Bei Brucellose handelt es sich um eine Krankheit, die von Tieren auf Menschen übertragen wird.

Brucellose

Brucellose wird in erster Linie durch direkten Tierkontakt oder durch die Einnahme von nichtpasteurisierten Milchprodukten übertragen.

Was ist Brucellose?

Die Brucellose ist eine durch Bakterien der Gattung Brucella ausgelöste Erkrankung, die durch infizierte Tiere und Tierprodukte übertragen wird. Andere Bezeichnungen für die Brucellose sind: Maltafieber, Mittelmeerfieber oder Morbus Bang.

Die Symptome können einer Grippe ähneln und diverse Organe betreffen. In West- und Nordeuropa ist die Erkrankung sehr selten und meist importiert. Die Behandlung besteht aus einer mehrwöchigen Antibiotikatherapie.

Definition

  • Die Erreger sind Bakterien der Gattung Brucella.
  • Die Brucellose wird durch infizierte Tiere übertragen (Zoonose), insbesondere durch Nutztiere.
  • Die Brucellose wurde auch als potenzielle biologische Waffe eingestuft.

Symptome

  • In der Mehrzahl der Fälle treten bei Infektion keine Symptome auf.
  • Die Symptome können ab Tag 5 bis 60 nach Infektion beginnen.
  • Schleichender oder plötzlicher Krankheitsbeginn mit Symptomen wie:
    • Fieber
    • Nachtschweiß
    • Muskel- und Gelenkschmerzen
    • Müdigkeit, Schwäche
    • Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen, Verstopfung
    • Halsschmerz
    • Depression
    • vergrößerte Leber oder Milz
    • Gelenkentzündungen
    • Herzgeräusche
    • Entzündung der Augen
    • Kopfschmerzen, Rückenschmerzen
    • Hautveränderungen.

Ursachen

  • Verursacht wird die Krankheit wird durch Bakterien der Gattung Brucella
    • B. melitensis (Maltafieber), bei Ziegen und Schafe
      • häufigster Erreger von Infektionen beim Menschen
    • B. suis, bei Schweinen
    • B. abortus (Morbus Bang), bei Rindern
    • B. canis, bei Hunden (selten)
  • Die Infektion des Menschen erfolgt durch infizierte Tiere, meist Nutztiere. Das Reservoir sind vor allem Rinder, Schweine, Ziegen und Schafe.
    • Auch eine Übertragung durch Haustiere (z. B. Hunde) oder Wildtiere (z. B. Füchse oder Rehwild) ist beschrieben.
    • Eine direkte Übertragung von Mensch zu Mensch ist sehr selten. Möglich ist sie z. B. beim Stillen, über die Plazenta bei Schwangeren, durch Transplantationen, Transfusionen oder sehr selten auch Geschlechtsverkehr.
  • Typische Übertragungswege sind:
    • Verzehr verunreinigter Lebensmittel, z. B. nichtpasteurisierte Milch und Milchprodukte, rohes Fleisch
  • Direkter Kontakt zu infizierten Tieren
    • Übertragung im Labor
  • Bei Umgebungstemperatur kann der Erreger mehrere Tage bis Wochen überleben, z. B. in Milch oder Wasser, aber auch in der Erde.
  • Desinfektionsmittel oder ein Erhitzen über 60 °C für 10 Minuten tötet den Erreger ab.

Häufigkeit

  • Besonders verbreitet ist der Erreger im Mittelmeerraum, im Nahen und Mittleren Osten, auf der arabischen Halbinsel, in Lateinamerika, Afrika und Asien.
    • in Europa: Portugal, Spanien, Süditalien, Griechenland und Türkei
  • In Deutschland ist die Erkrankung selten und meistens importiert.
    • Bei Patient*innen in Deutschland wird als häufigstes vermutetes Infektionsland die Türkei angegeben.
    • Rinder-, Schaf- und Ziegenbestände in Deutschland gelten als brucellosefrei.
  • Jährlich werden 500.000 Neuinfektionen weltweit registriert.

Untersuchungen

  • Eine sichere Diagnose lässt sich anhand von Bakterienkulturen und Blutuntersuchungen stellen.
  • Alternativ gelingt der Nachweis mit Proben aus Knochenmark, Gehirn-Rückenmarksflüssigkeit, Urin oder Gewebe.
  • Das Bakterium wächst langsam. Ein positives Ergebnis liegt frühestens nach 3–5 Tagen vor.

Behandlung

  • Antibiotika für mindestens 6 Wochen
    • In der Regel werden verschieden Antibiotika kombiniert.
  • Bei einer Entzünung des Herzbeutels oder bei Knochenbefall kann eine Operation erforderlich sein.

Vorbeugung

  • In Risikogebieten
    • Rohmilch und Rohmilchprodukte entweder pasteurisieren/abkochen oder meiden.
    • Kein rohes Fleisch essen.
    • Nach dem Bundesinstitut für Risikobewertung sollten verdächtige Lebensmittel für mindestens 2 Minuten auf 72 °C erhitzt werden.
  • Nutztiere impfen.
  • Bei Menschen, die mit Tieren arbeiten:
    • Schutzkleidung, Handschuhe, Händereinigung und -desinfektion, Hautpflege
  • An Brucellose erkrankte Frauen sollten nicht stillen.

Prognose

  • Gute Prognose bei entsprechender Behandlung
    • Weniger als 2 % der unbehandelten Patient*innen sterben.
  • Viele Krankheitsfälle werden nicht diagnostiziert und verschwinden von allein.
  • Die Krankheit kann einen kurzweiligen oder einen chronischen, schwankenden Verlauf haben.
  • Wiederholte Infektionen sind relativ häufig, insbesondere bei unzureichender Therapie.
  • Im Prinzip kann jedes Organ und System des Körpers von der Brucellose und brucellosebedingten Komplikationen betroffen sein:
    • Herz-Kreislaufsystem
    • Harn- und Geschlechtsorgane
    • Gehirn und Rückenmark
    • Muskeln und Gelenke
    • Magen-, Darmtrakt
    • Lunge
    • Eiteransammlung in Leber, Rückenmark, Milz oder Schilddrüse.

Weitere Informationen

  • Brucellose – Informationen für ärztliches Personal

Autorin

  • Hannah Brand, Dr. med., Ärztin, Berlin

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Literatur

Dieser Artikel basiert auf dem Fachartikel Brucellose. Nachfolgend finden Sie die Literaturliste aus diesem Dokument.

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