Sehnenscheidenentzündung im hinteren Schienbeinmuskel

Eine Entzündung der Tibialis-posterior-Sehne im Sprunggelenk/Fuß kann zu Schmerzen, Beeinträchtigungen beim Gehen, Plattfüßen, Valgusstellung und zum Abriss der Sehne führen. Eine frühzeitige Diagnose und Therapie kann chronische Beschwerden verhindern.

Was ist eine Tendinopathie im Musculus tibialis posterior?

Definition

Der Musculus tibialis posterior ist der hintere Schienbeinmuskel. Bei einer Tendinopathie der Musculus-tibialis-posterior-Sehne liegt eine Überbelastung der Sehne vor, die an der Rückseite/Innenseite der Wade und hinter dem Innenknöchel verläuft, bevor sie sich in der Unterseite des Fußes verzweigt. Die Abnutzungserscheinungen können von der Reizung über Abbauprozesse bis hin zum Riss (Ruptur) reichen.

Symptome

Die Symptome hängen von dem Grad des Sehnenverschleißes ab. In der frühen Phase ist die Erkrankung charakterisiert durch anhaltende dumpfe Schmerzen und einem Ziehen in der Gegend sowie eventuell einer Schwellung hinter dem Innenknöchel und längs über den Fußbogen. Die Schmerzen verschlimmern sich bei Belastung. In späteren Stadien werden die betroffenen Muskeln schwächer und es kommt zu Schwierigkeiten, auf den Zehenspitzen zu stehen.

Es kann zu einem Abflachen des Fußgewölbes kommen (Plattfüße), wodurch der Fuß nach außen zeigt und eine zunehmende Valgusstellung entsteht. Die Sehne kann akut reißen und Schmerzen über der betroffenen Stelle verursachen.

Ursachen

Eine Tendinopathie des Musculus tibialis posterior ist eine chronische Verschleißerkrankung (Degeneration), die am häufigsten durch wiederholte Mikroverletzungen entsteht. Schlechter durchblutete Bereiche der Sehne, insbesondere jene in der Nähe des Innenknöchels, sind dafür besonders anfällig. Bei lang anhaltenden Beschwerden kommt es zu einer Entzündungsreaktion, ggf. auch zu degenerativen Veränderungen des Gewebes. Eine solche chronische Tendinopathie kann auf lange Sicht zum Abriss der Sehne (Sehnenruptur) führen. Bei einer Sehnenruptur liegt gewöhnlich eine auslösende Ursache wie eine akute Verletzung vor.

Risikofaktoren wie zunehmendes Alter, bereits bestehende Plattfüße, Bluthochdruck, Diabetes mellitus, Übergewicht, Kortisoninjektionen in die Sehnenumgebung und entzündliche Gelenkerkrankungen begünstigen eine Tibialis-posterior-Tendinopathie. Eine höheres Risiko besteht auch bei Läufen auf hartem Untergrund und einer ungünstigen Biomechanik (z. B. ausgeprägte Valgusstellung).

Häufigkeit

Die Musculus-tibialis-posterior-Sehne ist die mit Abstand am häufigsten gerissene Sehne des Rückfußes. Am häufigsten sind übergewichtige Frauen betroffen. Tendopathien des M. tibialis posterior treten in dieser Gruppe im fortgeschrittenen Alter bei bis zu 10 % auf.

Untersuchungen

  • Beschreiben Patient*innen die typischen Symptome, werden entsprechende Tests durchgeführt. Wird der Knöchel gegen Widerstand nach oben und unten sowie innen und außen bewegt, werden Schmerzen hervorgerufen.
  • Schafft es eine betroffene Person nicht, im Einbeinstand die Ferse jeder Seite jeweils 10 x anheben, deutet dies auf eine Schädigung der Tibialis-posterior-Sehne hin.
  • Andere Untersuchungen sind in der Regel nicht erforderlich.
  • MRT, Ultraschall und Röntgen können bei unklaren Diagnosen helfen und andere Ursachen ausschließen.

Behandlung

  • Sie sollten die schmerzauslösende Aktivität stoppen und das betroffene Bein nicht belasten. Bei noch akuten Schmerzen können Sie den Bereich mit Eisbeuteln kühlen und Ihren Fuß hochlegen.
  • Sie können entzündungshemmende Medikamente (NSAR), die auch schmerzstillend wirken, einnehmen – in Kombination mit Physiotherapie sowie Gewichtsabnahme.
  • Unter Umständen sollen Sie für 4–8 Wochen einen Gips/eine Orthese tragen.
  • Wenn die konservative Therapie nicht erfolgreich ist, kann eine Operation notwendig sein.
  • Flache Schuhe mit Schnürung aus einer orthopädischen Werkstatt können die Fehlstellung des Plattfußes korrigieren.

Prognose

  • Bei weniger schwerwiegenden Krankheitsstadien sind Sie in der Regel innerhalb einiger Wochen wieder gesund.
  • Eine frühzeitige Entlastung und angemessene Therapie können die Entwicklung einer Arthrose aufhalten oder verlangsamen und eine fortschreitende Einschränkung verhindern.
  • Die Erkrankung kann bei fortgesetzter Belastung chronisch werden, oder die Sehne kann bis hin zum Riss abgenutzt werden.
  • Die Rehabilitation nach einer Operation ist langwierig. Bei den meisten Eingriffen müssen Sie danach für 2–3 Monate einen Gips tragen. Es dauert etwa 1 Jahr, bis Sie den vollen Funktionsumfang wiedererlangen. 5 Jahre nach einer Operation sind die Ergebnisse jedoch bei mehr als 80 % der Patient*innen gut.

Weitere Informationen

Autor

  • Markus Plank, MSc BSc, Medizin- und Wissenschaftsjournalist, Wien

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Literatur

Dieser Artikel basiert auf dem Fachartikel Tibialis-posterior-Tendopathie. Nachfolgend finden Sie die Literaturliste aus diesem Dokument.

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