Hyponatriämie

Eine verringerte Menge an Natrium im Blut kann durch eine zu geringe Natriumzufuhr oder durch eine zu hohe Flüssigkeitsmenge im Körper hervorgerufen werden. Eine schwere Hyponatriämie kann in Verbindung mit einer schweren Herzinsuffizienz, mit Leber- oder mit Nierenversagen auftreten.

Was ist Hyponatriämie?

Natrium (Na) ist ein Element, das in vielen Salzen enthalten ist. Das normale Kochsalz ist NaCl (Natriumchlorid). Natrium tritt in Körperflüssigkeiten als positiv geladenes Ion auf (Na+) und findet sich im Blut sowie in der Flüssigkeit in den Zellen und im Raum außerhalb der Zellen (extrazellulärer Raum). Natrium in Körperflüssigkeiten wird als Elektrolyt bezeichnet. Beispiele weiterer Elektrolyte sind Kalium, Kalzium, Chlorid etc.

Ein niedriger Natriumspiegel (Hyponatriämie) wird als Natriumwert im Blutserum, also der Blutflüssigkeit, von unter 135 mmol/l definiert. Die Hyponatriämie ist eine häufige Störung des Elektrolythaushaltes und kommt vor allem bei älteren Patient*innen vor. Eine leichte Hyponatriämie ist bei einer Vielzahl von akuten und chronischen Krankheiten eine übliche Begleiterscheinung, ohne dass hierfür eine offensichtliche Ursache zu finden oder eine Behandlung erforderlich wäre. Eine schwere Hyponatriämie ist mit einer erheblichen Morbidität und Mortalität verbunden.

Symptome

Änderungen im Flüssigkeits- und Salzhaushalt des Körpers können in ausgeprägten Fällen Auswirkungen auf das Gehirn haben und zu Bewusstseinsstörungen führen. Wenn der Natriumverlust rasch (akut) erfolgt, d. h. über weniger als 48 Stunden, können Symptome wie Koma, Krampfanfälle und Atemstillstand auftreten. Die langsamere Entwicklung der Hyponatriämie (chronisch) zeichnet sich durch uncharakteristische Symptome aus wie leichte kognitive Einschränkungen und Gangstörungen mit Sturzneigung.

Ursachen

Hyponatriämie kann sowohl auf Natriummangel als auch einer zu großen Wassermenge beruhen. Die Kombination der beiden ist die häufigste Ursache. Wesentliche Voraussetzungen für die Aufrechterhaltung der normalen Menge an Natrium in der Blutflüssigkeit sind:

  • eine normale Nierenfunktion
  • Eine normale Produktion des antidiuretischen Hormons (ADH), das vom Gehirn ausgeschieden wird und die Urinproduktion begrenzt.
  • Durstgefühl.

Die häufigste Form ist die hypotone Hyponatriämie, bei der auch andere Teilchen wie Zucker, Fette oder Proteine vermindert vorliegen. Sie kann bei schwerer Herzinsuffizienz, Leberversagen oder Nierenversagen auftreten. Die hypotone Hyponatriämie kann auch nach starkem Schwitzen bei großer Hitze verursacht werden. Bei übermäßiger Wasserzufuhr ohne gleichzeitige Salzaufnahme kann ein Verdünnungseffekt mit einem niedrigen Natriumspiegel im Blut entstehen. Ebenso können viele Medikamente (z. B. harntreibende Mittel und Antidepressiva) den Salzhaushalt im Körper stören und auf diese Weise eine Hyponatriämie verursachen.

Diagnose

Ein niedriger Natriumspiegel wird mithilfe einer Blutuntersuchung festgestellt. Oft liegen weitere Anomalien im Blut vor. Wird ein zu niedriger Natriumspiegel festgestellt, sollten weitere Laborwerte im Blut und Urin untersucht werden. Bei Natriumwerten im Blutserum von unter 135 mmol/l spricht man von einer Hyponatriämie. Eine schwere Hyponatriämie liegt vor, wenn die Werte unter 120 mmol/l fallen.

Patient*innen, die Psychopharmaka einnehmen, sollten im Hinblick auf eine mögliche Hyponatriämie untersucht werden, wenn neue, diffuse Symptome festgestellt werden. Ebenso sollte bei „Alterssymptomen" wie Gangstörungen, kognitiven Störungen oder Wesensveränderungen an eine Hyponatriämie gedacht werden.

Therapie

Die Behandlung richtet sich nach den Symptomen und der Entstehung (akut oder chronisch). Sie zielt darauf ab, den Natriumwert im Blut durch Infusionen (Flüssigkeit direkt in den Blutkreislauf) oder durch Entfernung von überschüssiger Flüssigkeit im Körper zu normalisieren. In den meisten Fällen handelt es sich um kleine Änderungen des Natriumspiegels, bei denen eine aktive Behandlung nicht erforderlich ist. In schweren Fällen von Hyponatriämie hängt die Behandlung davon ab, ob die Hyponatriämie akut oder chronisch auftritt.

Eine Hyponatriämie mit schweren, lebensbedrohlichen Symptomen wie Koma und Krämpfen wird mit einer Infusion aus einer 3-prozentigen Kochsalzlösung und harntreibenden Mitteln behandelt. Wegen der Gefahr einer Verschlechterung wird auch eine akut aufgetretene Hyponatriämie mit milden Symptomen auf diese Weise behandelt.

Bei leichteren Symptomen wie Kopfschmerzen, Übelkeit und Verwirrtheit ist die Behandlung von der Grunderkrankung abhängig. In Situationen, die zu großem Wasserverlust führen, wie zum Beispiel einem Marathonlauf, ist es wichtig, nicht nur reines Wasser zu trinken, sondern eher elektrolythaltige Flüssigkeiten.

Bei einem chronisch niedrigen Natriumspiegel sollten Sie nicht große Mengen (viele Liter) reines Wasser trinken. Trinken Sie entweder Flüssigkeiten, die Salze enthalten, oder sorgen Sie dafür, dass Sie über die Nahrung immer gut mit Salzen versorgt sind. Komplizierte Ernährungsempfehlungen sind im Normalfall nicht erforderlich, es sei denn, Sie leiden unter einer anderen schweren Grunderkrankung wie beispielsweise chronischer Niereninsuffizienz.

Wenn die Erkrankung durch Medikamente ausgelöst wurde, genügt es oft schon, die Einnahme des betreffenden Medikaments (z. B. ein harntreibendes Mittel) abzubrechen.

Prognose

Eine unzureichende oder umgekehrt auch zu aggressive Behandlung einer Hyponatriämie kann zu einem schweren bis tödlichen Verlauf führen. Bei einer erfolgreichen Korrektur der Natriumzufuhr ist die Prognose gut. Die Prognose hängt von der Behandlung der Grunderkrankung ab. Patient*innen, die umfassend untersucht und diagnostiziert wurden, haben eine signifikant höhere Rate erfolgreich korrigierter Hyponatriämien.

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Autor*innen

  • Markus Plank, MSc BSc, Medizin- und Wissenschaftsjournalist, Wien

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Literatur

Dieser Artikel basiert auf dem Fachartikel Hyponatriämie. Nachfolgend finden Sie die Literaturliste aus diesem Dokument.

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