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Ventrikuläre Tachykardie

Zusammenfassung

  • Definition:Drei oder mehr aufeinanderfolgende Schläge mit Ursprung im linken Ventrikel und einer Kammerfrequenz von > 100/min. Bei einer Dauer < 30 sec liegt eine nichtanhaltende, bei ≥ 30 sec eine anhaltende ventrikuläre Tachykardie (VT) vor. Bei stets gleich konfiguriertem QRS-Komplexen handelt es ich um eine monomorphe, bei wechselnder Form des QRS-Komplexes um eine polymorphe VT. 
  • Häufigkeit:Zunahme der ischämisch getriggerten VT mit dem Alter parallel zur Zunahme der Prävalenz der koronaren Herzkrankheit. Idiopathische VT können in jedem Alter auftreten.
  • Symptome:Palpitationen, Schwindel, Synkopen, Kurzatmigkeit und Brustschmerzen.
  • Befunde:Tachykardie, evtl. Hypotonie/Schock.
  • Diagnostik:Mittels 12-Kanal-EKG.
  • Therapie:Bei hämodynamisch relevanter VT sofortige elektrische Kardioversion, bei hämodynamisch tolerierter VT auch medikamentöse Terminierung. Behandlung der Grunderkrankung. Bei erhöhtem Risiko für plötzlichen Herztod ICD-Implantation mit prognostischer Bedeutung. Medikamentöse Therapie und Katheterablation symptomatisch wirksam durch Reduktion der Häufigkeit von VT.

Allgemeine Informationen

Definition

  • Kardiale Arrhythmie von 3 oder mehr aufeinanderfolgenden Schlägen mit Ursprung im Ventrikel und einer Kammerfrequenz von > 100/min1
  • Frequenzbereich häufig von 100–220/min2
  • Kategorisierung anhand der Dauer der VT
    • nichtanhaltende („non sustained“) VT: Dauer < 30 sec
      • Kurze VT bis ca. 10 Schläge werden häufig auch als „ventrikuläre Salve“ bezeichnet.
    • anhaltende („sustained“) VT: Dauer ≥ 30 sec
  • Kategorisierung anhand der Morphologie der QRS-Komplexe
    • monomorphe VT: gleichbleibende Morphologie des QRS-Komplexes im Verlauf der Tachykardie
    • polymorphe VT: wechselnde Morphologie des QRS-Komplexes

Häufigkeit

  • Es gibt wenige Daten zur Prävalenz von ventrikulären Tachykardien.
  • Zunahme der ischämisch getriggerten VT mit dem Alter parallel zur Zunahme der Prävalenz der koronaren Herzkrankheit
  • Idiopathische VT können in jedem Alter auftreten.3
  • Männer sind häufiger betroffen als Frauen aufgrund der höheren Prävalenz der KHK.3
  • Anhaltende VT sind der häufigste Grund für den plötzlichen Herztod (ca. 80 % der Fälle).4
    • Herztod durch Degeneration zu Kammerflimmern und Herz-Kreislauf-Stillstand
    • 5–10 % der Patient*innen mit akutem Myokardinfarkt weisen anhaltende VT/Kammerflimmern prähospital auf, weitere 5 % innerhalb von 48 Stunden nach Aufnahme.1
    • Der plötzliche Herztod ist für etwa 25 % der kardiovaskulären Todesfälle verantwortlich.5
  • Nichtanhaltende VT ist ein relativ häufiger Befund sowohl bei strukturell normalen als auch strukturell veränderten Herzen.6
    • nichtanhaltende VT bei 5,7 % der Patient*innen mit durch Holter-Monitoring abgeklärten Palpitationen7
    • Auch nichtanhaltende VT ist bei struktureller Herzerkrankung mit einer Prognoseverschlechterung verbunden.1

Ätiologie und Pathogenese

Prädisponierende Faktoren

ICPC-2

  • K80 Herzrhythmusstörung NNB

ICD-10

  • I47.2 Ventrikuläre Tachykardie

Diagnostik

Diagnostische Kriterien

  • Die Diagnose wird anhand des 12-Kanal-EKG gestellt (siehe auch EKG, Checkliste, EKG, Grundlagen):
    • Kammerfrequenz > 100/min
    • ≥ 3 aufeinanderfolgende Schläge
    • verbreiterte QRS-Komplexe mit ventrikulärem Ursprung.
  • Ein verbreiterter QRS-Komplex ist allerdings allein nicht beweisend für den Ursprung der Erregung im Ventrikel, differenzialdiagnostisch kommen weitere Breitkomplextachykardien in Betracht (s. u.).
    • Unterscheidung der Breitkomplextachykardien ist häufig schwierig.

EKG-Befunde, die für eine ventrikuläre Tachykardie sprechen4

  • AV-Dissoziation (Kammern und Vorhöfe schlagen unabhängig voneinander)
    • P-Wellen sind allerdings häufig schwierig oder gar nicht zu erkennen.
  • Fusionsschläge und Capture Beats
    • Fusionsschlag
      • Verschmelzung eines schmalen vom Sinusknoten übergeleiteten mit einem breiten ventrikulär ausgelösten QRS-Komplex
      • Auftreten vor allem bei langsamen VT
    • Capture Beat
      • übergeleitete Sinusaktion mit schmalem QRS während der VT
      • Auftreten vor allem bei langsamen VT
  • Stark verbreiterte QRS-Komplexe
    • Linksschenkelblockmuster: > 160 ms
    • Rechtsschenkelblockmuster: > 140 ms
  • Initiales R in Abl. aVR („Nordwestachse“)
  • Konkordanz
    • gleichgerichteter Ausschlag des QRS-Komplexes in allen Brustwandableitungen
  • Linksschenkelblockmorphologie des QRS-Komplexes mit Rechtsachsenabweichung
  • Abwesenheit eines RS-Komplexes in allen präkordialen Ableitungen
  • Systematische Analyse mit diagnostischen Algorithmen (Brugada-Kriterien,13 aVR-Algorithmus14) kann bei der Diagnosestellung einer VT hilfreich sein.

Differenzialdiagnose der Breitkomplextachykardien

  • Breitkomplextachykardien können in 3 Gruppen eingeteilt werden:15
    1. ventrikuläre Tachykardie
    2. supraventrikuläre Tachykardie (SVT) mit QRS-Verbreiterung durch aberrante Überleitung oder Schenkelblock
    3. supraventrikuläre Tachykardie mit QRS-Verbreiterung durch Leitung über ein akzessorisches Bündel (siehe auch WPW-Syndrom).

Anamnese

Klinische Untersuchung

  • Puls: Tachykardie
  • Blutdruck: evtl. Hypotension
    • Die Kreislaufsituation ist kein zuverlässiges Kriterium zur Unterscheidung von VT und SVT, im Einzelfall kann VT gut oder SVT schlecht toleriert werden.
  • Evtl. Tachypnoe, auskultatorisch Lungenödem
  • Evtl. Zeichen der Minderperfusion: Blässe, Kaltschweißigkeit
  • Zeichen der AV-Dissoziation
    • wechselnde Lautstärke des 1. Herztones
    • intermittierend deutliche Pulsation des Jugularvenenpulses („Kanonenschläge“) durch atriale Kontraktion bei geschlossener Trikuspidalklappe

Apparative Untersuchungen in der Hausarztpraxis

EKG

  • Möglichst auch das EKG im SR beurteilen.
  • Ventrikuläre Tachykardie
    • Frequenz? (Kammerfrequenz ca. 100–220/min)2
    • Monomorph/polymorph?
    • Nichtanhaltend (< 30 s)/anhaltend (> 30 s)?
    • rechtsschenkelblockartiges (Ursprung aus dem linken Ventrikel) bzw. linksschenkelblockartiges Bild (Ursprung aus dem rechten Ventrikel) 
    • Sprechen die EKG-Kriterien für eine VT? (siehe Abschnitt Diagnostische Kriterien)
  • Kammerflattern
    • haarnadelförmige, monomorphe QRS-Komplexe2
    • Frequenz 200–300/min2
  • Torsade de pointes
    • um die Grundlinie oszillierende QRS-Komplexe
    • Frequenz meist > 200/min2
  • Kammerflimmern
    • Einzelne QRS-Komplexe sind kaum noch abgrenzbar, nur noch geringe Abweichung von der isoelektrischen Linie.
    • Frequenz ca. 250–400/min2

Leitlinie: EKG5

  • 12-Kanal-EKG in Ruhe ist empfohlen bei allen Patient*innen zur Abklärung einer ventrikulären Arrhythmie (I/A).

Belastungs-EKG

  • Hinweis auf Ischämie?
  • Auslösung einer belastungsabhängigen VT?

Leitlinie: Belastungstest5

  • Ein Belastungstest wird empfohlen bei Patient*innen mit zumindest mittlerem Risiko für eine KHK zur Auslösung von Ischämie oder ventrikulärer Arrhythmie (I/B).
  • Ein Belastungstest wird empfohlen bei Patient*innen mit V. a. belastungsabhängige ventrikuläre Arrhythmie (einschließlich katocholaminerger polymopher ventrikulärer Tachykardie) (I/B).

LZ-EKG

  • 24-Stunden- bis 72-Stunden-EKG sinnvoll bei täglich oder mehrmals wöchentlich auftretenden Episoden

Leitlinie: Ambulantes Monitoring5

  • Ein ambulantes EKG-Monitoring wird empfohlen zur Detektion und Diagnose von Arrhythmien (I/A).

Blutuntersuchungen

Diagnostik bei Spezialist*innen

Ambulantes Monitoring

  • Bei selteneren Episoden ist die Erfassung mittels externen oder implantierbaren Ereignis-Rekordern sinnvoll.

Leitlinie: Ambulantes Monitoring5

  • Event Recorder bei sporadischen Ereignissen empfohlen (I/B)

Echokardiografie

Kardiale Magnetresonanztomografie (MRT)

  • Ergänzend zur Echokardiografie Informationen zur Myokardstruktur (Narben? Fettige Infiltrationen bei ARVC?)

Kardiales CT

  • Option bei unzureichender Aussagekraft der Echokardiografie und nicht verfügbarem MRT

Koronarangiografie

  • Nachweis oder Ausschluss einer signifikanten KHK als Ursache für schwere ventrikuläre Rhythmusstörungen

Leitlinie: Kardiale Bildgebung5

  • Echokardiografie zur Bestimmung der LV-Funktion und Detektion einer strukturellen Herzerkrankung bei allen Patient*innen mit bekannter oder vermuteter ventrikulärer Arrhythmie empfohlen (I/B)
  • Stressechokardiografie (oder -myokardszintigrafie) empfohlen zur Detektion einer stummen Ischämie bei Patient*innen mit mittlerem Risiko für KHK und weniger aussagekräftigem Belastungs-EKG (LV-Hypertrophie, ST-Senkungen in Ruhe, LSB) (I/B)
  • MRT oder CT sollten erwogen werden bei nicht ausreichender Aussagekraft der Echokardiografie (IIa/B).
  • Koronarangiografie sollte erwogen werden bei Patient*innen mit lebensbedrohlicher VT oder überlebtem plötzlichem Herztod mit zumindest intermediärem Risiko für KHK (IIa/C).

Elektrophysiologische Untersuchung

  • Eine elektrophysiologische Untersuchung ist bei ausgewählten Patientenkollektiven sinnvoll:17
    • Um die Induzierbarkeit ventrikulärer Tachykardien zu dokumentieren.
    • zur Stratifizierung des Risikos von VT
    • zur Diagnostik von Synkopen
    • zur Indikationsstellung einer ICD-Therapie.
  • Der diagnostische Wert ist am höchsten bei Patient*innen mit struktureller Herzerkrankung (z. B. KHK mit linksventrikulärer Dysfunktion).5
  • Der diagnostische Zusatznutzen ist gering bei Patient*innen ohne strukturelle Herzerkrankung und ohne anomales EKG.5

Leitlinie: Elektrophysiologische Untersuchung5

  • Elektrophysiologische Untersuchung ist empfohlen bei KHK-Patient*innen mit abgelaufenem Infarkt und tachyarrhythmieverdächtigen Symptomen einschließlich Palpitationen, Präsynkopen und Synkopen (I/B).

Indikationen zur Überweisung

  • Patient*innen mit nachgewiesenen oder klinischem V. a. ventrikuläre Tachykardien

Therapie

Therapieziele

  • Die Prognose verbessern.
  • Symptome lindern.

Allgemeines zur Therapie

  • Basis jeder Therapie ist die optimale Behandlung einer Grunderkrankung.5
    • Akute Verschlechterung und Progredienz der Grunderkrankung sollten soweit möglich vermieden werden.5
  • Ergänzt wird die Basistherapie individuell durch:17
    • medikamentöse Maßnahmen
    • devicebasierte Maßnahmen (ICD oder ICD-CRT)
    • interventionelle Maßnahmen

Akuttherapie anhaltender ventrikulärer Tachykardien

  • Die Behandlung ist abhängig von der hämodynamischen Stabilität.
    • Bei hämodynamischer Instabilität muss zügig eine elektrische Kardioversion durchgeführt werden.18
    • Hämodynamisch tolerierte VT können ebenfalls elektrisch kardiovertiert oder medikamentös behandelt werden.
      • Medikamentös können eingesetzt werden:17
        • Amiodaron (200–400 mg i. v.)
        • Ajmalin (1 mg/kg KG i. v.).
    • Abteilungen mit der Möglichkeit zur sofortigen Koronarangiografie sollten in die Behandlung mit einbezogen werden.17
    • bei Degeneration der VT zu Kammerflimmern Reanimation (Advanced Life Support, ALS)

Leitlinie: Akute Behandlung anhaltender ventrikulärer Tachykardien5

  • Elektrische Kardioversion empfohlen bei Patient*innen mit anhaltender VT und hämodynamischer Instabilität (I/C)
  • Bei Patient*innen mit anhaltender VT und hämodynamischer Stabilität ohne strukturelle Herzerkrankung kann die i. v. Gabe erwogen werden von (IIb/C):
    • Amiodaron
    • Flecainid (im deutschen Leitlinien-Kommentar Empfehlung von Ajmalin)17
    • Betablocker
    • Verapamail.

Elektrischer Sturm

  • Definition
    • ≥ 3 VT-Episoden innerhalb von 24 h
  • Zustand kardialer elektrischer Instabilität mit multiplen Episoden mit VT und/oder Kammerflimmern
  • Meist auf dem Boden einer strukturellen Herzerkrankung
  • Bei instabilen Patient*innen elektrische Kardioversion
  • Medikamentöse Behandlung mit Betablocker, häufig in Kombination mit Amiodaron
  • Sedierung (z. B. mit Benzodiazepinen) sinnvoll zur Verminderung der adrenergen Stimulation
  • In refraktären Fällen auch Narkose in Betracht ziehen.
  • Bei ischämischer Ursache rasche Revaskularisierung anstreben.
  • Im Einzelfall Versuch der katheterinterventionellen Ablation des Fokus

Weiterführende Therapie ventrikulärer Tachykardien

Medikamentöse Therapie

  • Lediglich für Betablocker ist ein prognostischer Nutzen nachgewiesen worden.
  • Betablocker reduzieren ventrikuläre Arrhythmien und plötzlichen Herztod bei einem breiten Spektrum kardialer Erkrankungen ohne und mit Herzinsuffizienz.5
  • Für Antiarrhythmika konnte in randomisierten Studien kein prognostischer Nutzen nachgewiesen werden.5
  • Einsatz von Antiarrhythmika daher vor allem zur Reduktion der VT-Episoden und damit symptomatischen Besserung
    • Für symptomatische, nicht anhaltende VT ist Amiodaron das Mittel der Wahl aufgrund wirksamer Suppression von Arrhythmien ohne Verschlechterung der Prognose.5
    • Ergänzende Therapie mit Antiarrythmika kann auch nach ICD-Implantation Option sein zur Verhinderung häufiger ICD-Schocks.17
  • Cave: Antiarrhythmika können auch proarrhythmische Effekte haben!
  • In Deutschland verfügbare Antiarrhythmika:17
    • Amiodaron
    • Flecainid
    • Mexiletin
    • Propafenon
    • Chinidin
    • Sotalol
    • Beta-Blocker
    • Verapamil
    • Ajmalin (nur i. v.).

ICD-Therapie

  • ICD-wirksame Therapie bei Patient*innen mit erhöhtem Risiko für plötzlichen Herztod5
  • Nutzen muss aber gegen jeweils gegen das Komplikationsrisiko abgewogen werden – 12-Jahres-Risiko für:5
    • inadäquate Schocks 20 %
    • Infektionen 6 %
    • Sondenversagen 17 %.
  • Das Alter sollte bei Indikationsstellung berücksichtigt werden, aber es existiert keine allgemeine obere Altersgrenze.17
    • Lebenserwartung sollte über 1 Jahr betragen, und die Patient*innen sollten sich in einem guten Allgemeinzustand befinden.5
  • Auch bei Kindern und Jugendlichen kann bei lebensbedrohlichen Arrhythmien eine ICD-Implantation notwendig werden.19
    • Hier ist eine besonders sorgfältige Abwägung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses notwendig, die zwei häufigsten Komplikationen sind inadäquate Schocks und mit Wachstum/Aktivität verbundene Elektrodenprobleme.19
  • Bei EMAH-Patient*innen (EMAH = Erwachsene mit angeborenen Herzfehlern) gelten die gleichen Indikationskriterien wie bei Kindern mit angeborenen Herzfehlern.19
  • Bei begleitender Herzinsuffizienz mit reduzierter systolischer LV-Funktion evtl. Kombination mit kardialer Resynchronisationstherapie (ICD-CRT)

Leitlinie: ICD-Therapie zur Sekundärprävention des plötzlichen Herztods und der ventrikulären Tachykardie5

  • ICD empfohlen bei Patient*innen mit dokumentiertem Kammerflimmern oder hämodynamisch instabiler VT ohne reversible Ursache und unter optimaler medikamentöser Therapie (I/A)
  • ICD-Implantation sollte erwogen werden bei Patient*innen mit rezidivierender anhaltender VT ohne reversible Ursache unter optimaler medikamentöser Therapie (IIa/C).

Interventionelle Therapie

  • Aufwertung der Katheterablation von VT in neuen Leitlinien5,17
  • Hohe Rezidivfreiheit nach Katheterablation insbesondere bei Patient*innen mit VT nach Herzinfarkt17
    • Reduktion auch der Episoden mit elektrischem Sturm17
  • Bei ischämischer Kardiomyopathie Rezidivfreiheit von etwa 60 % nach 1 Jahr und 47 % nach 2 Jahren20
  • Bisher kein Nachweis einer Mortalitätsreduktion, aber effektivere Rhythmusstabilisierung als durch Antiarrhythmika und verbesserte Lebensqualität durch weniger ICD-Schocks20
  • Optimaler Zeitpunkt der Ablation noch unklar

Leitlinie: Katheterablation5

  • Dringende Katheterablation empfohlen bei Patient*innen mit myokardialen Narben und unaufhörlicher VT oder elektrischem Sturm (I/B)
  • Katheterablation empfohlen bei Patient*innen mit ischämischer Herzerkrankung und wiederholten ICD-Schocks aufgrund anhaltender Tachykardie (I/B)
  • Katheterablation sollte erwogen werden nach einer ersten Episode mit anhaltender VT bei Patient*innen mit ischämischer Herzerkrankung und ICD (IIa/B).

Verlauf, Komplikationen und Prognose

Komplikationen

  • Synkopen
  • Plötzlicher Herztod
  • Proarrhythmische Effekte von Antiarrhythmika
  • ICD-assoziierte Komplikationen (inadäquate Schocks, Sondenversagen, Infektionen)

Verlauf und Prognose

Ventrikuläre Tachykardie

  • Idiopathische ventrikuläre Tachykardien (Ausflusstrakttachykardie, faszikuläre Tachykardie) ohne strukturelle Herzerkrankung weisen eine gute Prognose auf.12
  • Nicht anhaltende VT in den ersten Tagen nach einem Infarkt sind nicht mit einer schlechteren Prognose verbunden, bei Auftreten im weiteren Verlauf sind sie mit höherer Morbidität und Mortalität assoziiert.6
  • Bei Patient*innen mit nichtischämischer dilatativer Kardiomyopathie ist die prognostische Bedeutung nichtanhaltender VT unklar.6
  • Anhaltende Tachykardien bei struktureller Herzerkrankung weisen eine schlechtere Prognose auf mit erhöhtem Risiko für plötzlichen Herztod.
    • Die zugrunde liegende Herzerkrankung ist maßgeblich für die Prognose.4
    • Bester Prädiktor ist die linksventrikuläre EF.3
  • Schlechte Prognose bei Patient*innen mit elektrischem Sturm

Verlaufskontrolle

  • Bei stabilem Verlauf jährliche fachärztliche Kontrollen
  • Weitere Kontrollen bei Zunahme der Symptomatik oder Verschlechterung der Grunderkrankung

Weitere Informationen

Patienteninformationen

Worüber sollten Sie die Patient*innen informieren?

  • Es sind regelmäßige Kontrollen durch Haus- und Fachärzt*innen angezeigt.

Patienteninformationen in Deximed

Illustrationen

Ventrikuläre Tachykardie, EKG
Ventrikuläre Tachykardie, EKG
Das Erregungsleitungssystem des Herzens
Das Erregungsleitungssystem des Herzens

Quellen

Leitlinien

  • European Society of Cardiology. Guidelines for the management of patients with ventricular arrhythmias and the prevention of sudden cardiac death, Stand 2015. www.escardio.org
  • American Heart Association/American College of Cardiology/Heart Rhythm Society. Guideline for Management of Patients With Ventricular Arrhythmias and the Prevention of Sudden Cardiac Death, Stand 2017. www.hrsonline.org
  • Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Kardiologie. Tachykarde Herzrhythmusstörungen im Kindes-, Jugend- und jungen Erwachsenenalter (EMAH-Patienten). AWMF-Leitlinie Nr. 023-022. S2k, Stand 2018. www.awmf.org
  • Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Kardiologie. Ventrikuläre Tachykardien und Prävention des plötzlichen Herztodes – Indikationen zur ICD-Therapie. Stand 2019. www.kinderkardiologie.org
  • Bundesanstalt für Straßenwesen. Begutachtungsleitlinien zur Kraftfahreignung. Bergisch Gladbach, Stand 31.12.2019. www.bast.de

Literatur

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  2. Klinge R. Das Elektrokardiogramm. Stuttgart - New York: Georg Thieme Verlag, 2015.
  3. Compton S. Ventricular Tachycardia. Medscape, updated Dec 05, 2017. Zugriff 08.01.2018. emedicine.medscape.com
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  5. Priori S, Blomström-Lundqvist C, Mazzanti A, et al. 2015 ESC Guidelines for the management of patients with ventricular arrhythmias and the prevention of sudden cardiac death. Eur Heart J 2015; 36: 2793–2867. doi:10.1093/eurheartj/ehv316 DOI
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  7. Paudel B, Paudel K. The diagnostic significance of the Holter monitoring in the evaluation of palpitation. J Clin Diagn Res 2013; 7: 480-483. doi:10.7860/JCDR/2012/4923.2802 DOI
  8. Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Kardiologie. Leitlinie Tachykarde Herzrhythmusstörungen im Kindes-, Jugend- und jungen Erwachsenenalter (EMAH-Patienten). Stand 2018. www.awmf.org
  9. Brugada J, Brugada R, Brugada P. Channelopathies: a New Category of Diseases Causing Sudden Death. Herz 2007; 32: 185-191. pdfs.semanticscholar.org
  10. Behere S, Weindling S. Catecholaminergic polymorphic ventricular tachycardia: An exciting new era. Ann Pediatr Cardiol 2016; 9:137–146. www.ncbi.nlm.nih.gov
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  19. Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Kardiologie. Leitlinie Ventrikuläre Tachykardien und Prävention des plötzlichen Herztodes - Indikationen zur ICD Therapie. Stand 2019. www.kinderkardiologie.org
  20. Lindemann F, Darma A, Hindricks G. Katheterablation von Kammertachykardien bei Patienten mit struktureller Herzerkrankung. Herz 2022; 47: 129–134. doi:10.1007/s00059-022-05103-z DOI

Autor*innen

  • Michael Handke, Prof. Dr. med., Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie und Intensivmedizin, Freiburg i. Br.
  • Die ursprüngliche Version dieses Artikels basiert auf einem entsprechenden Artikel im norwegischen hausärztlichen Online-Handbuch Norsk Elektronisk Legehåndbok (NEL, https://legehandboka.no/).
I472
ventrikkelflimmer; ventrikkeltakykardi; takykardi; flimmer; arytmi
K80
Ventrikuläre Tachykardie; Anhaltende ventrikuläre Tachykardie; Nichtanhaltende ventrikuläre Tachykardie; Monomorphe ventrikuläre Tachykardie; Polymorphe ventrikuläre Tachykardie; Plötzlicher Herztod; Kammerflimmern; Kardioversion; Defibrillation; Elektrischer Sturm; Antiarrhythmika; Amiodaron; ICD; Elektrophysiologische Untersuchung; Katheterablation; Ablation
Ventrikuläre Tachykardie
CCC MK 03.08.2020 aktuelle LL. Hinweis zur Fahreignung TH 2.3.18
CCC MK 02.05.2022 revidiert, wenige Änderungen. Check GO 30.1. CCC MK 17.01.2018, komplett überarbeitet
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Definition:Drei oder mehr aufeinanderfolgende Schläge mit Ursprung im linken Ventrikel und einer Kammerfrequenz von > 100/min. Bei einer Dauer < 30 sec liegt eine nichtanhaltende, bei ≥ 30 sec eine anhaltende ventrikuläre Tachykardie (VT) vor. Bei stets gleich konfiguriertem QRS-Komplexen handelt es ich um eine monomorphe, bei wechselnder Form des QRS-Komplexes um eine polymorphe VT. 
Herz/Gefäβe/Kreislauf
Ventrikuläre Tachykardie
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ventrikulaereventrikulare-tachykardie
SiteDisease
Ventrikuläre Tachykardie
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uanders@nhi.boos@gesinform.deno
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