Blasensteine

In Niere, Harnleiter, Blase und Harnröhre können sich Steine bilden, die nicht oder nur unter Schmerzen ausgeschieden werden. Steine in der Harnblase kommen in Deutschland selten vor. Sie bilden sich meist, wenn der Harnabfluss behindert ist, z. B. bei einer vergrößerten Prostata. Betroffene bemerken manchmal Schwierigkeiten beim Wasserlassen, Schmerzen oder Blut im Urin. Bei der Behandlung sollten die Steine vollständig entfernt werden. Gleichzeitig wird versucht, mögliche Ursachen zu behandeln, um ein erneutes Auftreten der Steine zu verhindern.

Was sind Blasensteine?

Definition

Im gesamten Harntrakt (Niere, Harnleiter, Blase, Harnröhre) können sich unter bestimmten Umständen Steine bilden, die nicht oder nur unter Schmerzen beim Wasserlassen ausgeschieden werden. Am häufigsten kommen Harnsteine in der Niere und in den Harnleitern vor. Wenn diese in die Blase wandern, spricht man von sekundären Blasensteinen. Primäre Blasensteine werden direkt in der Blase durch die Auskristallisierung von Urin gebildet.

Symptome

Manchmal verursachen Blasensteine keinerlei Symptome. Wenn es im Rahmen von Blasensteinen zu Beschwerden kommt, äußert sich dies häufig in Form von Schmerzen im Unterbauch oder in der Penisspitze sowie Schwierigkeiten beim Wasserlassen. Das Wasserlassen kann mit Unbehagen verbunden sein, der Wasserstrahl verzögert einsetzen oder ungleichmäßig sein und plötzlich stoppen. Ebenso kann der Harndrang ungewöhnlich häufig und mit nur geringen Urinmengen auftreten. In manchen Fällen ist das Wasserlassen gar nicht mehr möglich (Harnverhalt). Blasensteine können auch ein Fremdkörpergefühl oder eine Schleimhautreizung mit Blut im Urin auslösen.

Häufigkeit

Steine in der Blase und der Harnröhre machen in Deutschland nur etwa 3 % aller Harnsteine aus. In Entwicklungsländern (v. a. Nordafrika, der mittlere und ferne Osten) sind vermehrt Kinder betroffen, da Mangelernährung die Bildung von Blasensteinen begünstigt. In diesen Regionen entwickeln Jungen häufiger Blasensteine als Mädchen.

Ursachen

In der Mehrzahl der Fälle entstehen Blasensteine hierzulande auf dem Boden einer Blockierung des Blasenausgangs oder der Harnröhre. Bei einer solchen Abflussstörung verbleibt Urin in der Blase, da diese nicht vollständig entleert werden kann. Dadurch erhöht sich die Gefahr, dass Salze im Urin nicht vollständig aufgelöst werden, auskristallisieren und zunächst kleine Klümpchen bilden. Ist der Stein klein genug, wird er meist ohne weitere Beschwerden über die Harnröhre ausgeschieden. Geschieht dies nicht, wird der Stein mit der Zeit größer und nimmt immer mehr Platz in der Harnblase ein. Es kann sich um einen einzelnen Stein oder um mehrere Steine handeln. Auch die Zusammensetzung der Steine variiert, häufig bestehen sie aus Kalziumoxalat (ca. 80 %), Harnsäure und Phosphat. Manche Steine sind frei beweglich, teils sitzen sie an der Blasenwand fest. Das Risiko für die Entwicklung von Harnsteinen wird durch geringe Trinkmengen begünstigt.

  • Harnabflussstörungen betreffen meist Männer aufgrund einer vergrößerten Prostata.
  • Auch Narben nach chirurgischen Eingriffen (z. B. Prostata-Operationen) können eine Verengung der Harnröhre bewirken.
  • Selten liegt eine Rückenmarksschädigung zugrunde, bei der die Muskulatur der Blase gelähmt ist.
  • Auch angeborene Fehlbildungen können den Harnabfluss stören.
  • Ein weiterer Faktor, der das Risiko für die Blasensteinbildung erhöht, sind häufige Infektionen der Harnblase. Das Risiko für solche Infektionen steigt z. B. bei einem über mehrere Wochen oder Monate liegenden Blasenkatheter.
  • Erhöhte Harnsäurewerte im Blut begünstigen die Bildung von Blasensteinen.

Untersuchungen

  • Bei Männern wird eine vergrößerte Prostata bei der rektalen Untersuchung festgestellt.
  • Untersuchung des Urins
    • Bei einer mikroskopischen Urinuntersuchung finden sich Hinweise auf Blut, Kristalle, Bakterien und Eiter.
    • In der Urinkultur wachsen möglicherweise Bakterien.
  • Bei Verdacht auf Blasensteine wird zur Bestätigung der Diagnose ein bildgebendes Verfahren oder eine Zystoskopie durchgeführt.
    • Eine CT-Untersuchung kann Steine überall in den Harnwegen nachweisen.
    • Ein Ultraschall kann Steine in der Blase nachweisen und dient zur Bestimmung der Harnmenge in der Blase.
    • Bei einer eine Röntgenaufnahme mit Kontrastmittel (Urografie) können Steine in der Blase nachgewiesen werden, auch krankhafte Veränderungen der Blase werden erkannt.
    • Erhärtet sich der Verdacht auf Blasensteine, wird oft eine Zystoskopie vorgenommen, bei der unter örtlicher Betäubung ein dünner Schlauch in die Harnröhre eingeführt wird, an dessen Ende eine Kamera befestigt ist. Damit können die Steine bezüglich Größe, Anzahl und Lokalisation beurteilt werden.

Behandlung

  • Bei kleinen Steinen reichen manchmal eine erhöhte Trinkmenge und Medikamente aus.
    • Allopurinol senkt den Harnsäurespiegel und wird bei Harnsäuresteinen eingesetzt.
    • Medikamente aus der Gruppe der Alphablocker (z. B. Tamsulosin) erleichtern die Ausscheidung. Das Medikament ist allerdings nicht für die Behandlung von Blasensteinen zugelassen, die Therapie erfolgt „off label". 
    • Schmerzmittel und Antibiotika bei Bedarf
  • Kleine Steine können mittels Zystoskopie entfernt werden.
  • Operation
    • Endoskopischen Harnblasensteinlithotripsie: Dieser Eingriff kann einerseits über die Harnröhre erfolgen und wird dann als transurethrale Lithotripsie bezeichnet. Wie bei der Zystoskopie wird ein dünner Schlauch eingeführt, der an seiner Spitze eine Vorrichtung hat, mit der die Steine in kleine Stücke gesprengt und die Fragmente aufgesaugt werden. Wenn dieses Verfahren keinen Erfolg hat oder die Steine sehr groß sind, muss ggf. eine offene oder minimalinvasive Operation erfolgen. Bei Kindern wird im Falle von Blasensteinen üblicherweise offen operiert.
  • Stoßwellenbehandlung: Eine weitere Methode ist die extrakorporale Stoßwellenlithotripsie, bei der die Steine von außen durch Stoßwellen zertrümmert und dann ausgeschieden werden.

Vorbeugung

  • Zur Vorbeugung von Blasensteinen sollten mögliche zugrunde liegende Ursachen behandelt werden.
  • Bei Harnverhalt mehrfache Blasenentleerung mittels Einmalkatheter statt Verwendung eines Dauerkatheters
  • Viel trinken!

Prognose

  • Ein unbehandeltes Steinleiden in der Harnblase kann zu wiederkehrenden Blasenentzündungen führen und überdies das Risiko für Blasenkrebs erhöhen.
  • Eine mögliche Komplikation der Zystoskopie ist eine Verletzung der Harnblase.

Weitere Informationen

Autorinnen

  • Hannah Brand, Dr. med., Ärztin, Berlin
  • Dorit Abiry, Doktorandin am Institut für Allgemeinmedizin, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf

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Literatur

Dieser Artikel basiert auf dem Fachartikel Blasensteine. Nachfolgend finden Sie die Literaturliste aus diesem Dokument.

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