Was ist eine akute Prostatitis?
Definition
Eine akute Prostatitis ist eine schmerzhafte Entzündung der männlichen Vorsteherdrüse (Prostata), die in aller Regel durch Bakterien verursacht wird. Die Bakterien entsprechen den Erregern von Harnwegsinfekten.
Symptome
Die Erkrankung äußert sich durch akut einsetzende Schmerzen im Unterleib und im Dammbereich, die in den Rücken ausstrahlen können. Fieber und ein ausgeprägtes Krankheitsgefühl treten auf. Die Prostata ist vergrößert und schmerzempfindlich.
Mögliche weitere Symptome sind Schmerzen beim Stuhlgang und Wasserlassen, ein verminderter Harnfluss und eitriger Ausfluss. Auftreten können auch ein gestörter Harnabfluss oder ein Harnverhalt. Dies sind Notfälle, die umgehend ärztlich behandelt werden müssen!
Ursachen
Meistens ist der Auslöser eine Harnwegsinfektion (Blasenentzündung), die sich auf die Prostata ausbreitet. Verantwortlich sind die gleichen Bakterien, die auch einen Harnwegsinfekt verursachen. Aber auch Erreger von sexuell übertragbaren Krankheiten können die Ursache sein. Bei Immunschwäche (z. B. HIV) können auch seltenere Erreger auftreten.
Häufigkeit
Die akute Prostatitis tritt am häufigsten bei Männern zwischen 20 und 40 Jahren sowie über 70 Jahren auf.
Bei Männern mit einem fieberhaften Harnwegsinfekt haben 85 % eine Mitbeteiligung der Prostata.
Untersuchungen
Die Diagnose wird auf der Grundlage der o. g. typischen Symptome und des Nachweises einer Harnwegsinfektion durch einen Urinstreifentest gestellt.
Bei der ärztlichen Untersuchung wird die Prostata sehr vorsichtig abgetastet, da dies äußerst schmerzhaft sein kann. Zusätzlich werden Urin- und Blutuntersuchungen durchgeführt. Mithilfe einer Urinkultur kann der Erreger bestimmt und die Wahl des Antibiotikums angepasst werden. Im Blut lässt sich auch der PSA-Wert (prostataspezifisches Antigen) bestimmen, der bei einer Prostatitis häufig erhöht ist.
Bei einer Ultraschalluntersuchung können ein Harnstau und ein Prostataabszess ausgeschlossen werden.
Besteht der Verdacht auf sexuelle übertragbare Erreger, wird ein Harnröhrenabstrich genommen.
Eine Überweisung zu Fachärzt*innen ist angezeigt:
- bei chronischer Prostatitis
- Wenn die Erreger atypisch sind.
- bei immer wiederkehrenden Harnwegsinfekten
- Wenn die Diagnose nicht sicher gestellt werden kann.
- Wenn die Antibiotikabehandlung nicht anschlägt.
Eine Einweisung ins Krankenhaus erfolgt, wenn der Allgemeinzustand sehr schlecht ist, der Verdacht auf eine Blutvergiftung besteht und bei Anzeichen eines Harnstaus oder Harnverhalts.
Behandlung
Da es sich um eine bakterielle Infektion handelt, ist eine Behandlung mit Antibiotika angezeigt. Empfohlen werden die gleichen Antibiotika wie bei einem komplizierten Harnwegsinfekt. Schmerzmittel können die Beschwerden lindern.
Patienten mit Harnverhalt, einem schlechtem Allgemeinzustand und der Gefahr einer Blutvergiftung erhalten im Krankenhaus eine intravenöse Antibiotikatherapie. Wenn der Urin nicht abfließen kann, muss ggf. ein Urinkatheter gelegt werden.
Verlaufskontrolle
Eine Kontrolluntersuchung sollte nach einigen Tagen durchgeführt werden. Der PSA-Wert sollte 3–6 Monate nach Beschwerdefreiheit erfolgen, falls der Wert erhöht war.
Falls trotz Behandlung keine Besserung eintritt, sollte eine Überweisung zu Spezialist*innen für weitere Untersuchungen erfolgen.
Prognose
Bei rechtzeitiger Behandlung mit Antibiotika ist die Prognose gut. Selten kann eine akute in eine chronische Prostatitis übergehen und zu wiederkehrenden Harnwegsinfekten führen.
Weitere Informationen
- Chronische Prostatitis
- PSA-Wert
- Harnverhalt
- Harnwegsinfekte bei Männern
- Blutvergiftung
- Akute Prostatitis – Informationen für ärztliches Personal
Autorin
- Ulrike Boos, Redakteurin von Deximed, Freiburg
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Literatur
Dieser Artikel basiert auf dem Fachartikel Prostatitis, akute. Nachfolgend finden Sie die Literaturliste aus diesem Dokument.
- European Association of Urology (EAU): EAU Guidelines on Urological Infections. Update 2018. www.uroweb.org uroweb.org
- Robert Koch-Institut: Selbsthilfe im Gesundheitsbereich. Gesundheitsberichterstattung des Bundes. Heft 36, Prostataerkrankungen. Berlin, 2007. www.rki.de
- Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM). Brennen beim Wasserlassen – S3-Leitlinie und Anwenderversion der S3-Leitlinie Harnwegsinfektion. AWMF-Leitlinie Nr. 053-001, Stand 2018. www.awmf.org
- Deutsche Gesellschaft für Urologie e. V. (DGU) Epidemiologie, Diagnostik, Therapie, Prävention und Management unkomplizierter, bakterieller, ambulant erworbener Harnwegsinfektionen bei erwachsenen Patienten. AWMF-Leitlinie Nr. 043-044, Stand 2017. www.awmf.org
- Coker TJ, Dierfeldt DM. Acute bacterial prostatitis: Diagnosis and management. Am Fam Physician 2016 Jan 15; 93(2): 114-120. pmid: 26926407 PubMed
- BfArM: Fluorchinolone: Einschränkungen in der Anwendung aufgrund von möglicherweise dauerhaften und die Lebensqualität beeinträchtigenden Nebenwirkungen 16.11.18. www.bfarm.de
- Wagenlehner, Florian M.E.; Naber, Kurt G. et al. Prostatitis und männliches Beckenschmerzsyndrom, Diagnostik und Therapie. Dtsch Arztebl Int 2009; 106(11): 175-83, DOI: 10.3238/arztebl.2009.0175. DOI