Magengeschwür, Komplikationen

Eine Ulkusblutung ist eine gefährliche Komplikation eines Magen- oder Zwölffingerdarmgeschwürs. Die Patient*innen erbrechen Blut und bemerken einen schwarz verfärbten Stuhl. Die Behandlung erfolgt im Krankenhaus mittels Kreislaufstabilisierung und einer Magenspiegelung, durch welche die Blutung meist gestillt werden kann.

Was ist ein Magengeschwür?

Definition

Als Ulkusblutung bezeichnet man eine Blutung aus einem Magen- oder Zwölffingerdarmgeschwür. Bei einem Geschwür handelt es sich um eine Verletzung der Schleimhaut, die meist als Folge einer Infektion mit dem Bakterium Helicobacter pylori oder der Einnahme von Medikamenten auftritt.

In den meisten Fällen ist die Schleimhaut nur oberflächlichlich angegriffen. Werden tiefer liegende Blutgefäße geschädigt, kommt es zu einer Blutung. In seltenen Fällen kommt es zu einem vollständigen Durchbruch der Magenwand oder Zwölffingerdarmwand. Dies wird als Perforation bezeichnet. Sowohl eine Blutung als auch eine Perforation gelten als gefährliche Komplikationen eines Magengeschwürs. Zudem kann es zu einer Obstruktion (Verschluss des Magenausgangs) und im Langzeitverlauf zu Krebs kommen.

Symptome

Je nach Komplikation (Blutung, Perforation, Obstruktion) kommt es zu leicht unterschiedlichen Symptomen. Charakteristisch und ein alarmierendes Symptom bei einer Ulkusblutung ist Erbrechen von Blut. Schwerwiegende Blutungen sind lebensbedrohlich und erfordern eine umgehende Behandlung. Typisch sind außerdem schwarz gefärbter, übelriechender Stuhl (Blut im Stuhl), Bauchschmerzen, Übelkeit und Erbrechen. Ein Magenkarzinom zeigt häufig erst im fortgeschrittenen Stadium Symptome.

Ursachen

Für die Entstehung von Magengeschwüren kommen zwei Hauptursachen infrage: Die Infektion mit Bakterien vom Typ Helicobacter pylori und die Einnahme von Arzneimitteln. Der Anteil der durch Helicobacter pylori verursachten Geschwüre des Magens beträgt 90 %, des Zwölffingerdarms 70 %.

Entzündungshemmende, schmerzstillende Medikamente setzen die Schutzmechanismen der Magenschleimhaut gegen die Magensäure herab (durch NSAR verursachtes Magengeschwür). Ältere Menschen sowie Menschen, die gerinnungshemmende Medikamente („Blutverdünner“) oder Antidepressiva vom SSRI-Typ (Serotonin-Reuptake-Hemmer) einnehmen, sind besonders gefährdet.

Häufigkeit

Etwa 5–10 % der Bevölkerung entwickeln in ihrem Leben ein Magen- oder Zwölffingerdarmgeschwür. Man schätzt, dass hiervon 10–20 % von Komplikationen betroffen sind. Bei 20–57 bzw. 4–14 pro 100.000 Fällen kommt es zu Blutungen bzw. Perforationen.

Untersuchungen

  • Bei Verdacht auf eine Ulkusblutung erfolgt die Behandlung im Krankenhaus.
  • Die Beschreibung der Beschwerden durch die Patient*innen ist meist charakteristisch.
  • Bei jeder Ulkusblutung sollte eine Testung auf H. pylori durchgeführt werden. Auch Blutuntersuchungen werden durchgeführt.
  • Eine Perforation kann gut durch eine Computertomografie nachgewiesen werden.
  • Die wichtigste Untersuchung ist eine Magenspiegelung, durch die die Blutung meist auch gestillt werden kann.

Behandlung

  • Zur Stabilisierung des Kreislaufs erhalten die Patient*innen Flüssigkeit über einen venösen Zugang.
  • Außerdem werden Magensäurehemmer und andere Medikamente verabreicht.
  • Bei hohem Blutverlust wird auch eine Transfusion von Blutprodukten in Erwägung gezogen.
  • Um den genauen Ort der Blutung aufzufinden und um diese zu stillen, wird eine Magenspiegelung durchgeführt. Hierbei wird ein flexibler Schlauch, der mit einer Lichtquelle und einer Kamera ausgestattet ist, durch Mund und Speiseröhre in den Magen eingeführt. Durch das Einspritzen von Medikamenten oder das Verschließen mit einem Clip gelingt es meist, die Blutung zu stillen.
  • Wenn keine Kontrolle der Blutung erreicht wird, muss eine offene Not-Operation erfolgen.
  • Bei mit Helicobacter pylori infizierten Patient*innen wird eine Antibiotikatherapie eingeleitet, um die Infektion zu beseitigen.
  • Auslösende Medikamente sollten abgesetzt werden. Werden diese danach erneut eingesetzt, sollte eine Prophylaxe mit Protonenpumpenhemmern (PPI) eingeleitet werden.

Prognose

  • Eine Blutung ist eine ernstzunehmende Komplikation der Ulkuserkrankung und kann einen lebensbedrohlichen Verlauf nehmen. Bei einer Blutung bzw. einer Perforation sterben ca. 9 % bzw. 24 % der Patient*innen innerhalb von 30 Tagen.
  • Faktoren wie eine verzögerte OP, Alter (älter als 70 Jahre) oder Begleiterkrankungen erhöhen das Sterberisiko.
  • Durch eine rechtzeitige Behandlung lassen sich gefährliche Verläufe jedoch meistens abwenden.
  • Bei H.-pylori-positiven Patient*innen besteht ein 2- bis 20-fach erhöhtes Risiko für Magenkrebs im Vergleich zu Menschen ohne Helicobacter-Infektion.
  • Eine große Bedeutung kommt der Vorsorge zu. Die konsequente Behandlung bei einer Ulkuskrankheit verhindert in den meisten Fällen Blutungen. Lässt sich eine dauerhafte Therapie mit schmerzstillenden, entzündungshemmenden Medikamenten (NSAR) nicht vermeiden, so wird die Einnahme eines Magenschutzes in Form von Magensäurehemmern (PPI) empfohlen.

Weitere Informationen

Autor

  • Markus Plank, MSc BSc, Medizin- und Wissenschaftsjournalist, Wien

Links

Autoren

Ehemalige Autoren

Updates

Gallery

Snomed

Click to edit

Literatur

Dieser Artikel basiert auf dem Fachartikel Ulkuskrankheit, gastroduodenale, Komplikationen. Nachfolgend finden Sie die Literaturliste aus diesem Dokument.

  1. World Society of Emergency Surgery. Guidelines on perforated and bleeding peptic ulcer. Stand 2020. www.wses.org.uk
  2. Anand B. Peptic Ulcer Disease. Medscape, updated Apr 26, 2021. Zugriff 12.11.22. emedicine.medscape.com
  3. Dovjak P. Ulcus duodeni, Ulcus ventriculi und Helicobacter pylori. Z Gerontol Geriat 2017;50:159–169. www.semanticscholar.org
  4. Schwarze V, Marschner C, Schulz C, et al. Akutes Abdomen – gastrointestinale Ursachen. Radiologe 2019; 59: 114-125. doi:10.1007/s00117-019-0491-z DOI
  5. Koop I. Gastroenterologie compact, 3. Auflage, S. 108-109. Stuttgart - New York: Georg Thieme Verlag, 2013.
  6. Malfertheimer P, Schulz C. Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM). Helicobacter-pylori-assoziierte Erkrankungen. eMedpedia, publiziert am 01.09.15. Zugriff 15.11.22. www.springermedizin.de
  7. Steib C, op den Winkel M. Die akute gastrointestinale Blutung. CME 2020; 17: 9-17. doi:10.1007/s11298-020-7944-6 DOI
  8. Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten. Helicobacter pylori und gastroduodenale Ulkuskrankheit. AWMF-Leitlinie Nr. 021-001, Stand 2015. www.awmf.org
  9. Götz M. Gastrointestinale Blutungen. Gastroenterologe 2018; 13: 379–390. link.springer.com
  10. Kierschke S, Schilling D. Management der oberen gastrointestinalen Blutung. GastroNews 2019; 06: 42-45. doi:10.1007/s15036-019-0690-5 DOI
  11. Fischbach W. Medikamenteninduzierte gastrointestinale Blutung. coloproctology 2020; 42: 217-226. doi:10.1007/s00053-020-00455-8 DOI
  12. Bornemann R, Gaber E. Gastritis, Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüre. Berlin, Robert Koch-Institut, Statistisches Bundesamt 2013. www.rki.de
  13. Hölscher A, Bollschweiler E, Mönig S. Ulkuschirurgie – was bleibt? Internist 2006; 47: 602-610. doi:10.1007/s00108-006-1625-8 DOI
  14. Paragomi P. Dabo B, Pelucchi C, et al. The Association between Peptic Ulcer Disease and Gastric Cancer: Results from the Stomach Cancer Pooling (StoP) Project Consortium. Cancers 2022;14:4905. www.mdpi.com