Hautprobleme bei Auslandsreisen

Allgemeine Informationen

Definition

  • Während einer Auslandsreise können je nach der Länge und dem Ziel der Reise und dem Risikoverhalten der Reisenden viele verschiedene Hautkrankheiten auftreten.1
  • Viele dieser Krankheiten sind ubiquitär verbreitet (z. B. Reaktionen auf Insektenstiche oder kutane bakterielle Infektionen), währenddessen andere (normalerweise seltenere) Erkrankungen an den Aufenthalt in einem spezifischen Land oder einer Region geknüpft sind (z. B. Aufenthalt in den Tropen oder Subtropen).

Häufigkeit

  • Bei Personen, die von einer Reise zurückgekehrt sind, stellen Hautveränderungen neben Fieber und Durchfallerkrankungen den häufigsten Konsultationsgrund dar.
  • Es ist davon auszugehen, dass im Zuge des Klimawandels die Verbreitung verschiedener Erkrankungen zunehmen wird.2

Diagnostische Überlegungen

  • Es gibt viele mögliche Ursachen für Hautläsionen, die während oder nach einer Auslandsreise auftreten. Dazu zählen Infektionen (Viren, Bakterien, Pilze, Würmer, Protozoen), Bisse und parasitäre Erkrankungen, Allergien und Überempfindlichkeitsreaktionen sowie Schädigungen durch Chemikalien, die Sonne und Traumata.
  • Zu den häufigsten Hauterkrankungen bei Reisenden zählen (sekundär infizierte) Insektenstiche, Hautabszesse, Infektion mit Larva migrans cutanea, allergische Hautausschläge und Leishmaniose.2-3
  • Zudem sind Hautveränderungen ein häufiges Begleitsymptom bei verschiedenen systemischen Erkrankungen. Die häufigsten sind das Dengue-Fieber, das Chikungunya-Fieber und das afrikanische Zeckenbissfieber.4

Bakterielle Infektionen

Staphylokokken- und Streptokokkeninfektion

  • Ursache und Befunde
    • Verschiedene Faktoren (Kratzen im Bereich von Mückenstichen, Schwächung der Hautbarriere infolge von Feuchtigkeit und Wärme mit nachfolgender Mazeration im Bereich der Hautfalten, verminderte Hygiene) begünstigen ein erhöhtes Risiko bakterieller Hautinfektionen.
    • In der Regel ist es die bakterielle Flora der Patient*innen selbst, die in der Folge eine Impetigo contagiosa, eine Follikulitis oder ein Erysipel hervorruft.
  • Behandlung
    • Bei stärkerer Ausbreitung oder systemischen Infektzeichen ist eine Therapie mit einem penicillinasefesten Penicillin oder einem Makrolid-Antibiotikum indiziert.
      Impetigo contagiosa
      Impetigo contagiosa
    • Bei leichteren Infektionen kann lokal eine Salbe mit Fusidinsäure angewendet werden.
    • Die Möglichkeit einer Infektion mit Methicillin–resistenten Bakterienstämmen sollte bedacht werden.5

Erythrasma

  • Ursache
    • Bei Aufenthalten in feuchtwarmen Klimazonen kommt es häufig zu einer Infektion mit Corynebacterium minutissimum.
  • Erythrasma
    • Das Erythrasma tritt insbesondere bei Männern in Form eines charakteristischen, scharf begrenzten, kastanienbraunen Ausschlags in intertriginösen Bereichen auf.
      Erythrasma, klinisches Bild
      Erythrasma
  • Behandlung
    • Die Behandlung kann mit einer Salbe mit Fusidinsäure oder Clindamycin, bei ausgedehnten Veränderungen auch mit einem oralen Antibiotikum (z. B. 4 x 250 mg Erythromycin) erfolgen.
    • Der Erkrankung kann in der Regel durch das Tragen luftiger Kleidung, das Schlafen in gut belüfteten Räumen und das Meiden der Mittagssonne bei Tropenreisen vorgebeugt werden.

Pseudomonas-Follikulitis

  • Ursache und Befunde
    • Durch den Kontakt zu ungenügend gereinigtem Wasser in Whirlpools oder Schwimmbecken kann es zu einer Besiedlung der Haarfollikel mit Peudomonas aeruginosa kommen
    • Es zeigt sich eine stark juckende papulo-pustulöse Dermatitis.
  • Behandlung
    • Die Veränderungen verschwinden in der Regel von selbst. Antibiotika sind nur selten indiziert.

Schwimmbadgranulom

  • Ursache und Befunde
    • Bei Aufenthalten in nicht ausreichend gereinigten Schwimmbädern oder Gewässern in den Tropen besteht zudem ein erhöhtes Risiko einer Exposition gegenüber dem Mycobacterium marinum, das über kleine Risse in die Haut eindringen und innerhalb von 2–3 Wochen zu schmerzempfindlichen, erythematösen, mitunter ulzerierenden Knoten führen kann.6
    • Die Sicherung der Diagnose erfolgt mithilfe einer Hautbiopsie und einer histologischen Untersuchung.
  • Behandlung
    • Die Veränderungen verschwinden ohne Behandlung innerhalb einiger Monate.
    • Eine schnellere Heilung kann durch eine systemische Behandlung mit Rifampicin, Doxycyclin oder Azithromycin über 6 Wochen erreicht werden.
    • Präventiv können im Wasser Badesandalen getragen werden, um Verletzungen der Haut zu vermeiden, über die die Mykobakterien in den Körper gelangen können.

Parasitäre Infektionen

Larva migrans

  • Ursache und Befunde
    • In subtropischen und tropischen Regionen kann Hunde- und Katzenkot mit Hakenwürmern (Ancylostoma braziliense) verunreinigt sein.
    • Diese Hautlarven dringen bei Aufenthalten am Strand typischerweise in die Haut der Füße oder des Gesäßes ein und bilden eine kleine Papel, aus der sich schnell ein entzündeter, serpentinenartiger, zentimeterlanger Gang entwickelt.
      Larva migrans cutanea
      Larva migrans cutanea
    • Es bestehen ein starker Juckreiz und gelegentlich eine begleitende Eosinophilie.
  • Behandlung
    • Wird die Erkrankung nicht behandelt, kann sie über mehrere Monate bestehen. Die Larve ist jedoch nicht invasiv, und die Erkrankung heilt spontan aus.
    • Als Behandlung wird eine perorale Einzeldosis Ivermectin empfohlen.
    • Zu den wichtigsten präventiven Maßnahmen zählen das konsequente Tragen von Sandalen und Nutzung von Liegeunterlagen am Strand.

Leishmaniose

  • Ursache und Befunde
    • Die kutane Leishmaniose wird durch Protozoen verursacht, die bei Nagetieren vorkommen und über einen Stich der Sandmücke Phlebotomus übertragen werden.
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      Leishmaniose
    • Nach einer Inkubationszeit von 2 Wochen bis zu 6 Monaten entsteht eine juckende Papel, die sich rasch zu einer entzündeten, kraterähnlichen, knotigen, zentral ulzerierenden Läsion mit einem charakteristisch geschwollenen Rand entwickelt.
    • In einem begrenzten anatomischen Bereich mit mehreren Eintrittsstellen können multiple Läsionen vorliegen.
    • Die Diagnose wird anhand einer histologischen Untersuchung gestellt.
  • Behandlung
    • Die Behandlung erfolgt entweder topisch oder systemisch durch Spezialist*innen für Dermatologie oder Infektiologie.
    • Durch die Verwendung von imprägnierten Moskitonetzen und Mückenschutzmitteln kann eine Infektion verhindert werden.

Zerkariendermatitis

  • Badedermatitis, siehe Artikel Zerkariendermatitis.
  • Verursacht durch eine allergische Reaktion, die durch winzige Larven von Saugwürmern (Zerkarien), die in die Hautoberfläche eindringen, ausgelöst wird.
  • Die Zerkarien können sich nur über Würmer im Darm von Wasservögeln und in Wasserschnecken fortpflanzen. Der Mensch ist ein Fehlwirt.
  • Saugwurmlarven kommen besonders in flachen Gewässern bei einer Temperatur um die 20 Grad, unabhängig von der Wasserqualität, vor.
  • Bei Erstexposition kommt es in der Regel nicht zu Symptomen, allenfalls einem Kribbeln der Haut.
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    Zerkariendermatitis
  • Juckender Ausschlag der Haut kann nach Sensibilisierung bereits wenige Minuten, nachdem man das Wasser verlassen hat, vorkommen und bis zu eine Woche andauern. Bei wiederholter Exposition kann die Reaktion heftiger ausfallen.
  • Typisch ist ein mückenstichartiges Aussehen, gelegentlich begleitet von Allgemeinsymptomen sowie Schwellungen der Extremitäten.

Skabies

  • Siehe Artikel Skabies.
  • Durch Krätzmilbe Sarcoptes scabiei ausgelöste Dermatose
  • Übertragung durch großflächigen direkten Hautkontakt, theoretisch auch durch Kontakt zu Textilien, die die Milbe enthalten.
  • Stark juckender Hautausschlag mit typischen kommaartig konfigurierten Effloreszenzen7
  • Therapie mit Permethrin lokal, ggf. systemische Therapie mit Ivermectin

Schistosomiasis

  • Siehe Artikel Schistosomiasis.
  • Infektion durch Kontakt mit Zerkarien in Süßwasser
  • Verbreitet in weiten Teilen Afrikas, vermehrt aber auch in Südamerika sowie Asien
  • Oft zweizeitiger Verlauf mit einem aktuen, fieberhaften Stadium mit urtikariellen Hautveränderungen und einer chronischen systemische Manifestation mit unterschiedlichen Symptomen
  • Behandlung meist mit Praziquantel

Tungiasis

  • Siehe Artikel Tungiasis.
  • Verursacht durch den Befall mit dem Sandfloh Tunga penetrans
  • Verbreitet in Tropen und Subtropen
  • Der Befall äußert sich meistens durch einzelne schmerzhafte oder juckende papulöse Läsionen mit zentraler schwarzer Färbung an den Füßen2
  • Die Therapie besteht aus der Entfernung des Sandflohs

Pilzinfektionen

  • Pilzinfektionen treten häufig bei längeren Aufenthalten in den Tropen auf.
  • Verschiedene klinische Formen
    Fußpilz, interdigitaler
    Fußpilz
    • Fußpilz in Form einer Dermatophyteninfektion zwischen den Zehen
    • Tinea corporis
    • Hefepilzinfektion mit Malassezia furfur in den seborrhoischen Hautarealen, was zu einer Pityriasis versicolor und einer Malassezia-Follikulitis führen kann.
  • Behandlung
    • Es sollte ein fungizides Antimykotikum, evtl. auch ein Ketoconazolshampoo angewendet werden.
    • Der Erkrankung kann in der Regel durch das Tragen luftiger Kleidung, das Schlafen in gut belüfteten Räumen und das Meiden der Mittagssonne bei Tropenreisen vorgebeugt werden.
      Pityriasis versicolor
      Pityriasis versicolor

Stiche und Bisse

  • Stichläsionen
    • Diese können stark juckende Papeln hervorrufen und sind bei Auslandsreisen häufig zu beobachten.
    • Mögliche Ursachen sind neben Moskitostichen auch Tierflöhe (Pulikose) oder Bettwanzen (Cimikose). Die Läsion kann als Eintrittsstelle für eine sekundäre bakterielle Infektion dienen.
    • Zur symptomatischen Therapie eignen sich topische Kortikosteroide sowie Antihistaminika zur Linderung des Juckreizes.
    • Expositionsprophylaxe durch lange Kleidung und Moskitonetze stellt die wichtigste präventive Maßnahme dar.
  • Toxische Hautreaktionen
    • Toxische Hautreaktionen können während des Badens in den Tropen infolge eines direkten Kontakts mit Nesseltieren, Quallen und Seeanemonen auftreten.
    • Besonders gefürchtet ist der Kontakt mit den Tentakeln der Qualle Portugiesische Galeere (Physalia physalis), die durch eine intradermale Injektion toxinhaltiger Nematocyten unmittelbar brennende Schmerzen hervorruft, auf die ein streifenförmiger vesikobullöser Ausschlag folgt.
    • Die Veränderungen hinterlassen nach der Ausheilung eine Hyper- oder Hypopigmentierung und werden lokal mit einem potenten Kortikosteroidkombipräparat behandelt.

Nesseltierlarven-Dermatitis

  • Auch Seabather's Eruption genannt
  • Verursacht durch die Larven verschiedener Nesseltiere (bestimmte Quallen- und Anemonenarten), die während des Schwimmens im Meer zwischen Kleidung und Körper eingeschlossen werden, bei Verlassen des Wassers absterben und ihre Toxine freigeben.2
  • Vorkommen u. a. im Golf von Mexiko, der Karibik, Brasilien2
  • Starker Juckreiz und erythematös-papuläre Effloreszenzen in Körperbereichen, die durch Schwimmkleindung bedeckt waren.
  • Selbstlimitierender Verlauf, antipruriginöse Therapie wird empfohlen.

Sonstige Hautmanifestationen

UV-Dermatosen

  • Die am häufigsten auftretenden Reaktionen sind der Sonnenbrand und das Sonnenekzem (polymorphe Lichtdermatose).
  • Hellhäutige und rotblonde Personen sind am stärksten gefährdet.
  • Die Reaktionen können in den meisten Fällen durch das Bedecken der Haut und die Anwendung von Sonnenschutzmitteln mit einem hohen Lichtschutzfaktor gegen UVA- und UVB-Strahlung verhindert werden.
    Sonnenekzem (polymorphe Lichtdermatose)
    Sonnenekzem
  • Patient*innen, die bestimmte Medikamente – Sulfonamide, Tetracyclin, Chinolone, NSAR und Thiazide – einnehmen, sollten darüber informiert werden, dass es in sonnenexponierten Hautbereichen zu phototoxischen Reaktionen kommen kann.

Arzneimittelexantheme

  • Hautausschläge können im Rahmen von Auslandsreisen auch durch Medikamente, z. B. Chloroquin gegen Malaria, ausgelöst werden.

Sexuell übertragbare Krankheiten

  • In Anbetracht der regional sehr unterschiedlichen Prävalenz bestimmter sexuell übertragbarer Erkrankungen weltweit ist eine adäquate Sexualanamnese in Zusammenhang mit Hautveränderungen nach Reiserückkehr obligat.
  • Bei entsprechender Klinik sollte eine Untersuchung im Hinblick auf Erkrankungen wie HIV und Syphilis erfolgen.
  • Die Verwendung von Kondomen stellt die wichtigste präventive Maßnahme dar.

Systemische Infektionen

Anamnese

  • Zeitpunkt der Reise
  • Reiseziel(e)
  • Reisedauer
  • Mögliche Infektionsquellen/Kontakte
    • Süßwasser, Salzwasser, Tierkontakte, Insektenstiche, Hautverletzungen, Pflanzenkontakte, sexuelle Aktivität, berufliche Tätigkeit, Medikamente, OCT-Medikamente?
  • Beginn des Ausschlages
    • Wie hat er sich entwickelt? Erste Manifestation?
  • Haben begleitende Reisende ähnliche Hautveränderungen?
  • Begleitsymptome
    • Juckreiz, Schmerzen, Fieber, gastrointestinale Symptome?

Illustrationen

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Zerkariendermatitis (Badedermatitis)
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Leishmaniose
Erythrasma, klinisches Bild
Erythrasma
Sonnenekzem
Sonnenekzem (polymorphe Lichtdermatose)
Pityriasis versicolor
Pityriasis versicolor
Interdigitaler Fußpilz.
Fußpilz
Impetigo contagiosa
Impetigo contagiosa
Larva migrans cutanea.
Larva migrans cutanea

Quellen

Literatur

  1. Vasievich MP, Villarreal JDM, Tomecki KJ. Got the Travel Bug? A Review of Common Infections, Infestations, Bites, and Stings Among Returning Travelers. Am J Clin Dermatol 17, 451–462 (2016). link.springer.com
  2. Dinulos JE, Dinulos JG. Present and future: infectious tropical travel rashes and the impact of climate change. Ann Allergy Asthma Immunol. 2022 Dec 24;130(4):452–62 pubmed.ncbi.nlm.nih.gov
  3. Wilson ME. Skin lesions in the returning traveler. UpToDate, last updated Dez 26, 2022. www.uptodate.com
  4. Mussa D, Cao-Lormeau VM, Gubler DJ. Zika virus: Following the same path of dengue and chikungunya? Lancet 2015; 386:243. PubMed
  5. Nurjadi D, Friedrich-Jänicke B, Schäfer J, et al. Skin and soft tissue infections in intercontinental travellers and the import of multi-resistant Staphylococcus aureus to Europe, Clin Microbiol Infect. 2015;21(6):567. pubmed.ncbi.nlm.nih.gov
  6. Tuan J, Spichler-Moffarah A, Ogbuagu O: Mycobacterium marinum: nodular hand lesions after a fishing expedition. BMJ Case Rep. 2020 Dec 13;13(12):e238835 www.ncbi.nlm.nih.gov
  7. Deutsche Dermatologische Gesellschaft (DDG). Skabies, Diagnostik und Therapie. AWMF-Leitlinie Nr. 013-052. S1, Stand 2016. register.awmf.org

Autor*innen

  • Bonnie Stahn, Dr. med., Fachärztin für Allgemeinmedizin, Hamburg
  • Die ursprüngliche Version dieses Artikels basiert auf einem entsprechenden Artikel im norwegischen hausärztlichen Online-Handbuch Norsk Elektronisk Legehåndbok (NEL, https://legehandboka.no/).

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