Zusammenfassung
- Definition: Hallux rigidus ist eine degenerative Erkrankung mit eingeschränkter Beweglichkeit des Großzehengrundgelenks, hauptsächlich bei Dorsalextension, die zu Schwierigkeiten beim Abrollen des Fußes führt.
- Häufigkeit: Nach Hallux valgus zweithäufigste Erkrankung des Großzehengrundgelenks.
- Symptome: Schmerzen und Steifheit der großen Zehe beim Gehen.
- Befunde: Klinische Untersuchungen zeigen eine eingeschränkte Beweglichkeit des Großzehengrundgelenks, speziell bei Dorsalextension.
- Diagnostik: Die Diagnose kann mittels Röntgen bestätigt werden.
- Therapie: Die konservative Therapie umfasst Maßnahmen, die die Notwendigkeit einer Extension des Großzehengrundgelenks verringern. Eine Operation kann eventuell erforderlich werden.
Allgemeine Informationen
Definition
- Arthrose des 1. Metatarsophalangealgelenks (MTP)1
- Degenerative Erkrankung mit eingeschränkter Beweglichkeit des Großzehengrundgelenks, hauptsächlich bei Dorsalextension
- Führt zu Schwierigkeiten beim Abrollen des Fußes beim Gehen.
Häufigkeit
- Zweithäufigste Erkrankung des 1. MTP-Gelenks, nach Hallux valgus1
- Bei 80 % der Patienten sind beide Seiten betroffen.2
Ätiologie und Pathogenese
- Ätiologie nicht völlig geklärt, verschiedene Ursachen werden diskutiert.1
- Überbelastung – akutes Trauma mit Knorpelverletzung oder chronische, repetitive Mikroverletzungen1
- Athleten aus Laufsportarten sind gehäuft betroffen.3
- Rheumatische Erkrankung
- rheumatische Zerstörung des Großzehengrundgelenks
- Familiäre Vorbelastung
- bei beidseitiger Erkrankung in 98 % der Fälle positive Familienanamnese2
- Pathologie – Knorpeldegeneration und periartikuläre Osteophyten führen zu verminderter Beweglichkeit.
- Die dorsale Gelenkfläche ist in der Regel zuerst betroffen.4
- Daher ist vor allem die Dorsalextension eingeschränkt.
Prädisponierende Faktoren
- Verletzungen
- Arthritis urica
- Rheumatoide Arthritis
ICPC-2
- L98 Erworbene Deformität Extremität
ICD-10
- M20 Erworbene Deformitäten der Finger und Zehen
- M20.2 Hallux rigidus
Diagnostik
Diagnostische Kriterien
- Typischer klinischer Befund
Anamnese
- Schmerzen und Steifheit der großen Zehe beim Gehen
- Schmerz vor allem an der Oberseite der Zehe
- Sportler
- Probleme beim Laufen, Skilanglauf, Springen: repetitive Hyperextension der Großzehe mit Mikrotraumata3
Klinische Untersuchung
- Die Beweglichkeit ist eingeschränkt, insbesondere bei Dorsalflexion.
- Der Abrollvorgang beim Gehen ist schmerzhaft.
- Oft Parästhesien an der dorsomedialen Großzehe durch Reizung des dorsomedialen Hautnervs1
- Evtl. Verdickung auf der dorsalen Seite des Gelenks infolge von Osteophytenbildung oder Bursitis
- Evtl. Entzündungszeichen wie Rötung, Schwellung und Druckempfindlichkeit
Diagnostik beim Spezialisten
- Röntgen
- Im frühen Stadium ist möglicherweise noch keine Veränderungen sichtbar.
- Frühstadium häufig nur in MRT sichtbar1
- Im späteren Verlauf gibt es radiologische Anzeichen einer Arthrose.
- Gelenkspaltverschmälerung, subchondraler Sklerosierung, Geröllzysten und Osteophyten
- Im frühen Stadium ist möglicherweise noch keine Veränderungen sichtbar.
Therapie
Therapieziel
- Symptomverbesserung
Allgemeines zur Therapie
- Akute Beschwerden
- Kühlung, Kompression, Hochlagerung, Entlastung
- NSAR
- Chronische Beschwerden
- Gelenkinfiltration mit Steroiden und Lokalanästhetikum
- Vermeidung starker Dorsalextension der Großzehe durch mechanische Maßnahmen1
- Taping des Gelenks
- steife Sohle mit Abrollhilfe
- Schuhe mit niedrigem Absatz
- Operation bei persistierenden Beschwerden unter konservativer Therapie
Empfehlungen für Patienten
- Die konservative Therapie umfasst Maßnahmen, die die Extension des Großzehengrundgelenks vermindern.1
- Individuell angefertigte Fußorthesen können die Symptome gut lindern.6
- Schuhe mit steifer, abgerundeter Sohle lindern die Symptome auch, jedoch bevorzugten in einer Studie die meisten Teilnehmer die Orthese.6
- Einlegesohle mit Erhöhung unter den MTP-Gelenken
- Schuhe mit niedrigem Absatz
- Taping des Gelenks
- Anpassung der körperlichen Aktivität, z. B. Vermeidung von Arbeiten im Knien mit extendierten Zehen1
Operative Therapie
- Bei refraktären Schmerzen und Einschränkung der Gehfähigkeit trotz konservativer Therapie
- Relevante Operationsmethoden7-8
- Gelenkserhaltende Verfahren wie Cheilektomie, d. h. Entfernung von Osteophyten, die die Beweglichkeit einschränken.
- mit oder ohne Osteotomie der proximalen Phalanx (Moberg-Osteotomie)9
- Osteotomie des Os metatarsale
- Gelenkarthroplastik
- Eine metatarsophalangeale Arthrodese ist das bevorzugte Verfahren bei stark fortgeschrittenem Hallux rigidus.1
- Gelenkserhaltende Verfahren wie Cheilektomie, d. h. Entfernung von Osteophyten, die die Beweglichkeit einschränken.
Verlauf, Komplikationen und Prognose
Verlauf
- Chronisch progredienter Verlauf bei degenerativer Gelenkerkrankung
- In späten Stadien der Erkrankung kann sich eine kompensatorische Hyperextension des Großzehengrundgelenks entwickeln.
Prognose
- Gut, wenn der Knorpelverschleiß des Gelenks nicht ausgeprägt ist.10
- Bei persistierenden Beschwerden kann abhängig vom Grad der arthrotischen Veränderungen eine Cheilektomie oder Arthrodese des Großzehengrundgelenks erforderlich werden.
Patienteninformationen
Patienteninformationen in Deximed
Quellen
Literatur
- Hollis MH. Hallux rigidus. Medscape, last updated Mar 11, 2019. emedicine.medscape.com
- Coughlin MJ, Shurnas PS. Hallux rigidus: demographics, etiology, and radiographic assessment. Foot Ankle Int. 2003 Oct. 24(10):731-43. www.ncbi.nlm.nih.gov
- Nihal A, Trepman E, Nag D. First ray disorders in athletes. Sports Med Arthrosc Rev 2009; 17(3): 160-6. www.ncbi.nlm.nih.gov
- Lucas DE, Hunt KJ. Hallux Rigidus: Relevant Anatomy and Pathophysiology. Foot Ankle Clin 2015; 20(3): 381-9. www.ncbi.nlm.nih.gov
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- Menz HB, Auhl M, Tan JM, et al. Effectiveness of foot orthoses versus rocker-sole footwear for first metatarsophalangeal joint osteoarthritis: Randomized Trial. Arthritis Care Res (Hoboken) 2016; 68: 581-9. pmid:26638878 PubMed
- Zammit GV, Menz HB, Munteanu SE. Structural factors associated with hallux limitus/rigidus: a systematic review of case control studies. J Orthop Sports Phys Ther. 2009 Oct. 39(10):733-42. www.ncbi.nlm.nih.gov
- Erdil M, Elmadag NM, Polat G, Tunçer N, Bilsel K, Uçan V, et al. Comparison of Arthrodesis, Resurfacing Hemiarthroplasty, and Total Joint Replacement in the Treatment of Advanced Hallux Rigidus. J Foot Ankle Surg 2013; 52(5):588-93. PubMed
- Lin J, Murphy GA. Treatment of hallux rigidus with cheilectomy using a dorsolateral approach. Foot Ankle Int. 2009 Feb. 30(2):115-9. www.ncbi.nlm.nih.gov
- Waizy H, Czardybon MA, Stukenborg-Colsman C, Wingenfeld C, Wellmann M, Windhagen H, et al. Mid- and long-term results of the joint preserving therapy of hallux rigidus. Arch Orthop Trauma Surg. 2010 Feb. 130(2):165-70. www.ncbi.nlm.nih.gov
Autoren
- Lino Witte, Dr. med., Arzt in Weiterbildung, Innere Medizin, Frankfurt
- Terje Johannessen, professor i allmennmedisin, Institutt for samfunnsmedisinske fag, Norges teknisk-naturvitenskapelige universitet, Trondheim
- Carlos Saro Moncloa, med dr, överläkare, Ortopedkliniken, Södertälje sjukhus (Medibas)
- Eivind Witzøe, spesialist i ortopedi, overlege Ortopedisk avdeling, Regionsykehuset i Trondheim