Kreuzotterbiss

Für die meisten Menschen ist der Biss einer Kreuzotter nicht lebensbedrohlich, doch alle Betroffenen sollten so schnell wie möglich ärztliche Hilfe aufsuchen. Kinder, ältere Menschen, Schwangere und Kranke zeigen häufig schwerere Reaktionen.

Was sind Schlangenbisse?

Definition

Die Kreuzotter ist neben der nur im Südschwarzwald vorkommenden Aspisviper die einzige in Deutschland beheimatete Giftschlange. In der Regel meidet die Kreuzotter den Kontakt zum Menschen, doch wenn sie sich bedroht fühlt, kann sie zubeißen. Die Kreuzotter ist leicht an ihrer schwarzen Zickzacklinie auf dem Rücken zu erkennen. Ihr Körper ist meist grau oder braun gefärbt, aber auch völlig schwarze Exemplare sind möglich. In diesem Fall ist die schwarze Zickzacklinie schwer zu erkennen.

Kreuzotter
Kreuzotter

Symptome

Für gesunde Erwachsene ist der Biss einer Kreuzotter für gewöhnlich nicht lebensbedrohlich. Wie schwerwiegend der Biss ist, hängt davon ab, wo die betroffene Person gebissen wurde, wie viel Gift in den Körper gelangt ist und in welchem Allgemeinzustand sich die Person befindet. Kinder, ältere Menschen, Schwangere, Allergiker*innen, Personen mit einem geschwächten Allgemeinzustand und Personen, die an anderen Stellen des Körpers als den Armen oder Beinen gebissen wurden, sollten sich unbedingt sofort in ein Krankenhaus begeben.

Leichte Symptome können in Form von Schmerzen, Schwellungen, einer Verfärbung der Haut sowie evtl. Blasenbildung rund um die Bissstelle auftreten. Schwerere Symptome können von Bauchschmerzen, einem niedrigen Blutdruck mit hohem Puls und Atembeschwerden bis hin zu Verwirrtheit, Bewusstlosigkeit und Krämpfen reichen.

Ursachen

Schlangen verwenden ihr Gift hauptsächlich zur Jagd, können es aber auch zur Selbstverteidigung einsetzen. Oft beißen sie auch nur zur Abschreckung.

Häufigkeit

Etwa 30 % der Bisse sind sog. trockene Bisse, das heißt, es wird kein Gift abgegeben. Lediglich 10–15 % der jährlich registrierten Bisse sind als schwerwiegend einzustufen.

Untersuchungen

  • Zunächst sind die einzigen erkennbaren Zeichen eines Kreuzotterbisses zwei Einstiche an der Stelle des Bisses.
  • Häufig treten nur leichte Symptome wie Schmerzen, Schwellungen, eine violette Verfärbung der Haut sowie evtl. Blasenbildung auf der Haut rund um die Bissstelle auf. Diese lokalen Reaktionen treten schnell, oft innerhalb einer halben Stunde, auf und können sich über 2–3 Stunden weiterentwickeln.
  • Zu den schwereren Symptomen zählen Bauchschmerzen, evtl. Übelkeit und Erbrechen, ein niedriger Blutdruck, hoher Puls, Atembeschwerden und Schwindel. Es kann zu Verwirrtheit, Bewusstlosigkeit und Krämpfen kommen. Diese Symptome beginnen gewöhnlich im Lauf von 1–2 Stunden, können jedoch auch schneller auftreten.

Was können Sie selbst tun?

  • Im Falle eines Bisses sollten Sie die Person beruhigen und möglichst wenig bewegen.
  • Rufen Sie unter der Notrufnummer 112 einen Krankenwagen oder lassen Sie einen rufen. Wenn Sie 112 anrufen, sollten Sie folgende Angaben machen:
    • Wer Sie sind und von wo Sie anrufen.
    • Was passiert ist.
    • Genaue Ortsangabe oder Treffpunkt vereinbaren.
    • Vermeiden Sie Missverständnisse: Lassen Sie sich Ihre Angaben von Ihrem Gegenüber bestätigen.
  • Sie können auch den Giftnotruf kontaktieren.
  • Zur Ersten Hilfe sollte die Bissstelle hoch gelagert und möglichst ruhig gehalten werden.
  • Kleidung und alles andere, was zur Einengung oder Einschnürung an der Bissstelle führen könnte, sollten Sie entfernen, um Schäden durch Schwellungen zu vermeiden.
  • Es sollten keine Eingriffe an der Bissstelle vorgenommen werden (nicht drücken, schneiden oder saugen) oder traditionelle pflanzliche Arzneimittel eingesetzt werden.
  • Paracetamol kann zur Behandlung von lokalen Schmerzen verabreicht werden.
  • Besitzen die Betroffenen selbst ein Allergiemedikament, kann dieses eingenommen werden.
  • Die Patient*innen sollten aufrecht sitzen und selbst die für sie angenehmste Position wählen.
  • Es kann Erbrechen auftreten, sodass es sinnvoll ist, die Person in die stabile Seitenlage zu legen, wenn sie nicht aufrecht sitzen kann.
Stabile Seitenlage, Schritt 4
Stabile Seitenlage

Behandlung

  • Abhängig vom Impfstatus wird eine Tetanusimpfung durchgeführt.
  • Eine symptomatische Behandlung in Form von Schmerzlinderung und Flüssigkeitsgabe ist in vielen Fällen ausreichend.
  • Bei schweren Vergiftungen mit entsprechenden Symptomen ist nur ein Gegengift in Abstimmung mit einem Giftinformationszentrum wirksam.
  • Die generelle Gabe eines Schlangengift-Antiserums wird nicht empfohlen, da die Gefahr eines Serumschocks größer sein kann als die Giftwirkung.
  • ACE-Hemmer oder Betablocker können eine mögliche allergische Reaktion auf das Schlangengift verschlimmern und einen allergischen Schock auslösen.

Prognose

  • Wenn 2 Stunden nach dem Biss weder lokale noch systemische Symptome auftreten, kann davon ausgegangen werden, dass es sich um einen trockenen Biss handelt.
  • Erwachsene ohne Anzeichen einer Verschlechterung, die nur leichte Symptome zeigen, sollten 6–8 Stunden nachbeobachtet werden.
  • Kinder, die Symptome zeigen, sollen sofort eingewiesen und mindestens 24 Stunden nachbeobachtet werden.
  • Patient*innen mit ausgeprägten lokalen Symptomen und zunehmenden Symptomen müssen eingewiesen werden und mindestens 24 Stunden nachbeobachtet werden.

Weitere Informationen

Autor

  • Markus Plank, MSc BSc, Medizin- und Wissenschaftsjournalist, Wien

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Literatur

Dieser Artikel basiert auf dem Fachartikel Kreuzotter- und Aspisviperbiss. Nachfolgend finden Sie die Literaturliste aus diesem Dokument.

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