Supraventrikuläre Tachykardien (SVT) sind Tachykardien mit einer Vorhoffrequenz > 100/min, deren Entstehungsmechanismus Gewebe von Vorhof, AV-Knoten und/oder His-Bündel einbezieht.1-3
Vorhofflimmern wird abweichend von dieser Definition nicht zu den SVT im engeren Sinn gezählt.4
SVT manifestieren sich überwiegend, wenn auch nicht ausnahmslos, mit einem regelmäßigen Rhythmus.1-2
Abhängig von der Morphologie des QRS-Komplexes können bei den SVT unterschieden werden:
Schmalkomplextachykardien mit QRS ≤ 120 ms
Breitkomplextachykardien mit QRS > 120 ms.
Klassifikation der supraventrikulären Tachykardien
Der gesamte Abschnitt basiert auf diesen Referenzen.1-2
Insgesamt weisen ältere (> 65 Jahren) Menschen im Vergleich zu jüngeren ein 5-fach erhöhtes Risiko auf.4-5
Patient*innen mit reiner SVT sind hingegen erheblich jünger (37 Jahre im Mittel) als Betroffene mit SVT bei kardiovaskulärer Erkrankung (69 Jahre im Mittel).1,5
AVNRT (AV-Knoten-Reentry-Tachykardien) treten häufiger auf bei mittelalten und älteren Patient*innen, Adoleszente sind häufiger von AVRT (ABAV-Reentry-Tachykardien) auf der Basis akzessorischer Bündel betroffen.6
Personen, die für eine elektrophysiologische Intervention überwiesen werden, sind jünger und haben eine niedrige Prävalenz an kardiovaskulären Komorbiditäten.1
Ätiologie und Pathogenese
Entsteht durch Störungen der Impulsbildung oder -weiterleitung.7
Es gibt 3 grundsätzliche Mechanismen, die zu einer supraventrikulären Tachykardie führen können:4
Reentry
häufigster Mechanismus
Ein elektrischer Impuls wird unaufhörlich in einem Erregungskreis weitergeleitet, da innerhalb des Kreises ständig nicht-refraktäres Gewebe zur Verfügung steht.
Voraussetzung ist ein unidirektionaler Block in einem Schenkel des Erregungskreises, hierdurch Entstehung unterschiedlicher refraktärer Perioden.
Reentry ist ein Tachykardiemechanismus bei Vorhofflattern, AVNRT, AVRT.
erhöhte Automatizität
schnellere Depolarisation von Myozyten im Vergleich zum Sinusknoten
Mechanismus bei der Mehrheit der fokalen atrialen Tachykardien
getriggerte Aktivität
erneute Depolarisation direkt nach der Repolarisation
Mechanismus bei einem kleinen Teil fokaler atrialer Tachykardien
Meistens Schmalkomplextachykardie (QRS ≤ 120 ms), in diesem Fall sicher supraventrikulären Ursprungs
Bei aberranter Überleitung oder vorbestehendem Schenkelblock ist auch eine Breitkomplextachykardie möglich, dann ist u. U. die Abgrenzung zur ventrikulären Tachykardie schwierig.
Sinustachykardien
Physiologische Sinustachykardie
Sinusrhythmus mit einer Frequenz > 100/min
Im Allgemeinen besteht keine pathologische Arrhythmie (mit Ausnahme der inadäquaten Sinustachykardie, s. u.), sondern es ist eine kardiale Antwort auf einen Stimulus.8
Ursachen einer Sinustachykardie können physiologische Stimuli sein, Begleitstörungen/-erkrankungen oder Medikamente/Genussmittel/Drogen.1-2
Makro-Reenty-Tachykardie mit einer Leitungsbahn über das normale Leitungssystem (AV-Knoten/His-Purkinje-System) und einer akzessorischen Leitungsbahn zwischen Vorhof und Ventrikel1-2
Bei antegrader Leitung der akzessorischen Bahn im Sinusrhythmus zeigt sich im EKG eine Delta-Welle durch Präexzitation.10
Ziel ist eine Dokumentation der Tachykardie-Episode im Ruhe-EKG zur genaueren Eingrenzung der Rhythmusstörung.
Auch außerhalb der Tachykardie sollte ein Ruhe-EKG angefertigt werden.
Hinweise für strukturelle Erkrankung?
Präexzitation?
LZ-EKG, Interpretation
LZ-EKG bei täglich bis mindestens 1 x wöchentlich auftretenden Tachykardien (24-Stunden- bis 120-Stunden-EKG)
Nicht selten ist es schwierig, die zugrunde liegende Rhythmusstörung mit Ruhe-EKG und/oder LZ-EKG genau zu definieren.
Die Beachtung einiger Grundsätze hilft bei der Interpretation.
Für die initiale Differenzialdiagnose sollte zunächst auf die ventrikuläre Antwort, erst in zweiter Linie auf die atriale Depolarisation geachtet werden.8
Nach Eingrenzung der Differenzialdiagnose auf Basis der ventrikulären Antwort sollte die Beurteilung der Vorhofaktionen erfolgen:8
P-Welle vor dem QRS-Komplex
Sinustachykardie
fokale atriale Tachykardie
multifokale atriale Tachykardie
gehäufte Vorhofextrasystolen
P-Welle nach dem QRS-Komplex (bei hohen Frequenzen evtl. nicht sichtbar)
AVNRT
AVRT
Bei Vorhofflattern mit 2:1-Überleitung ist eine Verwechslung mit Sinustachykardie oder atrialer Tachykardie möglich, da jede zweite Flatterwelle von der T-Welle überlagert werden kann.
Bei nur sporadisch auftretenden, aber deutlich symptomatischen SVT kann die Verdachtsdiagnose durch Aufzeichnung mittels eines Event Recorders bestätigt werden.
Episode mindestens 1 x pro Monat: externer Event Recorder
Episode seltener als 1 x pro Monat: implantierbarer Event Recorder
Reaktion auf Adenosingabe
Unter stationären Bedingungen kann insbesondere bei regelmäßigen Schmalkomplextachykardie die Gabe von Adenosin differenzialdiagnostisch hilfreich sein.
Test auf Myokardischämie bei kardiovaskulärem Risikoprofiil
Elektrophysiologische Untersuchung (EPS) für definitive Diagnose und bei voraussichtlicher Katheterablation
Indikationen zur Überweisung
Hinweise für strukturelle Herzerkrankung
Weiterführende EKG-Diagnostik zur Erfassung der Tachykardie erforderlich (externer oder interner Event Recorder)
Unsicherheit über die Diagnose
Schwere Symptomatik oder unzureichender Erfolg einer initialen medikamentösen Therapie zur Evaluation weiterer medikamentöser und/oder interventioneller Therapiemöglichkeiten4
Therapie
Therapieziele
In der Akutsituation die Tachykardie unterbrechen.
In der langfristigen Therapie tachykarde Episoden vermeiden oder reduzieren.
Allgemeines zur Therapie
Akuttherapie
In der Akutbehandlung symptomatischer SVT ist vor allem bei hohen Frequenzen mit hämodynamischer Wirksamkeit die zügige Rhythmisierung oder zumindest Frequenzreduktion notwendig.
Mögliche Maßnahmen hierfür sind:
vagale Manöver
Valsalva-Manöver
Karotissinusmassage
medikamentöse Behandlung
Adenosin: hilfreich zur Differenzialdiagnose (s. o.) der SVT, bei AVNRT oder AVRT häufig Terminierung der Tachykardie
Betablocker
Ca-Antagonisten
Antiarrhythmika
elektrische Kardioversion
Hämodynamisch instabile Patient*innen sollten direkt elektrisch kardiovertiert werden.
Langzeittherapie
Wenig Evidenz zur medikamentösen Langzeitbehandlung
2. Wahl sind Klasse-III-Antiarrhythmika (Amiodaron).
Bei selten auftretenden SVT ist eine „Pill in the pocket“-Strategie eine Option.12
Zu beachten sind Kontraindikationen, ggf. Diskussion der Therapie mit Spezialisten.
Beispielweise sollten Ca-Antagonisten oder Betablocker nicht zur Rezidivprophylaxe bei Präexzitation im EKG eingesetzt werden wegen Gefahr der schnellen Überleitung über das akzessorische Bündel bei Vorhofflimmern.
Katheterablation
Die Katheterablation ist die effektivste Therapie zur langfristigen Vermeidung von Rezidiven.20
Vor allem AVNRT, AVRT und Vorhofflattern können mit hohen Erfolgsraten abladiert werden, aber auch fokale atriale Tachykardien.
Eine Katheterablation kann nach erfolgloser medikamentöser Therapie, aber auch als First-Line-Therapie erfolgen.
in erfahrenen Zentren kurative Behandlungsoption mit geringem Risiko10
Akutes Management von Schmalkomplextachykardien
Nicht selten ist zunächst nur eine Unterscheidung in Schmalkomplex- bzw. Breitkomplextachykardie möglich ohne sichere Diagnose der spezifischen Rhythmusstörung
Bei regelmäßigen Schmalkomplextachykardien ist folgendes Vorgehen empfohlen:1
Zunächst sollten vagale Manöver durchgeführt werden.
Valsalva-Manöver mit Erfolgsquote 5–20 % bei üblicher Durchführung in halbliegender Position21
Eine deutlich höhere Kardioversionsrate (43 %) konnte durch ein modifiziertes Valsalva-Manöver erzielt werden (nach dem Pressen Rückenlage und passives Anheben der Beine um 45 Grad).21
Der Versuch der Terminierung der SVT mit diesem Manöver ist daher auch im ambulanten Bereich sinnvoll.22
Weniger effektiv ist die Karotissinusmassage, die bei älteren Patient*innen nur zurückhaltend eingesetzt werden sollte.
mögliche Veränderungen im EKG während des vagalen Manövers:
Verlangsamung der AV-Überleitung bis hin zum AV-Block, die Vorhofaktion kann dabei demaskiert werden (P-Wellen, Vorhofflattern, Vorhofflimmern).
passagerer Abfall der Vorhoffrequenz bei Tachykardien mit erhöhter Automatizität (Sinustachykardie, atriale Tachykardie)
Terminierung der Tachykardie durch Unterbrechung des Reentry-Kreises bei AVNRT, AVRT
in einigen Fällen kein sichtbarer Effekt
nach erfolglosem vagalem Manöver i. v. Gabe von antiarrhythmischen Medikamenten
1. Wahl ist Adenosin i. v., ggf. in aufsteigender Dosierung (6, 12, 18 mg).
In einer kürzlichen Studie wurde Adenosin mit gleicher Effektivität und Sicherheit prähospital durch Paramedics eingesetzt.23
bei Kontraindikation (Asthma) oder Unwirksamkeit von Adenosin-Gabe von Ca-Antagonisten (Verapamil, Diltiazem) oder kurzwirksamem Betablocker (Esmolol)
Amiodaron kann wirksam sein, ist aber kein Medikament der 1. Wahl.
Hämodynamisch instabile Patient*innen sollten direkt elektrisch kardiovertiert werden.
SVT mit Unwirksamkeit oder Unverträglichkeit der medikamentösen Therapie
SVT mit Patientenwunsch nach kurativer Behandlung und Vermeidung einer Medikation.
Katheterablation mit hoher Erfolgsquote, bei stark symptomatischen Patient*innen in der Regel Therapie der Wahl in der Langzeitbehandlung4
Leitlinie: Akutbehandlung von Schmalkomplextachykardien ohne gesicherte Diagnose2
Hämodynamische instabile Patient*innen
Elektrische Kardioversion empfohlen (I/B)
Hämodynamisch stabile Patient*innen
Ableitung eines 12-Kanal-EKG während der Tachykardie empfohlen (I/C)
Vagale Manöver empfohlen, bevorzugt in Rückenlage mit angehobenen Beinen (I/B)
Adenosin (6–18 mg i. v.) bei Versagen der vagalen Manöver empfohlen (I/B)
Verapamil oder Diltiazem (i. v) sollten erwogen werden, falls vagale Manöver und Adenosin versagen (IIa/B).
Betablocker (Esmolol oder Metoprolol i. v.) sollten erwogen werden, falls vagale Manöver und Adenosin versagen (IIa/C).
Elektrische Kardioversion empfohlen, falls die medikamentöse Behandlung die Tachykardie nicht konvertiert oder verlangsamt (I/B).
Leitlinie: Akute und Langzeittherapie spezifischer supraventrikulärer Tachykardien2
Inadäquate Sinustachykardie
Langzeittherapie
Evaluation und Behandlung reversibler Ursachen empfohlen (I/C)
Ivabradin allein oder in Kombination mit Betablocker sollte bei symptomatischen Patient*innen erwogen werden (IIa/B).
Betablocker sollten bei symptomatischen Patient*innen erwogen werden (IIa/C).
Fokale atriale Tachykardien
Akuttherapie
Elektrische Kardioversion bei hämodynamisch instabilen Patient*innen empfohlen (I/B)
Adenosin (6–18 mg i. v. Bolus) sollte erwogen werden (IIa/B).
Betablocker (Esmolol oder Metoprolol i. v.) sollte bei Versagen von Adenosin erwogen werden, sofern keine dekompensierte Herzinsuffizienz vorliegt (IIa/C).
Verapamil oder Diltuazem (i. v.) sollte bei Versagen von Adenosin erwogen werden, sofern keine Hypotension oder reduzierte linksventrikuläre Ejektionsfraktion vorliegen (IIa/C).
Elektrische Kardioversion bei hämodynamisch stabilen Patient*innen empfohlen, bei denen die medikamentöse Therapie nicht zur Terminierung oder Verlangsamung der Tachykardie führt (I/B).
Langzeittherapie
Katheterablation bei rezidivierenden Tachykardien empfohlen, insbesondere bei unaufhörlichen Tachykardien (I/B)
Falls eine Katheterablation nicht durchführbar oder gewünscht ist, sollten erwogen werden: Betablocker oder Ca-Antagonisten (Verapamil oder Diltiazem, sofern keine reduzierte linksventrikuläre Ejektionsfraktion) oder Propafenon oder Flecainid (sofern keine strukturelle oder ischämische Herzerkrankung) (IIa/C).
Multifokale atriale Tachykardien
Akuttherapie
Behandlung einer zugrunde liegenden Störung als erster Schritt empfohlen (I/C)
Betablocker i. v. oder Ca-Antagonisten (Verapamil oder Diltiazem) i. v. sollten erwogen werden (IIa/B).
Langzeittherapie
Verapamil oder Diltiazem oral sollten bei rezidivierenden Tachykardien erwogen werden (sofern keine reduzierte linksventrikuläre Funktion) (IIa/B).
Ein selektiver Betablocker sollte bei rezidivierenden Tachykardien erwogen werden (IIa/B).
AV-Knoten Ablation mit biventrikulärer Schrittmacherstimulation sollte erwogen werden bei Patient*innen mit LV-Dysfunktion aufgrund rezidivierender Tachykardien (IIa/C).
Elektrische Kardioversion bei hämodynamisch instabilen und hämodynamisch stabilen Patient*innen zur Konversion in den Sinusrhythmus empfohlen (I/B)
Hochfrequente Vorhofstimulation zur Beendigung des Vorhofflatterns bei Patient*innen mit implantiertem Schrittmacher empfohlen (I/B)
Betablockern i. v. oder Ca-Antagonisten (Diltiazem oder Verapamil ) i. v. sollten zur Frequenzkontrolle erwogen werden (IIa/B).
Langzeittherapie
Eine Katheterablation sollte nach der ersten symptomatischen Episode erwogen werden (IIa/B).
Eine Katheterablation wird bei rezidivierenden Episoden empfohlen (I/A).
Betablocker oder Ca-Antagonisten (Diltiazem oder Verapamil, sofern keine reduzierte linksventrikuläre Funktion) sollten erwogen werden, falls eine Ablation nicht durchführbar oder erwünscht ist (IIa/C).
AV-Knoten-Ablation mit biventrikulärer Schrittmacherstimulation sollte erwogen werden bei Versagen der o. g. Maßnahmen und persistierender symptomatischer Tachykardie (IIa/C).
Orale Antikoagulation empfohlen in Abhängigkeit vom CHA2DS2-VASC-Score (I/B)
AVNRT
Akuttherapie
Elektrische Kardioversion bei hämodynamisch instabilen Patient*innen empfohlen (I/B)
Vagale Manöver empfohlen, bevorzugt in Rückenlage mit angehobenen Beinen (I/B)
Adenosin (6–18 mg i. v. Bolus) bei Versagen der vagalen Manöver empfohlen (I/B)
Verapamil oder Diltiazem (i. v) sollten erwogen werden, falls vagale Manöver und Adenosin versagen (IIa/B).
Betablocker (Esmolol oder Metoprolol i. v.) sollten erwogen werden, falls vagale Manöver und Adenosin versagen (IIa/C).
Elektrische Kardioversion bei hämodynamisch stabilen Patient*innen empfohlen, bei denen die medikamentöse Therapie nicht zur Terminierung oder Verlangsamung der Tachykardie führt (I/B).
Langzeittherapie
Katheterablation empfohlen bei symptomatischen Patient*innen mit rezidivierenden Tachykardien (I/B)
Diltiazem oder Verapamil (bei Patient*innen ohne reduzierte linksventrikuläre Funktion) oder Betablocker sollten erwogen werden, falls eine Ablation nicht möglich oder gewünscht ist (IIa/B).
Verzicht auf eine Behandlung sollte erwogen werden bei gering symptomatischen Patient*innen mit seltenen, kurzandauernden Tachykardien (IIa/C).
AVRT
Akute Therapie
Elektrische Kardioversion bei hämodynamisch instabilen Patient*innen empfohlen (I/B)
Vagale Manöver empfohlen, bevorzugt in Rückenlage mit angehobenen Beinen (I/B)
Orthodrome AVRT
Adenosin (6–18 mg i. v. Bolus) bei Versagen der vagalen Manöver empfohlen (I/B)
Betablocker (Esmolol oder Metoprolol i. v.) sollten erwogen werden, falls vagale Manöver und Adenosin versagen.
Antidrome ARVT
Flecainid oder Propafenion oder elektrische Kardioversion sollten erwogen werden (IIa/B).
Elektrische Kardioversion bei Versagen der medikamentösen Therapie empfohlen (I/B)
Langzeittherapie
Katheterablation empfohlen bei symptomatischen Patient*innen mit rezidivierenden Tachykardien (I/B)
Betablocker oder Ca-Antagonisten (Verapamil oder Diltiazem, sofern keine reduzierte linksventrikuläre Funktion) sollten erwogen werden, falls eine Ablation nicht durchführbar oder erwünscht ist und keine Präexzitation im Ruhe-EKG vorliegt (IIa/B).
Verlauf, Komplikationen und Prognose
Komplikationen
Hypotension nach Gabe von Ca-Antagonisten oder Betablockern
Adenosin kann Vorhofflimmern induzieren mit ggf. schneller Überleitung über ein akzessorisches Bündel.
Komplikationen im Rahmen einer Katheterablation (inguinale Blutung, höhergradiger AV-Block, Perikarderguss)
Verlauf und Prognose
Supraventrikuläre Tachykardien sind überwiegend gutartige Rhythmusstörungen.10
Die Prognose ist insbesondere bei fehlender struktureller Herzerkrankung gut.
Akute Episoden mit schnellen, symptomatischen SVT können durch vagale Manöver, Medikation oder elektrische Kardioversion beendet werden.
Bei starken und als unangenehm oder gar bedrohlich empfundenen Symptomen besteht die Notwendigkeit zur langfristigen Rezidivprophylaxe mittels medikamentöser und/oder interventioneller Therapie.
Durch die Katheterablation ist häufig eine kurative Behandlung symptomatischer SVT möglich.
Hauptmechanismen und typisches EKG bei supraventrikulärer Tachykardie
Quellen
Leitlinien
European Society of Cardiology. Guidelines for the management of patients with supraventricular tachycardia. Stand 2019. www.academic.oup.com
European Heart Rhythm Association. Consensus document on the management of supraventricular arrhythmias. Stand 2017. www.academic.oup.com
European Heart Rhythm Association. Management of patients with palpitations: a position paper from the European Heart Rhythm Association. www.acedemic.oup.com
Literatur
Katritsis D, Boriani G, Cosio F, et al. European Heart Rhythm Association (EHRA) consensus document on the management of supraventricular arrhythmias. Eur Heart J 2017; 19: 465-511. doi:10.1093/europace/euw301 academic.oup.com
Brugada J, Katritsis D, Arbelo E, et al. 2019 ESC Guidelines for the management of patients with supraventricular tachycardia. Eur Heart J 2019; 00: 1-66. doi:10.1093/eurheartj/ehz467 academic.oup.com
Delacrétaz E. Supraventricular tachycardia. N Engl J Med 2006; 354: 1039-51. PubMed
Lam A, Roten L. Supraventrikuläre Tachykardien. Schweiz Med Forum 2018; 18: 1028-1036. doi:10.4414/smf.2018.03438 DOI
Orejarena LA, Vidaillet H Jr, DeStefano F, et al: Paroxysmal supraventricular tachycardia in the general population. J Am Coll Cardiol 1998; 31: 150-7. PubMed
Gugneja M. Paroxysmal supraventricular tachycardia. Medscape, last updated Apr 05, 2017. Zugriff 21.04.19. emedicine.medscape.com
Whinetti ZI, Sohaib SM, Davies DW. Diagnosis and management of supraventricular tachycardia. BMJ 2012; 345: e7769. www.ncbi.nlm.nih.gov
Link M. Evaluation and Initial Treatment of Supraventricular Tachycardia. New Engl J Med 2012; 367: 1438-48. doi:10.1056/NEJMcp1111259 DOI
Sosalla S, Vollmann D. Die inadäquate Sinustachykardie. Dtsch Med Wochenschr 2015; 140: 603-607. doi:10.1055/s-0041-101620 DOI
Leitz P, Dechering D, Kirchhof P, et al. Supraventrikuläre Tachykardien: In der Regel gutartig. Dtsch Arztebl 2015; 112: 16-19. doi:10.3238/PersKardio.2015.09.18.04 DOI
Akhtar M, Jazayeri MR, Sra J, et al: Atrioventricular nodal reentry. Clinical, electrophysiological, and therapeutic considerations. Circulation 1993; 88: 282-95. www.ncbi.nlm.nih.gov
Helton M. Diagnosis and Management of Common Types of Supraventricular Tachycardia. Am Fam Physician 2015; 92: 793-802. www.aafp.org
Klinge R. Das Elektrokardiogramm, 10. Auflage. Stuttgart/New York: Georg Thieme Verlag, 2015.
Al-Khatib SM, Pritchett EL: Clinical features of Wolff-Parkinson-White syndrome. Am Heart J 1999; 138: 403-13. PubMed
Wood KA, Drew BJ, Scheinman MM: Frequency of disabling symptoms in supraventricular tachycardia. Am J Cardiol 1997; 79: 145-9. PubMed
Raviele A, Giada F, Bergfeldt l, et al. Management of patients with palpitations: a position paper from the European Heart Rhythm Association. Europace 2011; 13: 920–934. doi:10.1093/europace/eur130 DOI
Jeejeebhoy FM, Dorian P, Newman DM. Panic disorder and the heart: a cardiology perspective. J Psychosom Res 2000; 48: 393-403. www.ncbi.nlm.nih.gov
Lessmeier TJ, Gamperling D, Johnson-Liddon V, Fromm BS, Steinman RT, Meissner MD, et al. Unrecognized paroxysmal supraventricular tachycardia. Potential for misdiagnosis as panic disorder. Arch Intern Med 1997; 157: 537-43. www.ncbi.nlm.nih.gov
Shapira AR. Catheter ablation of supraventricular arrhythmias and atrial fibrillation. Am Fam Physician 2009; 80: 1089-94. www.ncbi.nlm.nih.gov
Appelboam A, Reuben A, Mann C, et al. Postural modification to the standard Valsalva manoeuvre for emergency treatment of supraventricular tachycardias (REVERT): A randomised controlled trial. Lancet 2015. DOI: 10.1016/S0140-6736(15)61485-4 DOI
Than M, Peacock W. Supraventricular tachycardia: back to basics. Lancet 2015; 386: 1712. www.awmf.org
Honarbakhsh S, Baker V, Kirkby C, et al. Safety and efficacy of paramedic treatment of regular supraventricular tachycardia: a randomised controlled trial. Heart 2017; 103(18): 1413-1418. pmid:27613170 PubMed
Priori S, Blomstrom-Lundqvist C, Mazzanti A, et al. 2015 ESC Guidelines for the management of patients with ventricular arrhythmias and the prevention of sudden cardiac death. Eur Heart J 2015; 36: 2793-2867. doi:10.1093/eurheartj/ehv316 DOI
Autor*innen
Michael Handke, Prof. Dr. med., Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie und Intensivmedizin, Freiburg i. Br.
Die ursprüngliche Version dieses Artikels basiert auf einem entsprechenden Artikel im norwegischen hausärztlichen Online-Handbuch Norsk Elektronisk Legehåndbok (NEL, https://legehandboka.no/).
Zusammenfassung
Definition:Tachykardien mit einer Vorhoffrequenz > 100/min, deren Entstehungsmechanismus Gewebe von Vorhof, AV-Knoten und/oder His-Bündel einbezieht.
Befunde: Tachykardie, evtl. Hypotonie. Häufig keine weiteren Befunde bei strukturell gesundem Herzen. Evtl. Zeichen einer zugrunde liegenden Herz- oder Lungenerkrankung.
Diagnostik:Diagnosestellung im Anfall durch 12-Kanal-EKG. Bei selteneren Episoden evtl. ergänzend Langzeit-EKG oder Event Recorder. Überwiegend Schmalkomplextachykardien (bei schmalem QRS-Komplex sicher supraventrikulär), seltener als Breitkomplextachykardie auftretend (Schenkelblock, Präexzitation) mit Differenzialdiagnose ventrikuläre Tachykardie.
Therapie:Akutbehandlung durch vagale Manöver (Valsalva), Medikamente (primär Adenosin, sekundär Ca-Antagonisten, Betablocker oder Antiarrhythmika), bei hämodynamischer Instabilität elektrische Kardioversion. In der Langzeittherapie häufig kurative Katheterablation möglich, alternativ medikamentöse Rezidivprophylaxe.
Definition:Tachykardien mit einer Vorhoffrequenz > 100/min, deren Entstehungsmechanismus Gewebe von Vorhof, AV-Knoten und/oder His-Bündel einbezieht. Häufigkeit:Die Prävalenz beträgt 2–3/1.000 Einw.