Septumperforation

Zusammenfassung

  • Definition:Durchgängiger Defekt in der Nasenscheidewand, der Knorpel und Schleimhaut bilateral betrifft.
  • Häufigkeit:Relativ selten.
  • Symptome:Symptome bei einer vorderen Perforation sind häufiges Nasenbluten, verstopfte Nase, vermehrtes Nasensekret, Krusten, Pfeiflaute und äußere Nasendeformitäten. Hintere Perforationen sind meist asymptomatisch.
  • Befunde:Erkennbare Perforation in der Nasenscheidewand.
  • Diagnostik:Klinische Untersuchung, ggf. Endoskopie.
  • Therapie:Operativ bei symptomatischen Perforationen.

Allgemeine Informationen

Definition

  • Durchgängiger Defekt in der Nasenscheidewand, der Knorpel und Schleimhaut bilateral betrifft.1
  • Das Nasenseptum ist eine Mittellinienstruktur, die die Nase in zwei Nasenhöhlen unterteilt und aus membranösen, kartilaginären und knöchernen Teilen besteht.

Häufigkeit

  • Die Prävalenz von Septumperforationen wird mit 1–2 % angegeben.2

Ätiologie und Pathogenese

  • Die Ursachen sind vielfältig, aber die Erkrankung entsteht meistens
    • als Folge einer Septumplastik oder einer Kauterisation bei Epistaxis.
    • nach einem anderen Trauma, evtl. Septumhämatom.3
  • Nasaler Kokainkonsum4-5, evtl. das Inhalieren anderer Narkotika
  • Entzündliche Erkrankungen
  • Infektionskrankheiten
  • Neoplastisch
  • Medikamente
    • längere Verwendung von schleimhautabschwellenden oder kortisonhaltigen Nasensprays/-tropfen1,4
    • Bevacizumab (Chemotherapie bei Brust- und Darmkrebs) steht mit dem Auftreten von Septumperforationen in Verbindung.6

ICPC-2

  • R08 Nasensymptome/-beschwerden
  • R88 Verletzung Atemwege, andere

ICD-10

  • J34.8 Sonstige Krankheiten der Nase und der Nasennebenhöhlen

Diagnostik

Diagnostische Kriterien

  • Die Diagnose basiert auf den klinischen Befunden.
  • Ggf. erfolgt eine Biopsie zur Klärung der Ätiologie.

Differenzialdiagnosen

Anamnese

  • Vordere Perforationen
    • rezidivierende Epistaxis
    • Krustenbildung
    • Pfeiflaute und Nasenatmungsbehinderung durch Veränderung des Luftstroms
    • ggf. Schmerzen
    • unangenehmer Geruch
    • Perforationen können auch asymptomatisch sein.4,7
  • Hintere Perforationen
    • oft asymptomatisch4
  • Begleitende Symptome wie rheumatische, pulmonale oder renale Beschwerden sollten an eine generalisierte Erkrankung denken lassen.1

Klinische Untersuchung

  • Die Größe einer vorderen Perforation kann variieren, beträgt aber häufig etwa 10 mm.
  • Große Perforationen können zu einer Sattelnase führen, da die Stabilisierung durch das Septum fehlt.1

Ergänzende Untersuchungen in der Hausarztpraxis

  • Bei eindeutigem Auslöser, wie z. B. postoperativ, ist eine weiterführende Diagnostik meist nicht erforderlich.
  • Bei Patient*innen mit rheumatischen Symptomen oder Verdacht auf eine rheumatische oder systemische Erkrankung sind ggf. Blutuntersuchungen erforderlich.
    • BSG, CRP
    • evtl. spezielle Tests wie Bestimmung von Autoimmunantikörpern oder infektiologische Untersuchungen, je nach vermuteter Erkrankung

Diagnostik bei Spezialist*innen

  • Ggf. Rhinoskopie mit Biopsie durch HNO-Fachabteilung

Indikationen zur Überweisung

  • Bei symptomatischer Septumperforation

Therapie

Therapieziele

  • Perforation verschließen.
  • Symptome lindern.

Allgemeines zur Therapie

  • Symptomfreie Perforationen bedürfen keiner Behandlung.8
  • Die konservative Therapie ist oft unzureichend, während die operative Therapie kurativ ist und bei anhaltenden Beschwerden in Betracht gezogen werden sollte.8

Empfehlungen für Patient*innen

  • Absetzen sämtlicher lokal schleimhautschädigender Noxen (Nasenspray, Kokain)
  • Keine Manipulation

Medikamentöse Therapie

  • Evtl. Anwendung lokaler Cremes, Salben oder Salzwasserspülungen, um die Befeuchtung zu verbessern und Krustenbildung zu verringern.
  • Der Verschluss des Defekts mittels einer (Silikon-)Prothese kann eine Alternative sein bei:8-9
    • fehlender OP-Fähigkeit der Patient*innen
    • Ablehnung einer OP
    • aktiver systemischer Erkrankung.

Operative Therapie

  • Prinzip: Schleimhautverschiebelappen mit Knorpelinterposition4,8
  • Voraussetzung: ausreichend gesunde Schleimhaut in der Umgebung
  • Die normale Architektur und Physiologie der Nase werden wiederhergestellt.
  • Begleitende äußere Veränderungen (z. B. Sattelnase) müssen ggf. in einem Zweiteingriff korrigiert werden.4
  • Die meisten Patient*innen erreichen vollständige Symptomfreiheit.8

Verlauf, Komplikationen und Prognose

Prognose

  • Nach operativer Therapie ist die Prognose generell gut.
  • Etwas schlechtere Prognose bei erschwerter Wundheilung durch Nikotinabusus, Diabetes mellitus oder ausgeprägter Schleimhautatrophie.

Komplikationen

  • Postoperativ1,8
    • Wundheilungsstörung
    • akute Nachblutung
    • rezidivierende Epistaxis
    • bleibende Perforation bei unzureichender Deckung
  • Bei konservativer Therapie
    • Voranschreiten der Symptome
    • zunehmende äußere Deformierung durch Vergrößerung des Defekts

Patienteninformationen

Patienteninformationen in Deximed

  • Loch in der Nasenscheidewand (Septumperforation)

Quellen

Leitlinien

  • Deutsche Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie. Formstörungen der inneren und äußeren Nase (mit funktioneller und/oder ästhetischer Beeinträchtigung). AWMF-Leitlinie Nr. 017-070. S2k, Stand 2022. www.awmf.org

Literatur

  1. Downs BW, Sauder HM. Septal Perforation. 2022 Aug 1. In: StatPearls [Internet]. Treasure Island (FL): StatPearls Publishing; 2022 Jan www.ncbi.nlm.nih.gov
  2. Taylor CM, Bansberg SF, Marino MJ. Assessing Patient Symptoms Due to Nasal Septal Perforation: Development and Validation of the NOSE-Perf Scale. Otolaryngology–Head and Neck Surgery. 2021;165(5):739-744 journals.sagepub.com
  3. Batniji RK, Meyes AD. Septal perforation - medical aspects. Medscape, last updated Febr 24, 2016. emedicine.medscape.com
  4. Rettinger G. Septumperforation. Laryngo-Rhino-Otologie 2020; 99(10): 743-746. eref.thieme.de
  5. Green RJ, Gardiner Q, Vinod K, et al. A case series and literature review on patients with rhinological complications secondary to the use of cocaine and levamisole. J Laryngol Otol. 2020 May;134(5):440-446 pubmed.ncbi.nlm.nih.gov
  6. D'Amico M, Pagano M, Pasa A, et al. An observational study of nasal cavity toxicity in cancer patients treated with bevacizumab. Expert Opin Drug Saf. 2014 Nov;13(11):1437-42. pubmed.ncbi.nlm.nih.gov
  7. Deutsche Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie. Formstörungen der inneren und äußeren Nase (mit funktioneller und/oder ästhetischer Beeinträchtigung). AWMF-Leitlinie Nr. 017-070. S2k, Stand 2022. www.awmf.org
  8. Scheithauer M, Lindemann J, Sommer F, et al. Der chirurgische Septumperforationsverschluss. Laryngo-Rhino-Otologie 2021; 100(03): 224-232. eref.thieme.de
  9. Taylor RJ, Sherris DA. Prosthetics for nasal perforations: a systematic review and meta-analysis. Otolaryngol Head Neck Surg. 2015 May;152(5):803-10 pubmed.ncbi.nlm.nih.gov

Autor*innen

  • Bonnie Stahn, Dr. med, Fachärztin für Allgemeinmedizin, Hamburg
  • Die ursprüngliche Version dieses Artikels basiert auf einem entsprechenden Artikel im norwegischen hausärztlichen Online-Handbuch Norsk Elektronisk Legehåndbok (NEL, https://legehandboka.no/).

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