Fraktur des Kondylus radialis oder des Kondylus ulnaris
Bikondyläre T-/Y-Fraktur: Wachstumsfugen-kreuzende Gelenkfraktur mit metaphysärem Anteil; entspricht der suprakondylären Humerusfraktur mit Kondylenbeteiligung.3
Gelenkflächenfraktur (Fraktur des Capitulum humeri und der Trochlea)
Häufigkeit
Eine distale Humerusfraktur bei Erwachsenen ist relativ selten.
Inzidenz von 5/100.000 Einwohnern und 2–6 % aller Frakturen4
Suprakondyläre Humerusfraktur treten am häufigsten bei Kindern im Alter von 4–10 Jahren auf.5
Die Diagnostik sollte sofort und unter Vermeidung von schmerzhaften Untersuchungen erfolgen.
Individuell Analgetikagabe oder Sedierung erwägen.
Zwingend nötig:
Beurteilung des Weichteilschadens
Dokumentation von Durchblutung, Motorik und Sensibilität
konventionelle Röntgenaufnahme in zwei Ebenen
Ist nach einer Röntgenaufnahme in nur einer Ebene die OP-Indikation gegeben: Zweite Ebene präoperativ nicht erzwingen, kann auch in Narkose ergänzt werden.
Röntgen der Gegenseite ist obsolet.
Röntgen
Radiologische Anzeichen für Fraktur: vorderes und hinteres Fettpolsterzeichen9
Verlagerung und Sichtbarwerden (Aufhellung im Röntgen) von den normalen anatomischen Fettpolster durch Gelenkerguss
CT
Liefert meist keine wichtigen zusätzlichen Informationen.10
nur bei schwierigen Differenzialdiagnosen3, dann mit möglichst niedriger Strahlendosis
Konservative Therapie in der Regel ambulant, operative Therapie stationär2
Dauer der Ruhigstellung altersabhängig, mit höherem Alter zunehmend2
Ellenbogenendoprothese
In Fällen, in denen die Verletzungen so schwerwiegend sind, dass eine saubere Rekonstruktion schwierig ist, wird bei fortgeschrittenem Patientenalter immer häufiger eine Arthroplastik durchgeführt.11-12
2 Wochen Gipsschiene oder zirkulärer Ellenbogengips von der Schulter bis zum Handgelenk (90-Grad-Winkel)1
anschließend Anpassung einer Gelenkorthese mit frühzeitiger Mobilsierung1
Kontrolle
Röntgen, 1 und 2 Wochen nach der Verletzung und beim Anlegen/Entfernen des Gipses
anschließend nach Bedarf
Intraartikuläre Frakturen
Leitlinie: Therapie kondylärer Frakturen im Kindesalter3
Fraktur der radialen (lateralen) Kondyle
Konservativ
Indikation
undislozierte Frakturen (von Laer I)
Methode
zirkulärer, gespaltener Oberarmgips oder Oberarmgipsschiene, die Kondylen umgreifend
90-Grad-Ellenbogenflexion und Neutralstellung des Unterarmes
Kontrolle
konventionelle Röntgen-Kontrolle in 2 Ebenen gipsfrei nach 4–7 Tagen und in fraglichen Fällen nach 14 Tagen zum Ausschluss einer sekundären Dislokation
Fragmentverschiebung in der Röntgenkontrolle nach 4–7 Tagen oder später erfordert einen Therapiewechsel mit offener Reposition und Osteosynthese.
Konsolidationskontrolle radiologisch gipsfrei nach 4 Wochen
Dauer
nach 4 Wochen Abschlusskontrolle und anschließend Freigabe zur spontanen Mobilisation
Operativ
Indikation
dislozierte Frakturen (von Laer III)
in der Regel auch Typ II nach von Laer, da sekundäres Abrutschen möglich
Methode
Fixation mittels 2–3 divergierender K-Drähte und 1 metaphysären Spongiosazugschraube
Kontrolle
Röntgen in 2 Ebenen unmittelbar postoperativ und an Tag 28
ggf. vor Metallentfernung
weitere Röntgenkontrollen bei Wachstumsstörungen oder Komplikationen
Dauer
Gipsruhigstellung in Funktionsstellung wie bei konservativer Therapie für mindestens 3 Wochen, üblich aber für 4 Wochen
Physiotherapie
in der Regel nicht erforderlich
indiziert bei relevanter Bewegungseinschränkung > 20 Grad nach 3 Monaten
Fraktur der ulnaren (medialen) Kondyle
Deutlich seltener
Therapie wie bei Fraktur der radialen Kondyle
Die Prognose ist wegen meist schwererer Begleitverletzungen ungünstiger.
besonders N. ulnaris gefährdet
Epikondyläre Fraktur
Therapie wie bei Kondylenfraktur
Achtung: Auf Verletzungen des N. ulnaris achten!
Bei Operationsindikation wird in der Regel die Spickung vorgezogen, da die abgetrennten Fragmente häufig zu klein für eine Fixation durch Schrauben sind.
T- und Y-Fraktur
Bruchlinie durch die Kondyle und Metaphyse
Operative Versorgung
exakte Reposition und Fixierung durch Spickung oder kleine Schrauben
Frühe Mobilisation, ggf. durch Orthese mit Gelenk
Diese Frakturen verheilen oft nur langsam und mit umfassender Narbenbildung.
Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie. Suprakondyläre Humerusfraktur beim Kind. AWMF-Leitlinie Nr. 012-014. S1, Stand 2014. www.awmf.org
Deutsche Gesellschaft für Kinderchirurgie. Intraartikuläre Frakturen des Humerus im Kindesalter. AWMF-Leitlinie Nr. 006-126. S2k, Stand 2015. www.awmf.org
Literatur
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Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie. Suprakondyläre Humerusfraktur beim Kind. AWMF-Leitlinie Nr. 012-014, Stand 2014. www.awmf.org
Deutsche Gesellschaft für Kinderchirurgie. Intraartikuläre Frakturen des Humerus im Kindesalter, AWMF-Leitlinie Nr. 006-126, Stand 2015. www.awmf.org
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Autoren
Lino Witte, Dr. med., Arzt in Weiterbildung, Innere Medizin, Frankfurt a. M.
Björn Salomonsson Med dr och överläkare, Ortopedkliniken, Danderyds sjukhus
Arild Aamodt, overlege/professor, Ortopedisk avdeling, Lovisenberg Sykehus, Oslo