ein deutliches Erythem rund um die Haarfollikel bestehlt, wird das Erscheinungsbild auch Keratosis pilaris rubra genannt.3

Häufigkeit

  • Ist sehr häufig, aber die Häufigkeitsangabe variieren stark.
  • Manche Autoren geben an, dass das Erscheinungsbild bei bis zu der Hälfte aller gesunden Kinder Jugendlichen vorkommt.4 
  • Andere Quellen sprechen von einer Häufigkeit im Bereich von 3–12 %.5-6
  • Ist hauptsächlich ein Problem von Jugendlichen mit einem Häufigkeitsgipfel in der Pubertät. Bei vielen verschwinden die Beschwerden mit der Zeit von selbst.
  • Tritt weltweit bei allen Menschen auf. Möglicherweise sind Frauen etwas häufiger betroffen als Männer.7
  • Viele Menschen sind sich ihrer Keratosis gar nicht bewusst, weil der Leidensdruck oft sehr gering ist.

Ätiologie und Pathogenese

  • Bislang ist keine klare Ätiologie bekannt, aber oft wird die Keratosis pilaris zusammen mit anderen Symptombildern, die mit trockener Haut einhergehen, beschrieben, wie z. B. Ichthyose, in Zusammenhang mit atopischer Dermatitis und allergischen Erkrankungen.8
  • Ca. 30–50 % haben eine positive Familienanamnese.
  • Unterliegt anscheinend jahreszeitlichen Schwankungen. Wird besser im Sommer und verschlimmert sich im Winter, wenn die Haut trockener ist.
  • Hyperkeratose
    • In der Haut reichert sich ein Überschuss an Keratin an, wobei sich das Keratin in den äußeren Anteilen des Haarfollikels anreichert und sich in Form kleiner Knötchen zeigt (Papeln).
    • Die Verhornung der Haut und der Haarfollikel können dazu führen, dass das Haar die nicht durch die Haut dringen kann. Hierbei kann es zu lokalen Entzündungen und einem Erythem im Bereich der Papeln kommen.
    • Nicht alle Knötchen verweisen auf ein darunter befindliches retiniertes Haar.

Prädisponierende Faktoren

  • Vererbung
  • Trockene Haut

ICPC-2

  • S99 Hautkrankheit, andere

ICD-10

  • L73.8 Sonstige näher bezeichnete Krankheiten der Haarfollikel

Diagnostik

Diagnostische Kriterien

  • Die Diagnose wird anhand einer typischen Anamnese und des klinische Befundes gestellt.

Differenzialdiagnosen

Anamnese

  • Meist lokalisiert auf den Streckseiten der Oberarme und Oberschenkel
  • Die Patienten klagen oft über eine raue Hautoberfläche („Reibeisenhaut“), die sie als kosmetisch belastend empfinden.
  • Das vermehrte Auftreten solcher Knötchen ist in der Regel asymptomatisch und allenfalls mit etwas Juckreiz verbunden.
  • Manchen ist nicht einmal bewusst, dass hier ein medizinisch beschreibbarer Sachverhalt vorliegt.
  • Von einigen Betroffenen wird ein verstärktes Auftreten während der Schwangerschaft berichtet.9

Klinische Untersuchung

  • Ausschließlich die Haut ist von Veränderungen betroffen.
  • Am häufigsten betroffen sind die Streckseiten der Oberarme und Oberschenkel, möglich sind aber auch die Vorderseiten der Oberschenkel, das Gesäß und die Wangen.
  • Die Haut wird als Gänse- oder Reibeisenhaut beschrieben.
    Keratosis pilaris ist eine sehr verbreitete Hautveränderung bei Kindern und Jugendlichen. Die Hauterscheinungen bilden sich spontan zurück.
    Keratosis pilaris
  • In der Regel sind 10–100 sehr kleine Knötchen (1–2 mm) über das betroffene Gebiet verteilt. Einzelne hierunter können Anzeichen einer leichten Entzündung aufweisen.
  • Bei der Palpation fühlt sich die Haut wie Schmirgelpapier bzw. wie ein Reibeisen an.
  • Durch vorsichtiges Aufkratzen lässt sich unter der Oberfläche manchmal ein kleines, zusammengedrücktes Haar feststellen.
  • Durch Auspressen der Hautknötchen lässt sich manchmal ein Keratinpfropf oder pickelartiges Material zutage fördern.

Ergänzende Untersuchungen in der Hausarztpraxis

  • Nicht relevant

Diagnostik beim Spezialisten

  • Nicht relevant

Indikationen zur Überweisung

  • Eine Überweisung ist nur selten erforderlich.

Therapie

Therapieziel

  • Hauterscheinungen verringern.

Allgemeines zur Therapie

  • Die Hauterscheinungen bilden sich normalerweise ohne Behandlung allmählich zurück.
  • Betroffene mit einer deutlichen Rötung im Bereich der Papeln können Juckreiz oder Hautirritation verspüren und eine Behandlung wünschen.
  • Es gibt keine zur vollständigen Heilung führende oder universell wirksame Behandlung.
  • Es gibt eine Vielzahl von Ratschlägen zur Behandlung. Keine Einzelbehandlung ist wirksam und die Liste der Lotionen und Cremes, die zur versuchsweisen Behandlung zur Verfügung stehen, ist lang.
    • Zu den meisten liegt keine Dokumentation vor.
  • Hautpflegeprodukte sollten dann kontinuierlich verwendet werden, wenn der Eindruck gewonnen wird, dass sie tatsächlich nützen. Wird die Anwendung beendet, kehrt die raue Haut jedoch oft zurück.

Empfehlungen für Patienten

  • Vermeiden Sie ein Austrocknen der Haut.
    • Verwenden Sie milde Seifen.
    • Verwenden Sie feuchtigkeitsspendende Salben oder Cremes, und massieren Sie diese 2- bis 3-mal täglich an den betroffenen Stellen in die Haut ein.
  • Weitere Hautpräparate, die ggf. auszuprobieren sind, sind weichmachende Cremes, die Salicylsäure, Lactat oder Urea enthalten.

Medikamentöse Behandlung

  • Liegen Anzeichen für eine lokale Entzündung vor, kann versuchsweise eine Woche lang eine mittelstarke Kortisonsalbe zur Anwendung gebracht werden.
  • Lokales Retinoid kann wirksam sein.

Weitere Behandlungsformen

  • Eine Punktion und Extraktion der keratotischen Papeln kann mit einer kleinen Kanülenspitze durchgeführt werden.
  • Manche unternehmen Versuche mit Mikrodermabrasion, chemischen Peelings und Laserbehandlung.3,10

Verlauf, Komplikationen und Prognose

Verlauf

  • Der Verlauf ist selbstlimitierend, aber einzelne Patienten haben lebenslange Beschwerden mit alternierenden Remissionen und Exazerbationen.
  • Jahreszeitliche Schwankungen sind möglich, wobei die Beschwerden in der Regel im Winter größer sind.

Prognose

  • Ist eine gutartige Hautveränderung, die nicht mit einem erhöhten Auftreten anderer Krankheiten verbunden ist.
  • Ist in erster Linie eine Problematik von Jugendlichen. Auch wenn bei vielen die Hauterscheinung spontan aufhört, klagen manche auch noch im Erwachsenenalter über zumeist kosmetische Beschwerden.

Patienteninformationen

Patienteninformationen in Deximed

Illustrationen

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Keratosis pilaris
Keratosis pilaris ist eine sehr verbreitete Hautveränderung bei Kindern und Jugendlichen. Die Hauterscheinungen bilden sich spontan zurück.
Keratosis pilaris ist eine sehr verbreitete Hautveränderung bei Kindern und Jugendlichen. Die Hauterscheinungen bilden sich spontan zurück.

Quellen

Literatur

  1. Alai NN. Keratosis pilaris. Medscape, last updated Oct 09, 2015. emedicine.medscape.com
  2. Altmeyer P. Online Enzyklopädie Dermatologie. Keratosis follicularis. Springer-Verlag. Zugriff: 14.3.2016. www.enzyklopaedie-dermatologie.de
  3. Schoch JJ, Tollefson MM, Witman P, Davis DM. Successful Treatment of Keratosis Pilaris Rubra with Pulsed Dye Laser. Pediatr Dermatol 2016; 33: 443-6. pmid:27282957. www.ncbi.nlm.nih.gov
  4. Oakley A. Keratosis pilaris, in Dermatology made easy, Dermnet, New Zealand. New Zealand: Scion Publishing Ltd, 2017.
  5. Del Pozzo-Magaña BR, Lazo-Langner A, Gutiérrez-Castrellón P, Ruiz-Maldonado R. Common Dermatoses in Children Referred to a Specialized Pediatric Dermatology Service in Mexico: A Comparative Study between Two Decades. ISRN Dermatol 2012. pmid:23097714. www.ncbi.nlm.nih.gov
  6. Inanir I, Sahin MT, Gündüz K, et al. Prevalence of skin conditions in primary school children in Turkey: differences based on socioeconomic factors. Pediatr Dermatol 2002; 19: 307. pmid: 1222027. www.ncbi.nlm.nih.gov
  7. Poskitt L, Wilkinson JD. Natural history of keratosis pilaris. Br J Dermatol 1994; 130: 711-3. PubMed
  8. Hwang S, Schwartz RA. Keratosis pilaris: a common follicular hyperkeratosis. Cutis 2008; 82: 177-80. PubMed
  9. Jackson JB, Touma SC, Norton AB. Keratosis pilaris in pregnancy: an unrecognized dematosis of pregnancy?. W V Med J 2004; 100: 26-8. PubMed
  10. Hwang S, Schwartz RA. Keratosis pilaris: a common follicular hyperkeratosis. Cutis 2008; 82:177. PubMed

Autoren

  • Marlies Karsch-Völk, Dr. med., Fachärztin für Allgemeinmedizin, München (Übernahme der Revision aus NEL)
  • Ingard Løge, spesialist allmennmedisin, universitetslektor, institutt for sammfunsmedisinske fag, NTNU, redaktør NEL
  • Terje Johannessen, professor i allmennmedisin, Institutt for samfunnsmedisinske fag, Norges teknisk-naturvitenskapelige universitet, Trondheim
Keratosis pilarisL738
Keratosis pilaris
Keratosis pilarisS99
Verhornungsstörung der Haarfollikel; Follikuläre Atrophie; Gänsehaut; Reibeisenhaut; Keratinisierungsstörung der Haarfollikel
Keratosis pilaris
U-MK 19.02.2019, Übernahme der Revision aus NEL; chck go 14.3.
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Definition:Genetische Verhornungsstörung der Haarfollikel der Haut. Häufigkeit:Sehr häufig. Die Häufigkeit wird mit 3 % bis fast 50 %, 50–80 % bei Kindern angegeben.
Haut
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