Nykturie

Allgemeine Informationen

Differenzialdiagnosen

Nächtliche Polyurie

  • Scheint die Hauptursache für Nykturie zu sein.
  • Wird definiert als nächtliche Urinproduktion, die größer als 35 % der gesamten täglichen Urinmenge ist, bei Personen über 65 Jahren.
  • Neben physiologischen Mechanismen beinhalten gewöhnliche Ursachen für nächtliche Polyurie:
    • verhaltensbedingte Faktoren wie z. B. große Flüssigkeitszufuhr am Abend
    • Verwendung von Arzneimitteln wie Antihypertensiva, Lithium und Diuretika.
  • Nykturie kann auch durch Erkrankungen verursacht sein, die verbunden sind mit:

Gestörte Blasenfunktion

  • Bei gesunden Menschen liegt die tägliche Urinproduktion zwischen 1.000 und 1.500 ml, und die Blasenkapazität variiert zwischen ungefähr 400 bis 750 ml.
    • Die normale Häufigkeit des Wasserlassens beträgt 4- bis 5-mal bei Männern und 5- bis 6-mal bei Frauen mit keinen oder wenigen Miktionen im Laufe einer normalen Schlafperiode.
  • Mit dem Alter steigt die Häufigkeit des Wasserlassens.
  • Eine allmähliche Abschwächung des Zentralnervensystems kann möglicherweise ebenfalls zur Dysfunktion der Blase beitragen, insbesondere Hypersensitivität und/oder ein überaktiver Detrusor.
  • Verschiedene Erkrankungen können eine erhöhte Häufigkeit des Wasserlassens und Nykturie verursachen:
    • neurologische Erkrankungen, z. B. Parkinson-Syndrom und Multiple Sklerose
    • urologische/gynäkologische Zustände, z. B. benigne Prostatahyperplasie und Zystitis
    • Prostataobstruktion
      • Bei einem Drittel der Patienten, die wegen BPH operiert werden, bleibt die Nykturie postoperativ bestehen, was darauf hindeutet, dass die Nykturie in diesen Fällen als separates, klinisches Symptom behandelt werden muss.
  • Harndrang wird häufig durch Detrusorinstabilität verursacht, und das Auftreten ist erhöht bei älteren Menschen.1
    • Kleine Mengen Urin rufen das Gefühl einer vollen Blase und eine wachsende Zahl an Miktionen hervor.

Diabetes mellitus, Typ 1

  • Ein Zustand mit chronischer Hyperglykämie, die durch Insulinmangel verursacht wird, entsteht gewöhnlich vor dem 40. Lebensjahr.
  • Tritt scheinbar akut mit reduziertem Allgemeinzustand, Polyurie, Durst, Gewichtsverlust auf.
    • Eine akute Hyperglykämie kann Hyperventilation, Azetongeruch, Bewusstseinstrübung oder Koma verursachen.
    • Eine akute Hypoglykämie kann Bewusstseinsstörungen oder Koma verursachen.
  • Biochemische Untersuchungen zeigen ein erhöhtes Blutglukoseniveau (> 20 mmol/l) und in der Regel Ketonurie und Ketoazidose bzw. niedriger Blutzucker bei Hypoglykämie.

Diabetes mellitus, Typ 2

  • Macht 80−90 % aller Diabeteserkrankungen aus, mehr als die Hälfte der Patienten ist über 65 Jahre alt.
  • Wird durch Insulinresistenz und unzureichende Insulinproduktion verursacht.
  • Die Symptome können vage sein. Die Patienten sind müde, träge, teilnahmslos, deprimiert; oder sie können typische Symptome wie Durst, Gewichtsverlust, Juckreiz im Unterleib oder Balanitis haben.
  • In der frühen Phase gibt es wenige oder keine Befunde.
  • Blutzuckermessungen liefern die Diagnose.

Diabetes insipidus

  • Ist ein seltener Zustand.
  • Kann durch einen Hypophysentumor oder durch antidiuretische Hormonresistenz verursacht werden (in den Sammelrohren der Nieren).
  • Bewirkt einen Mangel an Vasopressin (ADH) und somit eine nachlassende Fähigkeit, Harn zu konzentrieren.
  • Die Symptome sind eine hohe Diurese, verdünnter Harn (mit einem niedrigen spezifischen Gewicht), exzessiver Durst, evtl. Dehydrierung.
  • Der Zustand kommt in allen Stadien vor und kann lebensgefährlich sein.

Anamnese

Klinische Untersuchung

Ergänzende Untersuchungen

Maßnahmen und Empfehlungen

Patienteninformationen

Quellen

Leitlinien, Richtlinien (Deutschland)

  • Deutsche Gesellschaft für Neurologie. Neurogene Blasenstörungen, Diagnostik und Therapie. AWMF-Leitlinie Nr. 030-121, Stand 2015

Literatur

  1. Deutsche Gesellschaft für Neurologie. Neurogene Blasenstörungen, Diagnostik und Therapie. AWMF-Leitlinie Nr. 030-121, Stand 2015 www.awmf.org
  2. Marinkovic SP, Gillen LM, Stanton SL. Managing nocturia. BMJ 2004; 328: 1063-6. PubMed
  3. Prince D, Pedler K, Rashid P. Nocturia. A guide to assessment and management. Australian Family Physician 2012 2012 Jun; 41(6): 399-402. pmid:22675680 PubMed
  4. Asplund R. Mortality in the elderly in relation to nocturnal micturition. BJU Int 1999; 84: 297-301. PubMed
  5. Swithinbank LV, Donovan J, James MC, Yang Q, Abrams P. Female urinary symptoms: age prevalence in a community dwelling population using a validated questionnaire. Neurourol Urodynam 1998; 16: 432-4. PubMed
  6. Lose G, Alling-Møller L, Jennum P. Nocturia in women. Am J Obstet Gynecol 2001.
  7. Weiss J, Blaivas JG. Nocturia. J Urol 2000; 162: 5-12. PubMed
  8. Kupelian V, Fitzgerald M, Kaplan S, Norgaard J, Chiu G, et al. Association of nocturia and mortality: results from the Third National Health and Nutrition Examination Survey. J Urol 2011 Feb; 185(2): 571-7. pmid:21168875 PubMed
  9. Miller M. Nocturnal polyuria in older people: pathophysiology and clinical implications. JAGS 2000; 48: 1321-9. PubMed
  10. Vaughan CP, Endeshaw Y, Nagamia Z, Ouslander JG, Johnson TM. A multicomponent behavioural and drug intervention for nocturia in elderly men: rationale and pilot results. BJU Int 2009; 104: 69–74.
  11. Gulur DM, Mevcha AM, Drake MJ. Nocturia as a manifestation of systemic disease. BJU Int 2011; 107: 702–13.
  12. Appell RA, Sand PK. Nocturia: etiology, diagnosis, and treatment. Neurourol Urodyn 2008;27:34–9

Autoren

  • Günter Ollenschläger, Prof. Dr. Dr. med., Professor für Innere Medizin, Uniklinikum Köln (Deximed)
  • Pia Teleman, docent och överläkare, Kvinnokliniken, Skånes universitetssjukhus (Medibas)
  • Steinar Hunskår, professor i allmennmedisin, Institutt for samfunnsmedisinske fag, Universitetet i Bergen, Bergen

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